Kampf gegen Erblinden: Erste Gentherapie in den USA zugelassen Nicht mutiertes Gen wird direkt in Netzhaut-Zellen eingesetzt
ZitatNew York – Erstmals ist in den USA eine Gentherapie gegen eine bestimmte Form der Erblindung zugelassen worden. Mit der Therapie könne bei Kindern und Erwachsenen ein erblicher, durch eine Genmutation ausgelöster Verlust des Sehvermögens behandelt werden, teilte die US-Arzneimittelbehörde FDA mit.
ZitatIn den USA haben nach Angaben der FDA bis zu 2.000 Menschen eine Mutation in beiden Kopien des RPE65-Gens und einen dadurch ausgelösten schrittweisen Verlust des Sehvermögens. Mit der nun zugelassenen Gentherapie wird das nicht mutierte RPE65-Gen direkt in die Netzhaut-Zellen eingesetzt. Die Therapie wurde zuvor an mehr als 70 Patienten getestet. Medienberichten zufolge könnten die Kosten für die Therapie jedoch extrem hoch sein. Zudem sei noch unklar, wie lange ein positiver Effekt anhält.
ZitatDie Therapie wurde zuvor an mehr als 70 Patienten getestet. Das sind relativ wenige Menschen, aber bei sehr vielversprechenden Medikamenten, die bei seltenen Erkrankungen zum Einsatz kommen können, gibt es Sonderregelungen im Zulassungsverfahren.
Die ersten Gentherapien, halten einzug in die Kliniken. Noch sind sie riskant, aber wenn die Finanzierung gewehrleistet wird, können Gentherapien in den nächsten Jahren enorme Fortschritte erzielen!
ZitatNovartis erhofft sich rasche Erfolge bei der Markteinführung einer Gentherapie aus dem Portfolio der jüngst zugekauften US-Firma Avexis. Der Wirkstoff AVXS101 zur Behandlung von spinaler Muskelatrophie (SMA) könne voraussichtlich im ersten Halbjahr 2019 in den USA, der EU und Japan zugelassen werden, teilte der Schweizer Pharmakonzern am Montag mit.
So funktioniert die erste Gentherapie gegen Krebs Die eigenen Immunzellen so verändern, dass sie gegen den Krebs angehen – das geht jetzt in den USA. Dort wurde die erste derartige Therapie zugelassen. In Europa dürfte es auch bald losgehen.
ZitatMit eigenen, gentechnisch veränderten Immunzellen kann in den USA jetzt gegen manche Krebsarten angegangen werden. Bei bestimmten Formen von Leukämie und von Lymphdrüsenkrebs funktioniert die Therapie so gut, dass sie jetzt von der Arzneimittelbehörde FDA zugelassen wurde. Auch andere Arten von Krebs – zum Beispiel Tumoren in Brust, Eierstock, Lunge oder Bauchspeicheldrüse – sprechen auf die Behandlung an, allerdings mit weniger Erfolg.
Das Potenzial der sogenannten CAR-T-Zellen ist seit zwei Jahrzehnten bekannt, aber es zu erforschen und einen funktionierenden Therapieansatz zu entwickeln, erwies sich als schwierig. Mehr als 200 klinische Studien dazu, zumeist in den USA und das Gros davon noch nicht abgeschlossen, bezeugen dies. Doch für Forscher ist mittlerweile klar: Speziell bei bestimmten Formen von Blutkrebs kann der Nutzen, allen schweren Nebenwirkungen zum Trotz, groß sein.
ZitatKymriah, eine Zelldispersion für Infusionen mit Dosen zwischen 1,2 x 106 und 6 x 108 CAR-positiven lebensfähigen T-Zellen, ist ein lebendes Medizinprodukt, das für jeden Patienten individuell durch Umprogrammieren seiner/ihrer eigenen Immunzellen hergestellt wird. Kymriah ist die einzige zugelassene CAR-T-Zell-Therapie, die die 4-1BB kostimulatorischen Domäne verwendet, welche für die volle Wirkungsentfaltung der Therapie, die Verbesserung der zellulären Ausbreitung und die dauerhafte Persistenz der krebsbekämpfenden Zellen unerlässlich ist.
Genreparatur: Umwandeln statt ausschneiden Neue Genwerkzeuge korrigieren falsche Genbuchstaben in DNA und RNA Gezieltere Korrektur: Fehler im Erbgut könnten künftig einfacher und gezielter repariert werden. Denn Forscher haben zwei neue Reparatur-Werkzeuge entwickelt, die eine falsche Gen-Base direkt in die richtige umwandeln können – ohne dass sie Erbguttteile herausschneiden müssen. Besonders spannend: Eines dieser Systeme repariert solche Punktmutationen nicht in der DNA, sondern in der RNA. Dadurch entstehen korrekte Proteine, ohne dass direkte Eingriffe am Erbgut nötig sind.
ZitatCode-Korrektur ohne Schnitt Doch die CRISPR-Genschere hat einen Nachteil: Sie entfernt fehlerhafte DNA-Sequenzen zwar zielgenau, ist für das anschließende Einsetzen des korrekten Codes aber von den Reparaturmechanismen der Zelle abhängig. Funktionieren diese zelleigenen Systeme aber nicht oder nur schwach, ist auch die Erfolgsquote der Genreparatur gering.
Zumindest bei Mutationen nur einzelner DNA-Basen gäbe es jedoch eine Alternative: Ein Reparatursystem, das die defekten Genteile nicht ausschneidet, sondern sie direkt im Erbgutstrang chemisch in die korrekte Base umwandelt. Spannend ist dies vor allem deshalb, weil ein Großteil der krankmachenden Punktmutation auf eine bestimmte Basenveränderung zurückgeht: Statt eines Guanins sitzt ein Adenin im DNA-Strang.
Aus Adenin wird Guanin Genau diese Mutation kann das neue Genwerkzeug von Nicole Gaudelli und ihren Kollegen von der Harvard University nun korrigieren. Es besteht aus einer modifizierten Form der Genschere CRISPR/Cas9, an das die Forscher ein weiteres Enzym anhängt haben. Diese aus Bakterien isolierte Enzym kann die Genbase Adenin durch chemische Umlagerung in Inosin umwandeln – eine Base, die von der Zellmaschinerie als Guanin abgelesen wird.
„Damit haben wir einen neuen Baseneditor entwickelt – eine molekulare Maschine, die G zu A Mutationen im Erbgut lebender Zellen korrigieren kann – und dies auf programmierbare, irreversible und effiziente Weise“, sagt Guadellis Kollege David Liu. Dass dieses Genwerkzeug funktioniert, belegen erste Tests mit menschlichen Zellkulturen. In einem davon korrigierten die Forscher eine Mutation, die die erbliche Blutkrankheit Hämochromatose verursacht. In einem zweiten Test erzeugten sie eine Sequenz, die den roten Blutfarbstoff gegen bestimmte Blutkrankheiten schützt.
Korrektur der RNA statt DNA Das zweite neue Genwerkzeug setzt nicht an der DNA, sondern an der RNA an – dem Biomolekül, das die DNA-Baupläne kopiert und zu den Proteinfabriken der Zelle bringt. Der Clou dabei: Korrigiert man eine fehlerhafte Sequenz in der Boten-RNA, dann kann ein funktionsfähiges Protein erzeugt werden, ohne dass dafür ein Eingriff an der DNA nötig ist. Krankmachende Mutationen können so ohne dauerhafte und möglicherweise ethisch umstrittene Veränderungen des Erbguts repariert werden.
Für ihr REPAIR getauftes System haben David Cox und seine Kollegen vom Broad Institute und der Harvard University das CRISPR-Molekül zunächst mit einem Cas13-Enzym kombiniert. Dieses sorgt dafür, dass sich das Genwerkzeug an die RNA statt an die DNA anlagert. Dieses Konstrukt ergänzten die Forscher dann mit einem Protein, das die RNA-Base Adenin in Inosin umwandelt – ähnlich wie beim ABE-System des ersten Teams.
Und auch dieses Genwerkzeug erwies sich in ersten Tests als erfolgreich: In menschlichen Zellkulturen korrigierte das REPAIR-System verschiedene Guanin-zu-Adenin-Mutationen, darunter zwei, die Erbkrankheiten verursachen. Das Ergebnis: REPAIR machte in 20 bis 40 Prozent der RNA den Fehler rückgängig. Gleichzeitig traten nur wenige sogenannte Off-Target-Effekte auf – an falscher Stelle vorgenommene Änderungen der Basenabfolge.
Das ist ein eindeutiges Resultat! Zumal bei den die Therapie nicht von Geburt an durchgeführt wurde sondern erst vergleichsweise spät (humanes Äqivalent: mit ca. 56 Jahren) damit begonnen wurde. Mal angenommen, die Therapie wäre bereits jetzt auch für Menschen zugelassen. Dann wäre es schon beinahe unethisch, wenn man jemanden der die Therapie möchte, ihm diese vorenthalten würde?
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ZitatLetzlich scheint für dieses therapeutisches Schema eine monatliche Verabreichung ausreichend zu sein, um kontinuierliche Wirkungen zu erzielen. Dies kann vorteilhaft sein, wenn Behandlungsindikationen keine dauerhafte Ausübung einer therapeutischen Belastung erfordern, sondern eher episodisch oder unter bestimmten Umständen, um ein verringertes Risiko von Langzeitfolgen im Falle von Nebenwirkungen zu erreichen, falls solche auftreten sollten.
UNERWÜNSCHTE NEBENWIRKUNGEN Wie Gentherapien noch besser werden sollen Endlich gibt es aussichtsreiche Gentherapien. Manche Behandlungen führen jedoch zu unerwünschten, gar gefährlichen Immunreaktionen. Ein Lösungsansatz: das Immunsystem drosseln.
ZitatNach Jahren der Enttäuschung erlebt die Gentherapie-Forschung gerade eine Renaissance: Es wurden zuletzt mehrere entsprechende Arzneimittel zugelassen, zudem konnten etliche aussichtsreiche Ergebnisse in klinischen Studien erzielt werden mit Patienten, die genetisch bedingte Krankheiten haben, darunter verschiedene Blutkrebsarten sowie die Sichelzellanämie, eine Erbkrankheit der roten Blutkörperchen. Doch während die Forschenden die neuen Behandlungsmethoden noch erproben, mehren sich Hinweise auf einige Besorgnis erregende Nebenwirkungen. Es zeigt sich, dass Gentherapien bisweilen gefährliche Immunreaktionen hervorrufen können.
Diese Sorge war ein viel beachtetes Thema auf der Jahrestagung der Amerikanischen Gesellschaft für Gen- und Zelltherapie (ASGCT), die vom 16. bis 19. Mai in Washington D.C. in den USA stattfand. Die Referenten diskutierten, wie sich die Entzündungsreaktionen auf die Gentherapien auswirken und wie sie sich abschwächen lassen. »Entzündungen gehören zum Alltag, bloß sprechen wir meist nicht darüber«, sagte Christine Kay, Chirurgin bei Vitreoretinal Associates in Gainesville, Florida, während ihres Vortrags über Gentherapien für Augenkrankheiten. »Ich bin froh, dass wir jetzt damit beginnen.«
Das Auf und Ab der Gentherapie Allerdings ist es nicht so, als sei die Sicherheit der Patienten nicht bereits seit vielen Jahren ein großes Thema in der Gentherapie-Forschung. Das liegt unter anderem daran, dass im Jahr 1999 der 18-jährige US-Amerikaner Jesse Gelsinger an den Folgen einer Gentherapie starb. Außerdem entdeckte man um die Jahrtausendwende, dass Gentherapien offenbar Krebserkrankungen auslösen können. Infolgedessen wurden klinische Studien eingestellt, Investoren zogen sich aus dem aufstrebenden Forschungsbereich zurück.
In den vergangenen zehn Jahren hat sich das Feld jedoch wieder erholt. Aufsichtsbehörden in aller Welt ließen einige gentherapeutische Behandlungen von Erkrankungen wie Krebs, Blindheit und einer Stoffwechselstörung zu. »Wir sind auf einem guten Weg mit der Gentherapie«, sagte Francis Collins, der stellvertretende wissenschaftliche Berater von US-Präsident Joe Biden, auf der ASGCT-Tagung. »Doch noch immer gibt es tausende Krankheiten, die nicht angegangen werden.«
Zitat von BenutzerNeu im Beitrag #38Halte ich nicht sehr viel von.
Vermutlich weil du persönlich nicht von Blutkrebs oder einer Sichelzellanämie betroffen bist?
ZitatDas Immunsystem zu drosseln ist ebenfalls unschön.
Prinzipiell ja. Wenn die Immunsupression allerdings nur für einen kurzen Zeitraum erfolgt, während die Gene mit den Adenoviren eingeschleust werden sollen, ist das sicherlich besser als dass die Abwehrreaktion den Therapieerfolgt zunichte macht. Die Forschung für bessere, nichtviralen Vektoren ist definitiv sinnvoll!
Zitat von Prometheus im Beitrag #39Vermutlich weil du persönlich nicht von Blutkrebs oder einer Sichelzellanämie betroffen bist?
Ich argumentiere hier ja trotzdem im Interesse der betroffenen. Mag sein, dass ich falsch liege und ja, wenn es den Krebs besiegt, dann wird es die Überlebenswahrscheinlichkeit wohl positiv beeinflussen.