Als Allergiker habe ich mir in der Vergangenheit schon öfters die bange Frage gestellt, ob Allergen-induzierte systemische Entzündungsvorgänge möglicherweise zu einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre oder chronische Krankheiten führen, bei denen es eine Entzüngungskomponente gibt - im Grunde also beschleunigte Alterung per se.
Meine Recherchen dazu hatten zwar stets theoretische Gründe zu Tage gefördert, die einen solchen Zusammenhang plausibel machen, aber bislang beruhigender Weise keine einzige epidemiologische Studie, die einen solchen Zusammenhang aufgezeigt hätte.
Interessant an dieser Studie ist, dass man sich inbesondere diejenigen angeschaut hat, die trotz Antikörper asymptomatisch waren, also vermutlich nichts von ihrer Allergie wussten und die Allergene daher nicht gemieden haben dürften. Hier ergab sich z.B. für eine asymptomatische Kuhmilchallergie in der NHANES-Kohorte nahezu einer vervierfachung(!) des CVD-Risikos, also die selbe Größenordnung wie Rauchen oder physische Inaktivität. Das ist schon eine Hausnummer!
Nun habe ich zum Glück keine Kuhmilchallergie, aber diverse andere Lebensmittelallergien, die aber auch meist asymptomatisch sind, so dass ich die betroffenen Lebensmittel nie konsequent gemieden habe. Das werde ich nun überdenken. Vielleicht liegt darin eine Erklärung, warum trotz all meiner Anstregungen meine via Waage gemessene Pulswellengeschwindigkeit so gut wie nie mein biologisches Alter unterschreitet (während z.B. meine Partnerin trotz weniger gesundem Lebenstil - aber ohne Allergien - deutlich darunter liegt).
Ausserdem kam mir sofort folgende Frage in den Sinn: wenn es Allergene sind, die im vaskulären Epithelium durch Mastzellfreisetzung (1, 2) zu Arteriosklerose führen, kann dann eine Therapie mit einer der gängigen Antihistaminika (Loratadin, Ceterizin etc.) davor schützen? Was sagen Langzeitstudien zu diesen Mitteln?
Leider nichts! Alles was ich dazu finden konnte, waren EKG-basierte Untersuchungen die zeigen, dass aktuelle H1-Antagonisten der 2. Generation keine bedenklichen Veränderungen am QT-Intervall etc. hervorrufen. Ich konnte keine einzige Studie finden, die das tatsächliche CVD-Risiko gegenüber einer Kontrollgruppe ermittelt hätte.
Ich konnte allerdings eine ganze Reihe von In-Vitro-Studien ausfindig machen, die es plausibel erscheinen lassen, dass insbesondere (Des)loratadin einen protektiven Effekt haben könnte, weil darin ein hemmender Einfluss aus Signalwege aufzeigt wird, die auch bei Arteriosklerose eine Rolle spielen. Eine Auswahl:
(Patentieren lassen kann ich mir diesen Ansatz leider nicht mehr )
Ich nehme Desloratadin bereits in der Pollensaison über ca. 2 Monate ein und anhand der hier dargelegten Studien überlege ich nun es tatsächlich dauerhaft einzunehmen. Dafür spricht dass es bei mir keinerlei Nebenwirkungen zeigt, verschreibungsfrei ist, wenig kostet, und sich von den anderen Antihistaminika nicht nur durch die in den aufgeführten Studien gezeigten, über die H1-Inhibition hinausgehenden mastzellstabilisierenden und antiiflammatorischen Effekte, sondern auch dadurch unterscheidet, dass es - auch im Gegensatz zu seinem älteren Prodrug Loratadin - so gut wie nicht durch die Blut-Hirnschranke dringt.
Da überschießende Entzüdugsreaktionen nicht nur zu Arterioskerose sondern einer Vielzahl von Alterskrankheiten beitragen, könnten Desloratadin oder andere H1-Inhibitoren einen wichtigen Baustein im medikamentösen Anti-Anging-Arsenal darstellen - und zwar einen mit sehr geringem Risiko/Nutzen bzw. Kosten/Nutzen-Verhältnis.
Das Problem bei den meisten Antihistaminika ist eine Gewichtszunahme nach einiger Zeit was eher wieder Contra Anti-Aging ist. Transdermale Formulierungen sind in der Entwicklung um dieses Risiko zu minimieren. Da es Desloratadin nur in Filmtabletten Form im Handel gibt, ist es im Grunde unmöglich eigenständig eine transdermale Form zu entwickeln. Eine Nasenspray Formulierung wäre auch interessant. Ich hatte vor Jahren mal für einige Wochen Desloratadin genommen in verschiedenen Dosierungen 5 - 15 mg aber fühlte mich irgendwie immer ein wenig motivationslos am Tag. Außerdem auch ein leicht negativer Effekt auf die Libido spürbar gewesen der aber nachvollziehbar ist, da Desloratadin einige Östrogen ähnliche Effekte aufweist.
Complete remission with histamine blocker in a patient with intractable hyperadrenergic postural orthostatic tachycardia syndrome secondary to long coronavirus disease syndrome https://journals.lww.com/jhypertension/f...r_in_a.432.aspx