Ich denke das Thema ist wichtig genug für ein eigenes Thread!
Ich denke, die Beobachtung hat jeder schon gemacht, dass oft über längere Zeitperioden gefühlt gar keine Alterung stattfindet, und im Anschluss ein rapider "Sturz" stattfindet. Rüstige ältere Angehörige, die lange fit sind und dann urplötzlich rasch abbauen. Bekannte aus der eigenen Altersstufe, die plötzlich rasch vorgealtert wirken, und so weiter. Zunächst einmal der Versuch einer groben Einteilung, beginnend mit Eintritt in die Adoleszenz:
1) Beginn der Pubertät (biologisches Alter ca 10-13 Jahre) 2) Thymusinvolution, Ende der Pubertät (biolgisches Alter ca 18-21 Jahre) 3) Erste Leistungseinschränkungen der Gewebe, erste graue Haare (biologisches Alter ca. 30-35 Jahre) 4) Beginn Menopause, Linsenakkomodation, Änderungen im Lipidstoffwechsel (biologisches Alter ca. 40-45 Jahre) 5) Immunseneszenz, eingeschränkter Kohlenhydratstoffwechsel, Nierenfunktionsstörungen (biologisches Alter ca. 60-65 Jahre) 6) Sarkopenie, Osteoporose, Presbyakusis, Grauer Star, kognitive Einschränkungen etc. (biologisches Alter ca. 70-75 Jahre)
Die Liste ist mit Sicherheit unvollständig und nur ein grobes Raster - Natürlich gibt es auch eine deutliche Variabilität, einige Organsysteme altern langsamer, andere schneller, der Verlauf ist hochgradig individuell. Trotzdem gibt es immer Plateaus und anschließend deutliche "Einbrüche".
Ausgehend von diesen Überlegungen ergibt sich für uns:
1) Wie verzögern oder verhindern wir das Ende unserer aktuellen Plateauphase? 2) Wie können wir auf die vorherige Plateauphase zurückkehren?
Das wir einen gewissen Einfluss haben - zumindest, was das längere Halten des aktuellen Plateaus betrifft - steht außer Frage. Meine Vermutung ist aber, dass man mit einer besseren Kenntnis der Kausalfaktoren auch gezielter gegensteuern kann, und zwar sowohl bei der Vermeidung von "Abstürzen", als auch im Hinblick auf Reverse-Aging (= frühere Plateaus wieder "erklimmen")! Daher denke ich dass dieses Modell der Alterung in Schüben vielleicht auch einen Denkanstoß für uns darstellen kann und dabei helfen kann, gezieltere Interventionen zu entwickeln! Eine wichtige Hypothese wäre zum Beispiel, dass Maßnahmen zum Halten des Plateaus anders aussehen müssten als Maßnahmen, die darauf abzielen, das vorige Plateau zu erreichen.
Ich stelle bei solchen Tabellen immer fest, daß das Alter bei 75 aufhört, In der heutigen Zeit gibt es aber vielel mehr aktive Menschen, die Ü80 oder gar Ü90 sind. Uns hat die Forschung noch nicht entdeckt.
Ich habe ein paar weitere "Meilensteine" ergänzt, bei Bedarf könnte ich das sicherlich noch mit entsprechenden Daten hinterlegen.
Du hast natürlich recht mit deiner Bemerkung! Allerdings habe ich bei der Einteilung bewusst nicht das chronologische, sondern das biologische Alter als "Messlatte" gewählt. Wer ü80 chronologische Jahre ist, aber keine Sarkopenie, Osteoporose etc hat, ist biologisch definitiv jünger einzuschätzen, befindet sich also z.B. auf dem Plateau eines biologischen Alters zwischen 60-70 Jahren!
Das habe ich vor einiger Zeit schon vermutet, als klar war, dass ältere Menschen auffällig viele Schäden an den Mitochondrien haben bzw. jene sich nicht linear im Laufe des Lebens akkumulierten. 40 und 60 ergibt schon ungefähr Sinn. Ein sehr jung gebliebener Mensch in seinen 30ern kann noch als "jung" wahrgenommen werden, manche bis in die 40er rein. Allerspätestens dann gibt es aber den Übergang zum "erwachsenen Aussehen". Ab den 60ern (bei einigen auch erst ab 70 oder später) sieht man dann in aller Regel "alt" aus. Hier ist noch genauere Forschung notwendig. Evtl. läuft da doch ein Programm und es ist vielleicht nicht die Thymusinvolution oder die Immunseneszenz.
In der Praxis läuft es derzeit wohl darauf hinaus, den eigenen Zustand so gut es geht zu erhalten, also den Übergang in die nächste Stufe hinauszuzögern. Reparieren ist immer viel schwieriger. Ja, man könnte mit Senolytika rumspielen, aber dann sollte man auch überlegen, wie man der Neubildung seneszenter Zellen vorbeugt.
Zitat von vera8555 im Beitrag #3In der heutigen Zeit gibt es aber vielel mehr aktive Menschen, die Ü80 oder gar Ü90 sind. Uns hat die Forschung noch nicht entdeckt.
Solche Menschen werden dann häufig "Centenarian" (sobald sie >=100 geworden sind) und die Forschung findet sich unter diesem Begriff. Nur seid ihr eben trotzdem schon in der "höchsten" Altersstufe nach dem genannten System, habt also die 40er und 60er Marken überschritten.
WO widmet sich dem Thema auch. Interessant aber auch die Leserkommentare, die zeigen, daß selbst das doch, trotz vieler Zustimmung, sehr individuell und subjekt ist.
In diesen zwei Phasen deines Lebens alterst du am meisten
Eine ganze Industrie wirbt mit dem Versprechen ewiger Jugend und mit wirksamen Mitteln gegen Falten, Pigmentflecken und Co. Doch eine Studie belegt: Es gibt exakt zwei Punkte in einem Menschenleben, an denen das Alter kompromisslos zuschlägt.
Die Frage ist, inwieweit das Konzept der "Alterung in Schüben" auch eine gezieltere Herangehensweise bei der Altersprävention ermöglicht.
Hier ein paar "Prometheus-Postulate":
1) Maßnahmen zum Plateau halten (=Geroprotektion) unterscheiden sich von Maßnahmen zum Erklimmen des vorherigen Plateaus (Reverse Aging/Younging). 2) Eine optimale Geroprotektion hat für jede einzelne Plateauphase ihre eigenen Charakteristika. 3) Reverse Aging-Maßnahmen können spezifisch auf den Sprung vom aktuellen auf das vorherige Plateau ausgerichtet werden.
1) Maßnahmen zum Plateau halten (=Geroprotektion) unterscheiden sich von Maßnahmen zum Erklimmen des vorherigen Plateaus (Reverse Aging/Younging)
Es hilft, sich klarzumachen, dass Geroprotektion etwas völlig anderes ist als Younging. Geroprotektion ist im Grunde das, was man unter Krankheitsprävention versteht, also Maßnahmen, die dich möglichst lange gesund halten. Younging ist hingegen eine aktive Reparatur des biologischen Systems, bei dem dauerhaft verloren gegangene physikalische/biochemische Fähigkeiten im Organismus wieder hergestellt werden.
2) Eine optimale Geroprotektion hat für jede einzelne Plateauphase ihre eigenen Charakteristika
Es mag zwar präventive Maßnahmen geben, die für jede Lebensphase gelten, aber es gibt auch Maßnahmen, die in einem höherem biologischen Alter Sinn ergeben, aber in jungen Jahren schlicht nutzlos sind - und umgekehrt.
3) Reverse Aging-Maßnahmen können spezifisch auf den Sprung vom aktuellen auf das vorherige Plateau ausgerichtet werden
Es macht Sinn, sich z.B. auf die metabollischen "Schalter" zu konzentrieren, die für das Erreichen des vorigen Plateaus entscheidend sind.