Intravenöses Vitamin C, B1 plus Cortison- und 4 von 5 Todesfällen bei Sepsis wären so vermeidbar!
Zitat The global burden of sepsis is estimated as 15 to 19 million cases annually with a mortality rate approaching 60% in low income countries.
Methods
In this retrospective before-after clinical study, we compared the outcome and clinical course of consecutive septic patients treated with intravenous vitamin C, hydrocortisone and thiamine during a 7-month period (treatment group) compared to a control group treated in our ICU during the preceding 7 months. The primary outcome was hospital survival. A propensity score was generated to adjust the primary outcome.
Findings
There were 47 patients in both treatment and control groups with no significant differences in baseline characteristics between the two groups. The hospital mortality was 8.5% (4 of 47) in the treatment group compared to 40.4% (19 of 47) in the control group (p < 0.001). The propensity adjusted odds of mortality in the patients treated with the vitamin C protocol was 0.13 (95% CI 0.04-0.48, p=002). The SOFA score decreased in all patients in the treatment group with none developing progressive organ failure. Vasopressors were weaned off all patients in the treatment group, a mean of 18.3 ± 9.8 hours after starting treatment with vitamin C protocol. The mean duration of vasopressor use was 54.9 ± 28.4 hours in the control group (p<0.001).
Conclusion
Our results suggest that the early use of intravenous vitamin C, together with corticosteroids and thiamine may prove to be effective in preventing progressive organ dysfunction including acute kidney injury and reducing the mortality of patients with severe sepsis and septic shock. Additional studies are required to confirm these preliminary findings.
Traurig, ja, aber: B1, Cortison und C sind nicht patentierbar, damit kann also niemand ein echtes Geschäft machen...
und nicht zuletzt:
"Eine neue wissenschaftliche Wahrheit pflegt sich nicht in der Weise durchzusetzen, daß ihre Gegner überzeugt werden und sich als belehrt erklären, sondern vielmehr dadurch, daß ihre Gegner allmählich aussterben und daß die heranwachsende Generation von vornherein mit der Wahrheit vertraut gemacht ist." - Max Planck, zitiert aus: Wissenschaftliche Selbstbiographie, Johann Ambrosius Barth Verlag, Leipzig, 1948, S.22
Zitat von vera8555 im Beitrag #22Das müsste doch in unseren Kliniken einschlagen, wie eine Bombe. Aber hier wird weiter gestorben und achselzuckend hingenommen.
Ignoriert der Arzt einfach die aktuellen evidenzbasierten Therapierichtlinien, muss er im Zweifelsfall vor Gericht erst einmal beweisen, dass er den Patienten nicht durch sein abweichendes Handeln fahrlässig getötet hat. Bevor an schwerstkranken Patienten "herumgepfuscht" werden darf, muss erst einmal bewiesen werden, dass die Therapiealternative gleichwertig oder besser ist als der bisherige Therapiestandard. Und das geht nur mit Humanstudien - idealerweise prospektiv, randomisiert und doppelblind (das kann die von Scout gepostete Studie leider noch nicht bieten).
Leider ist man, wenn man klinische Praxis aus der "sicheren Entfernung" von Foren-, Blog- und Pubmed-Lektüre betrachtet (ich nehme mich da keineswegs aus) und dabei auf vielversprechende aber spekulative oder zumindest was die Evidenzlage betrifft noch unzureichend fundierte Therapieansätze stößt, oft mit vorschnellen Schuldzuweisungen oder gar Verschwörungsthoerien die medizinische Zunft betreffend bei der Hand. Um es sich hier nicht zu einfach zu machen oder am Ende gar der Paranoia zu verfallen (wozu viele semi-seriöse Internetseiten wie "Zentrum der Gesundheit" ja immer wieder gerne einladen), ist es heilsam, sich immer wieder folgendes klar zu machen: 1) Ärzte und viele andere im Gesundheitswesen Tätige üben in aller Regel ihren Beruf deswegen aus, weil sie Menschen helfen möchten. Sie haben gute Intentionen; und 2) bewegen sie sich bei ihrer Arbeit in notwendiger Weise komplexen Systemen: wissenschaftlich, rechtlich, organisatorisch und geschichtlich. Diese Systeme haben eine gewisse Starre und Trägheit, die häufig ärgerlich sein kann, aber oftmals auch gute Gründe hat, welche sich bei oberflächlicher Betrachtung nicht gleich erschließen. Das neue, auch bahnbrechend erscheinende Erkenntnisse meist nicht sofort in klinische Praxis umgesetzt werden, hat systembedingte Gründe und ist weder auf Ignoranz noch auf Lobbyinteressen zurückzuführen, selbst wenn diese Faktoren auch immer ein wenig auf das System mit einwirken.
Bei Betrachtung der in #21 genannten Studie darf im Übrigen nicht vergessen werden, dass sie sich die Aussagen darin auf die klinische Praxis in Entwicklungsländern beziehen. Die Sepsis-Mortalität in westlichen Ländern liegt weit niedriger als die genannten 60% - laut einer aktuellen Studie in Deutschland zur Zeit bei 24%.
#29 Diese Gedanken habe ich hier auch schon mal sinngemäß vorgebracht, zumal ich die Gelegenheit habe, fast jedes Wochenende am Frühstücks- oder Mittagstisch darüber zu reden und mit genau der Meinung konfrontiert werde, die ich zumindest auch nachvollziehen kann (wenn die Ärzte denn Lust haben, darüber zu reden ...). Aber: man ist ja persönlich doch relativ frei, geistig und zum Teil auch praktisch eigene Wege zu gehen. Man kann auch Medikationen und Behandlungen ablehen und im Rahmen des Möglichen - sofern die Rezeptpflicht das nicht einschränkt - Selbstmedikation betreiben. Man kann mir auch nicht zumuten, etwas, was ich für falsch halte, an mir durchführen zu lassen. Die Mehrheit hinterfragt das nicht, aber Leute, die immer alles hinterfragen, können nicht einfach nur folgen. Das heißt ja nicht, dass ich immer alles grundsätzlich ablehne, aber die Vergangenheit hat mir gezeigt, dass es sehr vorteilhaft sein kann, sich die Dinge näher anzusehen. Die ärztlichen Richtlinien sind auch nicht immer der Stein des Weisen, zumal, wenn die Diagnose schon falsch ist. Immer kritisch bleiben, in jede Richtung.
Andererseits: irgendwie muss man in endlicher Zeit auch mal zu einer Entscheidung kommen (jetzt spricht der Ing. in mir).
Zitat von Prometheus im Beitrag #4Ignoriert der Arzt einfach die aktuellen evidenzbasierten Therapierichtlinien, muss er im Zweifelsfall vor Gericht erst einmal beweisen, dass er den Patienten nicht durch sein abweichendes Handeln fahrlässig getötet hat.
Medizinische Leitlinien sind nicht bindend, sonst wären es Richtlinien. Leitlinien stellen nicht unbedingt den aktuellen Stand der Wissenschaft dar. Leitlinien sind eher ein Minimalkonsens beteiligter Ärzte, Patientenvertreter und anderer Beteiligter.
Leitlinien basieren unter anderem auch auf fehlerhaften Studien, bzw. der Unterdrückung negativer Studien. Wenn ich mich recht entsinne, sind 2/3 aller Studien von Universitäten unbrauchbar. Fast alles in der Medizin angewandte Wissen beruht auf Erfahrung und nicht auf Evidenz. Das geht auch gar nicht anders.
Echte Evidenz ist Wunschdenken und entspricht einem mechanistischem Weltbild. Jeder Patient ist einmalig. Viele Verfahren und Medikamente haben nur geringen Wirksamkeiten. Die Evidenz -falls solche behauptet wird- bezieht sich somit nur auf geringe Patientenanteile. Wer der "Glückliche" ist, auf den die "Evidenz" zufällig zutrifft, ist vorher unbekannt.
Zitat aus Wikipedia: "Der Bundesgerichtshof hat entschieden, dass „die Anwendung nicht allgemein anerkannter Therapieformen und sogar ausgesprochen paraärztlicher Behandlungsformen rechtlich grundsätzlich erlaubt ist. Es kann dahingestellt bleiben, ob dies schon deswegen der Fall sein muß, weil sich eine Beschränkung der Methodenfreiheit aus Rechtsgründen als Hemmnis des medizinischen Fortschritts bzw. als Stillstand der Medizin darstellen würde. Jedenfalls aber folgt dies aus dem Selbstbestimmungsrecht eines um die Tragweite seiner Entscheidung wissenden Patienten. Denn da dieser das Recht hat, jede nicht gegen die guten Sitten verstoßende Behandlungsmethode zu wählen, kann aus dem Umstand, daß der Heilbehandler den Bereich der Schulmedizin verlassen hat, nicht von vornherein auf einen Behandlungsfehler geschlossen werden."
Da ich bekanntermaßen von Prostatakrebs betroffen bin, habe ich mich mit diesem Thema auseinandergesetzt. Leitlinien sind nicht aktuell. Das trifft selbst auf die neueste S3-Leitlinie Prostatakrebs zu (Stand Ende 2016). An dieser Leitlinie war neben einer Masse Urologen nur ein Strahlentherapeut beteiligt. Dies zeigt hier beispielsweise Unausgewogenheit zugunsten operativer Verfahren.
Ein anderes Beispiel ist die ganz neue S3-Leitlinie Supportive Therapie bei onkologischen PatientInnen (Stand Nov. 2016). http://leitlinienprogramm-onkologie.de/u...version_1.0.pdf An dieser waren verschiedene Fachgesellschaften beteiligt. Wenn man dort unter "ossäre Komplikationen" nachschaut, findet man einige Ungereimtheiten.
Ein Beispiel von mehreren möglichen. Zitat:
"Zur Prophylaxe der Tumortherapie assoziierten Osteoporose stehen zur Verfügung: • Regelmäßige körperliche/sportliche Aktivität • Vermeidung von Immobilisation • Verzicht auf Rauchen • Reduktion übermäßigen Alkoholkonsums • Vermeidung von Untergewicht (BMI unter 20) • Vermeidung hoch dosierter und unnötiger Supplemente • Ernährung mit ausreichend Calcium
Was soll heißen "hoch dosierte und unnötige Supplemente? Wieso nur Calcium?
Wer sich als Patient ausschließlich auf Leitlinien verlässt, ist verlassen. Dass viele schulmedizinisch orientierte Ärzte nicht mal Leitlinien konsequent anwenden können, mangels Wissen, ist ein anderer Aspekt.