Eines vorab: Das Thema Krebs ist deutlich fassentenreicher als ich es hier darstellen könnte. Dennoch finde ich die Facette, die ich in diesem Thread präsentieren werde sehr wichtig.
Eine Krebserkrankung entsteht nicht einfach aus dem Nichts heraus. Auf dem Weg von einer normalen Zelle hin zu einer Krebszelle müssen zahlreiche Sicherheitssysteme ausgeschaltet werden, angefangen von zellulären Schutzsystemen (Zellzyklusarrest, Apoptose, Seneszenz), Schutzsysteme des Gewebes (Kontaktinhibierung), der Organe (Membran-Barrieren), bis hin zu einem Ausweichen der ausgefeilten Körperabwehr (immune escape). Die Krebsabwehr funktioniert in einem biologisch jungen Organisms in der Regel ziemlich gut.
Nun wissen wissen wir alle, dass Krebserkrankungen nicht in jedem Alter gleichermaßen auftreten. Krebserkrankungen bei Kindern und Jugendlichen sind im Gegensatz zu Erwachsenen häufig schon vor der Geburt angelegt. Das bedeutet, dass Veränderungen in bestimmten Körperzellen schon im Embryo eingetreten sind. Wenn man die ersten drei Lebensjahrzehnte ohne Krebserkrankung erleben durfte, ist das Neuauftreten von Krebs meist nicht mehr allein den Erbanlagen zuzuschreiben.
Viele Krebserkrankungen sind "altersassoziiert", wie es so schön heißt. Und genau da liegt vielleicht der Denkfehler. Altern ist möglicherweise die Hauptursache für Krebserkrankungen. Überspitzt formuliert kann man aus epigenetischer Sicht Krebszellen auch einfach nur als VORGEALTERTE Zellen betrachten.
Meine Vermutung: Krebsheilung wird möglich, wenn man die epigenetische Alterung der Zellen therapiert!
"Altersbezogene Änderungen des Methylierungsmusters [...] treten im gesamten Genom auf und zwar nicht völlig zufällig sondern mit einem hochgradig reproduzierbarem Muster. Höchstwahrscheinlich beeinflussen diese altersabhängigen Änderungen im Methylierungsmuster auch die Chromatinorganisation - und somit fördern sie auch die abberanten DNA-Methylierungen die zu Krebs beitragen."
Was unterscheidet Krebsstammzellen von seneszenten Stammzellen?
Die Seneszenz könnte man durchaus als letzten Schutzmechanismus einer bereits halb entarteten Zelle auffassen! Wenn der Zellzyklusarrest dann auch nicht mehr greift, kann nur noch das Immunsystem retten...
Hier nun eine unkonventionelle, aber durchaus interessante Idee: In der Zellkultur lassen sich Tumorstammzellen - im Gegensatz zu gesunden Zellen - durch in der Zelle wirkende Antibiotika bekämpfen:
Ganz unterschiedliche Krebsarten haben eine gemeinsame epigenetische Signatur. Da sich diese Signatur auch im Blut in geringen Spuren bereits nachweisen lässt, ist sie ein vielversprechender Kandidat für Krebsfrüherkennungen:
Zitat "No one in my group slept the night after that discovery," Dr. Elnitski said. "We were so excited when we found this candidate biomarker. It's the first of its kind to apply to so many types of cancer."
In this new study, they developed a series of steps that uncovered telltale methylation marks in colon, lung, breast, stomach and endometrial cancers. They showed that all the tumor types and subtypes consistently produced the same methylation mark around ZNF154.
[...]Dr. Elnitski does not yet understand the connection between tumors and elevated DNA methylation.[...]
Kommentar Prometheus: Autsch!
Lasst mich raten: Wenn daraus irgendwann ein Krebsscreening hervorgeht, muss eine "Alterskorrektur" der Daten vorgenommen werden weil sonst jede Blutprobe ab einem gewissen Alter positiv ausfällt, oder was?
Zitat von Prometheus im Beitrag #1Altern ist möglicherweise die Hauptursache für Krebserkrankungen. Überspitzt formuliert kann man aus epigenetischer Sicht Krebszellen auch einfach nur als VORGEALTERTE Zellen betrachten.
Diese Aussage von mir stammt aus 2015. Mittlerweile gibt es neue Erkenntnisse, die ein klareres Bild ergeben!
Vereinfacht gesagt setzt sich ein bösartiger Tumor aus Tumorstammzellen und aus seneszenten Zellen zusammen. Die Tumorstammzellen sind gefährlich, weil sie
1)den Tumor "unsterblich" machen 2)immer weiter wachsen lassen und 3)Metastasen bilden.
Die seneszenten Tumorzellen sind nicht mehr ganz so gefährlich, weil sie nur noch begrenzt oder gar nicht mehr teilungsfähig sind. Aber auch seneszente Tumorzellen sind noch schädlich, da sie
1)Platz einnehmen und gesundes Gewebe verdrängen 2)Entzündungsreaktionen unterhalten (Stichwort: "SASP")
Die seneszenten Tumorzellen haben - wie der Name schon vermuten lässt - ein HOHES epigenetisches Alter Die Tumorstammzellen haben - ENTGEGEN meiner Aussage von 2015- ein GERINGES epigenetisches Alter!
Zitat von Prometheus im Beitrag #1Altern ist möglicherweise die Hauptursache für Krebserkrankungen. Überspitzt formuliert kann man aus epigenetischer Sicht Krebszellen auch einfach nur als VORGEALTERTE Zellen betrachten.
Diese Aussage von mir stammt aus 2015. Mittlerweile gibt es neue Erkenntnisse, die ein klareres Bild ergeben! .. bla ..
Warum das Ganze nicht einfacher ausdrücken?
Sagen wir doch einfach: Retrotransposon ist die Hauptursache für Krebserkrankungen.
Zitat von Joker im Beitrag #10Warum das Ganze nicht einfacher ausdrücken?Sagen wir doch einfach: Retrotransposon ist die Hauptursache für Krebserkrankungen.
Ja, Hauptursache für die Mutationen den Tumorzellen!
Das Wissen hilft nur leider nicht, wenn man bereits Krebs hat - Die Vermeidung der Retrotransposon-Aktivierung ist in erster Linie ein PRÄVENTIVER Ansatz!
In den Krebs-STAMMZELLEN sind die Retrotransposonen vermutlich wieder epigenetisch inaktiviert.
Krebsstammzellen sind JÜNGER als der Organismus:
Zitat When we applied the age predictor to our samples, we observed a methylation age for the AK and cSCC [nicht invasiver bzw. invasiver "weißer" Hautkrebs] samples that was clearly below the chronological age of the respective patients (Fig. 3a). This effect is reminiscent of the reduced methylation age observed for stem cells31. Another key feature of stem cells is the presence of DNA methylation marks outside of the canonical CpG context (non-CpG methylation)32,33. Indeed, our analysis revealed significantly (P < 0.05, F-test) increased non-CpG methylation levels, both in AK and in SCC samples (Fig. 3b). Non-CpG methylation has been closely associated with the DNMT3B DNA methyltransferase, which also represents an important epidermal stem cell gene34. Consistent with our methylation data, we observed a significant increase of DNMT3B expression in AK and cSCC samples when compared to healthy controls (Fig. 3c). Together, these results suggest that DNA methylation patterns of AK and cSCC show key features of stem cell methylomes.
Die Aussage, dass die Tumorzellen ein jüngeres epigenetisches Alter aufweisen, hat mich ehrlich gesagt überrascht, deswegen habe ich das Thread noch mal hervorgeholt.
Der Sachverhalt macht aber Sinn, wenn man bedenkt, dass zumindest einige Krebszellen sich ja logischerweise epigenetisch reprogrammiert haben MÜSSEN, wenn sie zu Krebs-STAMMZELLEN geworden sind!
In Krebsstammzellen ist LINE-1 methyliert und die Telomerase aktiv!
Meine bisherige Meinung war, dass sich "normale" Krebszellen schnell teilen und das Wachstum von Krebs ausmachen. Dass Krebs-Stammzellen existieren können, ist mir klar, und sie führen zur Wiederkehr von Krebs, aber es sind nicht die Zellen, die die Masse von Krebs ausmachen, oder?
Die großen lachsfarbenen Zellen im Zentrum sind seneszent und nicht mehr teilungsfähig. Die am Rand der "Inseln" gelegenen Zellen mit den dunkelblauen/lilafarbenen Zellkernen sind mitotisch aktiv und haben teilweise Stammzelleigenschaften.(Im Bindegewebe ganz außen sieht man übrigens die kleinen Zellen des Immunsystems, die vom Krebs angelockt werden!)
Ein neues Buch, dass die Themen Krebs - Wasser - What is life - verbindet. Ganz nach meinem Geschmack. Mal sehen ob es das Versprechen hält. DDW kommt auch vor.
Gefährlich sind nicht die gealterten, seneszenten Krebszellen, sondern die epigenetisch jungen, potentiell unsterblichen Krebsstammzellen! Kann man wunderbar mit der epigenetischen Alteruhr messen:
ZitatIn summary, the present study suggested that some methylation sites were associated with chronological age. Comprehensive age predicator CancerClock could predict m-age for normal samples and could find the differences between m-age and chronological age in age-related cancer samples. We further discovered the differential methylation sites between age-related cancer samples and normal samples. These differential methylation sites were associated with survival in cancers. In addition, the present study suggested that DNA methylation-based measures of chronological age might be important predictors of cancer risk.
Hypothese des Autors: Die Lebensspanne resultiert aus dem Gleichgewicht zwischen entstehenden seneszenten Zellen und deren Abbau + Regeneration durch neue Zellen. Weniger Seneszenz-Entstehung UND/ODER gesteigerte Senolyse + Regeneration verlängern die Lebensspanne. Krebsentstehung ist in diesem Modell einfach nur eine Manifestation der Alterung!
Hypothese des Autors: Die Lebensspanne resultiert aus dem Gleichgewicht zwischen entstehenden seneszenten Zellen und deren Abbau + Regeneration durch neue Zellen. Weniger Seneszenz-Entstehung UND/ODER gesteigerte Senolyse + Regeneration verlängern die Lebensspanne. Krebsentstehung ist in diesem Modell einfach nur eine Manifestation der Alterung!
Da ist man ja durchaus schnell wieder beim Thema Fisetin oder?
ja, Fisetin und auch andere Senolytika könnten dieser Theorie zu Folge die Waagschale ausbalancieren!
Weitere Ansatzpunkte wären
-die Reduktion der Neuentstehung von seneszenten Zellen, z.B. durch Geroprotektoren -eine gesteigerte Regeneration durch neue Zellen, z.B. durch Hormone oder Stammzelltherapien
Zitat von Prometheus im Beitrag #21ja, Fisetin und auch andere Senolytika könnten dieser Theorie zu Folge die Waagschale ausbalancieren!
Weitere Ansatzpunkte wären
-die Reduktion der Neuentstehung von seneszenten Zellen, z.B. durch Geroprotektoren -eine gesteigerte Regeneration durch neue Zellen, z.B. durch Hormone oder Stammzelltherapien
Ja, nur leider für die private Selbstvorsorge schlecht im Alltag umsetzbar. Man müßte sich solchen Therapien dann ja auch generell in regelmäßigen Abständen unterziehen. Wer oder welche KK bezahlt so etwas. Da sind wir dann schnell leider auch bei dem Thema, daß so etwas vor allem für sehr Vermögende möglich ist und wahrscheinlich auch schon genutzt wird. Wobei es bei diesen Diskussionen ja auch hier immer wieder hieß, nein, es wird keine Unterschiede geben, Gesundheitsfürsorge wird für alle bezahlbar bleiben etc. Daran glaube zumindest ich schon lange nicht mehr. Eine allg. Grundversorgug ja, aber lebensverlängernde, moderne Therapien oder Behandlungen für alle nein. Privatkliniken mit modernster Ausstattung, bestqualifiziertem Personal, gibt es schon hierzulande genug. Bekanntlich wird die Grundversorgung immer weiter abgebaut. Die Kluft wird also auch da immer größer.
Zitat von Prometheus im Beitrag #21ja, Fisetin und auch andere Senolytika könnten dieser Theorie zu Folge die Waagschale ausbalancieren!
Weitere Ansatzpunkte wären
-die Reduktion der Neuentstehung von seneszenten Zellen, z.B. durch Geroprotektoren -eine gesteigerte Regeneration durch neue Zellen, z.B. durch Hormone oder Stammzelltherapien
Ja, nur leider für die private Selbstvorsorge schlecht im Alltag umsetzbar. Man müßte sich solchen Therapien dann ja auch generell in regelmäßigen Abständen unterziehen. Wer oder welche KK bezahlt so etwas. Da sind wir dann schnell leider auch bei dem Thema, daß so etwas vor allem für sehr Vermögende möglich ist und wahrscheinlich auch schon genutzt wird. Wobei es bei diesen Diskussionen ja auch hier immer wieder hieß, nein, es wird keine Unterschiede geben, Gesundheitsfürsorge wird für alle bezahlbar bleiben etc. Daran glaube zumindest ich schon lange nicht mehr. Eine allg. Grundversorgug ja, aber lebensverlängernde, moderne Therapien oder Behandlungen für alle nein. Privatkliniken mit modernster Ausstattung, bestqualifiziertem Personal, gibt es schon hierzulande genug. Bekanntlich wird die Grundversorgung immer weiter abgebaut. Die Kluft wird also auch da immer größer.
Auf Kostenerstattung für eine solche Therapie durch die gesetzliche Krankenkasse baucht niemand zu hoffen. Die werden durch die Corona Krise so gebeutelt, dass man wirklich dauerhaft nur noch eine dürftige Grundversorgung erhalten wird, wahrscheinlich muss man vieles auch selber bezahlen. In Eigenregie und Eigenverantwortung kann man natürlich auch eine Menge machen, allerdings so richtig überprüfen lässt sich das meistens nicht. Deshalb plädiere ich ja auch immer für einen jährlichen, großen Check, an den vielen Werten kann man schon einiges erkennen und dementsprechend auch richtig eingreifen, wo es nötig ist.
Es gibt in verschiedenen Bereichen so viele Änderungen, es werden neuerdings kostspielige Lehrgänge und Prüfungen verlangt, auch von Verwaltern kleiner Hausverwaltungen, um nur ein Beispiel zu nennen. Ich denke, die Zukunft wird teuer werden.
eine Substanz wird Krebs nicht heilen können, aber eine Therapie muss nicht immer sehr teuer sein: z.B. No Carb Ernährung mit ausreichend Eiweiß, intensives Bewegungstraining, NEM (je nach Laborwerten). Zusätzlich kann man mit geeigneten Oxidantien agieren, um viele Tumorzellen zu zerstören. Mit Antioxidantien kann anschließend das Immunsystem gestärkt werden (z.B. Glutathionsystem im Blut/Vollblut testen lassen): u.a. hochdosiertes ACC (NAC) + Glutamin, NADH, Curcumin, Vitamin C.
ZitatAnti-Wachstumsfaktor-Wirkstoffe und epigenetische Therapien könnten eine zunehmende Rolle bei der Bekämpfung altersbedingter Krankheiten, insbesondere Krebs übernehmen.