Medizinische Revolution Kaltes Plasma für die Wunde "Kaltes Plasma" ist ein Bakterienkiller, gut geeignet, um Lebensmittel haltbar zu machen. Neuerdings spielt es auch in der Medizin eine Rolle – bei der Wundbehandlung, denn auch dort lauern gefährliche Keime.
ZitatProf. Steffen Emmert, Dermatologe am Uniklinikum Göttingen, hat Patienten mit schwer heilenden, chronischen Wunden damit behandelt: Bakterien, Pilze werden abgetötet. Auch die gefährlichen antibiotikaresistenten Krankenhauskeime sprechen auf eine Plasmabehandlung recht gut an.
Die elektrischen Felder, der Reizstrom, stimulieren die Zellen, fördern die Durchblutung, die Mikrozirkulation, erhöhen den Sauerstoffzufluss zur Haut, und all das wirkt Gewebe regenerierend. Die Wundheilung sei , so Prof. Emmert, sei damit der zentrale Zulassungsparameter für das Plasmadermgerät.
ZitatDreimal pro Woche wurden die chronischen Wunden beim Verbandwechsel 45 Sekunden lang mit Plasma behandelt: Wir konnten zeigen, dass gerade in den ersten Wochen der Plasmabehandlung – den ersten zwei, drei Wochen – eine schnellere Wundheilung eingetreten ist als mit der Standard-Therapie. Und weitere Effekte haben gezeigt, dass der Schmerz der Wunde deutlich geringer ist, wenn man zusätzlich mit Plasma behandelt. Das ist eigentlich ein sehr schönes Ergebnis, dass Plasma wirklich als neuartige Behandlung ein Fortschritt in der Wundbehandlung darstellt.
ZitatKeine Nebenwirkungen Unerwünschte Nebenwirkungen gebe es nicht, versichert Steffen Emmert: Das Plasma greife die Haut des Patienten nicht an, nur die Keime würden abgetötet: Wir in Göttingen, aber auch andere Zentren, erforschen intensiv, welche Detailwirkungen Plasma zum Beispiel auf die Zellmembran hat – auf das Zytoplasma oder auf den Kern. Eine wichtige Frage zum Beispiel wäre auch, wie sieht es mit der Gentoxizität einer Plasmabehandlung aus? Alle Untersuchungen, die wir bisher durchgeführt haben, haben keinerlei Nebenwirkungen von Plasma gezeigt, weil wir es kurzfristig anwenden, weil wir es auf der Haut anwenden. Diese Zellen sterben sowieso ab mit der Zeit. Und da sehen wir keine Gefahr.
Medizin der Zukunft? Bald soll das Verfahren auch bei Neurodermitis helfen, denn auch dort spielt die Keimbesiedelungen auf der Haut eine ebenso große Rolle wie bei den offenen Wunden. Kurioserweise kann kaltes Plasma auch den Juckreiz stillen: Also es gibt erste, anekdotische Behandlungen von Mückenstichen mit Plasma. Das scheint extrem gut zu wirken, um den Juckreiz schon nach einer einmaligen, 90-sekündigen Plasmabehandlung dauerhaft zu stillen.
Plasmaderm Kaltes Plasma fördert Wundheilung Die Behandlung von schlecht heilenden Wunden ist überaus schwierig. Ein Team von Forschern der Fraunhofer Gesellschaft und der Uniklinik in Göttingen haben nun in mehrjähriger Arbeit ein Gerät namens Plasmaderm entwickelt. Es erzeugt ein „kaltes Plasma“ direkt auf der Haut des Patienten und tötet auf diese Weise die Erreger.
Zitat„Bakterien, Pilze werden abgetötet. Auch die gefährlichen Krankenhauskeime, diese methicillinresistenten Keime sprechen auf eine Plasmabehandlung recht gut an. Gerade die elektrischen Felder, der Reizstrom, stimulieren auch Zellen, fördern die Durchblutung, fördern die Mikrozirkulation, erhöhen den Sauerstoffzufluss zur Haut, und all das wirkt Gewebe regenerierend. Die Wundheilung ist damit der zentrale Zulassungsparameter für unser Plasmadermgerät.“
Ein Metallgitter, unsichtbar im Schwamm integriert, verwandelt die Luft bei Stromzufuhr in „kaltes Plasma“. Sauerstoffradikale entstehen, auch UV-Licht, das die Bakterien in der Haut tötet. Das alles bei angenehmen Temperaturen zwischen 30 und 40 Grad Celsius. Im Rahmen einer Pilotstudie behandelte Steffen Emmert Patienten mit offenem Bein. Dreimal pro Woche wurden die chronischen Wunden beim Verbandwechsel 45 Sekunden lang mit Plasma behandelt.
Verhandlungen mit den Kassen laufen schon „Wir konnten zeigen, dass gerade in den ersten Wochen der Plasmabehandlung – den ersten zwei, drei Wochen – eine schnellere Wundheilung eingetreten ist als mit der Standard-Therapie. Und weitere Effekte haben gezeigt, dass der Schmerz der Wunde deutlich geringer ist, wenn man zusätzlich mit Plasma behandelt. Das ist eigentlich ein sehr schönes Ergebnis, dass Plasma wirklich als neuartige Behandlung ein Fortschritt in der Wundbehandlung darstellt.“
Wissenschaftler der Fraunhofer Gesellschaft arbeiten schon an der nächsten Innovation: „Wir entwickeln derzeit eine Wundauflage, die sozusagen mit Plasma ausgestattet ist. Wir kombinieren diese beiden Systeme miteinander, so dass man das mit in den Wundverband einlegen kann. Und in diesem Wundauflagenmaterial können wir dann letzten Endes das Plasma zünden und diese Wundauflage nochmal mit antimikrobiellen Eigenschaften ausstatten.“
Unerwünschte Nebenwirkungen gibt es nicht, sagt Steffen Emmert: Das Plasma greift die Haut des Patienten nicht an, nur die Keime. Nun soll das Verfahren auch bei Neurodermitis helfen. Abrechungsfähig ist die neuartige Technologie noch nicht. Die schwammartigen Behandlungsköpfe, die nach jeder Anwendung aus hygienischen Gründen getauscht werden müssen, kosten 30 Euro pro Stück, die vom Patienten zu zahlen sind. Noch. Denn Gespräche mit den Kassen laufen schon.
Plasmatechnologie: Künftige Einsatzmöglichkeiten für kaltes physikalisches Plasma Cocktail mit viel Wirkung Der Mix aus verschiedenen Wirkmechanismen macht Plasma für viele Anwendungen interessant. Neben der Wundbehandlung und Sterilisation könnten in der Krebstherapie und der ästhetischen Medizin weitere hinzu kommen.
ZitatImmer dort, wo Infektionen lauern, ist der Einsatz von Plasma sinnvoll“, sagt Prof. Hans-Robert Metelmann. Die Rede ist von physikalischem Plasma – dem so genannten vierten Aggregatszustand, der erzeugt wird, indem einem Gas Energie zugeführt wird. Dabei entstehen hochaktive Radikale sowie stabilere reaktive Sauerstoff- und Stickstoffspezies, die im synergetischen Verbund mit den freien Ladungsträgern die Zellmembranen und -wände von Bakterien und Pilzen angreifen. Während heißes Plasma bereits seit vielen Jahren in der Medizin verwendet wird, ist Niedertemperatur-Plasma das Thema, mit dem sich die Plasmamedizin zur Zeit am stärksten beschäftigt. Das Potenzial der Technologie scheint groß. Schon jetzt gibt es konkrete klinische Anwendungen. Daneben zeichnen sich Einsatzgebiete ab, in denen kaltes Plasma künftig eine wichtige Rolle spielen könnte.
ZitatKaltes Plasma gegen Läuse Kaltes Plasma kann aber nicht nur Bakterien bekämpfen. Künftig könnte es auch dabei helfen, Menschen von Parasiten wie Kopfläusen zu befreien. Forscher des Anwendungszentrums für Plasma und Photonik am Göttinger Standort des Fraunhofer-Instituts für Schicht und Oberflächentechnik (IST) arbeiten an einem Kamm, der die Schädlinge mithilfe von Plasma abtötet. Im Gehäuse des batteriebetriebenen Geräts befindet sich ein Hochspannungserzeuger, der Pulse an die Kammzinken abgibt, die als Elektroden fungieren. Durch das Anlegen eines Hochspannungspulses wird die Luft zwischen den Elektroden ionisiert. Dabei entsteht Plasma. Die Hochspannung wird nur sehr kurzzeitig angelegt. Es wird gerade so viel Energie zugeführt, dass nur die winzigen Elektronen beschleunigt werden – ohne die schweren Gasteilchen aufzuheizen. So lässt sich die Temperatur des Plasmas auf Raumniveau einstellen. Die kalten Plasmen töten die Läuse sowie die Nissen ab, beschädigen jedoch nicht das Haar und die Kopfhaut. „Bereits nach einmaligem Durchkämmen sind die Hälfte der flügellosen Insekten tot“, berichtet Prof. Wolfgang Viöl, Leiter des Anwendungszentrums. Laut Viöl konnte dies durch Wirksamkeits- und Sicherheitstests belegt werden, die in Zusammenarbeit mit einem Forschungsinstitut durchgeführt wurden. Die Fraunhofer Wissenschaftler haben ihre Technologie durch ein Patent geschützt. Geplant ist, den Läusekamm als kosmetisches Produkt zunächst in Kleinserie auf den Markt zu bringen. Auf der Messe Medica wird das Fraunhofer IST ein Funktionsmuster des Kamms präsentieren. Während für solche Anwendungen zumindest schon Prototypen existieren, befindet man sich beim Einsatz von Plasma in anderen Bereichen noch in der Grundlagenforschung. Dazu zählt etwa die Krebstherapie mithilfe von Plasma.
Behandlung von Geschwüren mit dem Plasma-Jet Laut Metelmann wird die Technologie derzeit zwar schon zur palliativen Behandlung von Krebspatienten eingesetzt. Dabei geht es aber wiederum um die Bekämpfung von Bakterien. Abgetötet werden Bakterien, die sich bei Krebspatienten an großflächigen Geschwüren bilden – zum Beispiel in der Mundhöhle oder am Hals. Diese verursachen große Schmerzen und einen sehr unangenehmen Geruch. Durch die Behandlung mit Plasma-Jets wie dem Kinpen Med lassen sich diese Auswirkungen reduzieren. Die Patienten benötigen somit weniger Schmerzmittel. Bei dieser Behandlung fiel auf, dass manche der unter den Bakterien liegenden Tumorzellen ebenfalls auf das Plasma reagieren. Und sie tun dies auf eine sehr wünschenswerte Weise. Sie reagieren mit einer Apoptose. Will heißen: Die Tumorzellen werden nicht zerstört, sondern zeitlich verlangsamt abgeschaltet. Dem umgebenden Gewebe bleibt dabei Zeit, Ersatzzellen zu entwickeln. Es bildet sich also kein Loch, wie dies sonst der Fall ist, wenn der Tumor auf klassische Weise entfernt wird. Der Einsatz von Plasma hätte somit für die Krebstherapie einen entscheidenden Vorteil gegenüber den üblichen Methoden. Entsprechend groß ist das Interesse daran, die Technologie in diese Richtung weiter zu entwickeln. „Die Plasma-Community stürzt sich gerade auf dieses Thema“, meint Katharina Stapelmann. Doch zunächst ist noch sehr viel Forschungsarbeit zu leisten. Denn bisher wirkt das Plasma noch nicht auf alle Tumorzellen. Metelmann berichtet von klinischen Studien, in denen bei fünf von zwölf Patienten eine nachweisbare Reduktion des Tumorwachstums zumindest kleinflächig zu beobachten war. Die Gründe dafür sind jedoch noch unklar. „Wir wissen noch nicht, welche Zellen reagieren und warum sie dies tun beziehungsweise nicht tun“, erklärt der Mediziner. Es ist daher notwendig, die Wirkung des Plasmas auf Zellen weiter zu untersuchen. Trotz der noch offenen Fragen sieht Metelmann in der Onkologie das größte Potenzial für die Plasmamedizin.
Plasma im Einsatz für die ästhetische Medizin Neue Möglichkeiten eröffnet die Technologie auch in der ästhetischen Medizin. Klinische Studien haben schon gezeigt, dass Plasma auch bei Hautwunden wirkt, die von ablativen Lasern hinterlassen werden. Das Plasma verbessert die Wundheilung und reduziert das Infektionsrisiko. Wie in der Krebstherapie könnte Plasma aber auch in der ästhetischen Medizin über seine bloße Rolle als unterstützende Technologie hinauswachsen. Laut Metelmann gibt es Untersuchungen, die gezeigt haben, dass sich Plasma möglicherweise als eigenständiges Instrument in diesem Fachbereich verwenden lässt. Dabei führte die Plasmabehandlung unter Laborbedingungen dazu, dass sich Hautgewebe glättet, strafft und reinigt. Doch auch in diesem Fall ist man von einer klinischen Anwendung noch weit entfernt. Laut Metelmann befindet man sich hier ebenfalls in der Grundlagenforschung. Dies gilt zum Beispiel genauso in der Kieferorthopädie, wo Plasma unter anderem die Reinhaltung von fest sitzenden Spangen in der Mundhöhle unterstützen könnte. Auch bei der Technik ist noch Entwicklungsarbeit nötig. Zwar gibt es Geräte, die kaltes Plasma generieren und sich im klinischen Alltag verwenden lassen. Die kalte Flamme, die von diesen erzeugt wird, ist im Verhältnis zum Gerät laut Metelmann allerdings noch zu klein. Bei einem Behandlungsdurchmesser von etwa 3 mm dauere die Behandlung einer großflächigen Wunde damit noch zu lang.
Was das Plasma alles beeinflusst Weiteres Problem: Die Plasmaflamme wirkt an verschiedenen Stellen unterschiedlich. Der Erfolg bei einer Wunde ist also davon abhängig, mit welchem Teil der Flamme diese behandelt wurde. Hinzu kommt, dass selbst kleinste Faktoren von außen die Wirkung des Plasmas beeinflussen können – etwa die Temperatur der Umgebung, ein schwacher Lufthauch oder kleine Partikel vom Körper des Patienten. „Dies könnten auch die Gründe sein, weshalb wir bei der Behandlung von Tumorzellen bisher so unterschiedliche Ergebnisse erzielt haben“, sagt Metelmann. „Wir benötigen noch viel Quellenforschung“, so der Mediziner – wobei in diesem Zusammenhang die Plasmaquelle gemeint ist. Für die kommenden Jahre wünscht er sich eine strukturierte Anwendungsbeobachtung in Form von klinischen Studien. So soll geklärt werden, auf welchen Feldern kaltes Plasma Nutzen bringt.
ZitatKünstlich hergestelltes Plasma heilt chronische Wunden und soll Krebszellen zum Absterben bringen. Obwohl das sogenannte Kalt-Plasma nur 30 Grad warm ist, tötet es Viren, Bakterien und Pilze innerhalb weniger Minuten ab.
ZitatPlasma-Pen gegen aggressive Keime Bei offenen Beinen oder infizierten chronischen Wunden, bei denen keine andere Therapie mehr anschlägt, vernichtet das Kalt-Plasma die aggressiven Keime und regt zugleich das Zellwachstum und damit die Heilung an. Außerdem sorgt es für eine bessere Sauerstoffversorgung in der Haut und den Zellen. Nebenwirkungen sind in bisherigen Studien nicht aufgetreten.
Der Plasma-Pen ist nicht größer als ein Füller. Er ist zwar als Medizinprodukt zugelassen, doch die Kassen übernehmen die Kosten der Behandlung nicht. Die Kosten ab zehn Euro pro Sitzung, je nach Größe der Wunde und Dauer der Einzelbehandlung, müssen Betroffene selbst bezahlen.
Plasma wird auch in der Zahnmedizin genutzt Derzeit entwickeln die Wissenschaftler die Geräte weiter, erproben verschiedene Zusammensetzungen des Gases und arbeiten sowohl an neuartigen Wundauflagen, die für die Behandlung an Strom angeschlossen werden, als auch an einem Plasma-Endoskop, mit dem Ärzte auch in Körperhöhlen arbeiten können. In der Zahnmedizin wird Plasma bereits genutzt, um vor dem Einsetzen von Implantaten Keime abzutöten und Zahnfleischentzündungen zu bekämpfen.
Plasma gegen Krebs: Noch fehlen Studien Durch Zufall haben Ärzte bei der Wundbehandlung entdeckt, dass unter einer Plasmatherapie nicht nur Bakterien verschwinden, sondern auch Krebszellen. In Gewebeproben außerhalb des Körpers hat man dann festgestellt, dass das Plasma Krebszellen nicht sofort zerstört. Es legt aber in den Krebszellen quasi einen Schalter um, der sie letztendlich absterben lässt. Doch hier stehen die Forscher noch am Anfang.
Kaltes Plasma – ein Wunderstoff? In Medizin, Raumfahrt, Pflanzenzucht und Technologie hat Kaltes Plasma erstaunliche Anwendungen. Doch wie viel taugen sie wirklich? Die bdw-Analyse gibt Antworten.
ZitatMan lernt es schon in der Schule: Etwas ist fest, flüssig oder gasförmig – oder ein Plasma. Es ist der vierte physikalische Aggregatzustand. Die Materie besteht darin teilweise oder ganz aus freien Ladungsträgern, also aus Ionen und Elektronen. Im Kosmos besteht 99 Prozent der sichtbaren Materie aus Plasmen. Heiße Plasmen sind der Stoff der Sterne, Kalte Plasmen erfüllen fast den gesamten Raum dazwischen. Auf der Erde allerdings muss man nach ihnen schon genauer suchen – in Blitzentladungen etwa – oder sie künstlich herstellen, beispielsweise in Neonröhren oder bei der Kernfusion.
Erstaunlich ist die Karriere der Kalten Plasmen: Mediziner heilen mit ihnen Wunden und Hautkrankheiten, Ingenieure nutzen sie für Raumfahrtantriebe, Lampen oder Fernseher, Agrarforscher steigern mit ihrer Hilfe das Wachstum von Nutzpflanzen.
Ein Kaltes Plasma ist ein gasförmiger Mix niedriger Energie aus ionisierten Molekülen, Elektronen und Staubpartikel. Die Ionen bilden sozusagen das Salz in der Suppe: Verlieren Gasmoleküle einige ihrer Elektronen, wirken diese Ionen durch ihre elektrischen Felder auf die anderen Partikel ein. Ladungen verschieben sich, elektrische Ströme fließen. Die beweglichen Ionen und Elektronen verleihen mit ihren elektromagnetischen Feldern dem gasförmigen Materiecocktail besondere Eigenschaften.
Wundheilung und Sterilisation Ionisierte Gase schließen chronische Wunden, töten multiresistente Bakterien, desinfizieren und sterilisieren. „ Kalte Plasmen haben zwar grundlegende Bedeutung für die Astronomie und Grundlagenphysik, zeigen aber auch erstaunliche Wirkungen in der Wundheilung”, sagt der Plasmaphysiker Gregor Morfill, emeritierter Direktor am Max-Planck- Institut für Extraterrestrische Physik (MPE) in Garching bei München. „Das ist ein Stoff mit vielen segensreichen Eigenschaften.” Morfill ist Plasmaphysiker und Pionier der Plasmamedizin. Seit 2011 leitet er auch den Technologie-Startup Terraplasma, der ebenfalls im Forschungs-campus Garching angesiedelt ist.
Max-Planck-Forscher hatten mit Kalten Plasmen auf der Internationalen Raumstation experimentiert. Doch Morfill war ziemlich überrascht, als ihm 2005 auffiel, dass Kalte Plasmen auch fernab des Weltraums in Hygiene und Medizin von Nutzen sein können: bei der Sterilisation und Dekontamination, bei der Wundheilung und bei Hautkrankheiten. Dabei werden die ionisierten Gase – etwa Luft oder das Edelgas Argon – bei gewöhnlichem Luftdruck und Zimmertemperatur eingesetzt.
Das reicht von der persönlichen Hygiene über die Wasseraufbereitung bis zur Dekontamination von hitzeempfindlichen medizinischen Geräten. Die großen mobilen Kammern, in denen das geschieht, werden bei Terraplasma derzeit entwickelt. Das Ziel ist, in diesen Behältern ohne herkömmliche Verfahren – Heißdampf oder flüssige Chemikalien – mit speziellen Elektroden kaltes, atmosphärisches Plasma aus Umgebungsluft und Energie zu erzeugen. „Eine Reihe von Laboruntersuchungen haben bereits gezeigt, dass Bakterien und Pilze sehr effizient mit Kaltem Plasma abgetötet werden, genau wie Biofilme, Viren und Sporen”, sagt die Biophysikerin Julia Zimmermann von Terraplasma.
Die kalten ionisierten Gase sollen demnächst auch bei Antibiotika-Resistenzen helfen. Multiresistente Keime sind in den letzten Jahren in Krankenhäusern zu einer großen Infektionsgefahr geworden. In einem Maßnahmenkatalog zur Deutschen Antibiotika-Resistenzstrategie der Bundesregierung heißt es, dass in Deutschland jährlich etwa eine halbe Million Menschen Krankenhausinfektionen erleiden und 7500 bis 15 000 daran sterben.
Speziell die gefürchteten MRSA-Bakterien lassen sich im Labor mit Kaltem Plasma innerhalb von 30 Sekunden abtöten. Das ionisierte Gas wird über kleine Düsen in einem sanften, 35 Grad warmen Luftstrom offen auf die betroffenen Hautstellen des Patienten geleitet. Die Behandlung von jeweils wenigen Minuten Dauer ist gut verträglich.
Bei Hauterkrankungen, von denen in Deutschland über 800 000 Patienten betroffen sind, lässt sich das Plasma zudem so justieren, dass nur die Keime zerstört werden, aber nicht die intakte Haut. Das belegen Studien mit 3000 Plasmabehandlungen, die am MPE zusammen mit dem Klinikum Schwabing und dem Universitätsklinikum Regensburg bis Ende 2013 durchgeführt wurden. Ergebnis: Die Wunden heilten im Schnitt um ein Drittel schneller.
Die genaue Wirkung des Plasmas ist noch etwas nebulös. Fest steht: Es dringt in feinste Geweberitzen und wirkt dabei sterilisierend. Menschliche Zellen widerstehen der Attacke, da sie robuster sind und der Zellkern das Erbgut schützt. Sobald das Plasma in den Geräten erzeugt wird, kommen an die 600 Reaktionen in Gang. „Es ist der reaktive Cocktail im Plasma – mit Elektronen, Ionen, reaktiven Molekülen sowie UV-Strahlung”, sagt Julia Zimmermann, „der den Bakterien den Garaus macht.”
Eine weitere klinische Studie galt großen Wunden mit Netztransplantaten: Sie heilten schneller, bildeten weniger Blutkrusten und schädliche Fibrinbeläge. Ein Erfolg war auch die Behandlung der Gürtelrose, Herpes Zoster. 40 Patienten, die an dieser schmerzhaften Virenerkrankung litten, wurden therapiert. Resultat: Der Heilprozess wurde deutlich beschleunigt und die Schmerzen reduziert.
Daneben hilft es bei einer ganzen Reihe von vorklinischen Untersuchungen, etwa bei chronischen postoperativen Ohreninfektionen, infizierten Ekzemen oder beim Morbus Hailey-Hailey, einer Verhornungsstörung der Haut mit Blasenbildung, die häufig mit Sekundärinfektionen einhergeht. Mittlerweile gibt es handliche aufladbare Geräte mit großer Leistung und Effizienz. Eine weitere Miniaturisierung auf die Größe eine Stiftes wird zurzeit entwickelt. Dieses Gerät könnte eines Tages sogar in der Hausapotheke Platz finden.
FAZIT Als überraschende Anwendung aus der Forschung im Weltraum haben Wissenschaftler Geräte mit Kaltem Plasma bei Atmosphärendruck entwickelt. Labortests sowie klinische Studien lassen erwarten, dass sie sich im klinischen Alltag bewähren.
NEUE ART DER WUNDHEILUNG Kaltes Plasma heilt chronische Wunden Eine Studie von Medizinern der Herz- und Diabeteszentren Bad Oeynhausen und Karlsburg hat herausgefunden, dass Kaltplasma Wunden heilen kann. Der zugehörige Plasma-Stift zur Behandlung wurde in Greifswald entwickelt.
ZitatVom diabetischen Fußsyndrom verursachte chronische Wunden können einer Studie zufolge durch eine Behandlung mit Kaltplasma schneller heilen. Die Plasma-Behandlung müsse zusätzlich zur Standardtherapie erfolgen, heißt es in der Studie, die im Juli im „Journal of the American Medical Association“ (JAMA Network Open) publiziert wurde. Wie das Greifswalder Unternehmen neoplas tools am Mittwoch mitteilte, wurde dafür der unternehmenseigene Plasmajet kINPen Med verwendet, der gemeinsam mit dem Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie (INP) entwickelt wurde. Zur Plasmaherstellung wird das Edelgas Argon verwendet. Das Plasma hat nichts mit dem gleichnamigen flüssigen, zellfreien Bestandteil des Blutes zu tun.
Der Publikation zufolge wurde seit langem vermutet, dass die Anwendung von kalten Plasmen den Heilungsprozess bei chronischen Wunden stimulieren und zu einem schnelleren Wundverschluss beitragen kann. Dieser Effekt wurde nun in einer klinischen Studie von Medizinern und Wissenschaftlern am Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen in Bad Oeynhausen sowie am Klinikum Karlsburg in Mecklenburg-Vorpommern klinisch belegt. Dabei seien 62 durch den diabetischen Fuß verursachte Wunden bei 43 stationär behandelten Patienten untersucht worden. Die Wunden hätten trotz Standardtherapie drei Wochen lang keine Heilungstendenzen gezeigt.
ZitatDie Unterschiede in der mikrobiellen Belastung der Wunden zwischen beiden Gruppen seien statistisch nicht signifikant gewesen. Der Forschungsleiter am Diabeteszentrum Bad Oeynhausen und Erstautor der Studie, Bernd Stratmann, sagte: „Atmosphärisches Kaltplasma besitzt einen eigenständigen Wundheilung-aktivierenden Effekt, der sich nicht allein durch die antimikrobielle Wirkung des Plasmas erklären lässt.“
ZitatErst seit wenigen Jahren in der Anwendung bei Erregerbedingten Hauterkrankungen und chronischen Wunden ist das sogenannte „Kalte Plasma“ – dies ist ein gewebeverträgliches Plasma welches auf Körpertemperatur-Niveau arbeitet. Die medizinische Anwendung von Kaltplasma hat sich mittlerweile zu einem wichtigen Forschungsgebiet entwickelt.
ZitatWissenschaftliche Studien über kaltes, physikalisches Plasma belegen eine Mehrzahl von positiven Effekten auf eine Wunde.
Besonders gut eignet es sich für die Anwendung bei mikrobiell kontaminierter, besiedelter oder gar infizierter Haut und Wunden, da es wirksam gegen eine Vielzahl von bisher getesteten Erregern ist (Viren, Bakterien, Pilze)- einschließlich Pseudomonas, Klebsiellen, und MRSA. Auch ein bestehender Biofilm kann gehemmt werden.
Neben der antibakteriellen Wirkung regt die Plasmatherapie auch die Gewebsneubildung an, da durch die Stimulation die Mikrozirkulation nachweislich gesteigert wird.
Das physikalische Kaltplasma wirkt nicht zelltoxisch und bildet keine Resistenzen. Es tötet also bestehende Keime ab ohne gesundes Gewebe anzugreifen und/ oder Resistenzen zu entwickeln. Durch diese Erkenntnis öffnet die Plasmamedizin auch eine neue Tür in der Krebsforschung, da mit Kaltplasma behandelte Krebszellen absterben, die umliegenden, gesunden Körperzellen jedoch intakt bleiben und neu in das beschädigte Gewebe hineinwachsen können. Hierzu gibt es jedoch noch keine handfesten Zahlen und Studien.
Auch sonst konnten bislang keinerlei Nebenwirkungen festgestellt werden. Die Therapie ist für die Patienten Schmerzfrei.
Desinfizieren und Heilen mit kaltem Plasma Ein Plasma mit niedriger Temperatur tötet zeitsparend auch Antibiotika-resistente Erreger ab - auf den Händen von Krankenhauspersonal ebenso wie auf schlecht heilenden chronischen Wunden https://www.weltderphysik.de/gebiet/lebe...-kaltem-plasma/
Wow, hab ich jetzt zum erstenal durch gestöbert. Endlich wieder ein Sieg für die Frankensteins und nicht für diese Blutsauger. Wenn da ein Stift für den Heimgebrauch auf dem Markt ist, bin ich Kunde. Ich weiß das Licht auf jedenfall noch das vertreiben von HDO als Wirkweise aufführt. Ob Erzeugung-Frequenzen des Plasmas Einflüsse haben? Oder auch weil die Zellen durchgängiger werden "Inside-Out-Wirkung" quasi einAnstoß durch einen Cocktail von Wirkstoffen.
Ich habe vor einigen Tagen eine Dokumentation über Rudolf Hess gesehen, wo erwähnt wurde, dass er auf eine Hochfrequenztherapie in einem oberösterreichischen Kurort schwor. Bei den Bildern dieser Behandlung, musste ich sofort an die modernen Plasmamedizinischen Anwendungen denken.
Es muss sich wohl um Gallspach handeln. Dort gibt es einen Kurort, wo Hochfrequenztherapie durchgeführt wird.
ZitatSeit 150 Jahren nutzt der Mensch elektrischen Strom. Vor 100 Jahren entdeckte er seine heilende Wirkung. Seither hat die Familie Zeileis die Behandlung mit hochfrequentem Strom und Wärme erforscht und stetig weiterentwickelt. Nach dem Prinzip des „Tesla-Transformators“ wird Netzstrom zu hochfrequentem Strom umgewandelt, welcher über die Haut tiefergelegene Gefäße und Nervenbahnen erreicht und innere Organe, Muskeln, Neven und Knochen positiv beeinflusst.
Weltweit einzigartig ist die Elektrotherapie nach ZEILEIS, die nur mit einer Elektrode ausgeführt wird. Die Hand des Arztes stellt die Gegenelektrode dar und leitet den Stromfluss in die zu behandelnden Körperregionen. Die so zugeführte Energie aktiviert dort die Durchblutung und Selbstheilungskräfte.
In Kombination mit weiteren physikalischen Anwendungen hat sich die ZEILEIS Methode etabliert. Sie unterstützt Abwehrkräfte und Stoffwechsel und hat positiven Einfluss auf den Blutdruck und das vegetative Nervensystem.
ZitatAnwendung der Hochfrequenztherapie Es werden kurz andauernde Hochfrequenzimpulse mit enorm hoher Spannung aus einem selbst entwickelten Generator, der als Kernstück eine Teslaspule besitzt, über die sogenannte Behandlungselektrode, auf den menschlichen Körper übertragen. Dies ist die einzige Therapieform die nur mit einer echten Elektrode durchgeführt wird, die Finger des Behandlers bilden dazu die zweite Elektrode. Die Amplituden der Schwingungen sind nicht gleich groß, sie nehmen allmählich ab, sogenannte gedämpfte Schwingungen. Der hochfrequente Bestandteil hat aufgrund der hohen Schwingung keinerlei Auswirkungen und Reize in jeglichen Gebilden im Körper. Nur der niederfrequente Anteil entfacht eine motorische Wirkung, auf dessen Basis Joulsche Wärme im Gewebe entsteht, doch wegen der langen Pausen zwischen den Impulsen wird der für die Wärmebildung maßgebliche Mittelwert der Stromstärke nicht erreicht, die umgesetzte Energie ist gering. All das hat nicht nur einen Effekt auf einzelne Bereiche, sondern eine allgemein wirkende Konsequenz für den gesamten Körper.
Wirkung der Hochfrequenztherapie Der primäre Angriffspunkt der Hochfrequenztherapie ist die Haut. Für die Therapie ist die Beziehung bzw. das Zusammenspiel der Haut und den inneren Organen von sehr großer Bedeutung. Von der Peripherie der Haut aus können die Funktionen innerer Organe beeinflusst werden. Das kann auf zwei unterschiedliche Weisen passieren, zum einen auf neutralem Weg über das Nervensystem, oder andererseits auf humoralem Weg über die Blutbahn.
Geschichte der Hochfrequenztherapie 1891 berichtete der im Kaisertum Österreich (heutiges Kroatien) geborene Ingenieur Nikola Tesla, dass Ströme hoher Frequenz selbst bei hoher Spannung, keine Reizwirkung beim Durchtritt durch den Menschen erkennen ließen. Im gleichen Jahr meldete er den „Tesla-Transformator“ zum Patent an. Zur selben Zeit entdeckte der französische Professor für experimentelle Medizin, Jaques Arséne d’Arsonval, dass die Reizwirkung von Wechselströmen mit zunehmender Frequenz abnimmt und führte 1892 die Hochfrequenzströme in die Medizin ein.
Valentin Zeileis verfeinerte die Hochfrequenztherapie und begann kurz nach der Jahrhundertwende mit ihr erfolgreich zu behandeln. Von da an hat sich an der grundliegenden Ausführung der Hochfrequenztherapie, bis auf den Austausch modernerer Bauteile, nichts geändert.
ZitatDie Wirkungen unserer Hochfrequenztherapie sind im physikalischen Bereich mechanischer Natur (Hautreiz, Muskelkontraktion), thermischer Natur (geringe Wärmeentwicklung) und optischer Natur (ultraviolettes Licht – spielt wegen geringer Intensität therapeutisch kaum eine Rolle). Im chemischen Bereich kommt es zu einer Veränderung der Luft (Bildung von Ozon und Stickoxiden) und zur Bildung von Ionen beiderlei Vorzeichens und daraus resultiert bei Änderung der Ionenkonzentration bzw. des Verhältnisses der positiven und negativen Ionen eine biologische Wirkung.
Einpoliges Bestrahlen bewirkt eine Körperaufladung. Durch die Distanzbestrahlung (Effluvien) wird der Patient negativ aufgeladen (alkalische Reaktion), bei der Nahbestrahlung (Fulguration, Kontakt) wird der Patient positiv aufgeladen (saure Reaktion).
Der Körper wird durch die positive Bestrahlung angesäuert und durch die negative Bestrahlung alkalisiert. Ansäuerung bedeutet eine Tonisierung des Sympathikus, Alkalisierung eine Tonisierung des Parasympathikus.
Die Wirkungen betreffen einerseits die Haut, die Muskeln, den Blutdruck schwächere Durchströmungen senken Blutdruck, stärkere steigern ihn) die Diurese (erhöhte Abgabe von Stickstoff, Harnstoff, Harnsäure, Phosphaten, Wasser – Verminderung der Azidität des Harnes) und auch die Gefäße (Dilatation der cerebralen Gefäße, Erhöhung der Zirkulationsgeschwindigkeit des Blutes, Erleichterung des Kreislaufes durch Verminderung des innervatorisch bedingten peripheren Widerstandes).
Andererseits wirkt die Hochfrequenztherapie auch auf das Herz (Verstärkung der Systole, Bradykardie, initiale Blutdruckerhöhung, Verkleinerung des Herzschattens), auf Mikroorganismen (bakterizid), den Stoffwechsel (Anregung durch Einatmung von Ozon und Stickoxiden, Erhöhung des Grundumsatzes), die Lunge (Erhöhung des Atemvolumens, Vertiefung der Atmung) und das Zentralnervensystem (ZNS).
Für unsere Therapie ist die Nutzung von reflektorischen Beziehungen zwischen der Haut bzw. der Körperperipherie und inneren Organen von großer Wichtigkeit. Von der Peripherie der Haut aus können die Funktionen von inneren Organen, Muskeln, Gefäßen, Nerven und Knochen beeinflusst werden – auf neuralem Weg (über Nervenbahn) und/oder auf humoralem Weg (über Blutbahn, Lymphe, etc.). Die Erreichung derartiger Wirkungen erfolgt durch entsprechende Reize an geeigneten Hautstellen durch die hochfrequenten Entladungen.
Die Wirkung des Hautreizes auf neuralem Weg hat Veränderungen zur Folge, die der Reiz über das Nervensystem bewirkt: Es kommt zu einer Gefäßerweiterung in der Haut, die durch einen über die Schmerzbahnen laufenden örtlichen Reflex hervorgerufen wird. Sogenannte „Axonreflexe“ durchlaufen keine Synapsen – der afferente Impuls geht, von der Haut kommend, noch in der Peripherie auf efferente Gefäßnerven über.
ZitatViele Patienten schwören auf die sogenannte Hochfrequenz-Therapie, salopp gelegentlich auch als „100.000-Volt-Therapie“ bezeichnet. Vor mehr als 100 Jahren stellte Heinrich Hertz seine grundlegenden Untersuchungen über elektromagnetische Wellen an. Etwa zur gleichen Zeit (1891) gelang es dem Ingenieur Nikola Tesla, einen Hochfrequenztransformator zu bauen, der es gestattete, die hochfrequente Spannung auf mehrere hunderttausend Volt zu transformieren. Es war der französische Physiologe Jacques-Arsène d’Arsonval, der 1892 erstmals Hochfrequenzströme auch für Heilzwecke empfohlen hatte. Bei den hohen Spannungen war es möglich, die Hochfrequenzströme in Form von langen Funkenentladungen auf den Patienten sprühen zu lassen. Die sogenannten Arsonvalströme sind trotz ihrer hohen Spannung für den Menschen ungefährlich.
Pionier der Hochfrequenz-Therapie: Dr. Otto Nuhr
Ein Pionier der Hochfrequenz-Therapie war der österreichische Arzt Dr. Otto Nuhr (1912 bis 1989), der diese Therapieform weiterentwickelte und modifizierte.
Bei der lokalen Anwendung der Hochfrequenz-Therapie nach Dr. Nuhr wird der zu behandelnden Körperregion des Patienten eine bürstenförmige Elektrode gegenübergesetzt, welche mit dem einzelnen Pol der Sekundärspule des sogenannten Tesla-Transformators verbunden ist. Aus dieser Bürstenelektrode strömt ein Glimmlicht, das bei genügender Spannung oder bei Verringerung des Abstandes zwischen Bürste und Patienten in ein Büschellicht und schließlich in elektrische Funken übergeht.
Die spezifischen Wirkungen dieser Hochfrequenzströme sind Vertiefung der Atmung, Bradykardie, Verkleinerung des Herzschattens, Verstärkung der Systole und eine initiale Blutdruckerhöhung mit nachfolgender Blutdrucksenkung durch Verminderung des innervatorisch bedingten peripheren Widerstands. Im speziellen werden durch die Hochfrequenz-Therapie nach Dr. Nuhr übergeordnete Steuermechanismen positiv beeinflusst.
Ein besonders auffallendes Ergebnis bei kurmäßiger Anwendung, welches sich auch in wissenschaftlichen Untersuchungen unter Leitung des renommierten „Kurexperten“ Prof. Dr. Wolfgang Marktl vom Institut für Medizinische Physiologie und Umweltphysiologie der Universität Wien zeigte, war eine Beeinflussung des Hormons Cortisol. Dieses Hormon ist eines der so genannten Stresshormone und hat unter anderem die Aufgabe, den Energiestoffwechsel und eine Reihe von Funktionen zu aktivieren, um den Körper in die Lage zu versetzen, mit höheren Anforderungen fertig zu werden.
Die Hochfrequenz-Therapie ist daher im Kur- und Rehabilitationszentrum Dr. Nuhr im österreichischen Senftenberg ein wesentlicher Bestandteil in der Therapie von Wirbelsäulen- und Bandscheibenerkrankungen sowie bei Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises, aber auch bei arteriellen Durchblutungsstörungen oder bei Überarbeitung, Stresszuständen und Nachlassen der körperlichen Leistungsfähigkeit.
Schon Marika Rökk und Bruno Kreisky kurten in Senftenberg
Patienten aus ganz Europa, und vor allem aus Deutschland, kommen in die 1954 von Dr. Otto Nuhr als „Gesundheitszentrum“ gegründete Kur- und Rehabilitationsklinik nach Senftenberg, die für ihr integratives Therapiespektrum im Bereich physikalischer Medizin und Rehabilitation (Schwerpunkte: Elektrophysikalische Medizin und Hydrotherapie) bekannt ist. Der idyllisch zwischen Weinbergen eingebettete Kurort Senftenberg liegt, knapp eine Stunde entfernt von Wien, am Rande des Weltkulturerbes Wachau.
Das Gästebuch des Klinikums belegt eindrucksvoll, dass „Kuren im Nuhr-Zentrum Senftenberg“ schon immer etwas besonderes war: Hans Albers, Marika Rökk, Hans Moser, der deutsche Bundespräsident Lübke und der österreichische Bundeskanzler Bruno Kreisky vertrauten sich – präventiv oder kurativ -dem Mediziner- und Therapeutenteam des Zentrums an und schätzten darüber hinaus nicht selten die „heilende“ Wirkung des Weines, der in diesem gesegneten Landstrich wächst.
Elektrischer Strom beschleunigt die Wundheilung Die Heilung von Wunden kann mit elektrischem Strom beschleunigt werden. Das hat ein Team von Wissenschaftlern aus vier Nationen in einer Laborstudie nachgewiesen.
ZitatDie Forscher konnten mit Hilfe von Strom die Bewegungen der Zellen kontrollieren und somit beeinflussen, wie und wie schnell die Wunde heilen sollte. Mit ihren Resultaten könnten neue Behandlungsmethoden für chronische Wunden und andere Verletzungen entwickelt werden, so Dr. Min Zhao von der Universität von Aberdeen (Nature 442, 2006, 457).
Bei der Wundheilung setzen die verletzten Zellen Substanzen frei, die gesunde Zellen anlocken. Lagern sich diese an das Gewebe der Wundränder an, beginnt sich die Wunde zu verschließen.
Bereits im 19. Jahrhundert wurde entdeckt, daß in der Umgebung von Wunden schwache elektrische Ströme fließen. Heute nehmen Biologen an, daß die elektrischen Felder bei der Heilung als Lotsen fungieren und die Zellen an den Ort lenkten, an dem sie gebraucht werden.
Wunden unter Strom Die Heilung von Wunden kann mit elektrischem Strom beschleunigt werden. Das hat ein Team von Wissenschaftlern aus vier Nationen in einer Laborstudie nachgewiesen. Die Forscher konnten mithilfe von Strom die Bewegungen der Zellen kontrollieren und somit beeinflussen, wie und wie schnell die Wunde heilen sollte. Mit den Resultaten können neue Behandlungsmethoden für chronische Wunden und andere Verletzungen entwickelt werden, hoffen die Wissenschaftler.
ZitatBei der Wundheilung setzen die verletzten Zellen Substanzen frei, die gesunde Zellen anlocken. Lagern sich diese an das Gewebe der Wundränder an, beginnt sich die Wunde zu verschließen. Bereits im 19. Jahrhundert konnte der deutsche Physiologe Emil Du Bois-Reymond zeigen, dass in der Umgebung von Wunden natürlicherweise elektrische Ströme fließen. Heute nehmen Biologen an, dass die elektrischen Felder bei der Heilung als Lotsen fungieren und die Zellen an den Ort lenken, an dem sie gebraucht werden. Ein Beweis für diese Theorie fehlte aber bisher.
Die elektrischen Felder bei Wunden entstehen mithilfe so genannter Ionenpumpen. Das sind Eiweiße in der Zellmembran, die positiv geladenes Natrium und negativ geladenes Chlor aus der beziehungsweise in die Zelle transportieren. Um die Rolle des elektrischen Feldes für die Wundheilung zu untersuchen, gaben die Forscher um Min Zhao nun auf die verwundete Hornhaut von Ratten bestimmte Substanzen, die den Transport der elektrisch geladenen Moleküle verstärkten oder abschwächten. „Wenn wir die Kraft der Ionenpumpen verstärkten, erhöhten wir den elektrischen Strom an der Wunde, was wiederum den Heilungsprozess beschleunigte“, erklärt Zhao seine Beobachtung.
In einem weiteren Versuch legten die Wissenschafter ein elektrisches Feld an eine Hautwunde an und konnten damit die Bewegung der Zellen und damit den Heilungsprozess kontrollieren. Sie stellten fest, dass sich die an der Wundheilung beteiligten Zellen am schnellsten bei einem elektrischen Feld von 100 bis 200 Millivolt pro Kubikmillimeter bewegten. Die natürlicherweise bei Wunden vorkommende Feldstärke beträgt hingegen rund 42 bis 11 Millivolt pro Kubikmillimeter. Auch entdeckten Zhao und seine Mitarbeiter die beiden Gene, die als Reaktion auf die elektrischen Ströme den Wundheilungsprozess steuern. Die Forscher wollen nun als nächstes herausfinden, ob die im Labor getesteten Substanzen künftig vielleicht einmal zur Behandlung von Augenverletzungen eingesetzt werden können.
ZitatIn Hautwunden entsteht elektrischer Strom, der aus der unmittelbaren Umgebung der Verletzungsstelle Zellen anzieht, die zur Wundheilung beitragen. Verantwortlich dafür, dass sich diese Zellen Richtung Wunde bewegen, sind zwei Gene, wie ein internationales Wissenschaftlerteam unter Beteiligung österreichischer Molekularbiologen berichtet. Elektrische Ströme, die die Wundheilung beschleunigen sollen, zählen seit langem zum Repertoire alternativer Behandlungsmethoden. Wie genau Elektrizität und die Heilung von Wunden biologisch zusammenhängen könnten, war bislang jedoch unbekannt. Nun konnte erstmals molekularbiologisch nachgewiesen werden, welche Bedeutung Strom für die Wundheilung hat.
Ein internationales Forscherteam, an dem auch Wissenschaftler des Instituts für Molekulare Biotechnologie der Österreichschen Akademie der Wissenschaften (IMBA) beteiligt sind, hat seine Forschungsergebnisse in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "Nature" veröffentlicht.
Elektrizität in Wunden beschleunigt Heilung Dass Hautwunden unter Strom stehen, ist schon lange bekannt. Vor rund 160 Jahren hat sich der deutsche Physiologe Emil Du-Bois Reymond in den Finger geschnitten, mit einem Strommesser bewiesen, dass in seiner frischen Wunde Strom fließt, - und so das Forschungsgebiet der Elektrophysiologie etabliert.
Die elektrische Spannung in Wunden wirkt auf das Umfeld. Aus ein bis zwei Millimeter Entfernung von der verletzten Stelle werden dadurch Zellen angezogen, die zur Wundheilung beitragen, wie das Forscherteam rund um den Molekularbiologen und Direktor des IMBA Josef Penninger feststellen konnte.
ZitatPraktische Bedeutung für Wundheilung Trockene Wunden heilen schneller. Diese alte Einsicht erhält durch die aktuelle Forschung eine weitere Erklärung: Trockene Wunden stehen unter einem Strom, der für die Wundheilung günstig ist.
Die Wissenschaftler konnten aber auch zeigen, dass durch eine aktive Veränderung von Natrium- oder Chlorid-Kanälen das elektrische Potenzial in den verletzten Stellen verändert und so die Wundheilung beschleunigt werden kann.
Außerdem hofft der Molekularbiologe Penninger, mit dieser Arbeit einen weiteren Anreiz dafür zu geben, Prinzipien der Alternativmedizin auch klassisch naturwissenschaftlich zu untersuchen.
Electric Stimulation Could Help Speed Up Wound Healing A team of scientists at the Ohio State University has found that steady electrical stimulation generates increased permeability across blood vessels, an important characteristic that can help wound-healing substances in the blood reach injuries more efficiently. http://www.sci-news.com/medicine/electri...ling-09442.html
Erste Leitlinie zum therapeutischen Einsatz von kaltem physikalischem Plasma erschienen
ZitatDie Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) hat eine S2k-Leitlinie zum rationalen therapeutischen Einsatz von kaltem physikalischem Plasma veröffentlicht.
An der Leitlinie haben unter anderem die Fachgesellschaften der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, der Dermatologie, der Chirurgie, der Augenheilkunde und der Zahnmedizin mitgewirkt. Die Federführung lag bei der Greifswalder Klinik für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie (MKG) und Plastische Operationen. „Mit der Leitlinie ist der therapeutische Einsatz von kaltem physikalischem Plasma zu einem etablierten Verfahren insbesondere bei chronischen und infektionsgefährdeten Wunden geworden“, sagte Klinikdirektorin Andrea Rau. Sie schaffe für alle Beteiligten mehr Versorgungssicherheit und solle helfen, das Potenzial dieser neuen Technologie besser auszuschöpfen und Behandlungsfehler zu vermeiden, betonte sie.