Weil sie im Forum bereits Erwähnung fand, möchte ich die Goji-Beere kurz einmal vorstellen:
Der deutsche Name dieses Nachtschattengewächses lautet Gemeiner Bocksdorn. Die Goji-Beere findet in der chinesischen Küche und in der chinesischen Heilkunde Verwendung.
ZitatIn der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) werden Gojibeeren verwendet, um das Yin zu erhöhen. Bei Mangel an Yin in Leber und Nieren gibt es für sie in der TCM folgende Indikationen: Benommenheit, Diabetes, Anämie, Erkältungen, Erschöpfung, Impotenz, Müdigkeit, vorzeitiges Altern, Nachtschweiß, Potenzstörungen, Schwäche in Rücken und Knien, Schwindel, Tinnitus und Sehschwäche, Überanstrengung und Unfruchtbarkeit
Soweit die traditionell überlieferten Anwendungsgebiete. Auch wenn es einleuchtend klingt, dass Beeren aller Art sich positiv auswirken, ist es sicherlich nicht uninteressant, sich einmal anzusehen, welche gesundheitlichen Effekte für Gojibeeren bislang beschrieben wurden. Hier einige Reviews:
Um es grob zusammen zu fassen: Die bislang vorliegenden Studien stammen fast ausschließlich aus China und sind meist eher von durchwachsener Qualität. Die gesundheitlichen Effekte werden wohl in erster Linie durch die enthaltenen Polysaccaride vermittelt. Um gezielt mit Goji-Beeren zu therapieren, reicht die Datenlage nicht. Nicht unerwähnt bleiben sollte eine Interaktion mit Vitamin K-Anatgonisten (Macumar) und ein Potential für die Entwicklung einer Nahrungsmittelallergie bis hin zu einem in der Literatur beschriebenen allergischen Schock (wahrscheinlich auf die erwähnten Polysaccharide).
Aber geschmackvoll sind die Beeren trotzdem, in getrockneter Form hat man damit auf jeden Fall einen gesunden Snack!
Und in Hinblick auf Anti-Aging? Vernünftige Daten sind ebenfalls rar. Zumindest gibt es einige interessante biochemische Arbeiten:
Dietary Lycium barbarum Polysaccharide Induces Nrf2/ARE Pathway and Ameliorates Insulin Resistance Induced by High-Fat via Activation of PI3K/AKT Signaling
Ich habe mich gerade ein wenig mit dem Melatoningehalt von Pflanzen bzw. Nahrungsmitteln befasst und dabei auf den offenbar wenig bekannten Fakt gestoßen, das Goji-Beeren offenbar unter allen bisher untersuchten, direkt essbaren Pflanzenteilen den höchsten Melatoningehalt haben, etwa 10- bis 100 mal so hoch wie die oft für ihren Melatoningehalt gerühmten Sauerkirschen:
Von den zwei Studien die einen Gehalt von 0,1 und 0,5 μg/g festgestellt haben (Tabelle 1), wurden in der ersten offenbar nur die Samen und nicht die gesamte Frucht untersucht. In der zweiten, methodisch ordentlich durchgeführten Studie wurde eine breite Palette chinesischer Heilkräuter auf ihren Melatoningehalt untersucht, und Goji-Beeren stehen dort an der Spitze der genießbaren (und nicht nur medizisch anwendbaren) Pflanzenteile.
Es mag daher wenig überraschend sein, dass Goji-Beeren in der traditionellen chinesischen Medizin auch bei Schlafstörungen verordnet werden.
[Die absoluten Spitzenreiter in Sachen Melatoningehalt sind übrigens - ironischerweise - Kaffebohnen, mit einem Gehalt von ca. 6 μg/g. Der Melatoningehalt erhöht(!) sich beim Rösten sogar noch auf ca. 8 μg/g und findet sich aufgrund der guten Wasserlöslichkeit nahezu vollständig im Kaffe wieder, was bei 5 g Kaffepulver ca. 40 μg pro Becher entspricht. Gut möglich also, dass Melatonin zum gesundheitsfördernden Effekt von Kaffe beiträgt. Werr jetzt allerdings überlegt, abends koffeinfreien Kaffe zu trinken, dem sei gesagt, dass die Ironie noch weiter geht und das Melatonin beim Entkoffeinieren leider mit entfernt wird - auf diese Weise, als "unerwünschte Begleitsubstanz" des so gewonnenen Koffeins hat man es als Phytosubstanz überhaupt erst entdeckt (1)]
Bei Sauerkirschen, deren Melatoningehalt ein bis zwei Größenordnungen unter dem von Goji-Beeren liegt, ist der positive Effekt auf den Schlaf durch eine Reihe von Studien belegt, wobei es aufgrund der absolut gesehen doch eher geringen Mengen an Melatonin umstritten ist, ob der Effekt primär auf das Melatonin oder auf andere Phytostoffe zurückzuführen ist (2, 3, 4, 5).
Interessanter Weise gibt es zumindest eine methodisch hochwertige Studie die ähnliche Effekt für Gojibeeren-Saft gezeigt hat:
A randomized, double-blind, placebo-controlled, clinical study of the general effects of a standardized Lycium barbarum (Goji) Juice, GoChi. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18447631
ZitatBACKGROUND: This randomized, double-blind, placebo-controlled clinical trial is the first study reported from outside China that has examined the general effects of the orally consumed goji berry, Lycium barbarum, as a standardized juice (GoChi; FreeLife International LLC, Phoenix, AZ) to healthy adults for 14 days.
METHODS: Based upon the medicinal properties of Lycium barbarum in traditional Asian medicine, we examined by questionnaire subjective ratings (0-5) of general feelings of well-being, neurologic/psychologic traits, gastrointestinal, musculoskeletal, and cardiovascular complaints as well as any adverse effects. Also, measures of body weight, body-mass index, blood pressure, pulse rate, and visual acuity were assessed before and after consuming 120 mL of GoChi/day or placebo control solution. Data were statistically analyzed for changes between day 1 and day 15.
RESULTS: Significant differences between day 1 and day 15 were found in the GoChi group (N = 16) in increased ratings for energy level, athletic performance, quality of sleep, ease of awakening, ability to focus on activities, mental acuity, calmness, and feelings of health, contentment, and happiness. GoChi also significantly reduced fatigue and stress, and improved regularity of gastrointestinal function. In contrast, the placebo group (N = 18) showed only two significant changes (heartburn and happiness). No significant changes in musculoskeletal or cardiovascular complaints were observed in either group. All parametric data (body weight, etc.) were not significantly different between groups or between day 1 and day 15 for either group.
CONCLUSIONS: These results clearly indicate that daily consumption of GoChi for 14 days increases subjective feelings of general well-being, and improves neurologic/psychologic performance and gastrointestinal functions. The data strongly suggest that further research is indicated to confirm and extend knowledge of the potential effects of Lycium barbarum upon human health.
Ein Supplement mit 1000mg Goji-Beere habe ich gestern zum ersten Mal genommen. Ich wollte schon seit längerem dieses NEM mal ausprobieren, Joker hat ja in dem Gotu Kola Thread über den Kräuterkundler Li Ching Yuen berichtet, der auch die Goji-Beere aß. Nach der Einnahme bekam ich starken Juckreiz an der Hand, zu sehen war allerdings nichts und heute Nacht hatte ich, am ganzen Körper, einen starken Juckreiz, es war kaum auszuhalten.
Gotu Kola war bei mir ein riesen Erfolg, auf Goji Beere reagiere ich scheinbar allergisch. Ich habe übrigens heute Nacht wieder mit der Einnahme von Gotu Kola begonnen, es wirkt ja stark antiallergisch und das Hautbrennen ist auch mittlerweile wieder verschwunden.
Zitat von Joker im Beitrag Ist Gotu Kola der beste bekannte Telomerase-Aktivator?Li Ching Yuen hingegen aß sowohl Gotu Kola (Triterpenoide) als auch Goji-Beeren (= viel Provitamin C). Außerdem enthält auch Gotu Kola (Pro)Vitamin C!Zitat
Goji berry (Lycium barbarum L.) juice reduces lifespan and premature aging of Caenorhabditis elegans: Is it safe to consume it?
ZitatOur findings revealed that GBJ (mainly the highest concentration) exerted toxic effects and promoted premature aging in C. elegans. Therefore, its consumption should be carefully considered until further studies in mammals are conducted.
Ja, aber gerade diese "unerwarteten" Studienergibnisse sind wertvoll.
Die Autoren selber tun so, als ob sie einfach nur "evaluieren" wollten. Der gesamte Versuchsaufbau bestand aber wohl eher darin, ein positives Resultat (Verlängerte Lebensspanne bei C. elegans) zu erzielen, und das ist nicht gelungen. Warum nicht?
Es hilft, hier einmal zu schauen was die "Wirkstoffe" von Goji sind:
Zitat The protective functions of goji berries are supported by the presence of seven different types of phenolic compounds, including phenylpropanoids and flavonoids (caffeic acid, quercetin-3-O-rutinoside, and kaempferol-3-O-rutinoside), coumarins, lignans, flavonoids, isoflavonoids, chlorogenic acid derivatives, and p-hydroxybenzaldehyde, and p-hydroxybenzoic acid derivatives
Im Prinzip sind für viele dieser einzelnen Substanzen ja schon lebensverlängernde Effekte gezeigt worden, beispielsweise über Aktivierung von Nrf-2 bzw DAF-16/FOXO bei C.elegans.
Wie wird dieser antioxidative Effekt (also die Nrf-2-Aktivierung) hervorgerufen? Durch einen direkten prooxidativen Effekt. Die Nrf-2 Aktivierung ist letztlich nur der Versuch des Organismus, hier gegenzusteuern. Mit anderen Worten: Um überhaupt einen Benefit von diesen Pflanzengiften zu bekommen, muss der hormetische Bereich getroffen werden. So wie ich das sehe, sind überhaupt nur 3 Saft-Konzentrationen untersucht worden, davon eine Konzentration die bereits sicher suprahormetisch sein dürfte. Die Wahrscheinlichkeit, bei dieser Vorgehensweise den hormetischen Bereich zu verpassen, ist nicht gerade gering. Allerdings haben die Autoren diese Möglichkeit in der Diskussion im Volltext nicht einmal erwähnt, so dass ich davon ausgehe, dass ihnen das Konzept der Hormesis bei der Erstellung des Versuchsaufbaus gar nicht bewusst war.