Der Thymus ist ein leider weitgehend unbeachtetes Organ. Im Säuglings- und Kleinkindalter noch voll ausgeprägt, stellt er einen Vorrat an naiven T-Lymphozyten her. Dieser muss dann für den Rest des Lebens reichen, denn der Thymus bildet sich rasch zurück und beim Erwachsenen ist in der Regel kein funktionsfähiges Gewebre mehr übrig. Die Zahl der naiven T-Zellen nimmt aber mit jedem Erreger, den das Immunsystem kennenlernt, weiter ab. Sind irgendwann zu wenige naive T-Zellen übrig, spricht man von Immunoseneszenz. Eine spanische Forschergruppe hat sich ganz aktuell mit Möglichkeiten der Thymus-Reaktivierung beschäftigt:
WNT Signaling Suppression in the Senescent Human Thymus
ZitatOur data have shown that WNT pathway deregulation through the overexpression of different inhibitors by the nonadipocytic component of the human thymus stimulates the age-related involution.[...]Thus, our results suggest that secreted inhibitors of the WNT pathway could be explored as a novel therapeutical target in the reversal of the age-related thymic involution.
Hier eine interessante Arbeit einer schottischen Arbeitsgruppe, die eine Möglichkeit gefunden zu haben scheint, wie die Thymusfunktion durch einen einzelnen Transkriptionsfaktor wieder reaktiviert werden kann.
Da die ausbleibende Erneuerung von naiven T-Zellen eine der hauptsächlichen Faktoren für das Altern des Immunsystems ist, wären darauf aufbauende therapeutische Strategien hinsichtlich der Lebensverlängerung ein vielversprechender Ansatz:
ZitatCollectively, our data establish that upregulation of a single transcription factor can substantially reverse age-related thymic involution, identifying FOXN1 as a specific target for improving thymus function and, thus, immune competence in patients. More widely, they demonstrate that organ regeneration in an aged mammal can be directed by manipulation of a single transcription factor, providing a provocative paradigm that may be of broad impact for regenerative biology
Jetzt fragt sich allerdings, wie man FOXN1 hochreguliert bekommt.
Eine Therapie mit Thymuspräparaten, am besten als Infusion, ist ein Klassiker der Naturheilkunde. Die Präparate sind so wirksam, dass sie selbst von Immunologen und komplementär arbeitenden Medizinern u.a. in der Krebsmedizin eingesetzt werden.
Zitat von Prometheus im Beitrag #43@ Wolfgang: Hast du Erfahrungen mit Thymuspräparaten? (ggf. ein neues Thread?)
Tut mir Leid, mit den Präparaten, die wohl wirklich etwas bringen, also Infusionen, habe ich (als Patient) keine Erfahrungen. Eine ganze Zeit lang habe ich mal Kapseln mit Pulver geschluckt. Es gibt auch welche bei der LEF. Ich kann da aber nichts weiter berichten, weil eine Wirkung oder Nichtwirkung im Wust der anderen NEM nicht erkennbar war.
Zitat von Prometheus im Beitrag #7Einen wahren Rundumschlag über Möglichkeiten zum Erhalt eines jungen Immunsystems haben Guiliano & Watson kürzlich gepostet:
Hier die Essenz aus dem wie immer ziemlich langen und wissenschaftlichen Post in einer etwas leichter verdaulichen, sinngemäßen Übersetzung:
"1.Ghrelin - Ghrelin wurde im Jahr 1999 entdeckt , es aktiviert den “growth hormone secretagogue receptor” (GHS-R) . Ghrelin wird sallop auch als das "Hungermolekül" bezeichnet. Es kommt im Plasma sowohl acetyliert als auch deacetyliert vor. Die deacetylierte Form kann nicht an GHS-R andocken, aber beide Formen binden an Herzmuskelzellen und Endothelzellen [Blutgefäßzellen], hier haben sie eine ähnliche anti-Apoptose-Wirkung wie IGF-1. Durch die Bindung an GHS-R wird die Wachstumshormon-Ausschüttung stimuliert. Grehlin wird hauptsächlich in der Magenschleimhaut produziert. Es inhibiert Leptin und erzeugt Hungergefühl. Außerdem wird Ghrelin von Zellen des Immunsystems (T-Zellen, dendritischen Zellen und Monozyten) produziert. Ghrelin wirkt als potenter Unterdrücker von entzündungsfördernden Signalen der weißen Blutkörperchen [Interleukin 1, Interleukin 6 etc] Interessanterweise steigert Ghrelin bei Mäusen auch deutlich die Zellzahl im Thymus, so dass es für den Ansatz einer Thymusregeneration vielversprechend sein könnte.
2. Kastration. Wie bereits von uns berichtet, führt eine Entfernung der Gonaden zwar zu einer Verzögerung der Thymus-Rückbildung beim Menschen, kann sie aber letztlich nicht verhindern. Im späteren Lebensalter führt Kastration zu einer deutlichen Thymus-Regeneration - sowohl bei Tieren als auch bei Menschen (z.B. im Rahmen einer Hodenentfernung bei Krebserkrankung). [...] Dieser Effekt tritt rasch ein - innerhalb von ca. 10 Tagen. Im weiteren Verlauf schrumpft der Thymus allerdings wieder vermutlich in Folge der Wachstumshormon-Defizienz. Solange die Effekte der Sexualsteroide und des Wachtumshormons nicht berücksichtigt werden, wäre eine Kastration oder Wachstumshormon-Gabe nur ein kurzfristiger Vorteil."
"3.Chemische Kastration – Die chemische Unterdrückung von Sexualhormonen führt ebenfalls zu einer Thymus-Rejuvenation. Das wird regelmäßig bei Medikamenten beobachtet, die mit Gonadoliberin interferieren. Gonadoliberin-Agonisten werden z.B. bei Prostata-Karzinomen klinisch angewendet (Lupron). In letzter Zeit sind auch Gonadoliberin-Antagonisten entwickelt worden. Paradoxerweise reduzieren Gonadoliberin-Agonisten IGF-1. Das ist insofern überraschend, da IGF-1 normalerweise edas Thymuswachstum fördert. Daher könnten sich Gonadoliberin-Agonisten evtl als ungeeignet für eine Thymus-Regeneration erweisen.
4. Schwangerschaft -Schwangerschaft führt zu höheren Östrongen und Progesteronwerten. Dadurch findet eine dramatische Thymus-Schrumpfung in der Mutter statt. Im Mausmodel beträgt die Schrumpfung 45-80%.
5. Nebennierenrindenhormone - Eine Nebennierenrindenentfernung bei Hasen führte nicht nur zu einem permanenten Stopp der Thymusschrumpfung, sondern auch zu einer dramatischen Thymus-Regeneration. Unglücklicherweise starben die Hasen ziemlich schnell, wenn man erneute Operationen durchführte. Ohne Stresshormone kommt der Hasenorganismus nicht mehr mit Stress klar. Dennoch: bei einer gleichzeitigen Kastration und Nebennierenrindenentfernung konnte eine Thymusschrumpfung vollständig vermieden werden. Eine chronische Kortisongabe führt ebenfalls zu einer Thymusschrumpfung. Dies geschiet, da Kortison zur Apoptose von CD4-, CD8- T-Zellen führt[...].
6. Zinkmangel – Zinkmangel spielt eine große Rolle insbesondere in der Thymusschrumpfung im späteren Lebensalter (nicht in der Pubertät!) Bestimmte Zellen des Thymus produzieren Thymulin. Das ist ein kleines Peptid, das Zink für seine Aktivität benötigt. Thymulin ist wichtig für die T-Zell-Differenzierung. Dadurch wird Zinkmangel zum Zum Hauptfaktor für eine Thymusschrumpfung. In Mausstudien führt eine alleinige orale Zinkgabe zu einer vollständigen Thymusregeneration. [...]
7. Magnesiummangel - Magnesiummangel beschleunigt die Thymusschrumpfung. Dies ist vermutlich durch eine gesteigerte Apoptose und vermehrte Anfälligkeit für oxidativen Stress bedingt. Im Rattenexperiment führte ein Magnesiummangel bereits wenige Wochen nach Beginn des Experiments zu einer deutlichen Thymusschrumpfung. Ein Grund dafür könnten eine erhöhte Entzündungsaktivität mit gesteigerten Interleukin 6-Werten sein."
Kommentar Prometheus: Hier geht es generell um ein besseres Verständnis von Mechanismen, die Wachstum oder Schrumpfung des Thymus beeinflussen können. Die Punkte 2-5 sind meiner Meinung nach derzeit keine empfehlenswerte Option zur Thymusregeneration (Vielleicht lassen sich die Erkenntnisse der Grundlagenforschung aber bald in gezieltere, nebenwirkungsärmere Thymus-Therapien umsetzen). Festzuhalten bleibt aber, dass die Thymusschrumpfung definitiv alles andere als irreversibel ist. Und das ist in jedem Fall eine gute Nachricht! Und ganz besonders wichtig: Bei den Punkten 6 und 7 sollte man jedoch sicherlich jetzt schon aktiv werden!
Und was kommt dabei heraus wenn man jetzt die Puzzlestücke zusammenfügt? Voilà - das Thymus Rejuvenation Program! Ich habe es für eine bessere Auffindbarkeit als eigenes Thread geschrieben:
In folgender Arbeit sind die Autoren einer interessanten Fragestellung nachgegangen:
Ist die Rückbildung der Thymus-Drüse ein eigenständiger Prozess oder beeinflussen ande systemische Faktoren diese Thymusinvolution? Dafür wurden Klotho-defiziente Thymusdrüsen in Thymus-"lose" Mäuse implantiert. Da sich in diesem isolierten Model keine Unterschiede in der Involution zeigten, schlussfolgern die Autoren, dass an der Thymusrückbildung systemische Faktoren beteiligt sind:
Thymic aging in the absence of klotho
Zitat To separate thymus-intrinsic aging from the effects of organismal aging, we implanted fetal thymi from Kl-/- mice under the kidney capsule of mice lacking thymi.[...]In this aging model, isolation from the systemic effects of Klotho deficiency attenuates age-related thymic dysfunction, suggesting that extrathymic factors affect thymic aging.
Tocotrienole gegen Immunosenezenz- zumindest bei alten Mäusen klappt der Trick. Die Delta-Tocotrienol-Fraktion war am hilfreichsten. 0,1% der Nahrung sind etwa 100mg Tocomin oder 50ng Tocotrienole. 1 Standardkapsel.
α-Tocopherol (α-Toc) enhances T cell function, whereas little is known in this regard for tocotrienols (T3), the less-known members of the vitamin E family. We pair-fed young (4 mo) and old (23 mo) C57BL/6 mice 0.1% Tocomin 50%, a mixture of T3 and α-Toc or a control diet containing an equal amount of α-Toc for 6 wk. As expected, lymphocyte proliferation was lower in the old mice compared with the young mice. Lymphocyte proliferation in the old T3 group was significantly higher than that in the old control group, whereas no significant difference was found in young mice. Splenocytes from old mice produced less interleukin (IL)-2, IL-4, IL-6, and IL-10 compared with young mice, whereas no significant age-related difference was found in IL-1β, tumor necrosis factor-α, and interferon-γ. T3 feeding was associated with a higher IL-1β production in old mice but not in young mice. Peritoneal macrophages from old mice produced significantly more IL-1β, IL-6, IL-10, and prostaglandin E2 (PGE2) compared with those from young mice. Mice of both ages fed T3 had higher production of IL-1β but not PGE2 or other cytokines. In the in vitro study, splenocytes isolated from young and old mice were supplemented with the purified form of each individual T3 (0.01–10 μmol/L) and mitogen-stimulated cell proliferation was determined. All T3 enhanced lymphocyte proliferation in old but not young mice with a potency order of α- > γ- > δ-T3. Together, these results suggest a beneficial effect of T3 in improving the age-related decline in T cell function.
Tocotrienole passen sehr gut in das Thymus rejuvenation Program und in eine zyklische Telomerverlängerung hinein. Und vor allem: Tocotrienole sind bei der Krebsprävention nicht uninteresssant...
P.S.: Ein Schälchen mit einer Nußmischung zum Knabbern zwischendurch kann beim NEM-Einsparen helfen ;) P.P.S.: Tocotrienole sind fettlöslich und können sich daher (über längere Zeit kontinuierlich als NEM genommen) im Körper ansammeln. Stichwort Vitamin E Hypervitaminose.
Der Aufbau eines künstlichen Thymus-Ersatzes ist ein wichtiger Forschungszweig. Zunächst wird diese Strategie wohl bei transplantierten Patienten eingesetzt werden. Ich erwarte die erfolgreiche Umsetzung am Menschen in etwa 5-10 Jahren.
Die Katalase ist ein wichtiges Enzym, das freie Radikale (H2O2) spaltet. Jetzt wurde herausgefunden, dass fehlende Katalase eine wichtige Ursache für die rasche Thymusalterung ist. Ohne Katalase wird der Thymus dann logischerweise mit freien Radikalen überflutet:
Wir wissen ja, das Kastraten länger leben. OK, das ist definitiv keine gute Anti-Aging-Strategie wenn man die damit einhergehenden Lebensqualitäts-Verluste betrachtet.
Aber wie kommt es zu dieser Lebensverlängerung? Hier wird es interessant, den wenn man den zu Grunde liegenden Mechanismus versteht, kann man den Effekt vielleicht auch von den langfristigen Nebenwirkungen abkoppeln.
Einen wichtigen Anteil an der verlängerten Lebenspanne könnte die bessere Regenerationsfähigkeit der Immunstammzellen haben:
Enhanced Hematopoietic Stem Cell Function Mediates Immune Regeneration following Sex Steroid Blockade
ZitatTaken together, these data indicate that the widespread downstream impacts of SSA [sex steroid ablation] on lymphopoiesis are at least partially attributable to the considerable effects on primitive HSC function, thereby demonstrating mechanisms by which lymphopoiesis can be rejuvenated following SSA
Fazit: Fasten für eine verjüngte Thymusdrüse. Oder Fasten-Mimetika.
ZitatA hormone that extends lifespan in mice by 40% is produced by specialized cells in the thymus gland, according to a new study by Yale School of Medicine researchers. The team also found that increasing the levels of this hormone, called FGF21, protects against the loss of immune function that comes with age.
Published online in the Proceedings of the National Academy of Sciences on Jan. 11, the study’s findings have future implications for improving immune function in the elderly, for obesity, and for illnesses such as cancer and type-2 diabetes.
When functioning normally, the thymus produces new T cells for the immune system, but with age, the thymus becomes fatty and loses its ability to produce new T cells. This loss of new T cells in the body is one cause of increased risk of infections and certain cancers in the elderly.
Led by Vishwa Deep Dixit, professor of comparative medicine and immunobiology at Yale School of Medicine, the researchers studied transgenic mice with elevated levels of FGF21. The team knocked out the gene’s function and studied the impact of decreasing levels of FGF21 on the immune system. They found that increasing the levels of FGF21 in old mice protected the thymus from age-related fatty degeneration and increased the ability of the thymus to produce new T cells, while FGF21 deficiency accelerated the degeneration of the thymus in old mice.
“We found that FGF21 levels in thymic epithelial cells is several fold higher than in the liver — therefore FGF21 acts within the thymus to promote T cell production,” said Dixit.
“Elevating the levels of FGF21 in the elderly or in cancer patients who undergo bone marrow transplantation may be an additional strategy to increase T cell production, and thus bolster immune function,” said Dixit.
Dixit added that FGF21 is produced in the liver as an endocrine hormone. Its levels increase when calories are restricted to allow fats to be burned when glucose levels are low. FGF21 is a metabolic hormone that improves insulin sensitivity and also induces weight loss; therefore it is being studied for its therapeutic effects in type-2 diabetes and obesity.
Dixit said further studies will focus on understanding how FGF21 protects the thymus from aging, and whether elevating FGF21 pharmacologically can extend the human healthspan and lower the incidence of disease caused by age-related loss of immune function.
“We will also look to developing a way to mimic calorie restriction to enhance immune function without actually reducing caloric intake.”
Deine Überlegung, Fasten-Mimetika zu verwenden ist allerdings sehr attraktiv! Dadurch könnte man das Programm deutlich länger durchführen - und so vielleicht mehr Thymusgewebe regenerieren?
Frage in die Runde: Welche Fastenmimetika sind wohl am aussichtsreichsten für den Thymus?
Auch in der Stammzellforschung gibt es Fortschritte zu vermelden: Mittlerweile gelingt es bereits,
1) Stammzellen künstlich herzustellen, 2) Aus den Stammzellen Thymus-artige dreidimensionale Gewebekügelchen wachsen zu lassen, 3) Diese Gewebekügelchen in Mäuse mit fehlendem Immunsystem einzupflanzen und so in der Maus 4) funktionsfähige Immunzellen entstehen zu lassen:
Hat jemand hier in dem Forum bereits eine Thymustherapie bereits absolviert? Angeblich liegt der Spritzenpreis aufgrund der individuellen Zubereitung bei über 80 Euro. Interessant wäre dann auch zu wissen, ob sich ein gesundheitlicher Benefit dann auch eingestellt hat.
Hallo Spoon, meine Freundin hat es machen lassen nach der Diagnose: Hautkrebs. Ich riet ihr damals Melatonin einzunehmen, weil es einfach kostengünstiger und in meinen Augen auch effektiver ist. Also bis jetzt lebt sie noch, trotz Metastasenbildung im Bauchraum. Alles gut und nach der OP ist der Krebs auch nicht wiedergekommen. Liebe Grüße von Julie