Wer sich tiefergreifend mit Heilungsprozessen und Regeneration beschäftigt hat, der weiß, dass sich der Körper im Grunde selbst heilen muss - und KANN!
Das gilt nicht nur für Heilung allgemein, sondern auch für die hohe Kunst der Verjüngung. Wenn es uns gelingt, multiple Reparaturprozesse in Gang zu setzen, kann sich der Organismus funktionell und auch optisch verjüngen. Die einfachste - und vor allem : Hier und jetzt schon - verfügbare Möglichkeit, Reparaturprozesse zu aktivieren, ist die Hormesis. Das Prinzip dürfte euch bekannt sein: Geringe, kurzfristige Mini-Schäden schalten die Reparaturprozesse an und bewirken eine Überkompensation: Es wird mehr repariert als vorher kaputt gegangen ist.
Es gibt sehr viele unterschiedliche Möglichkeiten, sich Hormesis nutzbar zu machen. Meist nutzen wir in unserem Alltag nur einen Bruchteil der Möglichkeiten, die es im Prinzip gibt - und die Möglichkeiten die wir nutzen, nutzen wir meist nicht konsequent genug.
Es geht mir in diesem Thread um ein möglichst UMFASSENDES Gesamtkonzept, bei dem möglichst ALLE Reparatursysteme des Körpers aktiviert werden!
Noch mal das Grundprinzip: Der hormetische Reiz sollte jeweils
-Nur kurzfristig einwirken -Gerade eben ausreichend stark sein, um Reparaturprozesse zu aktivieren -Zwischen den Reizen muss eine adäquate PAUSE eingehalten werden!
Ich fange mit einem praktischen Beispiel an, dass durch Hormese wirkt, ein spezifisches Gewebe verjüngt und für optische Verjüngung auch in erster Linie angewendet wird:
Micro-Needing bzw. sogenannte Collagen Induktionstherapie.
Hier im Forum auch schon an einigen Stellen angesprochen.
Kurzes, kontrolliertes Schädigen der oberen Hautschichten bis in die Dermis mit dem Ziel, „jüngeres“ bzw. funktionaleres Gewebe neu entstehen zu lassen.
Vielleicht könnte man mit Capsaicin einen "Verjüngungsreiz" setzen. Gesund soll es ja sein. Wegen Corona darf ich keine Sauna mehr, aber ich könnte mich mit Chiliöl einreiben, die kritischen Stellen Abtapen.... Es sollte Substanz P freigesetzt werden und Reperatur angeregt werden. Außerdem könnte das "abziehen"von Substanz P Autoimmunprozesse Schwächen? Vielleicht könnte ich es zum Test einmal die Woche auf den Unterarm auftragen und die Haut beobachten was sich tut.
Welche hormetischen Reize bieten sich speziell für die Verjüngung an?
Ein grobes Raster zur Auswahl sollte berücksichtigen:
-Gibt es zumindest im Tierexperiment Hinweise auf eine lebensverlängernde Wirkung? -Ist der "reparierte" Zustand näher an dem biologischen Zustand eines 20-Jahrigen als der Ausgangszustand? -Stehen Zeit und Kosten in einem guten Verhältnis zum Nutzen? -Ist der hormetische Reiz im Alltag praktikabel?
Wenn wir durch Hormesis eine "Verjüngungs-Spirale" in Gang setzen wollen, lohnt es, sich ein paar Gedanken dazu zu machen, wie man die hormetischen Stimuli miteinander kombiniert.
Als Ersatz für die Sauna, die ich sonst zu dieser Jahreszeit 5-6 mal pro Woche aufgesucht habe und die ich im Lockdown natürlich auch schmerzlich vermisse, kann ich gelegentliche heiße Bäder unter kontrollierten Bedingungen empfehlen. Dazu sollte das Wasser 40-42°C warm sein und die Körpertemperatur (oral gemessen) im Laufe einer halben Stunde auf 38.5-39°C ansteigen lassen (Wichtig: der gesamte Oberkörper bis zum Hals muss dazu im Wasser bleiben!) Steigt die Körpertemperatur, die wenigstens alle 10 Minuten gemessen werden sollte, auf über 39° an, ist das Bad aus Sicherheitsgründen sofort zu beenden, ansonsten sollte sie mindestens eine weitere halbe Stunde bei ca. 38.5° gehalten werden. Nachteil gegenüber einem üblichen Saunagang*: erfordert mehr Überwindung und ist auch körperlich deutlich anstrengender (unbedingt auf nüchternen Magen machen. Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit sind, wie bei endogenem Fieber auch, häufig auftretende Nebenwirkungen). Vorteil: auch der dadurch herbeigeführte, hormetische Heat-Shock-Response fällt entsprechend robuster aus und damit z.B. auch die psychologischen Wirkungen. Ich kann jedenfalls aus eigener Erfahrung von einer deutlichen, mehrere Tage anhaltenden stimmungsaufhellenden Wirkung berichten. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, da das beschriebene Protokoll an eine Studie angelehnt ist, bei der eine einstündige, induzierte Hyperthermie von 38.5°C einen 6 Wochen anhaltenden(!) signifikant antidepressiven Effekt gegenüber einer Kontrollgruppe mit Placebo-Behandlung erzielt hat. Mehr dazu auch in diesem Artikel von FoundMyFitness über Whole-Body Hyperthermia.
*natürlich könnte man es auch mit der Sauna so weit treiben, ist aber schon aus sozialen Gründen eher schwierig, wenn man keine eigene besitzt. Wer geht schon mit einem Rektalthermoter in die öffentliche Sauna? (oral geht hier nicht, wegen der heißen Luft im Mundraum)
Zitat von lupor im Beitrag Kein Kraut gewachsen?Das Problem scheint mir gerade zu sein, dass epigenetische Alterung die Hormone aus dem Gleichgewicht bringt und dadurch viele Folgeprobleme auftreten. Das macht das Erforschen der Alterung schwieriger. Man bräuchte ein paar (Tier-?)Versuche, bei denen man das komplexe Wechselspiel der Hormone berücksichtigt und alle so supplementiert, dass jugendliche Level erhalten bleiben. Dann könnte man leichter feststellen, was die epigenetische Alterung ausmacht und bedeutet. Für mich ist inzwischen relativ klar, dass ich bei Epigenetik und Hormonen ansetzen werde, sofern ich die Möglichkeiten dazu erhalte.
@lupor Danke für den Input! Habe mal ein wenig weiter recherchiert. Sehr interessant:
Ich denke, die Möglichkeit, mit einem umfassenden Hormesis-Programm wieder jünger zu werden, wird von uns allen vernachlässigt!
Einerseits wendet hier wohl fast jeder Hormesis an (z.B. Sport, Ernährung, spezielle Nahrungsergänzung) - aber ein umfassendes Programm, das bewusst auf den Prinzipien der Hormesis aufbaut? Wir bleiben alle drastisch hinter den Möglichkeiten zurück, die sich bieten!
Zitat von Prometheus im Beitrag #1Es geht mir in diesem Thread um ein möglichst UMFASSENDES Gesamtkonzept, bei dem möglichst ALLE Reparatursysteme des Körpers aktiviert werden!
Als grundsätzliche Überlegungen:
2) Bei welchen Maßnahmen, die durch das Prinzip der Hormesis wirken, nutzen wir das Hormetische Prinzip nicht nur "zufällig", sondern gezielt progressiv aus? 3) Welche Faktoren limitieren die Hormesis, und wie kann man diese Limitierungen verbessern?
Beispiel Kraftsport:
Machst du bei jedem Training die gleiche Übung mit der gleichen Intensität oder verfolgst du ein zyklisches Programm (zum Beispiel HST), um deine Leistungen gezielt zu verbessern? Ist deine Regeneration dabei zu lang, zu kurz oder bereits optimal? und wodurch wird sie limitiert?
Hormesis durch Sport ist bekanntlich nicht nur Kraftsport. Ist dein Programm für mehr Beweglichkeit, mehr Ausdauer, mehr Schnellkraft bereits genauso optimiert? Wie sieht es mit den anderen Bereichen aus, bei denen Younging by Hormesis Anwendung finden kann?
Zitat von Prometheus im Beitrag #2Eine Auswahl wichtiger hormetischer Stimuli:
Hitze
Kälte
Kraftsport
Ausdauersport
Hypoxie
Hyperoxie
UV-Strahlung
Ionisierende Strahlung
Makronährstoff-Knappheit
Mikronährstoff-Knappheit
Zellgifte
Und: Bei welchen Maßnahmen, die zur Lebensverlängerung beitragen können, handelt es sich eigentlich NICHT um Hormesis?
Ich möchte das Konzept von Youning by Hormesis gerne ein wenig weiter ausarbeiten, von der Theorie zur Praxis.
Beim hormetischen Effekt würde ich unterteilen in
trainierbar
eingeschränkt trainierbar
und
untrainierbar
-Bei trainierbaren hometischen Effekten muss der Reiz über einen langen Zeitraum hinweg stetig gesteigert werden, um erneut eine hormetische Reaktion hervorrufen zu können. Das Paradebeispiel ist der Kraftsport, bei dem man im Laufe der Monate und Jahre immer höhere Gewichte verwenden muss. -Bei untrainierbaren hormetischen Effekten ist die Reizstärke ziemlich konstant, ein typisches Beispiel hierfür wäre die Strahlenhormesis. Hier ist die Schwelle, bei der mehr Schaden als Nutzen entsteht sehr gering, und die Schwelle lässt sich faktisch nicht durch "Training" verschieben. -Als "eingeschränkt trainierbar" bezeichne ich eine Hormesis, bei der zwar eine Adaptation stattfindet (und eine Reizsteigerung erforderlich macht), bei der aber die maximal mögliche Reizstärke schnell erreicht ist. Beispiel wäre hier die Hypoxie - die Möglichkeiten des Organismus, damit umzugehen, sind eng begrenzt (aber vorhanden).
Zu den trainierbaren Effekten gehören natürlich auch Ausdauer, Schnellkraft, Flexibilität. Auch Kältereize auf den Stoffwechsel sind über einen langen Zeitraum steigerbar - es dauert, bis sich viel braunes Fettgewebe gebildet hat. Will man die Hormesis nutzen, muss man diese Art von Reizen kontinuierlich über längere Zeiträume steigern.
Eingeschränkt trainierbar sind die Effekte von Zellgiften, UV-Strahlung, und Makronährstoff-Knappheit. Hier ist ein intermittierender Ansatz aus meiner Sicht die bessere Strategie. Bedeutet: Man wartet idealerweise mit dem erneuten Stimulus, bis die Hormesis-Effekte wieder abgeklungen sind. (Zum Beispiel Fasten: Würde man das "trainieren", passt sich der Körper mit einem geringerem Grundumsatz und einer verringerten Muskelmasse an!)
Die (fast) untrainierbaren hormetischen Reaktionen (dazu gehört z.B. Mikronährstoffknappheit) spielen eine untergeordnete Rolle, solange man die trainierbare und eingeschränkt trainierbare Hormesis noch nicht voll nutzt, braucht man hier gar nicht aktiv zu werden.
Kommen wir nun zu einem weiteren wichtigen Punkt, den es bei dem Younging by Hormesis-Konzept zu beachten gibt: Ich nenne ihn mal "Interferenz"
Was ich damit meine:
Die hormetischen Reize kann man nicht immer isoliert betrachten, sie "überlappen" sich und beeinflussen sich gegenseitig.
Insbesondere bei zwei simultan angewendeten Reizen bedeutet das meist, dass sowohl die hormetische Reizschwelle als auch die suprahormetische Reizschwelle herabgesetzt ist.
Ein praktisches Beispiel: Nehmen wir an, eine intensive Kraftsport-Trainingseinheit ist für sich gesehen ist noch im hormetischen Bereich, wenn du aber direkt danach z.B. ein forderndes HIIT-Training anschließt, läufst du in Gefahr, in den suprahormetischen Bereich zu gelangen (gesteigertes Verletzungsrisiko, Übertraining).
Logischerweise gilt:
Je weiter du die hormetische Reizschwelle bereits durch wiederholtes Training angehoben hast, desto anfälliger wird das weitere Training von der Interferenz.
Als Beispiel: Ab einem gewissen Trainingslevel bringt dich eine Ganzkörper-Krafttrainingseinheit nicht mehr weiter, du musst anfangen zu splitten (weil sonst z.B. bereits das Beintraining mit dem Armtraining interferiert, und dein Training suprahormetisch wird).
Letztlich ist es unter anderem auch die Interferenz, die eine weitere Anhebung der hormetischen Schwelle limitiert.
Außerdem gilt natürlich:
Je unterschiedlicher die simultan angewendeten Reize sind, desto geringer die Interferenz
Für das Younging by Hormesis-Konzept ist es natürlich vorteilhaft, möglichst unterschiedliche Reize simultan zu verwenden. Die Nutzung möglichst vieler unterschiedlicher Reize hat also Vorrang davor, einen einzelnen trainierbaren Reiz möglichst weit "hochzuschrauben".
Beispiel: Wenn du deine hormetische Schwelle beim Bankdrücken auf dein genetisches Maximum bringst, hast du das zwar maximal austrainiert, aber wegen der sonst auftretenden Interferenz auf viele andere hormetische Stimuli verzichten müssen. Das ist zwar eine Strategie wenn du an Wettkämpfen teilnehmen möchtest, hat mit Younging aber nichts zu tun. Wenn du als Hybrid-Athlet sowohl Kraftsport machst als auch Laufsport, dann ist dein Younging by Hormesis in der Summe besser, als wenn du nur eine einzige Disziplin trainierst.
Das bedeutet zum Beispiel: Wenn du nur Kraftsport machst, aber kein Ausdauertraining, dann wäre der erste Schritt zu mehr Hormesis die Aufnahme von Ausdauertraining in dein Programm, bevor du dich mit hormetisch wirksamer Nahrungsergänzung (eingeschränkt trainierbare Hormesis) beschäftigst.
Und, weil es um das Younging geht:
Der trainierbare Bereich, bei dem die Abweichung zu deinem (idealisierten) 20-jährigem Körper am größten ist, hat die höchste Priorität.
Das Konzept braucht auch eine Erläuterung. Wir gehen allgemein davon aus, dass die körperliche Leistungsfähigkeit im Laufe der Jahre langsam abnimmt. Das kann individuell allerdings sehr unterschiedlich aussehen, gerade auch aufgrund "einseitigen" hormetischen Trainings. Typisches Beispiel: Ein Bodybuilder, dessen Kraftniveau als 40 Jähriger deutlich über dem liegt, was er als 20-jähriger Lauch stemmen konnte. Allerdings konnte er damals 5m im Weitsprung erreichen, wovon er aktuell meilenweit entfernt ist, trotz Wadentraining...
Ist es nun das erklärte Younging-Ziel, wieder zu diesem 20-jähigem Lauch zu werden? Jain - das Ideal wäre natürlich ein körperlich fitter 20-jähriger Körper. Und wo unterscheidet sich der 40-jährige Bodybuilder funktionell am meisten von seinem jüngeren Selbst? Nicht bei den Muskelumfängen, denn die hätte er sich im Prinzip ja auch schon früher als 18 bis 20-Jähriger antrainieren können - Nein, was gelitten hat, sind zum Beispiel Schnellkraft und Flexibilität! Das Training dieser Qualitäten hat dementsprechend für die Verjüngung eine höhere Priorität als die weitere Steigerung des Bizepsumfangs. Selbst wenn ein 5m-Weitsprung völlig unrealistisch erscheint: Ausgehend vom aktuellen Stand der Dinge kann er sich garantiert mit einem entsprechend angepasstem Training verbessern - und somit funktionell wieder rückwärts altern!
Jetzt kann es natürlich sein, dass unser 40-jähriger Beispiel-Kraftsportler auch als 20-Jähriger keine 5m weit springen konnte. Vielleicht hat er genetisch bedingt auch nicht die besten Voraussetzungen für weite Sprünge. Viel wahrscheinlicher ist aber, dass er das Weitspringen auch damals schon nicht ausreichend trainiert hat... Daher das Konzept eines idealisierten 20-Jährigen: Was hätte er damals mit ein wenig Training locker schaffen können? Diese Überlegungen führen zu idealisierten Referenzwerten, denen man sich dann hormetisch wieder annähern kann. Ein Überschreiten dieser funktionellen Referenzwerte ist zwar machbar, aber für das Younging nicht erforderlich, und ab einem gewissen Ausmaß sogar hinderlich, wegen der Interferenz mit anderen hormetischen Stimuli.
Eine Verkleinerung der Leistungs-Lücken bedeutet eine funktionelle Verjüngung. Eine Verkleinerung der kumulierten Lücken in verschiedenen Bereichen bedeutet eine multidimensionale Verjüngung.
Genau darum geht es wenn wir von Younging by Hormesis sprechen: Um eine multidimensionale Verjüngung!
Ein weiterer wichtiger Aspekt für unseren Anti-Aging Alltag:
Für die Hormesis eines Gesamtsystems gilt das Prinzip des schwächsten Kettenglieds
Als Läufer kannst du mit Hilfe von Hormesis deine V2Omax steigern. Vielleicht ist das schwächste Glied beim Laufen aber gar nicht deine Sauerstoffaufnahme, sondern deine sprichwörtliche Achillessehne limitiert dich?
Dann wäre es beispielsweise sinnvoll,
-Vor dem nächsten hormetischen Reiz die Superkompensation des schwächsten Glieds abwarten (das nicht-Beachten ist der häufigste Fehler!) -Die Regeneration für das schwächste Glied zu maximieren (z.B. Kollagen, Vitamin C, Zink, Hyaluronsäure, Mangan etc) -Das hormetische Fenster durch zusätzliche Reize zu erreichen, die das schwächste Glied aussparen (z.B. Schwimmtraining).
In den vorherigen Postings wurde ja bereits angedeutet, wie wichtig die trainierbaren hormetischen Reize für das Younging by Hormesis sind. Und Sport wiederum ist der relevanteste Aspekt unter den trainierbaren hormetischen Reizen. Für uns vorteilhaft: Gerade im Bereich der Sportwissenschaften ist das hormetische Konzept bestens bekannt und es gibt eine breite wissenschaftliche Grundlage.
Unsere Aufgabe ist es, diese wissenschaftliche Grundlage gezielt für das Ziel des Youngings zu nutzen. Einige wesentliche Grundzüge habe ich bereits im Thread "Younging Athletics" beschrieben, exemplarisch zum Beispiel das Konzept der Dekonditionierung:
Im Grunde müssen wir die Elemente eines erfolgreichen Trainings gar nicht völlig neu erfinden. Ein paar universelle Grundprinzipien müssen wir berücksichtigen:
-Jede Trainingseinheit sollte einen hormetischen Reiz auslösen - Also Reparaturmechanismen aktivieren. -Nach jeder Trainingseinheit sollte eine adäquate Regerenerationsphase anschließen. -Das Verletzungsrisiko muss so gering wie möglich sein.
Wer schon länger eine Sportart ausgeübt hat, weiß, dass es irgendwann schwierig wird, einen neuen hormetischen Reiz zu setzen. Das, was vorher noch eine hormetisch wirksame Intensität war, ist es nach einer Weile nicht mehr, und die Leistung stagniert. Schafft man es trotzdem, immer neue, immer intensivere Reize zu setzen, steigt auf einmal das Verletzungsrisiko. In den Trainingswissenschaften gibt es daher Begriffe wie Dekonditionierung und Deloading. Das Training wird in der Regel in Phasen aufgebaut, zwischen denen dann eine strategische Dekonditionierung stattfindet, also eine geplante Trainingsunterbrechung die nach einer längeren Phase intensiver Belastungen durchgeführt wird. Ziel ist es, dem Körper zwischendurch eine längere Zeit (z.B. 2 Wochen) zur Regeneration zu geben, um sich sonst chronifizierende Mikrotraumen auszuheilen und das Nervensystem zu erholen. Dadurch soll der Körper für neue Trainingsreize wieder sensibilisiert werden, was zu weiteren Leistungssteigerungen führen kann. Deloading ist hingegen eine gezielte Reduktion des Trainingsvolumens, ohne die sportliche Aktivität ganz einzustellen.
Daher ist es wichtig, auch diese Trainingsprinzipien für das Younging durch Training zu nutzen.
Zitat von Prometheus im Beitrag Younging AthleticsMerke: Du musst dich nicht zwingend verbiegen und auf ein dir fremdes Trainingsprogramm wie Crossfit oder ähnliches umsteigen. Viele Wege führen nach Rom, und es gibt daher auch viele Sportarten, die du für deine Younging-Philosophie nutzen kannst. Du kannst und solltest das deinen Vorlieben entsprechend gestalten. Entscheidend ist, sich Sportroutinen anzueignen, die du ohne große Willensanstrengung, also einfach gewohnheitsmäßig machst. Wichtig sind dabei vor allem die bereits genannte Grundprinzipien:
-Erzielen von Superkompensation in allen Disziplinen -Verletzungsrisiko-Minimierung & Dekonditionierung -Fokus auf Schwachstellen -Messung, Evaluation, Trainingsumstellung
Halten wir also fest: "Younging Athletics'" ist ein wichtiger Teilbereich von Younging by Hormesis!
Niemand, aber auch wirklich niemand wendet das Younging durch Hormesis optimal an - wetten?
Besprechen wir nun zu die eingeschränkt trainierbaren hormetischen Reize, bei denen aus meiner Sicht ein anderer Ansatz für ein optimales Younging sinnvoll ist.
Zu den eingeschränkt trainierbaren hormetischen Reizen gehören zum Beispiel Zellgifte, und damit auch das große Feld unserer Ernährung und Nahrungsergänzung! die meisten Pflanzenextrakte zählen zum Beispiel dazu. Aber im Prinzip alle Substanzen, die in geringer Dosis positive Effekte haben und in hoher Dosis toxisch werden, haben hormetisches Potential. Also im Grunde fast alles, nicht wahr?
Der "Standard" ist, das man tagtäglich eine mehr oder weniger standardisierte Menge an potentiell hormetischen Substanzen einnimmt, aber:
Was ist - aus Sicht einer optimalen Hormisis - daran wohl falsch?
Zitat von Illuminatus im Beitrag #20Ist das ein Quiz? Die Gleichheit und Regelmäßigkeit?
Ich möchte dazu anregen, die eigenen Routinen unter einem anderen Blickwinkel noch einmal neu zu überdenken.
Schöpfen wir - aus hormetischer Sicht und aus Anti-Aging Sicht - wirklich das Maximum aus unserer Supplementierung aus? Was machen wir falsch, was ist möglicherweise suboptimal?
Was passiert, wenn wir das Prinzip der Hormesis, was wir beispielsweise aus progressiven Trainingsplänen beim Sport kennen, zum Beispiel auf die Nahrungsergänzung übertragen. Was könnten wir ähnlich machen, was unterscheidet sich, was muss man beachten?
Für eine optimale Hormesis mit Nahrungsergänzungsmitteln wären aus meiner Sicht anderem zwei wichtige Aspekte zu beachten:
-Dosisabhängigkeit: Die Wirkung eine Nahrungsergänzungsmittels hängt von der Dosis ab. Niedrige Dosen können positive Effekte haben, während hohe Dosen schädlich sind. "Viel hilft viel" funktioniert bei hormetisch wirksamen Substanzen nicht! Außerdem muss bei der Einnahme mehrerer Substanzen, die den selben hormetischen Mechanismus ansprechen, die Dosis reduziert werden um keine suprahormetischen Effekte zu verursachen.
-Adaptionsreaktion: Anpassungsreaktionen des Stoffwechsels verändern bei die untere und obere Grenze des hormetischen Bereichs. Das gilt eingeschränkt auch für Nahrungsergänzungen und wird im Alltag in aller Regel nicht berücksichtigt!
Spielen wir das einmal durch, am Beispiel von Koffein:
Es gibt verschiedene Strategien, um die hormetische Wirkung aufrechtzuerhalten und Toleranzbildung zu vermeiden:
1. Progressive Aufdosierung (optimaler hormetischer Effekt, langsame Toleranzentwicklung) Start: 50-100 mg (½ Tasse Kaffee oder eine schwache Tasse grüner Tee oder Koffein-Kapseln Wöchentliche Erhöhung um ca. 25-50 mg, je nach individueller Verträglichkeit Maximaldosis: 200-400 mg pro Tag (je nach individueller Verträglichkeit)
3. Koffein-Reset (Toleranz abbauen) Kompletter Verzicht für 7-14 Tage Danach Wiedereinstieg mit minimaler Dosis (50-100 mg)
Alternativ: Koffein-Zyklen (Zyklische Einnahme mit Fokus auf Toleranzentwicklung verhindern)
5 Tage ON / 2 Tage OFF → Montag-Freitag Koffein, Wochenende koffeinfrei 2 Wochen ON / 1 Woche OFF → 2 Wochen normale Einnahme, dann eine Woche Koffeinpause.
(Hintergrund ist, dass Koffein unter anderem durch die Blockierung von Adenosinrezeptoren im Gehirn wirkt, so dass Wachheit und Energie gesteigert werden. Bei regelmäßiger Einnahme passt sich der Körper jedoch an, indem er mehr Adenosinrezeptoren bildet, was die Wirkung von Koffein abschwächt - Dadurch entsteht eine Toleranz, die dazu führt, dass immer höhere Dosen benötigt werden, um denselben Effekt zu erzielen.)
Während der zyklischen Einnahmepause zum Toleranz-Abbau könnte man dann auf andere hormetisch wirksame Substanzklassen umsteigen, Beim Koffein-Beispiel wäre ein zwischenzeitlicher Wechsel auf Synephrin (Bitterorangenextrakt) denkbar, dass statt Adenosinrezeptoren dann Beta-Adrenozeptoren aktiviert, oder alternativ Yohimbin, dass Alpha-2-Adrenozeptoren blockiert.
So oder ähnlich könnten Nahrungsergänzungen strategisch im Hinblick auf ihren hormetischen Effekt optimiert werden!
Ich möchte hier im Grunde alles noch einmal neu durchdenken: Welche Änderungen im konkreten Handeln würden sich ergeben, wenn wir das Konzept "Younging bei Hormesis" konsequent umsetzen würden?
Beim Sport als hormetischen Reiz sind wir wahrscheinlich am nächsten an der funktionellen Verjüngung dran, zumindest wenn man sich konkrete Ziele zur Leistungsverbesserung gesetzt hat.
Aber wie sieht es aus, wenn wir den Zellstoffwechsel hormetisch beeinflusen wollen?
Im Prinzip ist die Anzahl der Signalwege, mit der unser Zellstoffwechsel auf hormetische Reize reagieren kann, relativ überschaubar:
Hier eine Liste mit allen mir bekannten Hormesis-bezogenen Signalwegen:
Antioxidative Reaktion; niedrige Aktivierung ist schützend, hohe Aktivierung kann schädlich sein.
Gasotransmitter-Signalling (NO, CO, H2S)
Geringe Konzentrationen sind vorteilhaft, hohe Konzentrationen toxisch.
Mitochondriales ROS-Signalling
Niedrige ROS-Werte aktivieren Schutzmechanismen, hohe Werte verursachen Schäden.
Redoxsystem der Plasmamembran
Reagiert auf oxidativen Stress mit hormetischem Verhalten.
Ceramid-Signalling
Hemmung der Ceramid-Synthese induziert eine zelluläre Stressantwort
CREB-Signalweg
Hormetisch aktiviert, fördert er das Zellüberleben.
Unfolded Protein Response (UPR)
Leichter ER-Stress ist schützend, starker Stress führt zur Apoptose.
Hitzeschock-Reaktion
Milder Hitzestress schützt durch Hitzeschockproteine.
NF-κB-Signalweg
Beteiligt an Entzündungen und Immunreaktionen; kann ebenfalls hormetisch aktiviert werden.
Gemäß dem Younging by Hormesis-Prinzip müsste also:
1) Jeder dieser Signalwege angesprochen werden 2) Eine möglichst optimale Dosis für den Gesamteffekt gewählt werden 3) Interaktionen zwischen den Signalwegen berücksichtigt werden 4) Eine Toleranzbildung berücksichtigt werden 5) Im Fall der maximalen Toleranzbildung ein Reset (Pause oder Wechsel des Reizes) erfolgen
So kompliziert ist das vermutlich gar nicht - obwohl es eine Unzahl von möglichen hormetischen Reizen gibt, konvergieren sie doch alle auf die wenigen oben genannten Signalkaskaden! Wer >100 verschiedene Nahrungsergänzungen nimmt, hat also garantiert unnötige Redundanzen!
Hier einmal jeweils 3 Substanzen zum Ansprechen dieser Hormesis-Signalwege:
Signalweg und Nahrungsergänzungsmittel
Sirtuin-Signalwege:
Pterostilben
Nicotinamid-Ribosid (NR) / NMN
Fisetin
Keap1/Nrf2/ARE-Signalweg:
Sulforaphan
Curcumin
Astaxanthin
Gasotransmitter-Signalling (NO, CO, H₂S):
L-Citrullin / L-Arginin
Taurin
Natriumthiosulfat
Mitochondriales ROS-Signalling:
Coenzym Q10 (Ubiquinol)
Alpha-Liponsäure (ALA)
Pyrrolochinolinchinon (PQQ)
Redoxsystem der Plasmamembran:
Vitamin C
Vitamin E (Tocopherole & Tocotrienole)
Selen
Ceramid-Signalling:
Myriocin
Omega-3-Fettsäuren (EPA/DHA)
Phytosphingosin
CREB-Signalweg:
Forskolin
DHA (Docosahexaensäure)
Uridinmonophosphat
Unfolded Protein Response (UPR):
Tauroursodeoxycholsäure (TUDCA)
Trehalose
Apigenin
Hitzeschock-Reaktion:
Geranylgeraniol (Leinsamenöl, Annatto-Samen)
Glutamin
Rhodiola Rosea
NF-κB-Signalweg:
Curcumin
Boswelliasäuren (Weihrauch)
Schwarzkümmelöl
Anmerkung: Ja, die meisten der Substanzen wirken auf mehrere Signalwege gleichzeitig, und es gibt sicher zahlreiche Interaktionen. Entscheidend für uns ist aber lediglich, dass wir nirgendwo im toxischen Bereich landen! Man kann problemlos auch andere Substanzen für die oben genannten Signalwege verwenden, die Liste ist nur beispielhaft und unvollständig. Es lohnt sich aber zum Beispiel zu überlegen, welche Hormesis-Signalwege man bislang eher vernachlässigt hat. Aus meiner Sicht ist es besser, viele hormetische Reaktionen schwach zu aktivieren als einige wenige Signalwege voll auszureizen!