Mir ist aufgefallen dass hier im Forum öfter mal nach dem BMI gefragt wird und es wurde schon diskutiert dass der BMI keinen passenden Richtwert darstellt um den Körperfettanteil mit einzubeziehen. Für das Normalgewicht gibt sich ja auch ein recht hoher Spielraum. Nun frage ich mich gibt es überhaupt passende Richtwerte für das Gewicht? Welches Gewicht verspricht ein langes Leben? Eher Nahe am Untergewicht?
Mein Idealwert (Ganz grob:) Männer unter 15% Körperfettanteil, Frauen unter 22%. Bei gleichzeitig maximalem Gewicht, sprich: Muskelmasse . Oder: viel Myokine wie Irisin und gerade ausreichend viel Hormone aus dem Fettgewebe (wie Leptin).
Wobei das hohe Gewicht nicht mit zu viel mTOR-Aktivierung "erkauft" werden sollte, eine zeitweilige Aktivierung von AMPK ist ein Muss- IF bietet sich hierzu als ideal an. Schafft man dies nicht so sollte die fettfreie Masse halt niedriger ausfallen, dann bist du eben eher so ein "Strichmännchen" wie die Okinawesen . Für Langlebigkeit geht beides.
Diese Frage ist nicht ganz so trivial wie es zunächst aussieht. Aussgehend von Kalorienrestriktions-Experimenten könnte man vermuten, dass die Formel "je weniger, desto besser" gilt. Allerdings ist bei einer derartigen Interpretation Vorsicht geboten. Ein geringes Körpergewicht bietet wenig Reserven im Falle einer schweren Erkrankung. Auch wenn der zivilisierte Mensch nicht mehr den Unbilden der freien Natur ausgesetzt ist, kann Untergewicht zu massiven Gesundheitsproblemen führen
In den letzten Jahren sind einige Studien veröffentlicht worden, die sogar eine geringere Mortalität bei leichtem Übergewicht festgestellt haben wollen. Dabei handelt es sich aber den Autoren der folgenden Publikation zufolge höchstwahrscheinlich um statistische Artefakte:
Optimal body weight for health and longevity: bridging basic, clinical, and population research
Zitat[...] Although a recent meta-analysis suggests that overweight individuals have significantly lower overall mortality than normal-weight individuals, these data are likely to be an artifact produced by serious methodological problems, especially confounding by smoking, reverse causation due to existing chronic disease, and nonspecific loss of lean mass and function in the frail elderly. From a clinical and public health point of view, maintaining a healthy weight through diet and physical activity should remain the cornerstone in the prevention of chronic diseases and the promotion of healthy aging.
Zitat von Prometheus im Beitrag Body Mass IndexDie niedrigste Sterblichkeit ergibt sich statistisch bei einem BMI von 22,5-25, also im Bereich des Normgewichtes. Das die Sterblichkeit bei geringerem BMI größer ist, ergibt sich daraus, dass sowohl schlanke Menschen als auch durch Krankheit ausgezehrte Menschen in die Statistik eingehen. Das dürfte auch ein Grund für das sog. Adipositas-Paradoxon sein. Möglicherweise läuft der Alterungsprozess bei Untergewichtigen (BMI 18,5-20) tatsächlich etwas langsamer ab, allerdings bereits auf Kosten geringerer Reserven für harte Zeiten. In der Wildnis eher ungünstig, in künstlicher Umgebung wahrscheinlich immer noch ein geringer Langlebigkeitsvorteil. Bei einem BMI unter 18,5 ist die Wahrscheinlichkeit relativ hoch, dass man seinem Körper in mehrfacher Hinsicht keinen allzu großen Gefallen mehr tut - von der geminderten Lebensqualität durch die geringe Muskelmasse einmal ganz abgesehen.Der BMI ist allerdings tatsächlich nicht der beste Messparameter, auch wenn er sehr gebräuchlich ist.
Ich möchte mich @Scout anschließen: Ein höherer BMI sollte bitte nur durch Muskeln zustandekommen! Eine gute BMI-Alternative ist auch der FFMI
dass der BMI nichts über ein langes oder kurzes leben aussagt, sollte ja klar sein. Ich finde diese Unterteilung sowieso seltsam, denn wenn man keine einzige Stunde Sport in seinem Leben getrieben hat und dünn ist, ist das ja nicht unbedingt ein Zeichen für Gesundheit, sondern einfach dafür, dass man nicht genug isst. Gibt ja auch sowas wie Skinny Fat. Außerdem gibt es mittlerweile viele Alternative Berechnungen wie die Broca Formel oder Taille Hüfte Verhältnis.Gesundheit ist langes Leben. Nicht das Gewicht.
LG
PS: und dem Bus ist das im Zweifel auch egal, wenn er dich erwischt.
@Scout Das mit den Okinawesen verstehe ich nicht. Kannst du das noch mal erklären, wie du das meinst? Habs gegoogelt, aber nicht kapiert.
"Strichmännchen" = niedriger Fettanteil UND niedriger BMI. Also auch eine niedrige Muskelmasse.
Und: der BMI wurde von Versicherungsmathematikern "entwickelt", für ein Kollektiv. Damit kann man schon recht gut rechnen! Dass für das Individuum eher der KFA und der FFMI zählen und der BMI immer nur vereinfachend benutzt wird (weil viel einfacher zu bestimmen!) ist eine ganz andere Geschichte.
Als Alternative zum wenig aussagekräftigen BMI bietet sich der Body-Shape-Index (ABSI) an. Er berechnet sich komplizierter, aber bezieht dafür den Tailenumfang (als Maß für die abdominale Fettmenge) ein. Die resultierenden Werte sind alters- und geschlechtsabhängig und ermöglicht eine präzisere Abschätzung des relativen Mortalitätsrisikos.
Youtube: Prof. Luigi Fontana - Promoting health & longevity through diet - Nov 2018 Ich kann leider erst nach 5 Beiträgen Links posten. Zwischen Minute 20 und 25 (der Rest des Videos ist ebenfalls nicht uniteressant) wird ausführlich auf den Zusammenhang zwischen BMI und Mortalität eingegangen. Die Daten legen nahe, dass für gesunde Personen mit gutem Lebensstil ein BMI am unteren Ende der Norm optimal wäre. Das Adipositas-Paradoxon stimmt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht. Epidemiologische Daten müssen besonders vorsichtig interpretiert werden.