Ich nutze den PhenoAge-Kalkulator seit 6 Monaten (3 Messungen). Es handelt sich um eine kostengünstige (ca. 35 Euro), schnelle und gut validierte Möglichkeit zur Messung des biologischen Alters, die zudem einen groben Überblick über wichtige Organfunktionen (u.a. Leber, Niere, Pankreas, Immunsystem) bietet. Momentan fehlen mir noch viele Daten, um klare Trends zu identifizieren und meine Anti-Aging-Strategie weiter zu optimieren. Mittelfristig werde ich einzelne insbesondere (pharmakologische) Interventionen (u.a. Metformin, Atorvastatin, Rapamycin, RAAS-Inhibitoren), für jeweils mindestens 3 Monate testen. Hier die Orginalpublikation:
Levine, Morgan E et al. “An epigenetic biomarker of aging for lifespan and healthspan.” Aging vol. 10,4 (2018): 573-591. doi:10.18632/aging.101414
Die Eingabe führt merkwürdigerweise, trotz korrekter Umrechnung, mit meinen Werten zu einer leicht abweichenden Altersschätzung (+ 2 Jahre verglichen mit dem Tool auf Seite von Oliver Zolman). Es empfielt sich daher aus Gründen der Vergleichbarkeit bei einer Auswertungsvariante zu bleiben. Dass kalorische Restriktion mit optimaler Nährstoffversorgung solche organfunktionsbasierte Alters-Biomarker-Scores ausgesprochenr günstig beeinflusst, ist im Prinzip nichts Neues:
"Change in the Rate of Biological Aging in Response to Caloric Restriction: CALERIE Biobank Analysis"
Dennoch waren die Resultate für mich ziemlich überraschend. Ich bin chronologisch 27 Jahre alt, laut PhenoAge-Kalkulator liegt mein biologisches Alter bei ca. 8 bis 10 Jahren (möglicherweise sogar leicht darunter, wenn ich einen sensitiveren hs-CRP-Test nutzte). Ich zweifle jedenfalls ein Wenig an der Aussagekraft dieses Kalkulators und werde meine Ergebnisse mit anderen Altersmessmethoden vergleichen.
Das kann ich verstehen. Ich fühle mich damit selbst nicht immer wohl. Für mich bleibt Anti-Aging-Medizin trotzdem in erster Linie Präventivmedizin. Die Prävention sollte möglichst früh einsetzen, da Altern eine progressive Pathologie darstellt. Als junger Mensch kann man durch solche Interventionen mehr verlieren, aber auch deutlich mehr gewinnen. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis sollte stets abgewogen werden. Ich vertraue beispielsweise verschreibungspflichtigen Medikamenten eher als Supplementen, weil Medikamente ein kontrolliertes Zulassungsverfahren durchlaufen, die Studienlage meistens besser ist, und nach der Zulassung Pharmakovigilanz sichergestellt wird. Polypharmazie werde ich vermeiden. Ich kontrolliere meine Maßnahmen und halte ärztliche Rücksprache, um eventuelle Nebenwirkungen rasch zu identifizieren. Es wird oft vergessen, dass nicht-medikamentöse Interventionen ebenfalls gravierende Nebenwirkungen zeigen können. Beispiel: falsch praktizierte Kalorienrestriktion -> quantitative und qualitative Malnutrition -> potentiell nachteilige Auswirkungen auf praktisch jedes Organsystem.
Ich werde meine Überlegungen am Beispiel der Nutzung von Atorvastatin ausführen. Atherosklerose kann als Altern des vaskulären Systems aufgefasst werden. Eine möglichst frühe Therapie ergibt Sinn, weil die vaskulären Läsionen, deren Progesssion nach Dekaden zu kardiovaskulären Ereignissen (Myokardinfarkte, Schlaganfälle, etc.) führen, schon in sehr frühen Lebensphasen bestehen und sehr häufig sind:
"Prevalence and Extent of Atherosclerosis in Adolescents and Young AdultsImplications for Prevention From the Pathobiological Determinants of Atherosclerosis in Youth Study"
Die Indikation für eine Statintherapie wird üblicherweise durch Berechnung des Risikos, in kurzen Zeiträumen ( 5 bis 10 Jahre) ein kardiovaskuläres Ereignis zu erleiden, gestellt. Es könnte jedoch gerade bei jungen Niedrigrisiko-Patienten sinnvoller sein, den Lebenszeitnutzen (vermiedene kardiovaskulärer Ereignisse) zu kalkulieren:
"Who Benefits From Taking a Statin, and When? On Fundamentally Restructuring Our Thinking Regarding Primary Prevention of Cardiovascular Disease"
In diesem Kontext könnte es, selbst für mich, lohnend sein ein Statin einzunehmen (und das umso deutlicher, je länger ich lebe). Statine sind zudem kostengünstig, weil es sich um Generika handelt. Ich müsste sie allerdings lebenslang einnehmen. Wenn Atorvastatin weder meine allgemeinen Alters-Biomarker negativ beeinflusst, noch Leberwerte oder Creatin-Kinase ansteigen lässt, ist das Anwendungsrisiko akzeptabel. Analoge Betrachtungen sind mMn auch für die Therapie anderer Teilprozesse des Alterns zulässig.
#4 Ich meine, ein Vergleich von Pharmaka und Ergänzungsmitteln ist nicht sinnvoll. Ergänzungsmittel sollen - wie der Name schon sagt - Defizite z.B. aufgrund einer eher zurückhaltenden Ernährung ausgleichen. Man muss sich die Hersteller schon etwas ansehen, aber was soll das als vershreibungspflichtiges Medikament bringen? Es dient nicht zur Behandlung einer Krankheit, auch nicht der Alterungskrankheit. Die Idee ist einfach, keinen Engpass im Körper aufkommen zu lassen. Ich bringe ja immer die Spieltheorie ins "Spiel", ein typischer Fall. Man muss bei unbekanntem Nutzen halt unterhalb der - hoffentlich ungefähr bekannten - Schadensgrenze bleiben. Auf Studien kann man lange warten, und wenn doch, sind diese aufgrund der zahlreichen Stellshrauben wohl kaum zu gebrauchen.
Wer es genau wissen will, kann ja dieses "Cronometer" nutzen. Sowas mach ich nicht, ist mir zu nervig und was weiß ich, was der Körper braucht. Auch diese Messerei ala Strunz mach ich nicht. Einmal hab ich ein Aminogramm machen lassen - alles im grünen Bereich. Ach ja, mein täglich Aminopulver...sind nun mal die Bauklötzer.
Ich kann ja mal davon ausgehen, dass du die genauen Vorgänge in der Zelle kennst. Biochemische Modelle find ich auf jeden Fall wichtig für das Verständnis von "Interventionen". Ich praktiziere keine Kalorienreduktion nach Plan. Ich kenn natürlich die Theorie der Autophagie. Ich nehm trotzdem nicht zu. Ganzkörper-Autophagie eben. Zur Nacht ein kleines Schmalzschnittchen - Empfehlung von Dr.med.Kuklinski - hat ein nächtliches Erwachen mit sehr starken Ohrgeräuschen verhindert. Neuronen, die Hunger haben, machen verrückte Sachen.
Statine möchte ich nicht diskutieren. Sie sind mir ein rotes Tuch. Gab hier schon mal einen Thread dazu. Und bei Ereignissen mit sehr sehr kleiner Wahrscheinlichkeit taugen globale Statistken nicht zur individuellen Entscheidungsfindung. Es muss andere Möglichkeiten geben. Entzündungssenkung ist sicher gut, denn ich bin überzeugt, Entzündungen der Intima sind die Ursache für spätere Plaques. Nach Dr.Rath (ja ich weiß...) handelt es sich um eine Art Skorbut. Ich kann der Überlegung durchaus was abgewinnen. Vit. C halte ich immer für wichtig.
Irgendwelche Altersuhren benutze ich nicht. Ich mein ob das mit 27 sinnvoll ist? Und immer an die psycho-somatische Rückwirkung denken. Jede Messung verändert auch das Messobjekt.
Zitat von CRONos im Beitrag #2Ich zweifle jedenfalls ein Wenig an der Aussagekraft dieses Kalkulators
Dieser Kalkulator prognostiziert das altersbedingte Morbitidtäts- und Mortalitätsrisiko - das dürfte in deiner konkreten Lebenssituation (bei deinem Lebensalter und Lifestyle) aktuell nahe Null liegen!
Zitat von CRONos im Beitrag #4Ich vertraue beispielsweise verschreibungspflichtigen Medikamenten eher als Supplementen, weil Medikamente ein kontrolliertes Zulassungsverfahren durchlaufen, die Studienlage meistens besser ist, und nach der Zulassung Pharmakovigilanz sichergestellt wird.
Sehe ich grundsätzlich auch so, allerdings kann man sich bei einer Off-Label Therapie nicht auf das Risiko-Nutzenverhältnis aus den Zulassungsstudien berufen. Wenn der Benefit von Statinen z.B. hauptsächlich durch die antiinflammatorische Wirkung und der Senkung erhöhter Cholesterinwerte zu Stande kommt, du aber weder erhöhte Cholesterinwerte noch ein erhöhtes hsCRP hast, dann macht die Dauereinnahme von Statinen aus meiner Sicht aktuell bei dir keinen Sinn!
Im mittleren Lebensalter kann das allerdings anders aussehen. Schau dir mal diese Publikation an:
Zitat von Prometheus im Beitrag Vascular Rejuvenation Program Ein interessanter, aber experimenteller pharmakologischer Ansatz wurde kürzlich in "Medical Hypothesis" veröffentlicht:
Zitat To summarize, we hypothesize that short-term (one month) treatment with the subtherapeutic, low-dose combination of a renin-angiotensin system inhibitor and a statin would improve arterial wall characteristics in middle-aged populations. We propose the intervention be regularly repeated (once or twice per year) over long time periods (decades), resulting in slowing, delaying or even reversing arterial ageing.
Meiner Einschätzung nach ist das vorgeschlagene Schema in subtherapeutischer Dosierung relativ risikoarm, insbesondere da keine Dauermedikation vorgesehen ist, sonder so eine Art "Kur" mit langem therapiefreiem Intervall. Vielleicht könnte man den Ansatz mit dem o.g. Basisprogramm verknüpfen.
Ist das gerade der "vernünftigste" Test den man machen kann oder gibt es inzwischen besseres? Der Link aus #1 liest sich so, als wäre das Tool veraltet. Ich würde nämlich auch gerne meine Interventionen messen, um zu wissen ob das was ich mache überhaupt hilft.
Ich schätze den Phenoage-Kalkulator. Es gibt inzwischen sicherlich bessere Morbiditäts- und Mortalitätsprädiktoren (z.B. GrimAge) und auch Tests, die die Altersrate präziser messen (DunedinPACE). Doch diese epigenetischen Tests sind auch deutlich teurer und schlechter verfügbar. PhenoAge erlaubt kostengünstig (30 bis 40 Euro) relativ robuste Aussagen über den allgemeinen Gesundheitszustand aus Blutwerten, die im Rahmen üblicher Arztbesuche ohnehin anfallen würden. Das empfinde ich als sehr praktisch. Außerdem scheint PhenoAge Veränderungen meines Lebensstils ziemlich verlässlich abzubilden. Beispielsweise sinken mit steigendem Grad der Kalorienrestriktion meine Leukozytenzahlen (leichte Leukopenie bei relativer Lymphozytose). Diese Beobachtung ist erwartbar und kann zur Therapiesteuerung genutzt werden.
Der einzige echte Nachteil dieses Tests liegt aus meiner Sicht darin, dass nicht alle Labore die Erythrozytenverteilungsbreite (RDW) automatisch ausgeben, selbst wenn ein entsprechender Vermerk vorliegt. Das liegt vermutlich daran, dass die RDW ihren frühren Stellenwert in der Anämiediagnostik weitgehend verloren hat und viele Ärzte das hohe prognostische Potential dieses Markers für eine Vielzahl weiterer med. Outcomes nicht kennen.
The relationship between red cell distribution width and all-cause and cause-specific mortality in a general population
Rahul Hosalli, Vanessa Dinh and Nour Makarem Originally published 6 Nov 2023; Circulation. 2023;148:A17266
Conclusions: "CVH (cardiovascular health) is inversely associated with PhenoAge and PhenoAgeAccel with evidence of a dose-response relation. Improving CVH may decelerate biological aging and reduce associated morbidity."