Früher wurde die menschliche Niere ja als ein statisches Organ betrachtet, dass, wenn es einmal geschädigt ist, nicht mehr regenerationsfähig sei. In Wahrheit sieht das aber anders aus:
ZitatIn the mammalian kidney, the regeneration of the tubular component following an acute injury is well known. Recently regeneration of the glomerulus has also been documented. Following an acute injury, the proximal tubule is damaged more, and the injured epithelial cells slough off the basement membrane of the nephron. The surviving epithelial cells, however, undergo migration, dedifferentiation, proliferation, and redifferentiation to replenish the epithelial lining of the proximal tubule after injury. Recently, the presence and participation of kidney stem cells in the tubular regeneration has been shown. However, the concept of kidney stem cells is currently emerging. In addition to the surviving tubular epithelial cells and kidney stem cells, the bone marrow stem cells have also been shown to participate in regeneration of the proximal tubule, however, the mechanisms remain controversial. Recently, studies examining the capacity of bone marrow stem cells to differentiate into renal cells are emerging.
Jeder Abschnitt des Filtersystems kann sich also selber reparieren. Und wie funktioniert das? Im Fightaging Blog wird das Thema aktuell anhand einer neuen Studie diskutiert, die Hinweise liefert, wie die Regeneration erfolgt:
ZitatOnce activated in specific precursor cells in each kidney segment, the WNT signal results in robust renal cellular growth and generation of long branches of cells. "Our aim was to use a new technique to analyze an old problem. No one had ever used a rainbow mouse model to monitor development of kidney cells. It was exciting to use these genetic tricks to discover that cellular growth was occurring all the time in the kidney - that, in fact, the kidney was constantly remodelling itself in a very specific mode."
"This study teaches us that in order to regenerate the entire kidney segments different precursor cells grown outside of our bodies will have to be employed. In addition, If we were able to further activate the WNT pathway, then in cases of disease or trauma we could activate the phenomena for growth and really boost kidney regeneration to help patients. This is a platform for the development of new therapeutics, allowing us to follow the growth and expansion of cells following treatment."
"Die Niere ist ein bemerkenswertes Organ", sagte Alan Parrish [...]. "Wenn sie verletzt wird, hat sie die Fähigkeit, sich zu reparieren. Aber wenn wir altern, wird bei vielen Menschen alpha-E-catenin nicht mehr produziert. Wenn dieses Protein fehlt, beginnen die Zellen der Niere mit einem Selbsttötungsprogramm (Apoptose). Dadurch sterben massenhaft Nierenzellen ab [...]
Apoptose ist eigentlich lebenswichtig für die Organgesundheit, aber wenn die Apoptose-Sequenz durch einen alpha E-catenin-Mangel eingeleitet wird, werden gesunde Zellen zerstört. Wir wissen nicht, warum der alternde Körper das Protein nicht mehr produziert. Jedenfalls haben wir herausgefunden, wie diese Selbstzerstörung eingeleitet wird."
Kommentar Prometheus: Die "Standardeinstellung" von Nierengewebe ist, dass es sich von selber reparieren kann. Diese Fähigkeit wird dann im Alter epigenetisch abgeschaltet. Oder ein Suizid-Programm eingeleitet, zum Beispiel durch den alpha-E-catenin-Verlust in den Nierentubuli. Das ist es ja, was das Konzept einer programmierten Alterung so spannend macht. Möglicherweise sind diese Mechanismen einfacher zu beeinflussen als bislang gedacht.
P.S.: Alpha-E-catenin ist nicht nur für die Niere zuständig. Der Mechanismus scheint beim Herz ziemlich ähnlich zu wirken: Alpha-E-Catenin Inactivation Disrupts the Cardiomyocyte Adherens Junction, Resulting in Cardiomyopathy and Susceptibility to Wall Rupture http://citeseerx.ist.psu.edu/viewdoc/dow...p=rep1&type=pdf
Zur Nierenregeneration wird mTOR benötigt. Eine chronische Nierenschädiung bewirkt eine chronische mTOR-Aktivierung. Diese kontinuierliche Überaktivierung schädigt jedoch als Teufelskreis die Niere weiter.
Ob Rapamycin diesen Teufelskreis durchbrechen könnte, wird in folgendem Paper diskutiert:
ZitatKEY CONCEPTS
1. mTOR is an important modulator of several types of kidney diseases.
2. mTOR is activated following acute kidney damage and contributes to renal regeneration and repair. Rapamycin can delay renal recovery and repair.
3. mTOR plays an important role in the formation and growth of cysts in ADPKD.
4. Rapamycin may, through different mechanisms, delay the reduction of glomerular filtration in chronic kidney diseases, reducing their progression.
5. When used as a monotherapy, rapamycin can be an alternative therapy for preventing the growth of kidney angiomyolipomas in tuberous sclerosis and delay/prevent renal failure. Possible adverse effects of rapamycin must be taken into consideration.
6. Although intervention on the mTOR complex in progression of chronic kidney diseases may seem straightforward, more studies must be performed to establish this interconnection.
Könnte man hier vielleicht mal kurz und knapp die aktuelle Essenz der bisherigen Studien auf Deutsch veröffentlichen? Zumindest ich wäre sehr dafür sehr dankbar.
Zitat von Tizian im Beitrag #8Könnte man hier vielleicht mal kurz und knapp die aktuelle Essenz der bisherigen Studien auf Deutsch veröffentlichen? Zumindest ich wäre sehr dafür sehr dankbar.
Gerne, wenn ich Zeit habe!
ZitatPhysiologisch liegen der Nierenalterung unterschiedliche Mechanismen zugrunde. Ab dem 40. Lebensjahr geht der renale Blutfluss um ca. 10 % pro Jahrzehnt zurück [24], was sich direkt auf die glomeruläre Hämodynamik auswirkt. [...]Die Gründe sind eine erhöhte Empfindlichkeit des intrarenalen Renin-Angiotensin-Systems (RAS) im Alter – verglichen mit anderen Organsystemen des Körpers [3]. Der altersbedingte Verlust von Stickstoffmonoxid (NO) führt zudem zu einer vermehrten renalen Vasokonstriktion und zur Natrium-Retention [5]. Letztere ist u. a. durch eine Abnahme der endothelialen NO-Synthase mitverursacht, was für die Zunahme an oxidativem Stress in den Endothelzellen sorgt und in deren Dysfunktion enden kann [5, 37].[...]Makroskopisch betrachtet kommt es zu einem Gewichtsverlust der Nieren in Bezug zur Körperoberfläche [16, 31, 39]. Hier sind vor allem die kortikalen Bereiche betroffen [16, 48], es ist aber auch ein Verlust der Glomeruli feststellbar [22, 35, 39]. Bei den mikroskopischen Veränderungen wird eine fortschreitende Verdickung der glomerulären Basalmembran (GBM) beschrieben [4, 47]. Im Endstadium kondensiert die GBM, was zu einem Kollaps der Kapillarschlingen führt und zur Sklerose der Glomeruli beiträgt (Abb. 1). So kann es bis zum 80. Lebensjahr zu sklerotischen Veränderungen von bis zu 30 % der Glomeruli kommen [29, 30, 38]. Auch im Tubulointerstitium ist eine zunehmende Ansammlung fibrotischen Materials zu beobachten. [...]Die Folge: eine reduzierte Regenerationsmöglichkeit bei Minderdurchblutung und -perfusion.
Die Leistung der Niere nimmt mit dem Alter ab, soweit klar. Die Nieren sind ein kritisches Organ für den gesamten Stoffwechsel! Früher dachte man, das die Niere sich nicht regenerieren könnte, aber das stimmt so nicht! Nierenregeneration ist grundsätzlich möglich, im Körper ist die Fähigkeit dazu angelegt. Wenn wir jung bleiben wollen, MÜSSEN wir dafür sorgen, dass genug Nierenregeneration stattfindet. Daher ist es für uns wichtig, die Mechanismen der Nierenalterung und der Nierenregeneration zu kennen, um darauf Einfluss nehmen zu können!
Ernährung Zu viel Zucker schadet auch der Niere Zu viel Zucker kann zu Übergewicht und Diabetes führen und die Lebenserwartung verkürzen. Britische Forscherinnen haben nun in einer Fliegenstudie noch eine weitere negative Wirkung gefunden, die mit der Niere zu tun hat.
ZitatEin Übermaß an Zucker ist schädlich für die Gesundheit, darauf können sich wohl alle Ernährungswissenschaftlerinnen einigen. Zuckerhältige Limonade, Fast Food und Süßigkeiten können zum Beispiel Karies verursachen und das Risiko für Übergewicht und Diabetes erhöhen. Das wiederum kann die Lebenserwartung deutlich verkürzen.
Nierensteine durch zu viel Zucker Der Zucker ist aber noch auf einem weiteren Weg riskant, wie ein Team um Esther van Dam vom MRC London Institute of Medical Sciences soeben in der Fachzeitschrift „Cell Metabolism“ berichtet.
Die Forscherinnen und Forscher fütterten Fruchtfliegen mit einer Zuckerdiät. Die Fliegen wurden daraufhin fett und entwickelten eine Insulinresistenz, eine Vorform von Diabetes. Gestorben sind die Fliegen auch recht bald, allerdings im Zusammenhang mit ihrer Harnsäure, so die Forscher.
Zuviel Zucker trockne nämlich den Körper aus, die Fliegen haben dann einen zu hohen Harnsäurewert. Eigentlich ist Harnsäure ein natürliches Endprodukt, das beim Abbau von Erbgut entsteht. Sie kann aber auch kristallisieren und Nierensteine bilden. Diese wiederum sind eine tödliche Gefahr für die Fruchtfliegen.
In einem zweiten Schritt gaben die Forscher den Fruchtfliegen extra viel Wasser, beziehungsweise blockierten die Produktion von Harnsäure durch ein Medikament. Daraufhin blieben die Fliegen länger am Leben, obwohl sie alle anderen Auswirkungen von zu viel Zucker beibehielten: Sie waren immer noch übergewichtig – wenn man das bei Fliegen so sagen kann – und hatten eine Insulinresistenz entwickelt.
Menschen reagieren ähnlich Wissenschaftler von der Universität Kiel, die ebenfalls an der Studie beteiligt waren, testeten aus Basis dieser Ergebnisse dann bei gesunden Menschen, wie sich eine Zuckerdiät auf die Nieren auswirkt – auch diese hatten schlechtere Nierenwerte und einen erhöhten Purinwert. Purin ist der Ausgangsstoff, aus dem Harnsäure gebildet wird.
Eine Kompensationsmöglichkeit der Niere besteht darin, dass die verbleibenden Nephrone hypertroph werden. Trotzdem stellen sich mir folgende Fragen:
-Wie kann man den Verlust weiterer Nephrone verhindern oder zumindest abbremsen? -Lassen sich bereits sklerosierte Glomeruli noch "retten"? -Wie lassen sich evtl. neue Nephrone züchten?
Außerdem ist eine Entzündung der Glomeruli von zentraler Bedeutung in der Pathogenese der Glomerulosklerose. Daher ist es wichtig, die Ursachen der Entzündung zu behandeln.
Botschaft vorab: Das ist defintiv möglich! Die Frage ist eher ob das auch mit gezielten Lifestyle-Interventionen "in vivo" gelingen kann oder ob man da irgendwann auf eine Stammzell-Therapie zurückgreifen muss.
Die gezielte epigenetische Umprogrammierung sieht ungefähr so aus:
Im Wesentlichen muss man dafür die Ursachen der Sklerose abstellen und antiinflammatorische + antifibrotische Maßnahmen einleiten. Außerdem ist eine DDR1-Hemmung interessant:
Zitatoleuropein (OLP), an olive-derived polyphenol, also displayed similar epigenetic modulation and antiaging effects. OLP inhibited the epigenetic NRF2/KLOTHO suppressions in a gain of DNMT-sensitive manner in cultured renal cells, demonstrating a strong DNA-demethylating capacity.