Ein gesunder Fuß gewährleistet nicht nur Stabiltät im Alltag und Sport, sondern federt auch Belastungen und Stöße. Dadurch ist optimale Fußgesundheit enorm wichtig für die Gesundheit des gesamten Bewegungsapparats (Beine, Knie, Hüften, Rücken und damit Nacken).
Wie sich in diesem Jahr heraus stellte, ist das Quergewölbe für die Stabilität und Federung von Füßen weit wichtiger, als das Längsgewölbe.
Unser Fuß ist überraschend anders Nicht das Längs-, sondern das Quergewölbe verleiht dem menschlichen Fuß seine Stabilität Verblüffende Entdeckung: Entgegen gängiger Annahme bekommt der menschliche Fuß seine Stabilität primär von seinem Quergewölbe – der seitlichen Krümmung des Mittelfußes. Erst sie sorgt dafür, dass unser Fuß trotz der enormen Belastung beim Abrollen nicht seine Form verliert, wie Forscher im Fachmagazin „Nature“ berichten. Diese Erkenntnis hat nicht nur praktische Bedeutung, sie wirft auch ein ganz neues Licht auf die Evolution des menschlichen Fußes und des aufrechten Gangs.
ZitatUnser Fuß ist eine geniale Konstruktion der Natur – und einzigartig für die menschliche Spezies und ihren aufrechten Gang. Während die flachen Füße der Menschenaffen bei jedem Schritt in der Mitte abknicken, bleibt unser Fuß dort steif. Den Grund dafür vermuteten Forscher bisher im Längsgewölbe – der bogenförmigen Wölbung zwischen Ferse und Ballen. Durch ein Geflecht von Sehnen gehalten, stützt dieses Gewölbe den Mittelfuß und verleiht ihm eine elastische Festigkeit – so jedenfalls dachte man.
Krümmungen im Test Doch das ist noch nicht die ganze Geschichte, wie nun Madhusudhan Venkadesan von der Yale University in New Haven und seine Kollegen herausgefunden haben. Denn der menschliche Fuß besitzt noch ein zweites Gewölbe: das Quergewölbe im Mittelfuß. Und diese bislang biomechanisch kaum untersuchte Komponente ist für die Festigkeit unserer Füße sogar noch viel wichtiger als das Längsgewölbe, wie Experimente enthüllen.
Für ihre Studie nutzten die Forscher zunächst ein virtuelles Modell und einen vereinfachten Nachbau des menschlichen Fußes, um die Beziehung zwischen Krümmung und Steifigkeit des Fußgewölbes zu untersuchen. Venkadesan und sein Team veränderten die Gewölbekrümmung dieser Modelle und ermittelten, welchen senkrecht dazu wirkenden Kräften es standhalten konnte. Quer ist wichtiger als längs
Das überraschende Ergebnis: Veränderte sich nur die Krümmung des Längsgewölbes, hatte dies entgegen den Erwartungen kaum einen Einfluss auf die Stabilität des Fußes. Anders war dies beim Quergewölbe des Fußmodells: „Wir haben festgestellt, dass Plastikmodelle und Simulationen mit ausgeprägterer Querwölbung schwerer zu biegen sind als flachere“, berichtet Koautor Mahesh Bandi vom Okinawa Institute of Science and Technology.
Dies bestätigten ergänzende Biegetests und Kraftmessungen mit den Füßen von menschlichen Leichen. Wurden die Quersehnen im Mittelfuß durchtrennt, sackte das Quergewölbe ab und damit verlor auch der Fuß seine Stabilität, wie die Forscher feststellten. Ihren Messungen zufolge trägt das Quergewölbe mehr als 40 Prozent zur Fußsteifigkeit bei, das Längsgewölbe dagegen nur rund 23 Prozent.
Gängiges Bild auf den Kopf gestellt Das bedeutet: Das seit fast einem Jahrhundert gängige Bild unseres Fußes und seiner biomechanischen Funktionsweise ist überholt. Denn statt des Längsgewölbes spielt das Quergewölbe die Hauptrolle für die besondere Stabilität unserer Füße. Die Wissenschaftler vergleichen sein Wirkprinzip mit dem Wölben einer Banknote oder eines Pizzastücks: Drückt man die Seiten leicht nach oben, hängt das Ende nicht herunter, sondern bleibt gerade.
„Das gleiche gilt auch im Fuß“, sagt Venkadesan.“Natürlich ist es dort nicht so einfach wie bei einem Blatt Papier, weil viele andere Gewebe und Strukturen beteiligt sind, aber das Prinzip ist das gleiche.“ Wenn wir unser Gewicht auf die Ballen verlagern, drückt das auflastende Gewicht die Mittelfußknochen auseinander und spannt die Sehnen des Quergewölbes. Dies macht den Mittelfuß steif und sorgt dafür, dass er dem Druck nicht durch Einknicken nachgibt.
Wie so häufig, sagt man dass die Fußgewölbe im Alter immer weiter absinken, was natürlich Stabilität und Federung stark beeinträchtig und zu Krankheietn wie Plattfuß, Spreizfuß usw. führt.
ZitatDurch die jahrelange Belastung wird der Fuß automatisch weiter, denn das Fußgewölbe senkt sich in der zweiten Lebenshälfte etwas ab. Doch falsches Schuhwerk und eine ungesunde Lebensweise können den Fuß noch weiter verändern.
ZitatDoch falsches Schuhwerk und eine ungesunde Lebensweise können den Fuß noch weiter verändern.
Fußleiden häufig bei ältere Frauen Schuld an den meisten Fußkrankheiten haben die zwei größten Zivilisationskrankheiten unserer Zeit: Übergewicht und zu wenig Bewegung. Aber Fußprobleme im Alter können auch modische Ursachen haben, denn die Schuhmode orientiert sich oft stärker an Trends als an anatomischen Faktoren. Durch falsches Schuhwerk wird die Stabilität des komplexen Fußapparats eingeschränkt und die Muskulatur am Fuß abgebaut. Da vor allem zu enge, spitze Schuhe sowie High Heels zu Veränderungen an den Füßen führen, sind größtenteils Frauen von Fußleiden betroffen.
Die Tipps, die man dazu gibt um dem entgegen zu wirken ist in der Regel einfach möglichst nicht übergewichtig zu sein, möglichst oft barfuß zu gehen und die Fußmuskulatur gezielt zu trainieren.
ZitatAus diesem Grund sollte man so oft wie möglich barfuß gehen und die Fußmuskulatur konstant trainieren. Dies wirkt sich auch positiv auf die Körperhaltung aus und kann mitunter Fehlstellungen der Hüfte oder Rückenbeschwerden kompensieren. Zur Sicherheit sollte man sich jedoch mit seinem Arzt absprechen.
Es scheint unter Ärzten und so gut wie alle Quellen im Internet Konsens zu sein, dass man einmal stark geschwächtes oder zerstörtes Fußgewölbe nicht mehr dauerhaft aufrichten kann und man entweder für immer speziell gefertigte Einlagen tragen muss oder eine Operation riskieren muss. Fußtraining, wird nur als eine zusatztherapie empfohlen die eben sicherstellen soll, dass man Schmerzfrei ist.
Als Beispiel mal: Spreizfuß: Das Quergewölbe im Vorfuß geht verloren
ZitatUnter Spreizfuß versteht man eine Aufspreizung der Mittelfußknochen in der Sicht von oben oder unten. Langläufig angegebene Absenkung des Fußquergewölbes ist eher funktionell zu sehen. Ein deutliches Quergewölbe wird anatomisch auch bei gesunden Füßen nicht beobachtet. Eher können muskulär und von der Funktion eine gleichmäßige Belastung des Vorfußes festgestellt werden. Der Spreizfuß spielt insbesondere durch die eintretenden übrigen Fehlstellungen, sogenannte sekundäre Zehendeformitäten eine wichtige Rolle: Hierbei denkt man an Kleinzehenfehlstellungen, aber auch Hallux valgus und Schneiderballen oder Digitus qintus varus superductus.
ZitatEine Therapie des Spreizfußes ist erst dann nötig, wenn der Betroffene unter Beschwerden leidet. Eine Prophylaxe sollte der Patient bei sichtbarem Spreizfuß und Veränderung der Fußform aber bereits frühzeitig beginnen, um weitere Schäden zu vermeiden. Diese notwendigen Veränderungen der Lebensweise muss er aus eigenem Antrieb durchführen. Es ist sinnvoll, den Spreizfuß so schnell wie möglich zu therapieren, um das Fortschreiten zu verlangsamen. Meist lässt sich die zunehmende Fehlbelastung mit der damit verbundenen Schädigung der Gewebe des Vorfußes vermeiden.
Spezielle Einlagen mit Pelotten unterstützen das Quergewölbe des Fußes und verhindern, dass es beim Gehen oder Joggen stark einsinkt. Eine konservative Therapie des Spreizfußes ist immer sinnvoll, auch wenn ein bereits vorhandener Spreizfuß sich nicht mehr zurückbilden kann. Jede Therapie hat das Potenzial, dem Fortschritt der Fehlstellung und damit der Überlastung der Zehengrundgelenke und Weichteile im Vorfußbereich entgegenzuwirken. Auch wenn sich das vordere Fußgewölbe meist nicht wiederherstellen lässt, können therapeutische Maßnahmen die Schmerzen deutlich reduzieren und die Gewebe im Vorfuß- und Zehenbereich gesund erhalten.
ZitatEin Spreizfuß wird erst dann behandelt, wenn der Betroffene Beschwerden hat. Es gibt keine Behandlung - auch keine Operation - die ein abgesunkenes Fußgewölbe dauerhaft wieder aufrichten kann.
Lediglich Verbesserungen des Befindens und Entlastung bei Spreizfuß werden durch Behandlung des Spreizfußes erzielt. Bei Erwachsenen, aber vor allem schon bei Kindern, kann das Fußgewölbe auch durch häufiges Barfußlaufen gekräftigt werden.
Maßnahmen zur Behandlung des Spreizfußes -Schmerzmittel -Entzündungshemmende Medikamente -Einagen zur Untersützung des Quergewölbes im Vorderfuß -Wechselbäder -Bei akuten Entzündungen hilft Ruhigstellung -Fußgymnastik und Fußübungen -Verhaltensanpassung: Enge Schuhe mit hohen Absätzen sollen so selten wie möglich getragen werden. -Barfußlaufen
Ich frage mich, stimmt das wirklich? Ist es nicht vielleicht doch möglich, mit Orthopädischen Schuheinlagen, deren Pelotte an der richttigne Position sitzt und gleichzeitigem Training der Quergewölbe stabilisierenden Muskeln ein Gewölbe wieder herzustellen (vielleicht nicht unbedingt bei wirklich alten Menschen, aber bei sagen wir mal unter 45 Jährigen)? Wenn man auf Wikipedia sieht, sind zumindest die Muskeln beschrieben, die die Fußgewölbe stabilisieren:
ZitatDer Fuß weist ein Längsgewölbe und ein Quergewölbe auf. Dadurch wird das Körpergewicht hauptsächlich über die drei Punkte Ferse, Großzehengrundgelenk (Großzehenballen) und Kleinzehengrundgelenk (Kleinzehenballen) getragen.
Das Fußgewölbe (auch als Fußbogen bezeichnet) wird durch Muskulatur verspannt und durch Bänder aufrechterhalten. Für die Aufrechterhaltung des Quergewölbes ist das Zusammenspiel von Musculus tibialis posterior und Musculus peroneus longus als besonders wichtig anzusehen. Darüber hinaus sind auch die Querzüge der Aponeurosis plantaris für das Quergewölbe wichtig sowie das Caput transversum des Musculus adductor hallucis. Für die Aufrechterhaltung des Längsgewölbes ist die Fußsohlensehnenplatte (Aponeurosis plantaris) und das lange Sohlenband (Ligamentum plantare longum) wichtig. Das Längsgewölbe wird durch den Musculus flexor hallucis longus und den Musculus flexor digitorum longus und auch die kurze Fußmuskulatur verspannt.
Die Fußgewölbe sind für die einwandfreie Funktion des Fußes von großer Bedeutung, da sie wie Stoßdämpfer wirken. Einigen Erkrankungen des Fußes wie Plattfuß, Senkfuß und Spreizfuß liegt ein Absinken des Fußgewölbes zugrunde. Ein zu stark ausgeprägtes Fußgewölbe beeinträchtigt die Funktion des Fußes ebenfalls, hierbei wird von einem Hohlfuß gesprochen.
Hat sich schon mal jemand damit beschäftigt, wie man das Fußgewölbe stärken, oder gar wieder aufrichten kann? Kennt jemand Übungen dafür? Das sich Sehnen, Knorpel, Knochen und Muskeln wieder in ihrer optimalen Position einrenken.
Was man auch immer wieder findet, ist der Tipp regelmäßig Dinge vom Boden mit den Zehen aufzuheben. Hier steht dagegen wieder:
ZitatQuergewölbe aktivieren Alle Beschwerden im Bereich des Vorfußes, z. B. Hallux Valgus, Zehendeformitäten, Morton Neurom etc. haben eine Chance auf Linderung wenn die Quergewölbe bildende Muskulatur aktiviert wird. Es geht nicht darum mit den Zehen irgendetwas zu greifen, was eine sehr beliebte und bekannte Übung ist. Dadurch wird die Bildung von Krallenzehen nämlich unterstützt. Gegriffen wird mit dem Quergewölbe. Den meisten Menschen sind ihre Füße fremd, und das Quergewölbe ist wahrscheinlich der Bereich des Fußes, zu dem wir am wenigsten eine Beziehung haben. Das liegt wohl auch daran, dass wir fast alle Spreizfüße haben und gar nicht mehr diesen feinen C-Bogen, der sich vom Groß- zum Kleinzehengrundgelenk erstreckt, erkennen können. Zusammen mit dem Längsgewölbe sorgt das Quergewölbe für eine gute Dämpfung beim Gehen. Es ist außerdem wichtig für einen kräftigen Abstoßimpuls beim Gehen und damit für einen dynamischen und elastischen Gang.
Dann gibt es noch so ein Trainingsprogramm, welches "Gewölbebauer" heißt. Gewölbebauer Zusammenfassung:
ZitatDas Fußskelett ist in sich sehr beweglich und wird vorwiegend durch Bänder und Muskulatur stabilisiert. Die Fußwölbung entsteht durch eine Verschraubung des Vorfuß gegen den Rückfuß. So entsteht die funktionelle Fußlängsachse, die in der hypothetischen Norm nach vorne zeigt. Die gute Beweglichkeit des Fußes ermöglicht die Anpassung an den Boden, auch bei Unebenheiten, und eine große Dynamik bei der Übernahme von Belastung wie z. B. beim Gehen. Die Fußwölbung ist stark gefährdet. Wenn sie nicht mehr dynamisch stabilisiert werden kann, knickt der Fuß ein, und eine funktionelle Beinachsenbelastung ist nicht mehr gewährleistet. Der Übende kann die Fußwölbung durch Manipulation selbst herstellen und die Gewölbe bildende Muskulatur durch Widerstände aktivieren.
Schon mal irgend jemand Erfahrungen, mit irgend welchen dieser Übungen gemacht, oder sonst wie geschaft sein Quergewölbe dauerhaft wieder aufzurichten?
Dr. Strunz würde den Vorfußlauf für eine dauerhafte Fußgesundheit empfehlen. In seinen Büchern/News findet man auch eine genaue Anleitung mit den angemessenen Trainingseinheiten, bis die Muskulatur/Sehnen in den Füßen/Kniegelenken ausreichend gestärkt wurde.
Dr. Strunz würde den Vorfußlauf für eine dauerhafte Fußgesundheit empfehlen. In seinen Büchern/News findet man auch eine genaue Anleitung mit den angemessenen Trainingseinheiten, bis die Muskulatur/Sehnen in den Füßen/Kniegelenken ausreichend gestärkt wurde.
Viele Grüße
Roger
Ja, wenn man gleichzeitig viel Barfuß geht, sollte das für die Prävention von Fußerkrankungen wohl fast immer ausreichend.
Aber ob das auch genügt, wenn schon gewisse Schäden da sind?
Das Video fand ich toll, um den Aufbau des Fußes zu verstehen:
Langsam scheint es "Konsens" zu werden, dass orthopädische Schuheinlagen mehr schaden als wirklich nützen. Sie lindern fast immer nur unmittelbare Probleme, so dass gereizte Sehnen, Gewebe usw. ausheilen können und die gröbsten Schmerzen verschwinden. Aber Langfristig schwächen sie die Muskulatur und können die Probleme eher verschlimmern (sofern sie nicht ohnehin falsch geformt sind).
Schwacher Auftritt: Nutzen von Schuheinlagen oft ungewiss
ZitatSchuheinlagen werden bei Fuß-Fehlstellungen oft verordnet. Über die Wirksamkeit der Heilbehelfe gibt es jedoch kaum gute Studien. Es bleibt also vorerst weitgehend unklar, was orthopädische Schuheinlagen bei Menschen mit Fuß-Fehlstellungen bewirken können und ob sie Schmerzen langfristig lindern.
Bei Fuß-, Knie- und Hüftproblemen Klassische Einlegesohlen schaden sogar – Orthopäde erklärt, was wirklich hilft Einlagen sollen gegen Senk-, Knick- und Spreizfuß und daraus entstehende Probleme helfen. Allerdings haben die normalen orthopädischen Schaumstoff-Einlagen nicht den gewünschten Effekt. Unser Experte sagt, mit welchen modernen Methoden Orthopäden die Füße aktivieren.
ZitatRund 60 Prozent der Jugendlichen haben Fußfehlstellungen, dabei nimmt die Anzahl sogar zu. Ursache ist einerseits das veränderte Freizeitverhalten der Kinder, Stichwort Youtube statt Sportverein, andererseits „der falsche Ehrgeiz der Eltern, ihre Kinder möglichst früh zum Laufen zu bringen und deshalb die Füßchen schon früh in Schuhe zu stecken,“ berichtet Martin Marianowicz, Orthopäde und Vorsitzender der Abteilung Deutschland und Osteuropa des "World Institute of Pain".
Fußprobleme können sich bis in die Halswirbelsäule auswirken Die Folgen sind häufig Senk-Knick-Spreizfüße (umgangssprachlich Plattfüße), Hohlfuß und andere Fehlstellungen. Unbehandelt kann es dadurch zu weiteren Problemen kommen, „denn letztlich darf der Fuß nicht einzeln betrachtet werden, sondern ist die Basis einer Wirkungskette, die über Knie, Hüften und Lendenwirbel bis zum Kopf reicht“, erklärt der Experte.
ZitatPassive Einlegesohlen können den Fuß schwächen Gängige Therapie ist dann die orthopädische Einlegesohle, medizinisch Orthese. Klassische Einlegesohlen sind halbelastisch, hergestellt aus Leder, Kork und Kunststoffmaterialien. Doch diese orthopädischen Einlagen, die oft nur nach einem Schaumabdruck der Füße angefertigt werden, stehen in der Kritik.
„Klassische Einlagen, wie man sie kennt, wirken in der Regel auch nur passiv stützend und werden längerfristig die Fußmuskulatur eher schwächen“, warnt Martin Marianowicz. Letztendlich kann der Fuß von dieser passiven Unterstützung abhängig werden und ohne das Hilfsmittel schmerzt der Fuß. „Das ist wie mit den Stützmiedern für den Rücken“, vergleicht er. Außer nach schweren Operationen oder Brüchen seien sie wenig ratsam, weil sie den Rücken schwächen und obendrein viel kosten würden.
Warum Schuheinlagen nicht immer sinnvoll sind Vor allem bei Kindern ist der Nutzen von orthopädischen Einlagen oft fraglich.
ZitatEin Nachteil von Einlagen ist, dass sie im Frühstadium von Fehlstellungen die ohnehin geschwächte Muskulatur im Fußgewölbe verringern – sie übernehmen die stützende Funktion, die Muskeln gehen zurück. "Verbesserungen erreicht man nur durch begleitende Physiotherapie und regelmäßige Übungen wie Zehengymnastik. Bei manchen hilft nur eine Operation", sagt Trnka. Beim sogenannten Hallux valgus (Hammerzehe), der durch das Tragen von hohen Schuhen sowie durch Übergewicht begünstigt wird, hätten Studien etwa gezeigt, dass Einlagen keinen Effekt hätten.
Als Ursache von Fehlstellungen gilt meist schlechtes Schuhwerk, das dem Fuß zu wenig Halt gibt. Ein guter Schuh ist hinten stabil, die Ferse muss gut drinnen stehen und darf nicht wegkippen. Der Innenschuh sollte leicht gebogen sein, sodass der Fuß darauf rasten kann. Besonders gut für die Füße ist übrigens, sie hin und wieder aus den Schuhen zu lassen. Barfuß auf natürlichen Böden wie Wiesen und Kies werden die Fußmuskeln trainiert.
Gute Geschäfte mit Plattfüßen Seit Jahrzehnten verschreiben Orthopäden Schuheinlagen - obwohl diese in den meisten Fällen nutzlos sind.
Zitat,,Sie brauchen unbedingt Einlagen, sonst landen Sie eines Tages im Rollstuhl'', ermahnt der Orthopäde die junge Frau, die irritiert auf ihre Füße starrt. Was vergleichsweise unverdächtig aussieht, klingt als Diagnose beunruhigend: Knick-Spreiz-Senkfuß steht auf dem Rezept, mit dem der Arzt seine Patientin zum Sanitätshaus schickt.
Im Volksmund heißt das Plattfuß. Für die Untersuchung hat ein Blick genügt, und auch die Therapie ist klar: Nach eigenem Gutdünken fertigt der Orthopädietechniker Maßeinlagen, zwei Paar zahlt weitgehend die gesetzliche Krankenkasse. Die Einlagen soll die Patientin ständig tragen - andernfalls drohen angeblich schwere Knie- und Rückenbeschwerden.
Orthopäden und Sanitätshäuser folgen damit einer eingespielten und einträglichen Tradition, die allerdings einen Makel hat: Für Notwendigkeit und Nutzen der Behandlung fehlt jeglicher wissenschaftliche Beweis. Nach einer methodisch guten Untersuchung, die den Nutzen von Einlagen demonstriert, sucht man vergebens.
"Es gibt eine klare Regel: keine Beschwerden - keine Einlagen" Während jedes neue Medikament seinen Wert erst in aufwändigen, kontrollierten Studien unter Beweis stellen muss, genügt bei orthopädischen Hilfsmitteln allein die jahrzehntelange Erfahrung der Ärzte, damit die Kassen die Kosten übernehmen. Dabei existiert im Lehrbuch zwar die Idealform eines gewölbten Fußes; doch die sichtbare Abweichung von dieser Norm bedeutet noch keineswegs, dass ein Mensch jemals Beschwerden entwickeln wird. Viele Menschen laufen problemlos ein Leben lang auf platten Sohlen.
,,Es gibt eine klare Regel: keine Beschwerden - keine Einlagen'', sagt Hans Henning Wetz, Leiter der Klinik für Technische Orthopädie und Rehabilitation in Münster. Auch bei Schmerzen im Fuß seien Einlagen keineswegs das Mittel erster Wahl. ,,Einlagen helfen, wenn man die Ursache der Schmerzen erkannt hat. Das kann man aber nur nach einer sehr gründlichen Diagnose.'' Die aber kostet Zeit und Mühe, die in der täglichen Praxis meist fehlen. ,,Die meisten Ärzte zücken schnell ein Rezept, und dann nützen die Einlagen oft nichts'', kritisiert Wetz.
So sei eine häufige Ursache von Fußbeschwerden gar nicht der weit verbreitete Senkfuß, sondern eine Verkürzung der Wadenmuskeln, die zum sogenannten funktionellen Spitzfuß führen. Ein Anzeichen dafür ist, wenn man auf dem Rücken liegend die Beine nicht bei angewinkelten Füßen senkrecht nach oben strecken kann. Und auch für die Behandlung von Senkfüßen seien oft andere Behandlungsmethoden wie Fußgymnastik, Fußreflexzonenmassage oder manuelle Therapie angezeigt.
,,Einlagen muss man ganz gezielt einsetzen - auf keinen Fall darf man einfach nur die Diagnose auf ein Rezept schreiben'', so Wetz. Vielmehr müsse der Arzt dem Orthopädietechniker genau spezifizieren, welche Art von Einlage angefertigt werden und was damit erreicht werden soll.
ZitatWeil die Fußwölbung in erster Linie durch Muskelkraft aufrechterhalten wird, ist unter Fachleuten inzwischen umstritten, ob man den Füßen mit einer starren Unterlage überhaupt einen Gefallen tut. Denn diese stützen zwar ein zu schwach ausgeprägtes Gewölbe; da die Muskeln aber dadurch entlastet werden, schwächen sie womöglich langfristig die natürliche Fußmuskulatur.
Besonders heikel wird es, wenn Kinder schon im frühen Alter Einlagen bekommen - hier drängen besorgte Eltern oft auf eine schnelle Korrektur. Dabei kommt jedes Kind mit platten Fußsohlen auf die Welt. Babyfüße sind mit einer Speckschicht gepolstert und ein stützendes Fußgewölbe bildet sich erst durch das Laufen während der ersten sechs bis zehn Lebensjahre. In einer der wenigen Untersuchungen zu dem Thema hat Martin Pfeiffer an der Universitätsklinik für Orthopädie in Wien im vergangenen Jahr die Füße von mehr als 800 drei- bis sechsjährigen Kindern untersucht und mit einem dreidimensionalen Laserscanner vermessen (Pediatrics, Bd.118, S.634, 2006).
Während 54 Prozent der Dreijährigen einen Knick-Senkfuß hatten, waren es unter den Sechsjährigen nur noch 26 Prozent. Nur in einem einzigen Fall jedoch war die flache Fußform krankhafter Natur. Dessen ungeachtet trug jedes zehnte Kind Einlagen, was zum Zeitpunkt der Untersuchung laut Pfeiffer fast immer unnötig war.
Gute Geschäfte mit Plattfüßen ,,Kinderfüße entwickeln sich in diesem Alter erst, und das passiert mit oder ohne Einlage'', so Pfeiffer. In manchen Familien hätten die Menschen einfach flache Füße, so wie es auch abstehende Ohren gäbe. Der Nutzen von Einlagen ist bei Kindern laut Pfeiffer eigentlich bei keiner Indikation ratsam. Ohnehin sind Eltern und Kinder mit der Handhabe der Einlagen offenbar überfordert: Viele der von Pfeiffer untersuchten Kinder trugen linke und rechte Einlage vertauscht oder sogar mit der Unterseite nach oben.
In den seltenen Fällen von wirklich krankhafter Fußentwicklung seien dagegen andere Maßnahmen als Einlagen notwendig. Eine völlige Absage will der Forscher den Einlagen aber dennoch nicht erteilen: Angesichts der großen Schar von praktizierenden Orthopäden ,,setze man sich da in Brennnesseln'', und wissenschaftliche Studien zu dem Thema gäbe es kaum.
ZitatVorwurf der Scharlatanerie Wie viele Einlagen in Deutschland jährlich verschrieben werden, darüber vermag niemand Auskunft zu geben. Spanische Ärzte der Universität Malaga haben vor acht Jahren etwa 1200 Kinder im Alter von vier bis 13 Jahren untersucht. Von diesen trug jedes siebte Kind Einlagen - ohne einen erkennbaren Zusammenhang zur Fußform. Anhand dieser Zahl rechneten die Forscher aus, dass die spanische Provinz Malaga mit knapp 1,5 Millionen Einwohnern jedes Jahr umgerechnet etwa vier Millionen Euro für Einlagen bei Kindern ausgab - in der Regel unnötig, wie auch die spanischen Ärzte konstatierten.
In deutschen Arztpraxen floriert derweil ein neues Geschäftsmodell. Mancher Orthopäde klärt seine Patienten inzwischen unumwunden über die Zweifel am Nutzen der starren, konventionellen Einlagen auf. Als moderne, alternative Behandlung von schmerzenden Füßen empfiehlt der Arzt dann ,,sensomotorische'' oder synonym auch ,,propriorezeptive'' Einlagen, zu denen die Kassen allerdings keinen Cent zuzahlen. Stimmt der Patient vorab einer Zahlung von mindestens 300 Euro zu, wird er in einer Sondersprechstunde eingehend untersucht und erhält direkt vom Arzt ein Paar Einlagen, die durch individuell aufgepolsterte Bereiche angeblich die Muskulatur stimulieren sollen.
Als Scharlatanerie bezeichnet Hans Henning Wetz das Verfahren. Er leitet auch die deutsche Prüfstelle für orthopädische Hilfsmittel, wo die neumodischen Einlagen untersucht wurden. ,,Keine der beiden hier durchgeführten Studien konnten ein Einfluss dieser Einlagen auf Haltung und Statik der Probanden nachweisen'', fasst Wetz das Ergebnis zusammen. Die teure Zusatzleistung würde ganz bewusst vom Handwerk lanciert. Den subjektiv empfundenen Erfolg der Patienten erklärt sich Wetz durch die Macht der Suggestion: ,,Bei manchen Patienten reicht schon eine Erhöhung der Einlage an ein einer Stelle um einen halben Millimeter.''
Barfußlaufen stärkt die Fußmuskulatur Auch Ludger Gerdesmeyer, der den Arbeitskreis Evidenzbasierte Medizin der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie leitet, hält den Erfolg der teuren Zusatzleistung vor allem für einen Placeboeffekt. ,,Einen Wirksamkeitsnachweis gibt es nicht - allerdings für die alten Einlagen auch nicht'', sagt er. Ohnehin beruhe der Erfolg vieler medizinischer Anwendungen zu 80 Prozent auf einem Placeboeffekt. Dieser würde umso stärker, je intensiver sich ein Patient betreut fühle und je mehr Eigenleistung er erbringen müsse. Ist die teure Entscheidung einmal getroffen, dann ignoriert der Patient so gut wie möglich auch ein Ausbleiben eines therapeutischen Effekts.
Wem dieser heilmächtige Glaube fehlt, für den wird die Entscheidung in der orthopädischen Praxis nicht leicht. Ein Trost ist immerhin, dass genauso wenig wie der Nutzen von Einlagen auch ein Schaden durch die Kork-Lederlappen nachgewiesen ist. So kann jeder bei schmerzenden Füßen den bunten Markt der orthopädischen Hilfsmittel austesten, soweit der Geldbeutel es zulässt.
Darüber hinaus gibt es einen ärztlichen Rat, über den sich alle Experten einig sind und der absolut nichts kostet: Barfußlaufen - egal auf welchem Untergrund - stärkt die Fußmuskulatur und damit das Fußgewölbe. Besonders Kinder sollten ihre Schuhe so oft wie möglich ausziehen. So weiß man aus Untersuchungen in Indien, dass Kinder, die meist feste Schuhe tragen, dreimal so häufig platte Füße haben wie Kinder, die überwiegend barfuß laufen.
Studie Barfuß laufen ist mitunter besser als Einlagen tragen Orthopädische Schuheinlagen werden von Ärzten zunehmend kritisch gesehen, da sie sich nicht für jeden Fuß, der Abweichungen von der Idealform aufweist, eignen
ZitatImmer häufiger, so kritisieren Mediziner, werden Einlagen verordnet, wo vielleicht eher eine Fußgymnastik oder regelmäßiges Barfuß laufen viel bessere Wirkungen erzielen könnten, berichtet der deutsche Onlinereportagedienst obx-medizindirekt. "Viele Menschen laufen problemlos ein Leben lang auf Plattfüßen", so der Regensburger Arzt Stephan Hülsmann. Damit meint der Mediziner, dass nicht jeder Fuß, der Abweichungen von der Idealform aufweist, auch orthopädische Einlagen benötigt.
Vor allem wird der Nutzen von Einlagen bei Kindern unter zehn Jahren angezweifelt. Diese Zweifel hat eine Studie an der Universitätsklinik für Orthopädie in Wien bestärkt, bei der die Füße von mehr als 800 drei- bis sechsjährigen Kindern untersucht wurden.
Eine gesunde Fußwölbung beruht in erster Linie auf Muskelkraft. Bei Kindern wird diese jedoch erst im Laufe der ersten sechs bis zehn Jahre durch Laufen, Rennen und Spielen erworben. Deshalb ergab die Wiener Untersuchung auch, dass 54 Prozent der Dreijährigen einen Knick-Senkfuß hatten, während diese Fehlbildung nur noch bei 26 Prozent der Sechsjährigen auftrat. Allerdings verwendete jedes zehnte untersuchte Kind orthopädische Schuheinlagen - zudem trugen einige der Kinder ihre linke und rechte Einlage vertauscht oder gar mit der Unterseite nach oben.
Einlagen nur gezielt einsetzen Einlagen können manchmal eher schaden als nützen. Da die Muskelkraft zur Bildung des gesunden Fußes nötig ist, und die Einlagen als starre Unterlage wirken und dadurch die Muskeln eher schwächen, sind Einlagen zunehmend umstritten. "Ich rate meinen Patienten zu regelmäßigen Übungen, wie auf den Zehen wippen oder auf den Zehen stehen wie im Ballett oder die Füße kreisen lassen", erklärt Mediziner Hülsmann. Barfuß laufen sollte möglichst auf Waldboden, Wiesen oder Sandstrand, besser nicht auf glatten, ebenen Flächen ausgeübt werden.
ZitatKritik an der Verordnungspraxis übt auch der Traunsteiner Orthopädie-Schuhmacher Michael Weiß: "Einige Ärzte haben keine Ahnung, welche Materialien und Möglichkeiten es von handwerklicher Seite her gibt. Somit entsteht für den Orthopädie-Schuhmacher folgendes Problem: Rechtlich gesehen muss er das anfertigen, was auf dem Rezept steht, auch wenn der Hintergrund fraglich ist." Allerdings ist es für Michael Weiß "unbestreitbar, dass Einlagen dabei helfen, schmerzhafte Fußzonen zu entlasten, damit diese sich regenerieren können."