Seit über 10 Jahren sind nun soganannte "Direct to Consumer"-Gentests auf dem Markt, die auf SNP-Genotyping via DNA-Microarraychips basieren. Diese Tests, die mit der aktuellen Chipgeneration knapp 1 Millionen SNPs abdecken, werden auf dem europäischen Markt nur für Abstammungsanalysen angeboten. Zwar lassen die untersuchten SNPs auch umfassende gesundheitsbezogene Analysen zu, allerdings sind diese nach derzeitiger Gesetzeslage bei diesen Angeboten nicht zulässig. Auch in den USA hatte die FDA die Gesundheitsanalysen von 23andMe zunächst ganz untersagt und dann, nachdem das Unternehmen die Validität der Aussagen nachweisen konnte, teilweise wieder zugelassen, weswegen man selbst als US-Kunde trotz Aufpreis heute nur noch eine eingeschränkte Analyse erhält.
Glücklicherweise bietet 23andMe (und einige andere Anbieter) die Möglichkeit, die SNP-Rohdaten in einem standardisiertem Format herunterzuladen. Was man dann mit diesen Daten anfängt, ist wiederum jedem selbst überlassen, und so gibt es mehrere Anbieter, die gegen unterschiedlich hohe Gebühren mehr oder weniger umfassende gesundheitsbezogene Analysen anbieten. (Da es sich bei dem eigenen Genprofil naturgemäß um hochsensible Daten handelt, sollte man sich selbstverständlich gut überlegen, wo man diese zu welchem Zweck hochlädt).
Ich habe kürzlich eine Analyse bei 23andMe durchführen lassen und die Rohdaten bei FoundMyFitness und Promethease hochgeladen um mir Berichte generieren zu lassen, mit deren Auswertung ich nun seit geraumer Zeit beschäftigt bin. Trotzdem, wie zu erwarten, auch einige weniger erfreuliche Erkenntnisse darunter waren, kann ich doch - und vielleicht auch gerade deswegen - sagen, dass ich das Ganze nicht bereue und tatsächlich eine Menge sinnvolle und vor allem handlungsrelevante Informationen - von Ernährung über Nahrungsergänzung bis hin zum Nutzen von Vorsorgeuntersuchungen - für mich daraus ableiten konnte. Insbesondere der hervorragend annotierte Bericht von FoundMyFitness hat sich in dieser Hinsicht als enorm hilfreich erwiesen, da das Augenmerk darin genau auf diesem Aspekt liegt. Ausgehend davon habe ich letzten Wochen viele Papers über die Interaktion zwischen SNPs und Lebensstilfaktoren gesichtet und dabei einiges auch für meinen persönlichen Lebensstil relevantes dazu gelernt.
Allerdings habe ich mir das Ganze vorher auch reiflich überlegt und habe (wie sicher die meisten Mitglieder dieses Forums) nicht nur eine proaktive Einstellung diesen Themen, sondern auch das nötige Hintergrundwissen, Resultate zu recherchieren und interpretieren. Für Menschen, die diese Voraaussetzungen nicht erfüllen ist eine solche Analyse eher nicht zu empfehlen - schon garnicht, wenn sie im Bezug auf ihre Gesundheit eher ängstlich bis resignativ eingestellt sind.
Bevor ich nun näher ins Detail gehe, zunächst die Frage: Wer hat ebenfalls Erfahrungen mit derartigen Analysen gemacht und wie sind sie ausgefallen?
Persönlich habe ich damit keine Erfahrung. Allerdings weiß ich von 2 Personen die vor etwas mehr als 5 Jahren bei mehreren Anbietern eine SNP-Analyse durchführten. Die Anbieter, haben das Ergebnis damals selbst ausgewertet und dabei unterschiedliche, sich (teilweise) wiedersprechende Aussagen zu Themen wie Schlaf, Koffeinverträglichkeit und Risiko für unterschiedliche Krankheiten (unterschiedliche Krebsformen, Cardiovasculäre Risiken usw.) getätigt.
Zumindest damals, war die Datenlage zu den meisten SNPs (anscheinend) höchst umstritten.
Zitat von Timar im Beitrag #1Bevor ich nun näher ins Detail gehe, zunächst die Frage: Wer hat ebenfalls Erfahrungen mit derartigen Analysen gemacht und wie sind sie ausgefallen?
Aber nicht der ganze Artikel ist frei..... ist mir zu heikel bei dem Thema. Allerdings stehen da ein paar SNP's drin, die ich sinnvoll finde. Die Analyse bei FFM finde ich auch sehr gut. Bei Prometease ist mir das zu unübersichtlich. SelfDecode kostet recht viel... und ist einie riesige Click-Orgie, die schon etwas Hintergrund benötigt - FFM ist einfach nur ein PDF, das man gut mit Textsuche durchwühlen kann.
Was aber bei >>>allen<<< mit den Daten wirklich passiert.. mag ich gar nicht wissen wollen..... sollte man sich drüber im klaren sein und ggf. "Auswertungsgemeinschaften" bilden um die Daten mit Mickymaus & Co. zu anonymisieren und alles über eine Kreditkarte bezahlen. Nur mal so als Idee....
Die meisten Tests decken nur eine begrenzte Anzahl an SNPs ab, es fehlen also viele Informationen. Deswegen habe ich mir neulich bei Dante Labs einen WGS-Test bestellt, als der günstig im Angebot war. Man muss dann aber acht Wochen warten. Beim Hochladen meiner Rohdaten auf irgendwelche Seiten bin ich sehr skeptisch und lösche sie dort oft wieder, wenn die Ergebnisse vorliegen. Beängstigend ist, dass bereits online kursierende Rohdaten von Verwandten ausreichen, um Stammbäume zu erstellen und Personen identifizeren zu können. Die amerikanische Polizei hat das bereits genutzt. Das bedeutet auch, dass auf lange Sicht wahrscheinlich kaum jemand mehr anonym sein wird!
Mir hat der Test eine sehr wichtige Info gegeben: ich wandle die Vorstufe für Vit.A nicht ausreichend um Für mich bedeutet es, dass ich mich doch an Vit.A als Supplement ran getraut habe.
Wer sehr regelmäßig z.B. Leber isst, bekommt genügend davon ab, mache ich aber nicht. Mein Möhrenkonsum ist also auf dieser Ebene nicht sonderlich ergiebig gewesen.
Außerdem hat es mein Gefühl bestätigt, wie ich persönlich trainieren sollte, um sinnvoll Muskeln aufzubauen/zu erhalten.
Ich sehe den Test als Möglichkeit, einige Baustellen sinnvoller zu managen. Gene sind aus meiner Sicht kein Gott gegebenes Schicksal. Was da letztendlich wirklich passiert, hängt von so vielen Faktoren ab, die wir gar nicht alle wissen.
Insgesamt sehe ich auch, dass man sich im Vorfeld damit beschäftigen sollte, was man mit den Ergebnissen machen möchte und ob man eventuell auch ernsthaft negative Ergebnisse verkraftet. Aber ich glaube, die Vorteile sind höher und man kann doch vieles sinnvoll beeinflussen.
Zitat von Nurdug im Beitrag #5Mir hat der Test eine sehr wichtige Info gegeben: ich wandle die Vorstufe für Vit.A nicht ausreichend um Für mich bedeutet es, dass ich mich doch an Vit.A als Supplement ran getraut habe.
Muss man deshalb wirklich eine Genttest machen? Mein Körper hat eine großes Verlangen noch (geriebenen) Mohrrüben, aber ich nehme ab und an auch Vit. A. Leber esse ich relativ selten (Kalb/Pute). Schmeckt sehr gut, aber mir ist schon klar, warum eher selten.
Zitat von Nurdug im Beitrag #5Außerdem hat es mein Gefühl bestätigt, wie ich persönlich trainieren sollte, um sinnvoll Muskeln aufzubauen/zu erhalten.
Das geht aus dem Gentest hervor ???
Zitat von Nurdug im Beitrag #5Gene sind aus meiner Sicht kein Gott gegebenes Schicksal.
Gene sind wie sie eben sind. Momentan unveränderlich. Geerbt. Insofern Schicksal. Wenn sie abgelesen werden, führen sie zu bestimmten Proteinen. Viele Varianten spielen halt keinen Rolle, das Ergebnis ist ebenso gut wie ein anderes. Das macht ja gerade die Einzigartigkeit der körperspezischen Eiweisse aus. Aber es gibt eben Fälle, in denen das Gen abgelesen werden muss, weil es ein unbedingt notwendiges Enzym (oder eine Einheit davon) kodiert. Wenn das dann nicht funktioniert, dann hat man ein echtes Problem. Dann sind die Gene Schicksal.
Man könnte vll. "nützliche" Gene verstärkt ablesen lassen, aber wie und welche. Interessant wird es erst wenn man Gene einbringen oder löschen kann.
Zitat von Dr.Faust im Beitrag #6Muss man deshalb wirklich eine Genttest machen? Mein Körper hat eine großes Verlangen noch(geriebenen) Mohrrüben, aber ich nehme ab und an auch Vit. A. Leber esse ich relativ selten (Kalb/Pute). Schmeckt sehr gut, aber mir ist schon klar, warum eher selten.
Müssen tut man da nix, aber in meinem Fall war es ein sehr wichtiger Input!
Einfach Vit.A einwerfen ist nicht so ganz unproblematisch, deshalb habe ich es nie gemacht. Und eine verlässliche Blutmessung gibt es auch nicht. Also habe ich mich mit den Vorstufen voll gestopft Mache ich auch weiterhin, weils mir schmeckt. Aber einmal die Woche gibt es eine Retinolpille.
Zitat von Dr.Faust im Beitrag #6Das geht aus dem Gentest hervor ???
Meine Ergenisse von Dante Labs sind da! Ich nutzte die Gelegenheit, um einen weiteren Promethease-Report durchzuführen und die Ergebnisse mit denen von der MyHeritage-Rohdatei zu vergleichen.
Wichtig: Es wurde nur die filtered SNP-Datei von Dante hochgeladen. In dieser Datei befinden sich nur abweichende SNPs. Damit ist auch klar, wieso der Promethease-Report von MyHeritage (MH) vermeintlich Informationen enthält, die bei dem von Dante Labs (DL) auf den ersten Blick nicht vorhanden sind. Wer Lust hat, 50GB Rohdaten zu uploaden, könnte sicherlich bessere Ergebnisse erhalten. Bei meinem Dante Labs Test wurde das gesamte Genom sequenziert, der Test liefert also in jeder Hinsicht viel mehr Informationen als der von MyHeritage. Dieser kurze Vergleich bezieht sich nur auf Report-Ergebnisse, die mit kleinem Aufwand zu bekommen sind.
Zahlen zum Datenschutz gerundet.
Report-Einträge insgesamt (DL/MH): 17.460/11.920 Einträge, die nur in einem von beiden Reports vorhanden sind (DL/MH): 11.140/5590 Kombinierte Report-Einträge: 23.060 "Gute" Einträge (DL/MH): 670/1550 "Schlechte" Einträge (DL/MH): 260/140 Einträge mit abweichendem Genotyp (unklar): 2
Bei den Rohdateien (nicht Promethease) gab es eine Abweichung bei ca. 270 von 336.000 gemeinsamen Einträgen.
Mich freut, dass ich nun auch einige SNPs, die sich auf Alterung beziehen, in meinem Report habe - In einer guten, wenn auch nicht sehr guten Variante.
Wie geht die Firma Dante Labs eigentlich mit rechtlichen Bestimmungen um (z.B. Gendiagnostikgesetz in Deutschland?), welche Hürden muss man als Privatperson nehmen? Hast du die Daten z.B. auch bei FoundmyFitness abgeglichen?
Wie geht die Firma Dante Labs eigentlich mit rechtlichen Bestimmungen um (z.B. Gendiagnostikgesetz in Deutschland?), welche Hürden muss man als Privatperson nehmen?
Es handelt sich um eine italienische Firma und ich habe von rechtlichen Themen nicht viel Ahnung.
Bei meinem Test stand folgendes:
Zitat Your sample and data will stay in the European Union (also if you are a US resident) and is protected by the EU General Data Protection Regulation (GDPR). Our technology offers data protection improvements not required by law but considered best practices in the industry.
Zitat von Prometheus im Beitrag #9Hast du die Daten z.B. auch bei FoundmyFitness abgeglichen?
Nein, danke für den Hinweis. Laut Reddit ist Promethease aber umfassender, weshalb ich zunächst von weiteren Ausgaben absehen werde. Promethease ist direkt mit SNPedia verbunden, bei anderen Anbietern scheint das, vielleicht aus lizenzrechtlichen Gründen(?), oft nicht der Fall zu sein.
Aktuell schreibe ich mir noch ein kleines Programm, welches die rsIDs meiner Dante Labs VCF hinzufügt. Scheinbar ist das ein einfacher Prozess, da die VCF-Datei die Chromosome und Positionen zu den SNPs enthält. So lange bis man feststellt, dass man mit riesigen Dateien hantiert (Performance!) und das Referenzgenom beachten muss. Denn je nachdem, wo und welchen Test du gemacht hast, wurde der mit einem bestimmten Referenzgenom gemacht (bei meinem Test grch37). Das klingt auch noch handlebar, bis du dann merkst, dass diese Referenzgenome Patch-Versionen und andere Unterschiede haben können... Man hat also als Laie keine 100%ige Sicherheit, dass solche selbst eingefügten Änderungen stets korrekt sind. Für meine privaten Zwecke wird es aber reichen.