Mich beschäftigen z.Zt. Mechanismen vers. Pathologien, aber ich komme nicht weiter im Verständnis. Zwei Fragen an dieser Stelle:
1.
Grob gesprochen, wie hängen Zustände wie z.B. Fibrose oder Hyperplasie mit Seneszenz zusammen? Oftmals gibt es mindestens eine Korrelation zwsichen dem Vorhandensein besagter Zustände und seneszenten Zellen in der Umgebung. Was sind die Kausalitäten?
2.
Es gibt bekanntlich "örtliche" Insulinresistenzen in bestimmten Zellen oder Organellen. Gibt es auch insulinresistente seneszente Zellen? Falls ja, könnte dies dazu dienen, den Senesz. Zellen die Energiezufuhr zu erschweren?
Besten Dank für jede Anregung!
Nachtrag zu Frage 1. Zumindest bei der viel "beforschten" Lungenfibrose scheinen seneszente Zellen verdächtigt zu werden, Fibrose mit zu verursachen. Klar, sie sezernieren allerhand pro-inflammatorisches Zeug.
Zusatzfrage: Sind euch Krankheiten oder Mechnismen bekannt, bei denen Androgene oder andere Liganden von Androgen-Rezeptoren etnweder Fibrose oder Seneszenz bewirken können?
Seneszente Zellen senden Entzündungs-Signale in die Umgebung aus, Stichwort "SASP". Die Entzündungssignale wiederum aktivieren die Bindegewebszellen (Fibroblasten) und durch die vermehrte Kollagenproduktion fibrosiert das Gewebe. Bei einer Wunde passiert im Prinzip das Gleiche, nur wird in der Wunde nach Abheilung die Entzündung irgendwann auch wieder abklingen - im Gegensatz zu den Seneszenz-Signalen!
In meinem Verständnis gehe ich davon aus, dass in seneszenten Zellen der mTOR-Signalweg aktiv ist, und daher auch die Insulin-Sensitivität seneszenter Zellen eingeschränkt ist.
Zitat von Fichtennadel im Beitrag #26 Zusatzfrage: Sind euch Krankheiten oder Mechnismen bekannt, bei denen Androgene oder andere Liganden von Androgen-Rezeptoren etnweder Fibrose oder Seneszenz bewirken können?
Androgen-Signaling aktiviert mTOR. Das allein produziert natürlich noch keine Seneszenz, könnte aber im entsprechenden Milieu durchaus auch Fibrose fördern.
Z. B.:
Androgen receptor regulates cardiac fibrosis in mice with experimental autoimmune myocarditis by increasing microRNA-125b expression https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30340830/
Wie es aussieht entscheiden bei den Effekten des Androgen Signaling die Art der mRNA mit, ob es z.B. zu Fibrose kommt.
Ich stoße zuletzt immer wieder auf Hinweise, dass Androgene bzw. Androgen-Signaling als Surrogat für Glucocorticoide in chronisch-entzündlichen Zuständen fungiert. Bzw. ist das meine Hypothese. In manch dieser Zustände sind GC-Rezeptoren durch überaktive Caspase-1 praktisch zerstört. Die Zellen reagieren mit erhöhter Exprimierung des Androgen-Rezeptors und/oder wohl auch ganz bestimmten Andr-Signaling durch DHT (vermittelt durch bestimmte mRNA)
Ich grübele über den evolutionären Sinn dieses hypothetischen Mechanismus. Ich nehme also an, DHT/And-Signaling führt kurz oder lang zu fibrose oder Hyperplasie. Dafür werden chronische und akute Entzündungen gehemmt, wofür Androgene bekannt sind. Also eine immunosuppression die für das dysfunctionale Corticoid-Signaling kompensiert.
Nächste Annahme: Der evolutive „Sinn“ ist die Vermeidung des recht schnellen Todes bzw massiver Gewebezerstörung bei chronischer starker inflammatio wie sie Glucocorticoide bewirken würden. Das suboptimale, entstehende Gewebe durch Androgen-Signalinc ist also Überlebensmechanismus. Was aber mit den zwangsläufige in solch einem Zustand sich akkumulierenden Seneszenten Zellen? Führen Sie nicht unweigerlich zu Krebs und Tod? Wie es in den von mir untersuchten Geweben aussieht: Nein. Siehe zB auch Castration-resistant Prostatakrebs, der ja am Ende nach Stand der Dinge nur durch gewisse Androgen-Metaboliten aufgehalten werden kann, wie noch nicht allzu lange bekannt. Wie kommt das? Schafft das Androgen-erschaffende Gewebe wie ich es mal verkürzt nenne eine Art Anti-Krebs-Milieu? Fibrose ist Mist. Aber könnte begrenzte Fibrose Tunorzellen rein physikalisch oder kinetisch im Zaum halten, Ausbreitung verhindern. Daher auch die Frage der Insulin-Resistenz in den entsprechenden Loci. Ein Weg die seneszenten Zellen von wilden Wuchern abzuhalten? Sie können bekanntlich Energie verbrauchen noch und nöcher wenn die Möglichkeit besteht.
bei den seneszenten Zellen sind die Telomere verkürzt und deshalb können sie sich nicht zu einem Tumor entwickeln. Die Glycolyse fördert die Zellteilung, wird aber evtl. durch die verkürzten Telomere gehemmt?
Es gibt aber Krebszellen, die die medikamentös eigtl. zur Bekämpfung hin zur Seneszenz verändert werden, ist das zutreffend? Und dabei kommt es durchaus zu epigenetischen Anpassungen, wodurch Krebszellen aggressiver werden - einige, spezifische Krebse, nicht allgemein.
Wiederum sind seneszente Zellen in gutartigen Tumoren zu finden. Können diese zur maligne entarten, ist das bekannt?
Ist es eigtl. eine korrekte Grundannahme, dass Seneszenz in erster Linie ein evolvierter Mechanismus zur Vermeidung bösartiger Krebse ist? Mit dem Trade-off, dass anch und nach disfubktinales, inflammatorisches, ja krankes Gewebe entsteht?
Die Apoptose und subsequente Erneuerung au Stammzellen wäre der "bessere" Mechanismus? Aber auch Stammzellen können ja seneszent werden?
Wenn Apoptose und Seneszenz zwei so fundamentale Mechanismen sind, die anscheinend sehr alt und universal sind, hat sich dann alles "vom Krebs weg" entwickelt? Na gut, offenbar sind sich da die gewieftesten Evolutionstheoretiker nicht einig.
vor ca. 2,1 Mrd. Jahren sind Paleobakterien in Archaeaeinzeller eingedrungen und haben eine Symbiose gebildet (Dr. Kremer, Barcelona). Daraus resultiert die Zweiteilung des Genoms: A-Genom, B-Genom. Bei den differenzierten Zellen übernimmt das B-Genom das Kommando und bei der Zellteilung das A-Genom. Wenn die Mitochondrien zu stark geschwächt sind, bleibt die Zelle im Teilungsmodus "hängen" (evtl. Tumorzelle).
Deshalb können sich aus Muskelzellen bzw. seneszenten Zellen keine Tumore bilden (zu kurze Telomere). Seneszente Zellen können aber benachbarte Zellen "anstecken". Im Körper werden ständig Mikrotumore gebildet, aber ein kompetentes Immunsystem beseitigt die entarteten Zellen. Deshalb sollte eine evtl. TH1/TH2 Dysbalance (Fraktionen der T4 Helferzellen) sowie die verminderte Aktivierung von NK Zellen unbedingt vermieden werden (Dr. Kremer, Barcelona). Therapie: siehe auch Liste der Laborwerte von Dr. Strunz.
»However, findings over the last two decades have led to doubts about how important molecular damage is as a cause of aging, and to the emergence of an alternative paradigm. Drawing on diverse experimental findings, the programmatic (or hyperfunction) theory argues that mechanisms of aging are to a large extent driven by wild-type developmental processes that cause pathogenic changes in the composition and properties of tissues and organs« Meie Übersetzung: "Jedenfalls haben Erkenntnisse in den letzten zwei Jahrzehnten Zweifel daran geweckt wie bedeutsam molekulare Schäden als Ursache des Alterns sind und führten zu einem neuen Paradigma. Geleitet durch experimentelle Daten, argumentiert die Hyperfunktionstheorie des Alterns, dass der Mechanismus des Alterns zu einem großen Teil angetrieben wird durch natürliche Entwicklungen, die krankmachende Veränderungen in der Zusammensetzung und den Eigenschaften von Gewebe und Organen verursachen".
Kommentar: Sehr spannend. Es scheint so, dass das Altern nicht einfach ein Prozess zerstörter DNA ist, sondern eine Art Fehlanpassung.
Zitat von Prometheus im Beitrag #4Grundsätzlich ist die zelluläre Seneszenz NICHT das Gleiche wie eine "alte Zelle". Auch junge Zellen können seneszent sein. Seneszenz bedeutet ja nur, dass in der Zelle ein Programm abgelaufen ist, das dazu führt dass die Zelle sich nicht mehr teilen kann. Seneszenz ist eigentlich ein sinnvoller Mechanismus, zum Beispiel in der Embryogenese, der Wundheilung und ist auch gut gegen Krebs. ABER: Seneszente Zellen, die vom Immunsystem nicht abgeräumt werden, beschäftigen das Immunsystem dauerhaft (Stichwort: SASP) und verursachen chronische Entzündungsreaktionen und erhöhte Menge an freien Radikalen.
Ich stimme den Autoren von #35 zu.
Um mal ein wenig Klarheit zu schaffen:
Zelluläre Seneszenz bedeutet, dass die Zelle ein epigenetisches Programm aktiviert hat, das eine Zellteilung unterdrückt und Entzündungsmediatoren freisetzt.
Seneszenz und Entzündung sind eng miteinander verknüpft. Bedingen sich gegenseitig! Das Problem entsteht dann, wenn Seneszenz und Entzündung nicht temporär auftreten, sondern chronisch vorhanden sind.
Ohne Seneszenz kein Inflam-Aging!
Wir wissen bereits, das eine Beseitigung der (prolongiert vorhandenen) seneszenten Zellen (="Senolyse") die chronischen Entzündungsreaktionen stoppt. Ich gehe davon aus, dass auch anders herum ein Schuh draus wird: Antiinflammatorische Maßnahmen reduzieren oder verhindern die Entwicklung von seneszenten Zellen.
Zitat von Methusalem im Beitrag News aus der Forschung"Bestimmte Krebsarten nutzen eine spezifische Art der Telomerregulierung, genannt ALT. Bisher wurde angenommen, dass ALT den Krebszellen ermöglicht, unsterblich zu werden. Prof. Dr. Brian Luke und seine Gruppe fanden jedoch heraus, dass diese Zellen eine Seneszenz durchlaufen können.[...] Der Grund, warum Krebszellen so schnell wachsen, liegt zum Teil in ihrer Fähigkeit, die Enden ihrer DNA, die Telomere, zu verlängern.[...] Die meisten Krebsarten aktivieren dazu einen Faktor namens Telomerase, der mehr telomerische DNA an die Enden der Chromosomen anhängt. Etwa 15 Prozent der Krebsarten aktivieren einen alternativen Mechanismus abgekürzt ALT für Alternative Lengthening of Telomeres. Hierbei verwendet die Zelle ihre eigenen Telomere als Vorlage, um mehr Kopien der telomerischen DNA herzustellen." Quelle: Einige Krebszellen sind vielleicht weniger unsterblich als ursprünglich gedacht von Petra Giegerich, 14.12.22 Kommentar: Die Krebszellen verdanken ihre relative Unsterblichkeit, um einen bekannten Weltraumfahrer zu zitieren, also nicht etwa der Zelldusche, sondern der Telomerase und der ALT. Ich sehe hier einige Ansätze, mit denen man die Erkenntnisse aus diesem Gebiet auch übertragen kann. Auf jeden Fall im Blick behalten.
Ich fasse zusammen: 1.) Krebszelle sind seneszente Zellen. Das ist erst Mal eine gute Nachricht, weil damit das Geld und die Erkenntnisse aus der Krebsforschung aus den Gegnern der Seneszenz zu gute kommen! 2.) Wir können von Krebs irgendwas über die Verlängerung der Telomere lernen. Wiedermal was wo es heißen muss: Da führt der Weg hin!