Hallo, wollte mal nachfragen, ob sich einer mit Aspirin auskennt. Scheinbar schadet es ja mehr, als es nutzt. Besonders hinsichtlich eines Herzinfarktes soll es gar nicht wirksam sein. Man liest mal wieder dies und das , aber was stimmt denn nun? Liebe Grüße von Julie
Aspirin (=Acetylsalicylsäure) ist aus Anti-Aging Sicht nicht uninteressant. Hier z.B. ein englischsprachiger Vortrag von Robert Shmookler-Reis:
Die wesentlichen Wirkungen von Asprin sind COX-1 und COX-2 vermittelt. Die COX-1 Hemmung wirkt antiinflammatorisch, Die COX-2 Hemmung wirkt antikoagulierend.
Über die Hemmung von COX-1 wird dem "InflammAging" entgegengewirkt. Die COX-2 Hemmung kann bei Dauereinnahme das Risko für Herzinfarkte und Schlaganfälle senken - beides Gründe für vorzeitiges Versterben. Aber auch bei Tieren, die in der Regel keine Herzinfarkte bekommen, wirkt Acetylsalicylsäure lebensverlängernd, z.B. bei C. elegans.
Allerdings ist Acetylsalicylsäure auch nicht gerade nebenwirkungsfrei. Es erhöht das Blutungsrisiko allgemein und Magen-Darm-Blutungen im speziellen. Weniger bekannt ist, dass es z.B. Hautreaktionen und Schwerhörigkeit verursachen kann.
Ausserdem sollte man bei Schmerzmitteln immer bedenken, dass sie das Enzym Cyclooxygenase ausschalten und damit auch Stoffwechsel und Wachstumsreize nach sportlicher Belastung da die wachstumsfördernden Prostaglandine und Cytokine über dieses Enzym gebildet werden. Das ist nicht mein eigenes Wissen, habe ich aus:
Ich habe mit präventiv eingenommenen, niedrig dosierten Aspririn bereits meine Erfahrung gemacht. Hier mein Kommentar vom 23.3.2014 im Forum Antiaging und Prävention:
"Ein kurzes Feedback zum Thema Aspirin und Magenblutung: Nachdem ich etwa ein halbes Jahr lang täglich 100mg Asprin eingenommen hatte, traten leichte, sodbrennenartige Schmerzen beim Essen oder Trinken von Heißem auf, und zwar im Bereich der unteren Speiseröhre. Im Grunde genommen nicht weiter schlimm, aber dennoch besorgniserregend. Ich habe daraufhin die Aspirin Einnahme eingestellt, und nach ein paar Monaten waren die Schmerzen verschwunden."
Die LEF empfiehlt Aspirin. Es muss "coatet" (ummantelt) sein, damit es sich nicht bereits im Magen auflöst. Das USA-Maß für eine Baby-Aspirin sind 81 mg. Die Einnahme sollte nach Studienlage j e d e n Tag erfolgen, auch nicht jeden zweiten Tag, damit es hilft. Ausführlicher dazu siehe bei der LEF.
Letztlich ist es eine Abwägung von Wirkung und Nebenwirkung, wie immer.
Acetylsalicylsäure (ASS) ist in der 100mg-Version in Deutschland zur Sekundärprophylaxe zugelassen. Das bedeutet, es wird nur bei bereits vorbestehenden kardiovaskulären Risikofaktoren empfohlen. Zur Primärprophylaxe von Herzinfarkten und Schlaganfällen würde eine Dosierung von 50mg/Tag vermutlich auch völlig ausreichen. Das bezieht sich allerdings nur auf die COX-1-vermittelte Gerinnungshemmung , eine relevante COX-2 Hemmung (mit verminderter Prostaglandinsynthese) wird hingegen erst bei Dosierungen über 200mg erreicht.
Ich bin dabei auf einen Artikel der Harvard Medical School gestoßen, der aussagt, dass ein Coating nichts an der Magenproblematik ändert: http://www.health.harvard.edu/press_rele...-coated-aspirin . Weiterhin wurde gesagt, dass die Menschen unterschiedlich auf eine Dauermedikation mit niedrig dosiertem Aspirin reagieren. Manche - wie Wolfgang - vertragen das problemlos und andere - wie ich - nicht.
Ich möchte dazu aber noch eine Überlegung schreiben, die ich schon öfter hatte. Ich vertrage alles (Aspirin, Metformin [auf nüchternen Magen], alle NEM, Fett in großer Menge, Kohlenhydrate, Zwiebeln, Rettich, süß, sauer usw., meine Frau bekommt gleich Durchfall.
Ich habe 6 Wochen lang hochdosiert Doxycyclyn (http://de.wikipedia.org/wiki/Doxycyclin) genommen, früh auf nüchternen Magen 800 mg, wegen Borreliose. Null Probleme.
Anschließend habe ich ein paar Monate Bakterien eingenommen, und zwar Effektive Mikroorganismen (http://de.wikipedia.org/wiki/Effektive_Mikroorganismen). Ich habe das billigste genommen, für Kompostherstellung. Einfach Inhaltsstoffe verglichen, stimmt bis auf ein Bakterium mit Apotheke überein, ein paar hundert Euro gespart. Man muss schon etwas tun. (Gerade, wenn es um Antibiotika geht.)
Meine Überlegung ist nun, dass ich einen gesunden Magen habe und meine Frau nicht. Man muss also dort ansetzen. Hat man genug Magensäure? Ist die Bakterienflora in Ordnung? Ich nehme beispielsweise täglich Milchsäure, Inulin und auch neuerdings Bitterkräuter. Meine Frau nimmt nur Milchsäure und die mit Sicherheit nicht mit meiner totalen Konsequenz.
Anderes Beispiel. Eine andere Bekannte hat angeblich zu viel Magensäure und deshalb Reflux. Kaum habe ich ihr Bitterkräuter "verschrieben", die die Magensäure erhöhen, hat sie keinen Reflux mehr. Sie wurde also nach dem schulmedizinischen Irrtum der "zu viel Magensäure" (im Alter) behandelt. Man hat üblicherweise ab 50 zu wenig davon!!
Usw. usf.
Gruß Wolfgang
P.S.:
Etwas anderes ist die heute durch die Presse laufenden Meldung, dass ASS Darmkrebs nur bei einer bestimmten Konstellation verhindert.
Resveratrol and aspirin eliminate tetraploid cells for anticancer chemoprevention
[...] Resveratrol and salicylate reduced the frequency of tetraploid cells arising from primary epithelial cell cultures exposed to mitotic inhibitors. In a mouse model of intestinal oncogenesis resembling familial adenomatous polyposis both resveratrol and aspirin, the salicylate prodrug, reduced the frequency of tetraploid cells accumulating in the gut, correlating with their chemopreventive action. These findings underscore the relationship between tetraploidy and oncogenesis as they unveil the mechanisms through which aspirin can prevent the development of cancer.
Schweizer Forscher glauben, den verantwortlichen Mechanismus gefunden zu haben, raten aber von unkontrollierter Einnahme ab
Basel - Seit den 1990er-Jahren weiß man, dass die regelmäßige Einnahme von Acetylsalicylsäure - kurz: Aspirin - über einen längeren Zeitraum hinweg das Krebsrisiko senken kann: Ein Ergebnis, das seither von einer ganzen Reihe Studien bestätigt wurde. Wie genau dies funktioniert, ist aber noch nicht restlos geklärt. Von einem möglichen Mechanismus berichtet nun die Universität Basel.
Zitat"Das Erbgut in jeder Zelle ähnelt einer Bibliothek, die mit Lesezeichen gespickt ist", sagt Schär. Dank dieser Lesezeichen wisse die Zelle, welche Gene abgelesen werden müssen, damit sie ihre spezialisierte Aufgabe als Haut-, Muskel- oder Darmwandzelle ausführen kann. "Diese Markierungen sind aber nicht stabil, sondern verändern sich mit dem Alter. Verändern sie sich an bestimmten Stellen des Erbguts zu stark, kann ein Tumor entstehen."
In ihrer Studie konnten die Forscher zeigen, dass genau dieser altersbedingte Verfall der Erbgut-Markierungen durch regelmäßige Einnahme von Aspirin gebremst wird. Rauchen hat übrigens den genau gegenteiligen Effekt: Es beschleunigt diesen Alterungsprozess.
Heist das jetzt, Aspirin hemmt die methylierung der CpG-Inseln?
Ich muss in der nächsten Zeit mal Nachforschungen betreiben, welche anderen Stoffe in Frage kommen, um die CpG-Methylierung zu bremsen. Zur Telomerverkürzung haben wir ja schon einiges, dazu aber noch kaum was...
Kanntet ihr schon Resolvine? Diese entstehen im Stoffwechsel aus Omega 3-Fettsäuren, und wirken antiinflammatorisch. Ohne Omega 3 keine Resolvine. Aspirin kann die Resolvin-Synthese steigern:
ZitatLow-dose aspirin is recommended for people over 45 with at least one cardiovascular risk factor and no conditions that are contraindicated with aspirin use. Risk factors for heart disease include male gender, high blood pressure, high cholesterol, diabetes, cigarette smoking, lack of exercise, and family history of heart attack or stroke.
ZitatBritische Forscher empfehlen, fünf Jahre lang Aspirin zu nehmen. Das soll die Tumorgefahr senken und somit vor Krebs schützen. Andere Wissenschaftler sind skeptisch.
Das Aspirin und andere nichsteroidale antientzündliche Medikamente das Darmkrebsrisiko senken, ist schon lange bekannt, - nur das man bisher nicht wusste, warum das so ist. Die folgende Studie zeigt, dass Aspirin ein Selbstzerstörungsprogramm in Zellen auslösen kann - aber ausschließlich in (Krebs-)Zellen mit einer APC-Genmutation:
Also ich rate aus verschiedenen Gründen dringend von der dauerhaften Einnahme von Aspirin zum Zwecke des Anti-Aging ab.
Aspirin kann zwar das Leben verlängern (oft wird zu diesem Zweck "Baby"-Aspirin verwendet), soweit richtig!!! Warum rate ich trotzdem davon ab? Weil es so unangenehme Nebenwirkungen hat, dass ich Aspirin nicht mit gutem Gewissen empfehlen kann.
Eventuell kann man ein paar Jahre rausholen, dann aber mit Hörgerät und weniger Lebensqualität. Muss sich jeder selbst fragen, ob das für ihn in Frage kommt.
Gegen gelegentlich Aspirin im echten Anwendungsfall spricht aber nichts. Nur die tägliche dauerhafte Einnahme von Aspirin finde ich nicht so sinnvoll und bei Anti-Aging hat das meiner Meinung nach nichts zu suchen aufgrund seiner Nebenwirkungen.
Es gibt andere Medikamente und sogar Nahrungsergänzungsmittel, welche die gleiche Wirkung haben, aber nicht so unangenehme Nebenwirkungen. Warum Aspirin, wenn es Besseres gibt?
Eine Nahrungsergänzung gegen Entzündungen und vorbeugend gegen Krebs will ich hier nennen: Zyflamend ( soll aber keine Schleichwerbung sein, nur die Nennung einer sinnvollen Alternative zu Aspirin). Macht ungefähr das gleiche wie Aspirin nur ohne die drastischen Nebenwirkungen (ist auch kein Medikament, sondern Nahrungsergänzung aus Pflanzen/ Mischung von Kräutern).
Wem das zu teuer ist - Zyflamend ist schwer zu besorgen und dann recht teuer, weil es umständlich importiert werden muss - der sollte mal einfach die Zutatenliste studieren, das sind teils einfach erhältliche Kräuter. Bin zwar kein Öko, aber in diesem Fall liefert die Natur tatsächlich die besten Mittel.
Aspirin ist sicherlich nicht für jeden geeignet, letztendlich ist das immer eine Risiko/Nutzen-Abwägung! Wenn ärztlich zu einer Aspirin-Einnahme geraten wird, ist die Wahrscheinlichkeit, das der potentielle Nutzen das Riskiko übersteigt, bereits ziemlich hoch.
Hier noch einige Anmerkungen:
1) Das Blutungsrisiko ist unter Aspirin natürlich größer Allerdings steigt im Alter auch das Schlaganfallrisiko und das Herzinfarktrisiko
2) Das Risiko der Schwerhörigkeit ist vor allem ein Problem der langfristigen Hochdosis-Therapie. Ich bezweiflele, dass dieser Effekt unter der von der LEF empfohlenen Dosis oder der sonst üblichen präventiven Dosis von 100mg/d ("Baby-Aspirin") tatsächlich auftritt. Da ist bei der Studienauswertung alles in einen Topf geworfen worden.
3)Wenn die Schwerhöhrigkeit - wie in dem Artikel dargestellt- substanzklassenübergreifend für alle antiinflammatorischen Wirkstoffe gilt, kann das nicht am Aspirinmolekül selber liegen. Wer sagt dir denn, dass z.B. Zyflamend diesen Effekt nicht hat? Nur weil die Datenlage dazu nicht existent ist?
3)Die Ursache von Schwerhörigkeit könnte durchaus auch eine Folge der Entzündung (=Schmerzen) sein, die die Patienten über viele Jahrzehnte haben. Das ist das klassische Problem von Assoziationsstudien. Assoziation ist kein Hinweis auf Kausalität.
4)Du sprichst den wichtigen Faktor Lebensqualität an. De facto habe ich aber noch nie jemanden gesehen, der aufgrund von geringerer Lebensqualität aufgrund von Schwerhörigkeit nicht mehr hätte leben wollen. Ich habe auch noch nie jemanden gesehen, der z.B. aufgrund von fehlender Kondition (=niedrigere Lebensqualität) sein Leben beenden wollte...* Die EINZIGEN Gründe, sein Leben vorzeitig beenden zu wollen sind Depression oder das Gefühl, anderen zur Last zu fallen (was sich gegenseitig bedingt).
*in Anspielung auf dein Thread-Thema "Wundermittel Fauheit" ;)
Zitat3)Wenn die Schwerhöhrigkeit - wie in dem Artikel dargestellt- substanzklassenübergreifend für alle antiinflammatorischen Wirkstoffe gilt, kann das nicht am Aspirinmolekül selber liegen. Wer sagt dir denn, dass z.B. Zyflamend diesen Effekt nicht hat? Nur weil die Datenlage dazu nicht existent ist?
Ok, der Punkt geht an dich. Muss meine eigenen zitierten Artikel wohl gründlicher lesen zukünftig!
Aber wie sieht es z.B. mit der Verfügbarkeit von Baby-Aspirin (also das niedrig dosierte zur Prophylaxe!) hierzulande aus? Meines Wissens wurde das vom Markt genommen.
Und das normale Aspirin ist wohl eher zu hoch dosiert um es regelmäßig zu nehmen. Tabletten selbst zerteilen, oder was??? Wie würde die Prophylaxe praktisch aussehen, welche Dosierung und welches Präparat?