1. Nach dem Lesen von einer Reihe von medizinischen bzw. biochemischen Veröffentlichungen ist mir aufgefallen, dass es schwierig ist - speziell für einen informationstechnisch orientierten Leser - die wesentliche Aussage zu erfassen. Das liegt nicht (nur) daran, dass Fachbegriffe nicht geläufig sind. Es liegt m.E. mehr an der verbalen Art der Darstellung. Die z.T. relativierende Darstellung stört mich nicht so, schließlich gibt es Wahrscheinlichkeits- modelle oder Fuzzy-Sets, um das abzubilden. Bin immer froh, wenn es Schemata zum Signalling (hört man gern als Signalverarbeiter) oder zum Stoffwechsel gibt. Es wäre natürlich schön, wenn man alles irgendwie auf den Punkt bringen könnte.
2. Einem rechnerorientierten Menschen fällt natürlich gleich eine Computersimulation ein. Es gibt soetwas tatsächlich. zum einen an Universitäten und auch für Pharmafirmen. Open Source habe ich nichts gefunden. Die abgebildeten Stoffwechsel- und Signalpläne sind natürlich gewaltig. Das Wesentliche z.B. aus Löffler/Petridis (Biochemie und Pathobiochemie) sollte doch eigentlich schon umgesetzt sein. Kennt jemand etwas, das verfügbar ist? Also eine Open-Source-Gemeinde für Biochemie?
3. Es werden so viele Stoffe erwähnt (Vitamine, Aminos, Pflanzenstoffe ...). Es gibt auch sehr viel Information darüber, es gibt neben Wikipedia z.B. auch Examine.com, alles überall verteilt und mit zu vielen Informationen versehen. Es müsste eine Datenbank/Informationsammlung unter dem Aspekt Anti-/Reverse-Aging geben mit klaren (auch eventuell widersprüchlichen) Aussagen. Ich habe schon ein Problem mit Informationen über Vitamine, wenn ich an die vielen Publikationen denke (DGE, Strunz, und viele andere). Wie soll man da eine Entscheidung treffen? Das wäre ein viertes Thema, Entscheidungsbildung unter unsicherer Information.
Du weißt ja, dass ich sehr viel von Systemik halte ... Bei edubily fassen sie gerade Nahrungsmittel nach Inhaltsstoffen zusammen ... es ist unabsehbar, was daraus wird ... So eine relationale Datenbank mit Lebebnsmitten und Inhaltsstoffen, Einzelsupplementen mit Tagesbedarf, Temperaturverträglichkeit, Indikationen und und und wäre schon cool, wenn ich nicht schon was Ähnliches hätte.
@mithut Das ist ja prima! Wo kann ich sie downloaden? Oder muss ich selber von 0 anfangen? Bin sicher, dass es einiges gibt. edubily steht aber auch nicht gerade unter der Überschrift Anti-Aging. Aber man findet da natürlich auch viele nützliche Dinge, aber eben fein verteilt.
ZitatEs müsste eine Datenbank/Informationsammlung unter dem Aspekt Anti-/Reverse-Aging geben mit klaren (auch eventuell widersprüchlichen) Aussagen. Ich habe schon ein Problem mit Informationen über Vitamine, wenn ich an die vielen Publikationen denke (DGE, Strunz, und viele andere).
Für mich persönlich, ist dieses Forum mehr oder weniger genau so etwas. Eine Datenbank, wo die wichtigsten Informationen gespeichert sind und ich jederzeit wieder zugreifen kann.
Ja. Nach meiner Kenntnis ist unser Forum im deutschen Sprachraum die umfangreichste Sammlung zum Thema "Reverse Aging".
@Dr.Faust : Deine Argumente im Eingangs-Posting sind vollkommen berechtigt. Es bedeutet einen erheblichen Aufwand, die tausenden verstreuten Puzzlestücke sinnbringend einzuordnen!
Im Grunde verfügen wir heutzutage bereits über GIANTISCHE Datenberge, auch zum Thema "Reverse Aging". Diese Datenmengen systematisch nutzbar zu machen wäre wünschenswert, aber dieses Feld liegt derzeit noch nahezu völlig brach!
Frei zugängliche biomedizinische Datenbanken gibt es unzählige - Genomdatenbanken, Transkriptom-Datenbanken, Epigenom-Datenbanken... Alles bereits vorhanden.
Auch Datenbanken mit tierexperimentell lebensverlängernden Substanzen gibt es bereits, z.B. hier verlinkt: Geroprotektoren
Meines Wissens arbeitet CALICO im größeren Stil bereits an der Datenbewältigung oder hat es zumindest vor.
Wenn es gelingt, entsprechende Software-Algorithmen zu entwickeln, dann am ehesten wohl diesem Google-Tochterunternehmen.
In (hoffentlich näherer) Zukunft könnte ich mir beispielsweise folgendes Szenario vorstellen:
1) Gewebeprobe oder Blutabnahme für die Bestimmung des Genoms, aktuellen Epigenoms und Trankriptoms 2) Analyse der altersspezifischen Änderungen, z.B. durch Abgleich mit einer früheren, jugendlichen Probe* 3) Algorithmus-unterstützte Auswahl individualisierter Strategien zur Reversion des biologischen Phänotyps.
Punkt 1) und 2) sind bereits heute technisch vergleichsweise leicht umzusetzen. Im Grunde ist "nur" noch Punkt 3) eine Großbaustelle.
Die Google-Firma klingt gut, ist aber wohl noch im Aufbau. Bietet interessante Stellen, z.B. "Senior Machine Learning Engineer" in San Francisco, das wäre was für mich (vorher brauche ich aber noch den Zaubertrank).
Google ist von der Potenz her sicher die richtige Firma. Wenn sie da was finden, würde natürlich die bisherige Macht noch unheimlich vergrößert. Allerdings bin ich weder Gegner von Microsoft noch von Google. Gerade Google hat durch seine Suchmaschine einen solch riesigen Nutzen hervorgebracht, und das (bisher) völlig kostenlos. Der Verdienst von MS liegt m.E. darin, d ass es den Software- Standard für Computer gesetzt hat, so dass jedes Programm weltweit praktisch überall läuft (nur nebenbei). MS-Geld könnte doch auch in Anti-Aging fließen? Bill wird doch auch alt.
Zum Vorschlag mit dem Software-Abgleich des Genoms/epigenetischer Veränderungen: Für mich wäre Punkt 2) das Problem, vor 3) hätte ich jetzt nicht so viel Angst.
Interessant, dass dieses Forum die wohl größte deutschsprachige Sammlung zum Thema ist. Da ist man hier auf jeden Fall richtig. Englischsprachig gibt es natürlich einiges. Interessant finde ich z.B. http://www.greenray4ever.com/lifexnotes3...LPHABETICSELECT, ist hier sicher schon gepostet worden.
@La_Croix Ich hatte an eine Art Stoff- und Aktionsverzeichnis gedacht, aus dem neben einer Kurzcharakteristik des Stoffes insbesondere Dosen, Wirkungen, Nebenwirkungen mit klarem Bezug auf Anti-Aging hervorgehen, Das Hormesis-Prinzip gilt auch für Information: die Dosis ist entscheidend für die Wirkung.
ZitatIch hatte an eine Art Stoff- und Aktionsverzeichnis gedacht, aus dem neben einer Kurzcharakteristik des Stoffes insbesondere Dosen, Wirkungen, Nebenwirkungen mit klarem Bezug auf Anti-Aging hervorgehen, Das Hormesis-Prinzip gilt auch für Information: die Dosis ist entscheidend für die Wirkung.
Mir war durchaus klar, wie du das gemeint hast. Allerdings, zu fast allen Stoffen gibt es in ihrem Bezug zu Anti-Aging noch nicht besonders viele Daten am Menschen. Da einige interessante Tierversuche, dort eine vielversprechende Beobachtungsstudie, ein paar in vitro Studien oder alte Überlieferungen. Anti-Aging ist ja von Natur aus eine sehr langfristige Sache. Bis man dazu wirklich neue Tipps und Vorschläge aus der Evidenzbaserten Medizin bekommt, kann es noch dauern... Man muss eben selbst entscheiden, auf welche Ernährung, Sport, NEMs usw. man setzen will. Anti-Aging muss ein 20 Jähriger ganz anders angehen, als ein 60 Jähriger (sicher auch ein Grund, warum manchmal bei Diskussionen aneinander vorbei geredet wurde). Dann gibt es noch Unterschiede zwischen den Geschlechtern, vermutlich sogar Volksgruppen. Viele Wirkstoffe, müssen bei Menschen unterschiedlich dosiert werden, weil der eine den Stoff wegen einer Genvariante schneller abbaut als ein Anderer. Dann gibt es noch einige Risiken, die man beim Versuch des Anti-Aging auch noch bedenken muss und nicht für jeden gleich sind. Der eine hat genetisch ein höheres Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen (höhere Cholesterin und/oder Blutdruck), der nächste hat eine Genvariante, die Krebs wahrscheinlichmacht (eventuell schlechtere DNA-Reperatur/ Krebszellerkennung durch NKC), der dritte ist stark Diabetes gefährdet... Diese Risiken kann man am besten durch Krankheiten von Verwandten Einschätzen, bis unser Genom eines Tages perfekt verstanden ist. Jeder muss selbst entscheiden, worauf er sich am meisten konzentriert.
Experimentelle Vorschläge, die mit hoher Wahrscheinlichkeit Funktionieren wird es wohl bald einige geben. Man muss sich halt immer der Risiken bewusst sein... Aber auch mit Sport kann man sich schaden, wenn man sein persönliches Limit nich beachtet.
Was sehr viel besseres als die Threads hier, wo verschiedene Studien gesammelt mit anderen Informationen quervernetzt werden, wird man (glaube ich zumindest) so schnell nicht seriös auf die reihe kriegen.
Wenn du allerdings so eine Datenbank aufbauen willst, kannst du es natürlich trotzdem machen. Prinzipiel ist es ja eine gute Idee, allerdings müsste diese wirklich permanent mit neuen Daten gefüttert werden.
Zitat von Prometheus im Beitrag #7In (hoffentlich näherer) Zukunft könnte ich mir beispielsweise folgendes Szenario vorstellen:
1) Gewebeprobe oder Blutabnahme für die Bestimmung des Genoms, aktuellen Epigenoms und Trankriptoms 2) Analyse der altersspezifischen Änderungen, z.B. durch Abgleich mit einer früheren, jugendlichen Probe* 3) Algorithmus-unterstützte Auswahl individualisierter Strategien zur Reversion des biologischen Phänotyps.
Punkt 1) und 2) sind bereits heute technisch vergleichsweise leicht umzusetzen. Im Grunde ist "nur" noch Punkt 3) eine Großbaustelle.
Zitat von Dr.Faust im Beitrag #8 Zum Vorschlag mit dem Software-Abgleich des Genoms/epigenetischer Veränderungen: Für mich wäre Punkt 2) das Problem, vor 3) hätte ich jetzt nicht so viel Angst.
Zu Punkt 2)
Selbst wenn du keine "Zeitkapseln" aus der Vergangenheit besitzt, kann man in Zukunft möglicherweise anhand von allgemeinen Datenbanken den jugendlichen Phänotyp wieder rekonstruieren. Auch ein Schönheitschirurg ist schließlich nicht zwingend auf Passfotos von deinem jüngeren Ich angewiesen, um dein Gesicht optisch wieder zu verjüngen - aber hilfreich wäre es sicherlich.
Nach deinen bisherigen Postings hast du dich aktuell in einem respektablen, fitten Gesundheitszustand gebracht. Strategisch wäre es doch sicherlich eine interessante Idee, ein "Backup" der Biodaten vom aktuellen Status quo zu machen?
Unternehmen, die das kommerziell anbieten, gibt es leider derzeit nicht (=Marktlücke!). Allerdings gibt es bereits eine Vielzahl von Forschungs-Biobanken, die entsprechendes Probengut für Forschungszwecke einfrieren.
Als bayrischer Blutspender brauchst du also nur eine extra Unterschrift leisten, und schon hast du "Plasma-Backups" für viele Jahrzehnte kostenfrei - auch wenn die Möglichkeit besteht, dass das Material über die Jahre für Forschungszwecke verbraucht werden könnte (Ich weiß zwar nicht 100%, ob man die eingefrorenen Spenden persönlich wieder ausgehändigt bekommen könnte, aber dafür finden sich sicher Möglichkeiten, z.B. ein Widerruf der Einverständniserklärung)
@La_Croix Das ist mir schon klar, dass die Wirkung von vielen Faktoren abhängt. Das mit dem Fehlen von evidenzbasierten Studien höre ich quasi jede Woche. Ob es die überhaupt prinzipiell geben kann, ist die eine Frage. Wenn ja, so lange kann ich nicht warten. Man kann wohl nur rückblickend Daten auswerten. Wenn man es also nicht evidenzbasiert prüfen kann, ist man auf biochemische Erkenntnisse angewiesen und muss die Wirkung theoretish begründen und dann eben an Zellen, Mikroben, Fliegen etc. testen. Ob es beim Menschen wirkt, ist dann noch die Frage. Trotzdem ist es eine Information, wenn auch "fuzzy".
Das Beispiel ist zwar nicht ganz passend, aber heute wird eine elektronische Schaltung auch anhand der bekannten Gesetze komplett berechnet. Es gibt zwar eine Testphase, aber bei hoher Komplexität benötigt man dafür die Testtheorie, weil man eben auch nicht jeden Zustand austesten kann. Und dann folgt der "Feldtest beim Kunden" ... Erinnert mich wieder stark an Pharmaerzeugnisse.
Ich denke, man kann die Problematik einer "Datenbank" aufteilen: 1. Information über Stoffe einschl. deren Glaubwürdigkeit (Quellen, gegensätzliche Meinungen). M.E. ist die grundsätzliche Wirkung doch meist relativ klar. Ob diese beim Individuum eintritt, ist eine nicht zu beantwortende Frage. 2. Entscheidung im Einzelfall (würde ich offen lassen wollen). Ich habe mir aber schon manchmal die Frage gestellt: aus welchem Grund nehme ich Stoff X in der Dosis y? Wie kommt diese Entscheidung zustande? Fängt schon bei ganz einfachen Sachen wie Vitamine an. Hängt es davon ab, welches Buch ich gerade gelesen habe (z.B. Strunz: Vitamine). Oder weil es der Nachbar empfohlen hat? Und der Arzt sagt dann, nehmen sie das nicht, ist im besten Fall wirkungslos. Entscheidungstheoretisch ist das alles maximal unscharf. Eine Formalisierung kann ich mir momentan nicht wirklich vorstellen, obwohl das eigentlich in mein Gebiet fällt.
ZitatWenn man es also nicht evidenzbasiert prüfen kann, ist man auf biochemische Erkenntnisse angewiesen und muss die Wirkung theoretish begründen und dann eben an Zellen, Mikroben, Fliegen etc. testen. Ob es beim Menschen wirkt, ist dann noch die Frage. Trotzdem ist es eine Information, wenn auch "fuzzy".
Da bin ich voll deiner Meinung! Darauf habe ich mich ja auch bezogen als ich schrieb, dass jeder selbst entscheiden muss was er machen oder versuchen will.
Wir wissen im prinzip schon vieles, aber wenig davon ist absolut sicher. Eben "fuzzy"
Immerhin zu kurzfristigen Effekten am Menschen ist bereits vieles bekannt. Wie sich die Interventionen allerdings im Verlauf von Jahrzehnten auswirken, darauf müssen wir noch warten. Das wird sicher für viele zu lange sein.
Mithilfe von Gen-Expressionsdaten und entsprechender Software kann man potentielle Geroprotektoren (=Substanzen, die Alterung verlangsamen) in einer Computersimulation auf Tauglichkeit für menschlichen Zellen prüfen:
Neue potentielle "Reverse Aging"-Substanzen zu identifizieren, wird so einfacher, schneller und billiger! P.S.: Für Fibroblasten (=Bindegewebszellen) können den Studiendaten zufolge diese Substanzen geeignet sein: