Kunstgenuss verlängert das Leben Der Besuch von Theatern, Konzerten und Ausstellungen fördert Gesundheit und Lebensdauer Gut für Körper und Seele: Wer häufiger in Konzerte, Ausstellungen oder ins Theater geht, fördert seine Gesundheit – und lebt sogar länger. Denn einer Studie zufolge senkt regelmäßiger Musik- und Kunstgenuss die Mortalität bei älteren Menschen um bis zu 31 Prozent. Ein Teil dieses positiven Effekts ist mit Bewegung, geistiger Anregung und sozialen Kontakten erklärbar, die mit solchen Aktivitäten verbunden sind, wie die Forscher im „British Medical Journal“ erklären.
ZitatMusik und Kunst sind uralte, tief in uns verwurzelte Kulturtechniken: Schon vor tausenden von Jahren fertigten unsere Vorfahren Musikinstrumente und verzierten Höhlenwände mit Malereien. Studien zeigen zudem, dass unser Gehirn auf spezielle Weise reagiert, wenn wir besonders schöne, beeindruckende Kunstwerke betrachten. Es könnte sogar sein, dass wir eine Art universelles Gespür für Schönheit besitzen. Musik wiederum kann bekanntermaßen heilsame Wirkung entfalten.
Weniger Sterbefälle unter Kulturfans Doch wie weit reicht die positive Wirkung von Kunst und Musik? Kann sie sogar unser Leben verlängern? Das haben nun Daisy Fancourt und Andrew Steptoe vom University College London untersucht. Dafür werteten sie Daten einer britischen Langzeitstudie mit mehr als 6.000 Teilnehmern über 50 Jahren aus. Konkret ermittelten sie, ob es einen Zusammenhang gibt zwischen der Mortalität innerhalb von 14 Jahren und der Häufigkeit, mit der diese Frauen und Männer Theater, Museen, Konzerte oder Ausstellungen besuchten.
Das Ergebnis: Regelmäßiger Kunstgenuss scheint tatsächlich eine gewisse lebensverlängernde Wirkung zu haben. Denn je häufiger man solche Aktivitäten unternimmt, desto geringer ist das Sterberisiko, wie die Forscher berichten. Bei den Teilnehmern, die keine solchen Aktivitäten unternahmen, starben im Schnitt sechs von 1.000 Teilnehmern im Verlauf der 14 Jahre. Bei denen, die mindestens alle paar Wochen dem Kunstgenuss frönten, waren es nur 2,4 Todesfälle pro 1.000.
Positiver Effekt auch ohne andere Einflussfaktoren Das Interessante daran: Selbst, wenn andere Einflussfaktoren wie Alter, Gesundheit oder sozioökonomischer Kontext mit berücksichtig wurden, blieb ein Teil dieses positiven Effekts erhalten. „Wenn wir alle Störfaktoren miteinrechneten, hatten diejenigen, die regelmäßig kulturelle Aktivitäten unternahmen, ein 31 Prozent geringeres Sterberisiko als diejenigen, die dies niemals taten“, berichten Fancourt und Steptoe.
Die Forscher vermuten, dass ein großer Teil dieser positiven Wirkung darauf beruht, dass der Kunstgenuss uns Anregung für unseren Geist bietet – sowohl durch die Musik oder Kunst selbst als auch durch Kontakte mit anderen Menschen.
Originalstudie: The art of life and death: 14 year follow-up analyses of associations between arts engagement and mortality in the English Longitudinal Study of Ageing https://www.bmj.com/content/367/bmj.l6377
Kunst scheint auch die Heilung im Krankenhaus fördern zu können:
Healing environment: A review of the impact of physical environmental factors on users
Zitat3.1.5.2. Art Ulrich & Giplin [41] discussed how certain types of “psychologically appropriate” artwork, including representational images with themes relating to waterscapes, natural landscapes, flowers and gardens, as well as figurative art showing emotionally positive gestures and facial expressions, can reduce stress and improve outcomes such as pain relief. However, abstract or ambiguous images or emotionally challenging subject matter can evoke dislike or other distinctly negative reactions among patients. According to Ulrich & Giplin [41], the limited research on art supported the conclusion that art selection for HCF should be evidence-based.
ZitatKunst ist ein wichtiger Bestandteil des „Healing Environment“. Das belegen zahlreiche Studien, die seit den 1980er Jahren vorwiegend im englischsprachigen Raum erschienen sind.
Auch wir konnten 2004 mit einer stationsinternen Studie auf der Intermediate Care Station (IMC) die Heilungswirkung von Kunst belegen. Damals hatten wir auf Anregung des medizinischen Personals erstmalig Decken künstlerisch gestalten lassen. Durch diese optischen Reize tragen wir im Rahmen des Pflegekonzepts der Basalen Stimulation zur Delirprävention bei.
Kunst bildet durch ihre sinnliche Qualität einen Gegenpol zur meist funktionalistischen Architektur, hilft durch optische Blickpunkte bei der Orientierung, schafft Aus- und Einblicke und trägt nicht zuletzt zu einer wertschätzenden Atmosphäre bei. Diese unterstützt nicht nur den Heilungsprozess der Patienten, sondern verschönert auch das Arbeitsumfeld der Mitarbeiter, fördert deren Gesunderhaltung und Kreativität. Auch für Besucher ist ein Krankenhaus mit Kunst attraktiver.
Healing Art Wie Kunst im Krankenhaus Heilung fördert Seit mehr als 20 Jahren setzt das Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhaus auf Kunst als begleitendes Element zur Unterstützung der Heilung. Das Buch „Healing Art – Wie Kunst im Krankenhaus Heilung fördert“ dokumentiert die vielfältigen Ansätze in Bild und Text. https://www.rbk.de/service/presse/presse...g-foerdert.html
Zitat von La_Croix im Beitrag #1Das Interessante daran: Selbst, wenn andere Einflussfaktoren wie Alter, Gesundheit oder sozioökonomischer Kontext mit berücksichtig wurden, blieb ein Teil dieses positiven Effekts erhalten. „Wenn wir alle Störfaktoren miteinrechneten, hatten diejenigen, die regelmäßig kulturelle Aktivitäten unternahmen, ein 31 Prozent geringeres Sterberisiko als diejenigen, die dies niemals taten“, berichten Fancourt und Steptoe.
Naja, Korrelation ist nicht gleich Kausalität. Die von dir verlinkte Studie schreibt ja auch:
ZitatThis study was observational and so causality cannot be assumed.
Zitat von La_Croix im Beitrag #1Das Interessante daran: Selbst, wenn andere Einflussfaktoren wie Alter, Gesundheit oder sozioökonomischer Kontext mit berücksichtig wurden, blieb ein Teil dieses positiven Effekts erhalten. „Wenn wir alle Störfaktoren miteinrechneten, hatten diejenigen, die regelmäßig kulturelle Aktivitäten unternahmen, ein 31 Prozent geringeres Sterberisiko als diejenigen, die dies niemals taten“, berichten Fancourt und Steptoe.
Naja, Korrelation ist nicht gleich Kausalität. Die von dir verlinkte Studie schreibt ja auch:
ZitatThis study was observational and so causality cannot be assumed.
Dennoch interessant.
Da man weiß, dass der Anblick von Natur bereits heilend wirkt, auch Musik und Hypnose heilend wirken kann, gehe ich schon davon aus, dass es eine Wirkung von Kunst gibt. Auch die Studien in Krankenhäusern (Siehe Beitrag #2) weisen darauf hin (abgesehen davon, dass der Effekt noch vorhanden ist, wenn man andere Faktoren heraus rechnet was normalerweise als Indiz für Kausalität gewertet wird). Dass sie schreiben "causality cannot be assumed" sehe ich eher als Hinweis darauf, dass die Autoren die generelle wichtigkeit psychologischer Faktoren auf die Gesundheit nicht so recht eingestehen wollen und/oder dass das Ergebnis nicht so recht mit ihrer ursprünglichen Hypothese zusammen passt (eventuell haben das auch die Peer-reviewer oder das veröffentlichende Journal verlangt?).
Live music shown to reduce stress hormones For the first time, a study has demonstrated that attending a public cultural event can induce a measurable effect on an individual’s internal hormone levels. The “stress hormone” – cortisol – was reduced across the board, among other intriguing changes.
ZitatMeasuring a concert’s endocrine output For the recent study, the investigators used 117 volunteers from concert performances showcasing the music of composer Eric Whitacre. The volunteers were a representative sample: some were avid concert-goers, attending more than 100 concerts per year, others were visiting a concert for the first time in more than 6 months; some of the participants were musicians with decades of experience, others were not musical at all.
Over the course of two separate concerts (of the same music and duration), the researchers took saliva samples from the participants before the performance and then 60 minutes later, during the interval.
Across the board, the team found a drop in glucocorticoids, including significant reductions in cortisol and cortisone. DHEA (dehydroepiandrosterone) showed no significant changes across the whole group, but, when split into gender, DHEA levels dipped slightly in women and rose in men. Also, there was a small but non-significant drop in progesterone, but no changes noted in testosterone.
ZitatPrevious laboratory-based studies also found reductions in cortisol levels, but this is the first time that it has been demonstrated in a live setting. It is also the first time that a similar reduction in cortisone (a close relative of cortisol) has been noted.
ZitatWhat do these hormone fluctuations mean? Cortisol is often referred to as the “stress hormone” – when the body is under duress, cortisol spikes. The hormone readies the body for a fight-or-flight reaction by raising sugar levels in the blood, enhancing the brain’s ability to use glucose and, in an effort to minimize non-essential functions, it suppresses the immune system and the digestive system.
These activities are designed to keep an organism safe and ready for action, but if levels are elevated for prolonged periods of time, they can be dangerous, hence the negative health implications of stress.
DHEA is the most abundant steroid hormone in the human body. It acts against the glucocorticoids – cortisol and cortisone. It enhances immune responses, lowers cholesterol and improves muscle building. It has also been linked to emotional responses, such as “warm-heartedness.”
In stressful events, as cortisol rises, DHEA normally drops off, increasing the ratio of cortisol to DHEA and preventing DHEA from hindering cortisol’s work. Conversely, as relaxation increases, cortisol levels decrease, and DHEA picks up the slack. The slight gender differences seen in DHEA levels might hint at subtly different emotional responses to live music between the sexes.
The authors are careful to note that the study was relatively small, but the bulk of the results do add weight to previous studies.
Interestingly, the results were significant regardless of the age of the participants, their experience at concerts or their overall musical ability. The authors note that this suggests a “a universal response to concert attendance among audience members.”