Wer vermutet, aufgrund von Amalgamfüllungen oder anderen möglichen Expositionen, mit Quecksilber belastet zu sein, sollte, anstatt sich in solchen Fällen eher zweifelhaften, privat bezahlten Chelattherapien mit DMSO usw. zu unterziehen, einfach mal in die Apotheke gehen und eine Großpackung ACC Akut mitnehmen.
Bei N-Acetyl-Cystein (NAC) handelt es sich, wie diverse Tierversuche zeigen, um ein hocheffektives Mittel zur Ausleitung von Methylquecksilber, was in der ganzen "Chelatszene" erstaunlicherweise so gut wie unbekannt ist, vielleicht weil sonst das Geschäftsmodell diverser Kurpfuscher seiner Grundlage entzogen würde...
ZitatN-Acetylcysteine as a Potential Antidote and Biomonitoring Agent of Methylmercury Exposure
Background
Many people, by means of consumption of seafood or other anthropogenic sources, are exposed to levels of methylmercury (MeHg) that are generally considered to be quite low, but that may nevertheless produce irreversible brain damage, particularly in unborn babies. The only way to prevent or ameliorate MeHg toxicity is to enhance its elimination from the body.
Objectives
Using N-acetylcysteine (NAC), we aimed to devise a monitoring protocol for early detection of acute exposure or relatively low MeHg levels in a rodent model, and to test whether NAC reduces MeHg levels in the developing embryo.
Results
NAC produced a transient, dose-dependent acceleration of urinary MeHg excretion in rats of both sexes. Approximately 5% of various MeHg doses was excreted in urine 2 hr after injection of 1 mmol/kg NAC. In pregnant rats, NAC markedly reduced the body burden of MeHg, particularly in target tissues such as brain, placenta, and fetus. In contrast, NAC had no significant effect on urinary MeHg excretion in preweanling rats.
Conclusions
Because NAC causes a transient increase in urinary excretion of MeHg that is proportional to the body burden, it is promising as a biomonitoring agent for MeHg in adult animals. In view of this and because NAC is effective at enhancing MeHg excretion when given either orally or intravenously, can decrease brain and fetal levels of MeHg, has minimal side effects, and is widely available in clinical settings, NAC should be evaluated as a potential antidote and biomonitoring agent in humans.
ZitatN-acetylcysteine as an antidote in methylmercury poisoning
Methylmercury is a ubiquitous environmental pollutant and potent neurotoxin. Treatment of methylmercury poisoning relies almost exclusively on the use of chelating agents to accelerate excretion of the metal. The present study demonstrates that oral administration of N-acetylcysteine (NAC), a widely available and largely nontoxic amino acid derivative, produces a profound acceleration of urinary methylmercury excretion in mice. Mice that received NAC in the drinking water (10 mg/ml) starting at 48 hr after methylmercury administration excreted from 47 to 54% of the 203Hg in urine over the subsequent 48 hr, as compared to 4-10% excretion in control animals. When NAC-containing water was given from the time of methylmercury administration, it was even more effective at enhancing urinary methylmercury excretion and at lowering tissue mercury levels. In contrast, excretion of inorganic mercury was not affected by oral NAC administration. The ability of NAC to enhance methylmercury excretion when given orally, its relatively low toxicity, and is wide availability in the clinical setting indicate that it may be an ideal therapeutic agent for use in methylmercury poisoning.
Die Verabreichung von NAC im Trinkwasser verfünf- bis zehnfacht also die Ausscheidungsrate von Methylquecksilber. Die menschliche Equivalenzdosis zu der in dieser Studie verabreichten wäre so über den Daumen gepeilt 100 mg/kg Körpergewicht. Eine so hohe Dosis sollte man besser nicht einnehmen, aber bis zu 1800 mg po Tag (entsprechend drei ACC-Brausetabletten am Tag) wurde in zahlreichen Studien an Menschen ohne Nebenwirkungen vertragen und bewegt sich immerhin schon in der selben Größenordnung.
Eine einwöchige Kur, bei der 1200-1800 mg pro Tag eingenommen werden, auf zwei bis drei Einzeldosen verteilt, erscheint mir daher ein erfolgversprechender Ansatz, Quecksilberbelastungen abzubauen.
Ich persönlich mache übrigens auch einmal im Jahr eine NAC-Kur, allerdings nur mit 600 mg und dafür über einen etwas längeren Zeitraum: im Frühjahr, wenn sich bei mir die Pollenallergie meldet, hilft es mir dabei, die oberen Atemwege frei zu halten. Etwaige positive Nebeneffekte wie Quecksilberausleitung nehme ich dabei natürlich gerne mit.
NAC sollte man allerdings, aufgrund seiner antihormetischen Effekte (beeinflusst durch die Steigerung des Glutathionspiegels das Redox-Gleichgewicht), meiner Meinung nach nicht dauerhaft einnehmen.
Hallo, wie sieht es aus, wenn die Quecksilbervergiftung schon jahrzehnte zurückliegt und das Quecksilber sich sehr wahrscheinlich schon im Gehirn abgelagert hat. Bekommt man das mit ACC auch raus? Vor allem, nach Amalgamfüllungen sitzt ja auch noch viel im Kieferknochen, wenn das nicht operativ entfernt wurde, ist man ja einer immerwährenden Belastung ausgesetzt. Liebe Grüße von Julie
ich denke, Timar wird dazu sicher noch etwas kompetentes schreiben, aber ich denke, auch Quecksilber, wie andere Schadstoffe auch, bildet ja kein geschlossenes System oder eine Art Abkapselung im Körper, wo auch immer. Also müßte man aus meiner laienhaften Sicht Quecksilber auch aus Gehirnzellen oder Knochen auslösen können. Ob das NAC schafft und in welchem Maße kann ich natürlich nicht beurteilen, aber das das unmöglich sein soll, kann ich mir nicht vorstellen. Selbst radioaktives Material scheidet der Körper ja aus, wie lange das dauert sei mal dahingestellt. Zumindest kann ich mir einer Reduzierung von Schadstoffen auch aus den o. g. Regionen vorstellen.
Hi Timar, du weißt sicher, dass in der Pflanzen- (und/oder Ernährungs-)Heilkunde u.a. auch "deine" Paranuss zur Schwermetall- und Quecksilber-Ausleitung, bzw. bei derartigen Belastungen Anwendung findet ...
In den bisher publizierten Tierversuchen erfolgte die Behandlung NAC immer relativ zeitnah zur Methylquecksilber-Exposition, etwa nach 48 h in der zweiten zitierten Studie. Allerdings dürfte dieser Zeitraum bewusst so gewählt worden sein, um eine Verteilung des Quecksilbers in gesamten Organismus zu gewährleisten. Dem entsprechend wurde ja auch eine Reduzierung der Belastung im Hirngewebe festgestellt - das ist besonders relevant, da Methylquecksilber dort nicht nur besonders viel Schaden anrichtet, sondern auch, da die Blut-Hirn-Schranke eine Entgiftung hier besonders schwierig macht. So kann es bei Chelatoren etwa dazu kommen, dass diese zwar auf dem "Hinweg" die Blut-Hirn-Schranke passieren, dann aber ihre mit Metallen beladenen Komplexform nicht mehr ohne weiteres aus dem Gehirn herauskommen...
Tizian hat also völlig recht - für eine Entgiftung ist es nie zu spät, auch wenn eine bei langfristiger Exposition erfolgte Einlagerung in die Knochen natürlich nie wieder ganz rückgängig zu machen sein wird. Hier könnte aber eine optimale Versorgung mit Vitamin K2, Vitamin D, Magnesium und Calcium zumindest zu beitragen, dass das Quecksilber in den Knochen bleibt und somit eine systemische Belastung zu vermeiden oder zumindest zu reduzieren.
@mithut: Wusste ich nicht, macht aufgrund des Selengehaltes aber durchaus Sinn. NAC und Selen - und auch Zink - bieten übrigens eine additive Schutzwirkung:
ZitatCombined effect of N-acetyl cysteine, zinc, and selenium against chronic dimethylmercury-induced oxidative stress: a biochemical and histopathological approach.
Mercury (Hg), widely used in industry, is a great environmental health problem for humans and animals. Despite several reports regarding Hg toxicity, there is scarcity of data on its toxic manifestations on Sprague Dawley rats under realistic exposure conditions. Experimental studies have shown that sulphur-containing antioxidants have beneficial effects against the detrimental properties of Hg. The present work was aimed to study the therapeutic potential of combined administration of N-acetyl cysteine (NAC; 2 mmol/kg ip), zinc (Zn; 2 mmol/kg po), and selenium (Se; 0.5 mg/kg po) against dimethylmercury (DMM; 1 mg/kg po)-intoxicated male rats for 12 weeks. Exposure to DMM caused significant alterations in cytochrome P450 (CYP) activity, microsomal lipid peroxidation, and proteins. Activities of transaminases (aspartate aminotransferase/alanine aminotransferase), alkaline phosphatase, and lactate dehydrogenase in serum, as well as activities of CYP enzymes aniline hydroxylase (AH), amidopyrine-N-demethylase (AND) in liver microsomes and activities of acid phosphatase, alkaline phosphatase, glucose-6-phophatase, and succinic dehydrogenase in the liver and kidney, were significantly altered after DMM administration. DMM exposure also induced severe hepato-renal alterations at the histopathological level. NAC, along with Zn and Se, dramatically reversed the alterations in all of the variables more toward control. The study results conclude that protective intervention of combined treatment of NAC, along with Zn and Se, is beneficial in attenuating DMM-induced systemic toxicity.
mit diesen positiven Eigenschaften von NAC, insbesondere der Wirksamkeit gegen Giftstoffe, müßte es doch auch ein potentes Leberschutzmittel bzw. im gewissen Rahmen vielleicht auch ein Heilmittel z. B. bei nichtalkoholischer Fettleber oder generell bei Leberbeschwerden sein oder?
Zitat von wmuees im Beitrag #7Nichtalkoholische Fettleber ist nicht das Resultat einer Vergiftung. Da ist eher Cholin angebracht, so 800mg/Tag.
Das ist schon klar, aber eine Fettleber ist doch trotzdem sozusagen krank und kann dann Giftstoffe nicht mehr so gut ausscheiden und wird davon voller sein, als wenn sie normal arbeitet. Hier müßte dann doch NAC vielleicht unterstützend wirken können und so eine Heilung beschleunigen oder zumindest dabei hilfreich sein, wenn es die kranke Leber bei der Entgiftung unterstützt, die sie ja trotzdem jeden Tag durchführt/durchführen muß, egal wie gut oder schlecht ihr Zustand ist. Nur das Resultat dieser Arbeit wird dann natürlich unterschiedlich sein. Und dabei könnte dann doch vielleicht NAC eben helfen. Denke ich mir mal so als Laie.
Naja, Quecksilber ist an und für sich deshalb giftig weil es sich an Thiolgruppen bevorzugt an Stelle des sonst am Schwefel gebundenen Wasserstoffs anlagert. Cystein gehört auch zu den Thiolen und Cystein ist auch Teil von Glutathion, des wichtigsten körpereigenen Antioxidanz, das dadurch ebenfalls erschöpft wird. Neben Cystein sind somit auch die anderen schwefelhaltigren Aminosäuren wie Methionin und Taurin betroffen, zusammen mit Quecksilber (anstatt Wasserstoff an Schwefel gebunden) bilden sie sog. Thiolate. Aus diesen kann der Körper aber keine Proteine mehr bauen.
Weiterhin geht Quecksilber auch mit Selen Verbindungen ein, dieses fehlt dann etwa auch für Glutathionperoxidase (zum Recylcling von Glutathion nötig), was den Glutathionhaushalt weiter belastet. Glutathion wird übrigens sehr stark in der Leber verbraucht. D.h. ansonsten von der Leber noch schaffbare Giftmengen können bei Quecksilberexposition immer wneiger entgiftet werden bis hin zur (frühzeitigen) Leberschädigung.
Das heisst, Cystein, Mathionin, Selen und Taurin sind neben Zink (verbindet sich ebenfalls gerne mit Quecksilber) sind bei erhöhter Belastung mit Q. ganz besonders von Interesse.
NAC kann ja nicht schaden. Wie weit es geeignet ist zum Ausleiten kann ich nicht einschätzen. Im alten Forum hatte Lukas auch ganz schlüssige Argumente für eine eher schwache Ausleitungswirkung. Quecksilber/Methylquecksilber stört bestimmt auch Methylierungen...denke ich.
Das fiese beim Amalgam ist halt, dass es direkt im "Urhirn" ansetzt, dort wo Gefühle entstehen oder Hormone gesteuert werden. Ist bestenfalls schlechte Homöopathie und bei entsprechender Veranlagung, eine die wirkt.