Eine unerwünschte Wirkung von Rapamycin im Tierexperiment besteht in einer schlechteren Insulin-Sensitivität. (=Tendenz zu höheren Blutzuckerwerten). Stoppt man die Rapamycin-Gabe, ist auch die Insulin-Sensitivität kurze Zeit später wieder hergestellt. Eine Möglichkeit wäre es, mTORC1 gezielter zu hemmen, oder mit Metformin zu kombinieren:
Das Rapamycin auf Mäuse lebensverlängernd wirkt, wissen wir längst. Interessant ist aber auch die Frage, wie sich die Maus dabei fühlt und ob sie auch wirklich gesünder lebt:
Zusammenfassend: Die Mäuse in der Studie hatten dank Rapamycin-Behandlung ein besseres Schlafmuster. Andere Meßparameter zeigten wiederum geschlechtsspezifische Verbesserungen und Verschlechterungen: Kraft und Körpergewicht verbesserten sich z.B. nur bei weiblichen Mäusen. Männliche Mäuse hatten beim Performance-Test etwas schlechtere Karten.
Rapamycin war dabei mit 14ppm dem Futter beigemischt - die Daten gelten also für eine kontinuierliche Rapamycin-Gabe.
"Intermittierende Rapamycin-Anwendung durchbricht den Teufelskreis von Inflammation und Seneszenz. Einmal unterbrochen, muss sich dieser erst einmal wieder neu aufbauen. Somit könnte eine intermittierende Rapamycin-Therapie ein Weg sein, um die Vorteile von Rapamycin zu erhalten und die Nebenwirkungen zu reduzieren."
Im Original: MTOR regulates the pro-tumorigenic senescence-associated secretory phenotype by promoting IL1A translation http://dx.doi.org/10.1038/ncb3195
Aminosäuren aktivieren eher mTORC1, Insulin aktiviert eher mTORC2.
Die mTORC2-Hemmung von Rapamycin ist unerwünscht. Man könnte aber auch ein Stufe weiter oben in der Kaskade hemmen - und dadurch mTORC1 gezielter hemmen:
Auch im Gehirn gibt es typische epigenetische Veränderungen durch die biologische Alterung. Diese Veränderungen lassen sich bei Mäusen sowohl durch Kalorienrestriktion als auch durch Rapamycin rückgängig machen!
Allerdings: Durch Kalorienrestriktion und durch Rapamycin wird nicht allein die epigenetische Alterung rückgängig gemacht. Es treten nämlich zusätzlich einige von der Alterung unabhängige epigenetische Veränderungen auf. Vermutlich sind nicht alle davon erwünscht...
Die unerwünschten Wirkungen von Rapamycin auf die Glukosetoleranz treten nicht mehr auf, wenn man Mäuse nicht täglich, sondern alle 5 Tage behandelt:
ZitatWe treated a new cohort of C57BL/6J males with vehicle, rapamycin dosed intermittently once every 5 days (1×/5 days), or rapamycin dosed daily (1×/day) at 2 mg/kg starting at 9 weeks of age. After 3 weeks, we performed a fasting glucose tolerance test on the day immediately following administration of rapamycin to the 1×/5 days mice. We observed no effect of intermittent rapamycin on glucose tolerance, while daily rapamycin treatment caused a robust decrease in glucose tolerance
Andere mTOR-Inhibitoren wirken zwar ähnlich stark wie Rapamycin, haben aber weniger negative Effekte auf die Glukosetoleranz:
Zitat Despite the very similar effects of daily rapamycin, everolimus, and temsirolimus on fasting blood glucose (Fig. 5C), everolimus and temsirolimus both had a reduced impact on glucose tolerance compared to daily rapamycin [...]We wondered whether the reduced effect of the rapamycin analogs on glucose and pyruvate tolerance was correlated with reduced inhibition of mTOR signaling, and we analyzed the impact of the three rapalogs on S6 and AKT S473 phosphorylation. In muscle, liver, adipose, and heart tissue, we found that all three rapalogs were equally efficacious in inhibiting S6 phosphorylation (Fig. 5D and S5A–C). Interestingly, while daily rapamycin and temsirolimus inhibited AKT S473 phosphorylation in muscle (Fig. 5D), everolimus had no significant effect.
Bei Everolimus sind also bei vergleichbarer Wirkung die unerwünschten Auswirkungen auf den Glukosestoffwechsel und auf die Muskeln deutlich geringer!
Neue Daten zu intermittierend verabreichten Rapamycin: Das Konzept geht bei Mäusen tatsächlich auf:
"Here, we report for the first time that an intermittent rapamycin treatment regimen starting as late as 20 months of age can extend the life span of female C57BL/6J mice. Our work demonstrates that the anti-aging potential of rapamycin is separable from many of its negative side effects and suggests that carefully designed dosing regimens may permit the safer use of rapamycin and its analogs for the treatment of age-related diseases in humans." Intermittent Administration of Rapamycin Extends the Life Span of Female C57BL/6J Mice. http://biomedgerontology.oxfordjournals....g&pmid=27091134
Die bekannten Rapamycin-Nebenwirkungen lassen sich der Studie zufolge also tatsächlich durch eine intermittierende Rapamycin-Gabe weitgehend vermeiden. Interessant auch, dass die Mäuse unter Rapamycin schlank blieben, und die fettfreie Körpermasse sogar zugenommen hat.
Mehrere Jahre länger leben? Der Stoff Rapamycin könnte dabei helfen. Versuche an Mäusen brachten aufsehenerregende Ergebnisse – jetzt werden sie an Hunden durchgeführt. Die altern ähnlich wie Menschen.
Preislich noch in einem akzeptablen Rahmen, zumindest für ein "Anti Aging Medikament".
Aber ob das aktuell ein Arzt mit dieser Indikation verschreibt? Mein neuer Arzt ist ja sehr offen in dieser Hinsicht, aber dies dürfte selbst da zu weit gehen.
"Rapamycin is presently the best candidate we have for a drug to extend life in humans. It is expected to extend “health span” as well as lifespan, lowering incidence of cancer, heart disease and stroke. But is it “safe and effective” for use in people? We may never know, because its patent has run out, and there is no company motivated to invest the cost of a human trial."
Wem Rapamycin zu teuer und CR zu lästig ist, der könnte auch einfach mal Carnosin schlucken, dieses wirkt ähnlich wie auch Resveratrol als Rapamycin-Mimetikum und somit als Zellseneszenz-Verlangsamer:
ZitatThe results showed that treatment with carnosine led to proliferation inhibition, cell cycle arrest in the G0/G1 phase, apoptosis increase, and inhibition of mTOR signaling activation by decreasing the phosphorylation of Akt, mTOR and p70S6K, suggesting that proliferation inhibition of carnosine in human gastric carcinoma was through the inhibition of Akt/mTOR/p70S6K pathway, and carnosine would be a mimic of rapamycin.
Bei Mäusen reicht es, Rapamycin ausschließlich im mittleren Lebensalter zu geben, um die Lebensspanne um bis zu 60% zu verlängern. Rapamycin entfaltet einen großen Teil seiner Wirkung möglicherweise über das Mikrobiom:
ZitatHere we show that 3 months of rapamycin treatment is sufficient to increase life expectancy by up to 60% and improve measures of healthspan in middle-aged mice. This transient treatment is also associated with a remodeling of the microbiome, including dramatically increased prevalence of segmented filamentous bacteria in the small intestine.
Bei Mäusen wirkt Rapamycin krebspräventiv, mit Ausnahme von hämatopoetischen Neoplasien die bei Rapamycin häufiger auftreten.
Kommentar Prometheus:
Das Rapamycin in der Wachstumsphase kontraproduktiv ist, dürfte klar sein. Aber es macht durchaus auch Sinn, Rapamycin im hohen Mäusealter wieder wegzulassen - spätestens dann, wenn der Organismus durch die Alterung in einen katabolen Zustand gelangt.
Verstehe ich richtig, Ihr wollt ein hyperaktives Immunsystem oder quasi mTor intervallisch inhibieren und gleichzeitig antiinflammatorisch wirken? Ihr wollt Autophagie ohne Apoptose?
Inflam-Aging ist ein Prozess, in dem es sowohl ein zu wenig an Entzündung gibt (funktionelles Defizit) als auch ein zu viel an (nicht funktioneller) Entzündung, die sich nicht mehr selbst limitieren kann.
Ja, eine mTOR-Hemmung wirkt antiinflammatorisch. Ja, eine (Low-Dose) mTOR-Hemmung kann die Funktionalität des Immunsystems wieder verbessern.
Eine mTOR-Hemmung kann sowohl Autophagie als auch Apoptose fördern, abhängig vom Kontext und natürlich von der Dosis. Allerdings ist Rapamycin ist eine Substanz mit der auch viel verkehrt gemacht werden kann! Für Rapamycin kann ich derzeit definitiv KEINE Empfehlung aussprechen.
Rapamycin ist dennoch ein interessantes Modell für eine pharmakologische Lebensverlängerung, man kann daraus viel lernen.
Zitat von Prometheus im Beitrag #42Für Rapamycin kann ich derzeit definitiv KEINE Empfehlung aussprechen.
Daran hast du auch bisher keinen Zweifel gelassen.
Bis dahin also IF und Resveratrol als AMPk-Aktivierung!? (Das erscheint mir logischer, natürlicher und auch vertretbarer.)
Vll. Fisetin und/oder Sirtuine
edubily-Chris erwähnt in diesem oder ähnlichen Zusammenhang - glaub ich - Agmatin (das ginge also wieder Richtung Spermidin). Hab die Artikel wieder gefunden: http://edubily.de/2014/08/nahrungserganzung http://edubily.de/2014/08/krebs (Hab nochmal ein wenig drin gelesen und freue mich noch mehr über das/die Tocotrienol(e) in meinen Anatto-Samen)
Bei weiteren Recherchen bin ich auf Triptolid/PG490 gestoßen, musste aber leider feststellen, dass es auch (noch) nicht sicher zu handhaben ist - ein Gift des Donner-Gott-Weins mit einigen Versprechungen. :( Da es aber im ng-Bereich noch hochwirksam ist, könnte/würde das eine "Homöopathisierung" von D9 (Ich bin in dem Fall für D12, also pg) rechtfertigen. :) https://de.wikipedia.org/wiki/Triptolid
ZitatBis dahin also IF und Resveratrol als AMPk-Aktivierung!? (Das erscheint mir logischer, natürlicher und auch vertretbarer.)
Fasten ist Goldstandard für AMPK-Aktivierung und mTOR-Hemmung. Wer sich ein wenig auskennt, kann sich natürlich auch über einige "Kniffe" Gedanken machen. Fastenmimetika gibt es viele. Allen gemeinsam ist, dass sie nur einzelne Teilaspekte des Fastens nachahmen können.
Ich habe in Zusammenhang mit einer Immuntherapie gegen Krebs, die ich gerade mache, nach der Wirkung von Rapamycin auf regulative T-Zellen (Treg) geschaut. Diese werden erhöht, wenn ich das richtig verstanden habe. Das wäre ab einem bestimmten Alter, je nach Status des Immunsystems, sehr nachteilig. Ab einem Alter von 40 bis 50 sind die Treg meist im Verhältnis zu T-Helferzellen erhöht. Somit wird das Immunsystem geschwächt.
Hohe Treg sind für eine Immuntherapie kontraproduktiv.
Der behandelnde Arzt meinte auf meinen Vorschlag hin, massiv heranzugehen, dass das bei Immuntherapien nicht sinnvoll ist, weil sorgfältig ausbalanciert werden muss.
Bei meiner Recherche bin weiter darauf gestoßen, dass Chemotherapeutika u.a. Treg absenken, somit vorteilhaft über das Immunsystem wirken. Ein bekanntes Beispiel ist Cyclophosphamid low dose mit 50 mg.
Ich suche stets nach einfachen Lösungen. Die gibt es aber nicht.
Die obige Darstellung ist "brutal" kurz. Ein dickes Buch würde nicht ausreichen, alles derzeitige Wissen zum Immunsystem zu erfassen. Und dieses Wissen ist dürftig und weitgehend unklar.
Eine Studie mit niedrig dosiertem Rapamycin bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit:
Effect of Low-Dose Rapamycin on Senescence Markers and Physical Functioning in Older Adults with Coronary Artery Disease: Results of a Pilot Study. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27883166
Unmittelbare Effekte auf den Stoffwechsel:
-Senkung von Interleukin 6 -Senkung von TNF Alpha -Weniger p16 und -Mehr PPAR Gamma im Fettgewebe
Keine Verbesserung bezüglich der Gebrechlichkeit der älteren Patienten. (Hätte ich aber auch nicht erwartet).
Diese klein angelegte Studie an Älteren Patienten ist doch schon mal ein interessanter Ansatz, gerade die Senkung inflammatorischer Botenstoffe, sowie weniger Seneszenzmarker ist ein guter Anfang.
Ich selbst (Mitte 30) habe bereits Rapamycin (1 mg) zusammen mit Metformin (500 mg) eine Woche lang genommen. Muss sagen ich fühlte mich pudelwohl. Da ich gerade im Ausland bin und hier nicht an Rapamycin komme, muss ich noch ein wenig abwarten bis ich wieder in Deutschland bin, dann gibt es vielleicht auch einen umfangreicheren Bericht. :)
Ich würde Rapamycin intermittierend einnehmen, dafür sprechen die Studien im Tiermodell. Vorstellbar wäre aufgrund der hohen HWZ ein einmalige Einnahme von vielleicht 5 mg Rapamycin, dann eine ausreichende Pause (vielleicht 7-10 Tage) bis der Wirkstoff wieder ganz raus ist und mTOR normal aktiv ist und dann das Ganze noch mal.
Auch wenn Rapamycin zu vorübergehender Insulinresistenz führen kann, bestehen Vorschläge intermittierendes Rapamycin gerade gegen die Insulinresistenz einzusetzen: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27826244 Da intermittierendes Rapamycin auch die Lebensspanne verlängert, sollte das wohl ein Weg sein den man beschreiten könnte: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27091134
In der vielzitierten Studie mit älteren Teilnehmern und ihrer Reaktion auf eine Influenza Impfung wurde das Rapa sogar jeden Tag verabreichte und verbesserte dennoch das Impfergebnis. Für mich persönlich habe ich die Nebenwirkungen und Vorteile abgeglichen und das risk/reward ratio abgeschätzt. Ich sehe es ähnlich wie Blagosklonny. Ab einem gewissen Alter ist es womöglich gefährlicher Rapamycin nicht zu nutzen, denn die Folgen sind uns ja hinreichend bekannt.
Rapamycin (in Kombination mit Metformin) hat gegenüber all den neuen und experimentellen Wirkstoffen zwei Vorteile: 1. Es ist klinisch zugelassen und wir können die Nebenwirkungen durchaus einschätzen. 2. Es ist im Tiermodell die wirksamste Substanz, die wir kennen und die ihre Wirkung selbst in älteren Individuen robust entfaltet.
Last but not least:
Diese Publikation ist ein must read. Die haben 6 Substanzen parallel in 3 verschiedenen Instituten getestet und am Ende war Rapamycin+Metformin das was sich am robustesten für die Lebensspanne durchgesetzt hat, besser als Rapamycin allein: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27312235Edit hatte hier ursprünglich den falschen Link drin.
Ich finde es spannend, wie das Rapamycin wirkt. Oft ist so eine Einnahme mit der ersten Euphorie verbunden, die auch wieder verschwindet. Bin gespannt und toi toi toi.
;) Habe auch schon aus den selben Gründen Aspirin genommen. Selegelin habe ich noch immer nicht probiert, weil ich mich nicht getraut habe, beim Arzt danach zu fragen. Vielleicht ist da das Arzneirecht doch ganz ok. Andererseits bestellt man sich evtl. dadurch Zeug aus dubiosen Quellen.
PS: Fragen kostet ja nichts. Denke eh das meine Erwartungen bei der Einnahme nicht erfüllt werden.