Es wird ja viel spekuliert über mögliche potentielle negative Effekte einer antioxidativen Supplementierung. Geringe ROS-Konzentrationen werden schließlich unter anderem zur Signalübermittlung und Infektabwehr benötigt. Passend dazu wurden in einigen Studien auch ausbleibende Trainingseffekte bei antioxidativ versorgten Sportlern gefunden.
Theoretisch könnte eine hohe Antioxidantien-Dosis aber tatsächlich dazu führen, dass die Reparaturmechanismen der Zelle in den „Stand by-Modus“ schalten. Da die Antioxidantien aber schlechter die permanenten Zellschäden verhindern können als die Reparaturenzyme, hätte eine zu hohe Antioxidantien-Dosis paradoxerweise vermehrte Zellschädiungen zur Folge.
Dem Konzept der Hormesis entsprechend wird also ein gewisses Maß an ROS benötigt, um die Reparaturmechanismen auf Hochturen arbeiten zu lassen. Allerdings werden mit zunehmenden Alter die Reparatursysteme ebenfalls geschädigt und somit steht zu erwarten, dass die Wahrscheinlichkeit, dass die ROS-Produktion das Maß der Hormese überschreitet, mit dem Alter deutlich ansteigt. Meine Hypothese: Je älter der Organismus, desto mehr Antioxidantien kann er vertragen. Auch bei chronisch entzündlichen Erkrankungen sollte es demzufolge nicht schaden, mehr Antioxidantien zu sich zu nehmen.
Aber wie kann man abschätzen, in welchem Bereich die richtige Dosis liegt, um Hormese zu ermöglichen aber darüber hinausgehende ROS-Überflutungen einzudämmen?
In vielen Laboratorien werden Testungen angeboten, die hierüber Aufschluss geben könnten. Ob diese ihr Geld wert sind, weiß ich nicht, da ich selber derartige Testungen noch nicht vorgenommen habe (steht aber auf der To Do-Liste ;)).
Hier ein möglicher Ansatz:
Messung der totalen antioxidativen Kapazität (AOC) und Messung von oxLDL gleichzeitig mit der Superoxid-Dismutase und der Glutathion-Peroxidase. http://www.laborzentrum.org/dokumente/info.pdf
Im Idealfall sollte die Konstellation dann folgendermaßen aussehen: Hohe AOC, niedriges oxLDL in Kombination mit einer hohen GPX-Aktivität.
Eine hohe AOC bei niedriger GPX wäre dann ein Indiz für eine zu hohe Antioxidantien-Zufuhr.
Das Problem dabei ist allerdings, das eine derartige Messung nur eine Momentaufnahme darstellt. Ein kurzer Jogginglauf, und die Ergebnisse sind nicht mehr zu gebrauchen. Dafür bräuchte man dann schon ein engmaschiges Biomonitoring, wie z.B. bei der mehrmals täglichen Blutzuckermessung bei Diabetikern. Aktuell leider noch nicht praktikabel :(
wie lange wird es deiner Meinung nach denn dauern, bis sich die Reparaturmechanismen bei Einnahme hochdosierter Antioxidantien herunterregulieren? Minuten? Stunden? Tage? Wochen?
in der Tat eine sehr interessante Frage! Eine Heraufregulierung z.B. von Glutathion findet recht schnell statt, d.h. in einem Zeitraum von deutlich unter 3 Tagen (finde gerade leider die entsprechende Studie nicht, die ich mal gelesen hatte). Ich denke, dass die Annahme gerechtfertigt ist, dass der Abbau von Glutathion und das Stoppen der Biosynthese mindestens genauso schnell vonstatten geht. Im übrigen wird Glutathion auch bei einer intravenösen Gabe sogar schon nach 2-4 Minuten abgebaut.