Autosuggestion ist ja in vielen Bereichen des Lebens eine hervorragende Möglichkeit effizienter zu werden. Nicht nur im Leistungs-und Extremsport ist Autosuggestion ein längst probates Mittel um körperliche und geistige Höchstleistungen zu vollbringen.
Wie sieht es hier bei der Heilung von Krankheiten aus? Ist es auch hier mittels Autosuggestion möglich die Heilung positiv zu beeinflussen und gar lebensbedrohliche Krankheiten zu besiegen? Gibt es zu dem Thema aktuelle Beispiele, Studien etc.?
Wirkt sich Autosuggestion auch auf das Thema AA aus? Was gibt es insg. dazu für seriöse wissenschaftliche Untersuchungen und Meinungen?
Ich könnte mir gut vorstellen das Autosuggestion etwas bringen könnte, Meditation soll ja auch hilfreich sein! Aber wie setzt man so etwas um? Ich glaube, wenn ich mir dabei albern vorkomme bringt es eh nix.
naja, man kann es ja auch Visualisierung nennen. Übrigens, auch ein Gebet ist ja eine Art Autosuggestion und ich glaube, es gibt darüber durchaus seriöse Studien oder zumindest wissenschaftliche Erkenntnisse fernab jeder esoterischen "Spinnerei", das Spiritualität und Religiösität durchaus eine positive Wirkung auf Gesundung und Heilung haben können. Interessant wäre zu erfahren, woran das konkret liegen könnte. Ich denke nicht, daß man unmittelbar mit seinem Immunsystem kommunizieren kann, aber vielleicht ist ja schon die Minderung von Stress und Angst und der innere Fokus auf die Gewissheit von Heilung der körperlichen Gesundheit dann wieder real förderlich. Aspekte derer sich ja auch der Schamanismus und andere traditionelle Heilmethoden bedient und wohl auch Heilungserfolge aufzuweisen hat.
Aber wie gesagt, ich weiß es nicht und kenne mich mit der Materie nicht näher aus, finde das Thema aber sehr interessant. Daher auch die Frage und der eröffnete Thread.
Autosuggestionen und Visualisierungen können die Gedanken beeinflussen. Gedanken wiederrum unsere Gefühle und Stimmung, die sich dann wieder auf Hormonsystem, Immunsystem und dadurch letzten Endes direkt auf Genexpression und Blutdruck auswirkt. Natürlich kann so etwas ein sehr hilfreiches Mittel sein!
Es ist bewiesen, dass Stress die Telomerverkürzung beschleunigen kann, Epigenetische Muster verändern und sehr schnell die Anzahl an Immunglobulinen senken kann! Einfach mal googlen.
Speziell, bei hohem Blutdruck können geistige Übungen helfen und damit einen Beitrag zu AA und LE leisten. Auch schlafprobleme, die sich sicher negativ auf AA und LE auswirken wird man lindern können.
PS.:Eventuell, könnte man beim Thread erstellen, auch darauf achten Ihn in einem passenden Subforum zu posten. Das hier hat jetzt wirklich nichts mehr mit " Heilung, Prävention und Verjüngung durch Ernährung" zu tun
PSS.:Und im alten Forum, hat sogar eine Userin vor kurzem ein Mantra zur Telomerverlängerung gepostet. http://aging-und-praevention.de/nahrungs...rzel-t8358.html Wer weis, vielleicht kann ja der Placeboeffekt die Telomere verlängern
PSS.:Und im alten Forum, hat sogar eine Userin vor kurzem ein Mantra zur Telomerverlängerung gepostet. http://aging-und-praevention.de/nahrungs...rzel-t8358.html Wer weis, vielleicht kann ja der Placeboeffekt die Telomere verlängern
Oh, oh,
das ist ja wirklich hart! Gesund durch Zahlen! Haben jetzt also die Extremesoteriker, Zauberer und Scharlatane das alte Forum gekapert!?
PSS.:Und im alten Forum, hat sogar eine Userin vor kurzem ein Mantra zur Telomerverlängerung gepostet. http://aging-und-praevention.de/nahrungs...rzel-t8358.html Wer weis, vielleicht kann ja der Placeboeffekt die Telomere verlängern
Oh, oh,
das ist ja wirklich hart! Gesund durch Zahlen! Haben jetzt also die Extremesoteriker, Zauberer und Scharlatane das alte Forum gekapert!?
Schlimm genug, aber die ständigen Produkt-Werbepostings im "Aging und Prävention"-Forum sind sogar noch unverschämter. Nur das Archiv von vor 2014 ist brauchbar!
Zum Topic:
"Dass nicht nur der Körper das Ende des Lebens beeinflusst, wird besonders im Zusammenhang mit Terminen deutlich. "Das können Besuche von Angehörigen sein, die abgewartet werden, das nötige Testament oder andere Dinge, die noch in Ordnung gebracht werden müssen", sagt Hardinghaus. Viele wollten einen bestimmten Tag noch erleben, warteten auf ihre Kinder, die von weit her anreisen, oder müssten noch ein wichtiges Gespräch führen. "Und oft halten die Menschen dann noch durch bis dahin." Besonders eine junge Patientin mit kleinen Kindern ist Hardinghaus in Erinnerung geblieben, die im Oktober anfing, Weihnachtsgeschenke herzustellen. "Sie hat es noch geschafft, den Kindern die Geschenke am Heiligabend zu übergeben. Am nächsten Tag ist sie gestorben." Oft wird die hohe Todesrate im Januar darauf zurückgeführt, dass die Menschen Weihnachten oder den Jahreswechsel noch erleben wollten.
Häufiger warten Sterbenskranke noch auf Begegnungen als auf Termine", sagt Hardinghaus. "Wenn der Patient noch mit einem Verwandten oder Freund oder einem Seelsorger sprechen möchte, will er noch nicht ganz loslassen." So seien es oft familiäre oder persönliche Ereignisse, von denen der Todeszeitpunkt kranker Menschen abhängt. Im Jahr 2012 untersuchten Schweizer Wissenschaftler den Zusammenhang zwischen Geburtstagen und Todestagen. Sie analysierten rund 2,4 Millionen Todesfälle in der Schweiz zwischen 1969 und 2008. Das Ergebnis: An ihrem Geburtstag sterben 13,6 Prozent mehr Menschen als an anderen Tagen im Jahr.
Etliche Forscher untersuchen, warum wir sterben, wann wir sterben. Obwohl der uralte Traum, den Todeszeitpunkt beeinflussen zu können, verständlich sei, warnt Palliativmediziner Hardinghaus davor, zu viel Kontrolle über den Tod haben zu wollen. Phänomene wie das der Simpsons, die einander in den Tod folgten, oder die Häufung der Todesfälle nach Weihnachten könne man zwar feststellen – naturwissenschaftlich erklärt seien sie jedoch nicht. "Es gibt eben Dinge zwischen Himmel und Erde, die Menschen – und somit auch wir Ärzte – nicht verstehen."
Die große Frage ist, wie kann man selbst ohne Placboe zu bekommen die starke Wirkung des Placeboeffekts nutzen? Es muss doch irgend wie möglich sein, sich selbst ohne Scheinmedikamente in so eine positive Stimmung zu versetzen, um die Selbstheilungskräfte zu aktivieren!
PS.: Ich plädiere immer noch dafür, diesen Thread in die Kategorie Verschiedenes zu verschieben
Das Stichwort heißt "open label placebo", wird im zweiten von dir verlinkten scinexx-Artikel erwähnt:
Zitat Auch wissentliche Placebos wirken
Lange Zeit dachte man, dass ein Placebo nur dann wirkt, wenn der Patient vom Schummel nichts weiß. Denn nur dann, so die gängige Theorie, bildet er die entsprechenden Erwartungen. Doch das stimmt nicht, wie der Placeboforscher Ted Kaptchuk von der Harvard Medical School in Boston im Jahr 2010 mit einem aufsehenerregenden Experiment bewies. Darin hatten er und seine Kollegen die Placebowirkung bei 80 Patienten mit Reizdarm-Syndrom untersucht.
Eine Hälfte der Patienten erhielt keinerlei Medikament, die andere bekam ein Placebo – wissentlich. „Wir machten es nicht nur absolut klar, dass diese Pillen keinerlei aktive Inhaltsstoffe in sich trugen und aus komplett unwirksamen Substanzen bestanden, die Flasche war sogar ausdrücklich mit ‚Placebo‘ beschriftet“, berichtet Kaptchuk. Beide Patientengruppen wurden drei Wochen lang beobachtet und regelmäßig nach ihrem Zustand befragt.
Das Ergebnis überraschte selbst die Forscher: In der Placebogruppe berichteten doppelt so viele Teilnehmer über eine Verbesserung der Beschwerden wie in der unbehandelten. Das Ergebnis der Placebogruppe stimmte zudem fast genau mit den Erfolgsraten von Studien mit echten Wirkstoffen überein. "Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass es mehr ist als nur positives Denken. Schon das medizinische Ritual scheint eine positive Wirkung zu haben", so Kaptchuk.
Rituale sind das Stichwort. Einem Problem wird mit einer Handlung begegnet. Die erfolgreich ausgeführte Handlung stärkt das Selbstvertrauen und setzt die Selbstheilung in Gang. Das lässt sich auch für unsere Zwecke nutzen!
Das habe ich gelesen und das kann man auch sicher nutzen.
Aber ich denke nicht, dass man so das volle Potential ausnutzen kann. Wenn man innerlich weiß, dass es nur ein Placebo ist oder sein könnte, vermute ich mal, es werden nicht die vollen "Kräfte" mobilisiert.
Kannst du dir vorstellen, dass man bei Parkinson mit open label Placebos einen Effekt erzielt hätte? Wohl einen weit geringeren, einie hätten sicher profitiert.
Darauf findet man auch hier einen Hinweis.
ZitatTatsächlich wirken die Scheinmedikamente häufig ähnlich gut wie die neuen experimentellen Schmerzmittel, gegen die sie in den Versuchen antraten. Vielleicht verstärkt sich dieser Trend gerade bei länger andauernden Studien, vermutet Mogil: Im Lauf der Zeit würden die Probanden unter dem Einfluss des Placebos spüren, dass dieses wirke, was den Effekt dann verstärke.
Also, man muss wohl davon überzeugt sein, dass dieses Ritual etwas bringt, um die volle Wirkung zu entfallten.
Eventuell, kann man sich an alten Naturheilverfahren orientieren. Letzten endes, haben wohl die ganzen Rituale der Schamanen und Druiden zu einem großteil auf Placeboeffekten beruht. Es wurde ein ausgefeiltes und beeindruckendes Ritual für einen Menschen organisiert und druchgezogen, bei dem nach Möglichkeit alle möglichen seltenen und teuren Zutaten benutzt wurden, um den Effekt noch zu stärken.
Positive Erwartungen stärken Immunabwehr Der Glaube kann Berge versetzen, heißt es. Wie sich jetzt zeigt, ist dies zumindest in medizinischer Hinsicht nicht falsch. Denn ein Experiment mit Mäusen belegt, dass positive Erwartungen und die mit ihnen verbundene Aktivierung des Belohnungssystems messbare gesundheitliche Effekte hervorrufen: Die Immunabwehr reagiert dadurch schneller und stärker auf eindringende Erreger. Das könnte auch erklären, warum der Placebo-Effekt so wirksam ist.
Positive Erwartungen versetzen uns nicht nur in gute Stimmung, sie beeinflussen auch unseren Hirnstoffwechsel. Studien zeigen, dass beispielsweise das Belohnungssystem in solchen Situationen entscheidend mitmischt. Quasi in Vorwegnahme der erfreulichen Ereignisse oder Erfahrungen wird im Mittelhirn dann vermehrt der Botenstoff Dopamin ausgeschüttet – das Hormon, das als einer der neurophysiologischen "Glücklichmacher" gilt. Auch am Placebo-Effekt, der positiven Erwartung an die heilende Wirkung eines Medikaments oder einer Therapie, ist das Belohnungssystem beteiligt. "Die Erwartung einer klinischen Besserung spielt eine Schlüsselrolle für den Placebo-Effekt", erklären Tamar Ben-Shaanan vom Israelischen Institut für Technologie in Haifa und ihre Kollegen. Aus Studien weiß man, dass allein die Hoffnung auf die Wirksamkeit einer Behandlung bis zu 30 Prozent der tatsächlichen Wirkung ausmachen kann. "Ob und wie aber das Belohnungssystem die physische Gesundheit und vor allem das Immunsystem beeinflusst, ist bisher unbekannt", so die Forscher.
Um das herauszufinden, haben Ben-Shaanan und ihre Kollegen nun Mäuse sozusagen künstlich in positive Stimmung versetzt: Sie schleusten ihnen die genetische Bauanleitung für einen Rezeptor an Zellen des Mittelhirns ein – mitten in einem der Belohnungszentren. Diese Andockstellen ließen sich durch eine Designerdroge aktivieren und erzeugten dann künstlich bei den Mäusen eine Reaktion des Belohnungssystems, die der positiven Erwartungen und einer guten Stimmung entspricht. Ob schon diese Manipulation allein eine Veränderung im Immunsystem hervorruft, prüften die Forscher, indem sie 24 Stunden später Immunzellen aus Milz und Blut der Mäuse untersuchten und mit denen von unbehandelten Kontrollmäusen verglichen. Und tatsächlich: "Wir haben geringe, aber statistisch signifikante Veränderungen gefunden", berichten die Wissenschaftler. So stieg die Menge bestimmter Immunbotenstoffe an – allerdings hielten sich dabei positive und negativ wirkende die Waage. "Wir vermuteten daher, dass der Effekt des Belohnungssystems auf das Immunsystem erst dann deutlicher sichtbar wird, wenn die Abwehr herausgefordert wird", erklären Ben-Shaanan und ihre Kollegen. http://www.wissenschaft.de/leben-umwelt/...en-Immunabwehr/
Psychoneuroimmunologie Die Psychoneuroimmunologie (PNI) oder Psychoimmunologie ist ein interdisziplinäres Forschungsgebiet, das sich mit der Wechselwirkung der Psyche, des Nervensystems und des Immunsystems beschäftigt. Ein Nachbargebiet ist die Psychoneuroendokrinologie, das außerdem die Wechselwirkungen des Hormonsystems mit einbezieht.
Das Forschungsgebiet wurde etabliert, nachdem der amerikanische Psychologe Robert Ader (1932–2011) 1974 experimentell nachwies,[1] dass das Immunsystem mit dem zentralen Nervensystem zusammenarbeitet und lernen kann. Seitdem ist es zu einem der bedeutendsten Gebiete moderner medizinischer Forschung geworden.[2]
Eine Grundlage ist die Erkenntnis, dass Botenstoffe des Nervensystems auf das Immunsystem und Botenstoffe des Immunsystems auf das Nervensystem wirken. Schnittstellen der Regelkreise sind das Gehirn mit der Hirnanhangdrüse, die Nebennieren und die Immunzellen. Beispielsweise besitzen Neuropeptide die Eigenschaft, an Immunzellen anzudocken und z. B. sowohl die Geschwindigkeit als auch die Bewegungsrichtung von Makrophagen zu beeinflussen.
Durch diese Grundlage werden Erklärungen möglich, warum psychologische und psychotherapeutische Prozesse sich nachweisbar auf körperliche Funktionen auswirken (Psychosomatik). Im Mittelpunkt steht die Wirkung der Psyche auf das Immunsystem, z. B. warum Stress Immunfaktoren negativ beeinflussen kann.
Über Suggestion habe ich vor Jahren viel gelesen und zwar in Schriften von Sigmund Freud, er hat seine Patienten in den ersten Jahren seiner Tätigkeit ja hypnotisiert, bevor er sich der Psychoanalyse zu wandte. Er schrieb, dass man Patienten durch bloße Beeinflussung ganz schnell heilen konnte, allerdings waren die Erfolge meist nur kurzfristig und die Beschwerden und Probleme kamen zurück, sobald das Verhältnis zum Arzt negativ wurde.
Solange die unterwürfige Gläubigkeit an den Arzt bestand, ging es dem Patienten gut und ich denke, so ist das auch immer, solange man an eine Sache glaubt, schweigt die Kritik und die Hoffnung auf Heilung wird die Oberhand gewinnen und das macht zunächst einmal glücklich und zufrieden.
Es klingt nach Gesundbeten oder Esoterik. Aber die Kraft der Erwartung kann tatsächlich helfen, Krankheiten zu überwinden. Ärzte wollen diesen Mechanismus gezielt nutzen – mit erstaunlichen Methoden.
Es funktioniert auch in die andere Richtung, entzündunngen irgend wo im Körper, haben auswirkungen auf das Gehirn und damit die Psyche.
Somatopsychologie: Kranker Körper – kranke Seele Nicht nur die Psyche macht den Körper krank, sondern auch umgekehrt – das wird inzwischen immer deutlicher. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Immunsystem.
ZitatDas Forscherteam um Marco Prinz von der Universitätsklinik Freiburg veröffentlichte im April 2016 im Fachjournal "Immunity" eine Studie, die diesen Zusammenhang erklären kann. Im Experiment mit Mäusen hatten die Wissenschaftler beobachtet, dass eine Gabe von Typ-1-Interferonen, zu denen Interferon-Alpha zählt, den so genannten IFNAR-Rezeptor in Zellen der Blut-Hirn-Schranke aktivieren. Auch Infektionen mit bestimmten Viren regen diesen Rezeptor an. Die Zellen der Blut-Hirn-Schranke produzieren daraufhin einen Signalstoff namens CXCL10, dessen Aufgabe darin besteht, Immunzellen anzulocken. Doch nicht nur das: Wie die Freiburger Forscher festgestellt haben, hemmt CXCL10 auch Nervenzellen im Bereich des Hippocampus und beeinträchtigt so dessen Plastizität. Der Hippocampus spielt unter anderem eine zentrale Rolle bei der Regulation von Emotionen – eine eingeschränkte Plastizität in diesem Hirnareal ist ein bekanntes Phänomen im Zusammenhang mit Depressionen.
Auch Patienten mit multipler Sklerose (MS) leiden auffallend häufig an einer Depression. "Wenn Sie heute im Wartezimmer einer beliebigen MS-Sprechstunde eine Befragung durchführen, wird ein Viertel der anwesenden Patienten von depressiven Symptomen berichten", sagt Stefan Gold, Professor für Neuropsychiatrie an der Charité. Auf die gesamte Lebenszeit gesehen, treffen Niedergeschlagenheit, Freud- und Antriebslosigkeit sogar rund die Hälfte aller MS-Patienten. "Das sind rein statistisch betrachtet viel zu viele, um die Ursache allein in der Belastung durch die gravierende und gleichzeitig ungewisse Diagnose zu suchen", erklärt Gold. Gerade einmal die Hälfte der Depressionen bei Menschen mit multipler Sklerose mögen der psychischen Belastung geschuldet sein. Die andere Hälfte stehe in direktem biologischem Zusammenhang mit der Krankheit, so die Überzeugung des Spezialisten. Diffuse Entzündungen im Gehirn
Auch die multiple Sklerose ist eine Autoimmunerkrankung: Zellen des Immunsystems greifen die Myelinscheiden, die Isolation der Nervenzellen, an und bauen diese ab. Doch scheint das nicht die direkte Ursache für das Stimmungstief zu sein. Depressive Symptome bei MS-Patienten stehen vielmehr in einem Zusammenhang mit Gewebeschädigungen in Hirnregionen wie dem Hippocampus, wie die Arbeitsgruppe mit Hilfe bildgebender Verfahren nachwies. Erst im letzten Jahr untersuchte Gold gemeinsam mit niederländischen Kollegen die mögliche molekulare Grundlage dieser Schädigungen am Gehirn verstorbener Patienten. Was er dort entdeckte, untermauerte seine Hypothese: Demnach zieht die Autoimmunreaktion diffuse Entzündungen im Denkorgan nach sich. Mikroglia, die Immunzellen des Nervensystems, werden auf den Plan gerufen, der Pegel an Botenstoffen der proinflammatorischen, also der entzündlichen Immunreaktion steigt an. Dadurch wird insbesondere der Hippocampus in Mitleidenschaft gezogen und seine Verschaltung mit anderen Hirnregionen geschädigt. Die Regulation von Emotionen wird erschwert und depressive Symptome werden begünstigt.
Gold ist der Überzeugung, dass auch Entzündungsprozesse in anderen Körperregionen zu Depressionen führen können. So weiß man etwa, dass proinflammatorische Botenstoffe die Serotoninproduktion drosseln. Serotonin ist ein wichtiger Nervenbotenstoff; ein Mangel wird oft bei Patienten mit einer Depression beobachtet. Umgekehrt fanden Wissenschaftler bei Depressiven ebenso wie bei Menschen mit bipolarer Störung erhöhte Konzentrationen von entzündungsfördernden Immunbotenstoffen – wenn auch längst nicht bei allen. Entsprechend verwundert es nicht, dass Entzündungshemmer wie ASS und COX2-Inhibitoren in einigen Fällen eine Linderung psychischer Beschwerden bewirken können.
Placebo: Wirkungsvoller Schein Lange galt der Placeboeffekt als Störfaktor in der Medizin. Forscher beginnen nun, sich die Wirkung von Scheinbehandlungen in der Therapie zunutze zu machen
Der Placeboeffekt hat bis heute ein Imageproblem. Er gilt oft als Synonym für mangelnde Wirksamkeit einer Behandlung, etwa in der Wendung "nur ein Placeboeffekt". Außerdem haben viele Mediziner lange Zeit die Erfolge des kuriosen Effekts auf das subjektive Empfinden der Patienten geschoben. Weil sie ein vermeintlich echtes Medikament genommen haben, glauben die Betroffenen am Ende vielleicht nur, dass es ihnen durch die Behandlung besser geht. Doch mittlerweile lässt sich die Wirkung von Scheinbehandlungen auch objektiv nachweisen.
ZitatErwartungen wecken Ein wichtiger Mechanismus, über den Scheinbehandlungen ihre Wirkung entfalten, sind die Erwartungen des Patienten. Erwartungen wecken beispielsweise die Äußerungen des Arztes bezüglich der Wirkung einer Behandlung. Daneben spielen aber auch Symbole mit hinein wie weiße Arztkittel, kraft derer deren Träger sicherlich etwas gegen die Krankheit ausrichten können müssen, wie der Patient vermeint. Winfried Rief und Kollegen haben für eine 2017 im Fachblatt "BMC Medicine" erschienene Studie gezielt die Vorstellungen von Patienten manipuliert. Genauer gesagt optimierten sie die Erwartungen der Patienten an die Wirksamkeit einer Herzoperation. Schon aus vorangegangenen Untersuchungen wussten die Forscher, dass unabhängig von dem Verlauf der Operation die Erwartungen von Patienten für die Zeit nach der OP der beste Faktor ist um vorherzusagen, wie es dem Patienten nach dem Eingriff geht – ob er sich dann als Invalide fühlt oder wieder aktiv am Leben teilnimmt. Für ihre randomisiert-kontrollierte Studie wiesen sie per Los 124 Patienten jeweils einer Gruppe zu. Die erste Gruppe erhielt eine psychologische Betreuung, bei der Rief und seine Kollegen gemeinsam mit den Patienten für die Zeit nach der OP ein realistisches Bild entwickelten: "Wir haben zusammen mit den Betroffenen visualisiert, wie sie langsam wieder aktiv werden, sich allmählich wieder körperlichen Belastungen wie Gartenarbeit aussetzen können." In einer zweiten Gruppe bekamen die Patienten hingegen nur emotionale Unterstützung durch einen Therapeuten, und die dritte Gruppe kam überhaupt nicht in den Genuss einer psychologischen Betreuung. Sechs Monate nach der OP sollte sich dann entscheiden, ob die unterschiedliche Betreuung einen Unterschied machte.
Geringere Entzündungsreaktionen Tatsächlich konnte das Team um Rief zeigen, dass es Patienten, bei denen man die Erwartungen optimiert hatte, nach dem chirurgischen Eingriff am besten ging: "Sie konnten am Leben wieder am aktivsten teilnehmen und fühlten sich am wenigsten durch den Eingriff eingeschränkt." Das offenbarte sich am deutlichsten im direkten Vergleich mit Patienten, die überhaupt keine psychologische Betreuung erhalten hatten. Auch im Vergleich mit der rein emotional betreuten Gruppe zeichnete sich zwar die Tendenz ab, dass die Patienten mit den gezielt manipulierten Erwartungen von weniger Problemen nach der OP berichteten. Allerdings war dieser Unterschied nicht statistisch signifikant. Dafür fanden Rief und Kollegen aber auch objektiv messbare Unterschiede zwischen den Gruppen. Die Patienten mit den optimierten Erwartungen zeigten geringere Entzündungsreaktionen im Zuge des chirurgischen Eingriffs als die anderen beiden Patientenkollektive. Winfried Rief sieht den Versuch äußerst positiv: "Das sind erste Ansätze, wie man Placeboeffekte nutzbar machen kann."
Auch offen verabreichte Placebos helfen Placebos wirken auch, wenn Patienten wissen, dass sie nur ein Scheinpräparat einnehmen – zeigt eine Schweizer Studie
ZitatDie Ergebnisse könnten den breiteren Einsatz von Placebos in der ärztlichen Praxis rechtfertigen, betonte das Forscherteam um Cosima Locher von der Universität Basel. Die 160 Teilnehmer machten zunächst einen Hitzetest mit. Dabei bekamen sie eine Sonde an den Unterarm gelegt, die immer heißer wurde. Die Teilnehmer sollten die Erhitzung selbst stoppen, sobald sie unerträglich wurde. Außerdem sollten sie die Schmerzstärke auf einer Skala von 0 bis 100 bewerten. Das Setting der Studie Dann wurden sie in vier Gruppen aufgeteilt. Drei Gruppen bekamen eine Creme, die allerdings keinen Effekt hatte. Die erste Gruppe wusste das, wurde aber nicht über den Placebo-Effekt aufgeklärt. Auch die zweite Gruppe wusste, dass die Creme unwirksam ist, diese Teilnehmer wurden aber über den Placebo-Effekt informiert. Die dritte Gruppe war der Ansicht, sie hätte eine Salbe bekommen, die Schmerzen lindert. Die übrigen Teilnehmer bekamen keine Salbe. Nun wiederholten die Forscher den Hitzetest. Objektiv gab es dabei keine Veränderungen. Die Teilnehmer brachen die Erhitzung etwa zur gleichen Zeit ab wie beim ersten Mal. Aber das subjektive Schmerzempfinden änderte sich: Die Gruppe, die keine Salbe bekam, schätzte die Schmerzintensität auf der Skala auf durchschnittlich 64 Punkte. Die Gruppe, die wusste, dass sie ein Placebo nahm, aber nicht über den Effekt aufgeklärt war, wertete ähnlich. Der Placebo-Effekt trat dagegen bei jener Gruppe auf, die wusste, dass sie ein Scheinmittel bekam und zudem über den Effekt aufgeklärt wurde. Sie schätzte die Schmerzstärke auf durchschnittlich 60 Punkte. Dieser Wert entsprach etwa dem jener Teilnehmer, die dachten, sie hätten tatsächlich eine schmerzlindernde Salbe bekommen. Keine Täuschung Daraus folgern die Forscher, dass die ärztliche Beratung weit wichtiger ist als angenommen. "Die bisherige Annahme, dass Placebos nur wirken, wenn sie mittels Täuschung verabreicht werden, sollte neu überdacht werden", wird Locher in einer Mitteilung ihrer Universität zitiert. Beim klassischen Placebo-Effekt wissen Patienten nicht, ob sie ein echtes Medikament oder ein Placebo erhalten. Ärzte können das in der Praxis aber kaum nutzen, weil sie ihre Patienten aufklären müssen. Neue Studien zeigen zwar, dass auch offen verabreichte Placebos wirken können, es war aber bisher kein Zusammenhang mit der Aufklärung dazu untersucht worden. Robert Jütte, Leiter des Instituts für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung in Stuttgart, hält die Studie für einen wichtigen Schritt: "Allmählich dämmert es in der Ärzteschaft, dass wir den Placebo-Effekt nicht nur in der Forschung brauchen. Nach dieser Studie könnte man versuchen, Placebos mehr als bisher in der Praxis einzusetzen, ohne ethische Probleme zu bekommen." Es sei allerdings fraglich, ob der Effekt bei Patienten im Alltag genauso gut funktioniere wie in der Studie. Botenstoffe im Gehirn Inzwischen könne die medizinische Wirksamkeit von Placebos gut nachgewiesen werden, sagt Jütte: "Wenn wir Schmerzmedikamente nehmen, schüttet das Gehirn Botenstoffe wie Endorphine aus. Hirnforscher haben festgestellt, dass diese Reaktion bei einer Placebo-Gabe auch ausgelöst wird, aber in einer anderen Hirnregion."Wichtig sei allerdings die Erwartungshaltung. "Die Bedeutung des Wortes in der Medizin ist ein ganz altes Thema, das fängt schon bei heilenden Sprüchen an, die in der Antike verwendet wurden, und das geht bis zur heutigen alternativen Medizin", so Jütte. Würden offene Placebos bei Patienten angewendet, könnte das vor allem Schmerzpatienten helfen. Laut Jütte wäre das gerade dann eine Option, wenn Medikamente erhebliche Nebenwirkungen haben wie etwa Opiate. Aber auch Patienten mit Rheuma, Parkinson, Bluthochdruck oder Depressionen könnten davon profitieren.
#15 Jede Doppelblindstudie ist ja auch eine Placebo-Studie. Da muss sich das Medikament gegen den Placeboeffekt durchsetzen. Vielleicht sollte man das Studiendesign noch erweitern. Eine Gruppe die weiß was sie bekommt und eine Gruppe die weiß sie bekommt ein Placebo und vielleicht einer Gruppe um die man sich ganz besonderst kümmert (aufs Wehwehchen pusten). Fände ich interessant.
Heilungserfolge Die Kraft der sprechenden Medizin Knapp ist die Zeit, die sich Ärzte und Pflegepersonal in deutschen Krankenhäusern für ihre Patienten generell nehmen können – nicht nur in der Pandemie. Das hat gravierende Folgen, meint die Ärztin und Politologin Gilda Sahebi.
Zitat Der wertvolle Moment, in der eine Ärztin sich neben das Bett des Patienten setzt und mit ihm spricht. Das aufmunternde Wort des Pflegers, dass alles gut wird. Das offene Ohr des Arztes, wenn die Patientin ihm ihre Ängste schildert. All das klingt in unserer durch und durch maschinisierten und durchgetakteten Medizin leider allzu banal. Aber das ist es nicht. Wir wissen aus unzähligen Studien, dass genau solche Dinge entscheidend für den Behandlungserfolg sein können. Das ist alles nicht Teil einer Hippie-Version der Medizin, sondern das sind wissenschaftliche Fakten. Aber wenn es um den Wert der sogenannten sprechenden Medizin geht, wird jegliche wissenschaftliche Erkenntnis einfach ignoriert.
Wirkkraft wissenschaftlich bewiesen Der Wert der sprechenden Medizin beruht auf dem Placeboeffekt. Dieser Effekt ist teilweise wirkmächtiger als so manches Medikament oder so mancher Eingriff. Ein Beispiel: Die bekannte Studie des amerikanischen Chirurgen Bruce Moseley. Der Kniespezialist wollte untersuchen, worauf der Erfolg seiner Knie-Operationen beruhte. Für seine Studie operierte er die eine Hälfte der Probanden tatsächlich. Bei der anderen Hälfte führte er alles so durch, als würde er sie operieren – also OP-Vorbereitung, Beruhigungsspritze, typische OP-Geräusche. Aber er ritzte ihnen nur ein bisschen die Haut ein. Die Patienten glaubten also nur, operiert zu werden. Und siehe da: Die nur angeblich operierten Menschen waren nach der Heilungsphase genauso zufrieden mit dem Ergebnis wie die tatsächlich Operierten. Allein der Glaube, dass die Behandlung helfen würde, trug zu ihrer Heilung bei.