Zitat von Joker im Beitrag Vorstellungsrunde ... Das Thema, dem ich mich zugewandt habe, heißt "Negentropie in Bezug auf biologische Systeme".
Da dieses Thema aber mehr ins Physikalische geht und etwas "strange" wirken könnte, weil doch nur sehr wenig gesicherte Erkenntnisse gibt - sehr vieles beruht auf Vermutungen/Erfahrungswerten und ist also reine Spekulation - möchte ich dieses Forum mit diesem recht jungen Forschungsgebiet verschonen.
Joker
Also ich finde das interessant und fände es nicht schlecht, wenn du da einen Thread zu aufmachen würdest. Unser Thema unter dem Gesichtspunkt "Entropieexport" zu betrachten, halte ich schon für spannend.
#77 Hallo Joker, ich wäre sehr an einem Einstiegshinweis interessiert. Denke, ich könnte die Thematik aufgrund meiner Ausbildung grundsätzlich verstehen. Es wäre natürlich motivierend, wenn man wüsste, inwieweit dieser Ansatz nicht nur rein theoretisch ist, sondern wenigstens prinzipiell in praktischen Ergebnissen münden könnte.
ZitatHallo Joker, ich wäre sehr an einem Einstiegshinweis interessiert.
Nun also,
grob umrissen geht es darum, dass es bei der Alterung nicht allein um isolierte Mikroprozesse geht, sondern das Ganze durchaus komplexer ist, als es manchmal dargestellt wird.
Ein Beispiel: Kurze Telomere führen in die Seneszenz, indem die Zellteilung verlangsamt und schließlich verhindert wird. Als einfache Lösung wird die Telomerverlängerung propagiert und es gibt auch durchaus vorzeigbare Erfolge.
Jedoch schützt dieser Mechanismus der Seneszenz auch vor den Auswirkungen von Krebs, d.h. falls es zu einer Mutation kommt, die zu Krebs führt, sind seneszente Zellen nicht so reaktiv.
In einem 150 Jahre alten Menschen wäre das Krebsrisiko bei gleicher Vitalität schon höher als in einem 20 Jahre alten, da die DNA-Mutationen viel fortgeschrittener sind. Somit steigt das Krebsrisiko mit höherem Alter weiter an (nicht nur linear). Telomerverlängerung mag auch das Leben verlängern, das Risiko steigt jedoch exponentiell, nicht nur linear.
Das Chaos im Sinne einer DNA-Entropie (Mutationen auf DNA Ebene) hat schon zugenommen. Wie will nun jemand diese Zellen sortieren und die schädlichen Mutationen von den harmlosen trennen? Für alle 50 Billionen Zellen? Es geht schlichtweg nicht, weswegen der Tod bei Lebensverlängerungen dieser Art zwangsläufig trotzdem eintritt, ja eintreten muss.
Lebensverlängerung ist durch verschiedene Methoden möglich, ja. Epigenetische Reprogrammierung, Telomerverlängerung, Apoptose seneszenter Zellen (Eliminierung von Zombie-Zellen), usw.. ja, das alles bringt einen Teilerfolg. Sagen wir 10% oder 20% oder 30%. Aber es ist doch zwingend limitiert. Verjüngung ist möglich aber eben nur begrenzt möglich. Denn das Chaos im Körper nimmt trotz aller Maßnahmen zu!
Der Entropie lässt sich auf diese Art kein Schnippchen schlagen. Die Unordnung im Körper wird trotzdem weiter zunehmen.
Nach einiger Frustration über relative Teil-Erfolge, immerhin besser als gar keine Erfolge, habe ich erkannt, dass letztlich die Entropie als schleichender Zerfall und Zunahme der Unordnung die eigentliche Ursache des Alterns ist. Egal was man nimmt oder wie man sich behandeln lässt, die Unordnung im Körper wird weiter zunehmen!
Deswegen suche ich einen Ausweg in der Beherrschung der Entropie. Entropie ist momentan ein reines Erfahrungsgebiet. Es gibt da wenig Greifbares.
Mein Ansatz ist, dass bei der Alterung eben nicht wie oft behauptet Entropie in den Körper importiert wird, sondern dass Negentropie exportiert wird. Dieser Unterschied ist aus meiner Sicht entscheidend!
"Das Leben ist ein Kampf gegen die Entropie und mein Spiegelbild sagt ich verliere, trotz LEF Unterstützung."
@Joker Dich umgibt die Aura eines Propheten ;) Was mich schon immer interessiert hat: Stammt die Theorie der epigenetischen Rückprogrammierung im menschlichen Körper von dir? Hast du die Theorie mit dem Fasten und ... selbst erarbeitet?
So oder so, grosser Respekt und nichts für ungut.
Ohne Entropie ist alles geordnet und vorhersehbar, ohne Zeit ohne Leben. Absolute Ordnung ist wohl wie der Tod, alles ist immer gleich. Danke auch mal an Gott der vor lauter Information und Langeweile platzte, ein grosser Knall...
#81. Mir ist eigentlich schon immer klar gewesen, dass die diversen AA-Ansätze, die praktisch durchführbar sind, nur Teilfortschritte bringen können.
Das informationstheoretische Konzept von Entropie/Negentropie hatte ich bisher immer als Möglichkeit einer quantitativen Beschreibung von Systemen oder Übertragungskanälen gesehen. Bezogen auf das Altern könnte ich es mir auch als Maß für das Alter vorstellen, sofern man es messen könnte. Mir erschließt sich aber bisher nicht, welche Interventionen man daraus ableiten könnte.
Zitat von Dr.Faust im Beitrag #6#81. Mir ist eigentlich schon immer klar gewesen, dass die diversen AA-Ansätze, die praktisch durchführbar sind, nur Teilfortschritte bringen können.
Das informationstheoretische Konzept von Entropie/Negentropie hatte ich bisher immer als Möglichkeit einer quantitativen Beschreibung von Systemen oder Übertragungskanälen gesehen. Bezogen auf das Altern könnte ich es mir auch als Maß für das Alter vorstellen, sofern man es messen könnte. Mir erschließt sich aber bisher nicht, welche Interventionen man daraus ableiten könnte.
Z.Z. wahrscheinlich keine. Aber man kann es erst mal als Gedankenhilfe für die Überprüfung der Schlüssigkeit der entwickelten Interventionen nutzen. Wenn es um die Negentropie geht ist klar, daß die Einzelinterventionen sie nur punktuell stärken und gleichzeitig die Entropie in dem Rest des Systems verstärkt. Das bedeutet, die Gesamtintervention muß so gestaltet sein, daß der Punkt in dem die Negentropie die Entropie aufhebt das gesammte Individuum sein muß und die dadurch verursachte Verstärkung der Entropie außerhalb des Individuums statfinden muß. Was das in Concreto bedeutet ist die entscheidende Frage.
Zitat von Joker im Beitrag #3[quote] Mein Ansatz ist, dass bei der Alterung eben nicht wie oft behauptet Entropie in den Körper importiert wird, sondern dass Negentropie exportiert wird. Dieser Unterschied ist aus meiner Sicht entscheidend!
Was @Joker damit meint ist dann wohl die Frage. Er geht davon aus daß die Exportierung von Negenentropie vermieden werden muß, während ich das erst mal so beschrieben habe, daß die Entropie exportiert wird . Warum das so ist, ist mir jetzt zwar nicht einsichtig, aber ich habe mich mit dem Gedanken ja auch erst kurz beschäftigt. Ich bleibe dabei: Ein Thread der den Ansatz erklärt und den wir dann diskutieren können wäre interessant. Ob die Thesen krude sind? Schaun mer mal, dann sehn mers scho!
Zitat von Joker im Beitrag #3grob umrissen geht es darum, dass es bei der Alterung nicht allein um isolierte Mikroprozesse geht, sondern das Ganze durchaus komplexer ist, als es manchmal dargestellt wird.
Das ist ja eigentlich der "Mainstream" und eine der ältesten Alterungstheorien überhaupt, dass einfach die Entropie die Ursache der Alterung ist. Womit man quasi wieder am Anfang steht
Letzten Endes, kann man aber Interventionen versuchen, die die Reparaturmechanismen im Körper auf Hochtouren laufen lassen bzw. wieder reaktivieren. Weiters Prozesse, die eine Entropiezunahme verstärken abschwächen. So kann man immerhin eine Zunahme der Entropie stark verlangsamen. Da kommt die Epigenetische Alterung ins spiel. Diese zu verhindern lässt einen schon mal etwas länger leben.
Aber ganz verhindern wird man den Tod wohl nie können, alle Fehler die sich langsam in das Chromatin der Zellen einschleichen (sei es in der Abfolge der Basen oder der epigenetischen Regulierung) wird man wohl nie beseitigen können. Hier nimmt das Chaos langsam zu, oder anders ausgedrückt, die Negentropie nimmt ab. Auch in der Zellulären Matrix, einiger Gewebe wird Entropiezunahme ein Problem sein...
Warum hältst du den Unterschied zwischen abnahme der Negentropie und zunahem der Entropie für so wichtig? Es ist doch rein physikalisch das selbe nur anders ausgedrückt oder?
Warum hältst du den Unterschied zwischen abnahme der Negentropie und zunahem der Entropie für so wichtig? Es ist doch rein physikalisch das selbe nur anders ausgedrückt oder?
Ja und nein!
Auf der einen Seite kann man recht klar ausdrücken, was Entropie auf zellulärer/Organischer Ebene bedeutet: - Zunahme von DNA-Mutationen - Zunahme epigenetischer Mutationen - Verkürzung der Telomere - Zunahme von "Zombie-Zellen" - Abbau des Immunsystems (z.B. Thymusdrüse) - Ablagerung von Abfallprodukten z.B. Lipofuszin, A.G.E.s, ...) - Entzündungen usw... usw...
Somit könnte man sagen, dass eine Betrachtung und intensive Bearbeitung des Mikrokosmos genügt, um das Altern aufzuhalten. Man muss halt immer wieder alles reparieren (also "Negentropie zuführen") und schon läuft es. - Gegen Telomerverkürzung gibt es Telomeraseaktivatoren (Astragalus-Extrakt, Epitalon) - Epigenetische Fehler können mit z.B. Procaininjektionen behoben werden (DNA Methylation Reprogramming) - Entartetete Zellen werden durch Apoptoseverstärker (z.B. Sulforophan, Baikelein, Apigenin) und Trojaner-Moleküle (z.B. Nitrosyl-Cobalamin) beseitigt - Thymusdrüsendegeneration durch spezielle kurze Peptide aufhalten - Low Carb und Antioxidantien gegen AGE - Anti-Inflammaging etc...
Diese zeitraubende Aufgabe ist mit den heutigen Mitteln jedoch nur schwer zu bewältigen und außerdem sind nicht alle Alterungsmechanismen abgedeckt. Einerseits teuer, andererseits sehr zeitaufwendig, drittens fehleranfällig, viertens jeder Mensch ist anders. Optimistisch betrachtet würden 99% der Versuchspersonen selbst bei optimaler medizinischer Versorgung keine Verdoppelung der Lebensspanne erleben (Immerhin würden dann 1% die 160 Jahre feiern können ).
Die Negentropie an und für sich hingegen könnte uns ein weiteres großes Stück weiterbringen, daher konzentriere ich mich jetzt darauf.
Folgendes kann man beobachten: Negentropie tritt auf verschiedenen Wegen in den Körper ein und verlässt ihn wieder ebenfalls auf verschiedenen Wegen. Der Entropiezunahme geht ein Verlassen der Negentropie voraus. Somit ist nicht die Entropie das erste Ereignis, sondern der Verlust an Negentropie (dies betrifft nur offene Systeme, also Lebewesen). Daher ist die Unterscheidung meiner Meinung nach wichtig.
Würde die gesammelte Negentropie weitestgehend am Verlassen des Körpers gehindert, so könnte sich Negentropie akkumulieren und der entropische Schaden wäre auf diesem Energieniveau gering, da die Entropie verdrängt wird. Soweit meine etwas esoterisch anmutende Hypothese.
Ich habe mit der Entropiebetrachtung, die ja als globale Zustandsbeschreibung durchaus angebracht ist, ein Problem. Wenn man die Ausführungen liest, entsteht der Eindruck, als sei Entropie eine Art Stoff, den man zu sich nehmen oder ausscheiden kann. Was wir importieren bzw. exportieren, sind Stoffe einer bestimmten Struktur, aus denen sich mehr oder weniger Energie gewinnen läßt. Man könnte diese Stoffe vielleicht nicht nur energetisch, sondern auch durch eine innewohnenden Entropie beschreiben. Trotzdem existiert aber Entropie m.E. als solche nicht, zumal sie ja auch quasi "von allein" zunimmt.
Was bedeutet "Verlassen der Negentropie"?
Fakt ist natürlich, dass man die Entropie in einem offenen System verkleinern kann, indem man die Entropie der Umwelt vergrößert. Das machen wir täglich durch die Sauberhaltung der Wohnung bei gleichzeitiger Vermüllung der Umwelt. Im Mülleimer befindet sich aber keine Entropie als solche, nur die Ordnung darin ist nicht sehr hoch.
Am Ende bleibt uns ja nur, die Zunahme der Entropie im Körper über den Input zu kontrollieren, wobei wir wieder bei der Ernährung und spezifisch wirkenden Zusatzstoffen sind. Dann haben wir noch Wasser, Luft und Wärme als Input. Gibt es entropiearmen Input? Und addiert sich die Entropie des Inputs zu der im System vorhandenen?
Wahrscheinlich habe ich das noch nicht richtig verstanden, habe an diesem Punkt noch eine Denkblockade.
Ein interessanter Aspekt: der Mensch hat einen eingebauten Computer, kann also über seine "Entropie" und deren Senkung nachdenken. Kann das Gehirn auch direkt zur Entropiesenkung beitragen, z.B. durch Meditation?
PS: Bei den zugeführten Stoffen geht es nicht nur um Energie, sondern auch um die atomare/ molekulare Struktur, die ganz besondere Wirkungen auslösen kann (z.B. als Signal oder Cofaktor).
just a few little hints: Prigogine war der erste, der mir dazu einfiel ... Dissipative Struktur
Biokybernetik nach Smit (gibt für "meine" Zwecke nicht sehr viel her) ...
Maturana und Autopoiese ... der "Konstruktive Wandlungszyklus" der Chinesen (Wasser zu Holz zu Feuer zu Erde zu Metall ad Infinitum), den man aber auch "destruktiv" nutzen kann ... im Ayurveda bedeutet z. B. das Vata des Alterns das Auseinanderfallen des Körpers ... "Adaptogene", Sattva, Mineralstoffe, allen voran Mg und Zn, als potente Medien in vielen Regelkreisen ..., Meditation
... fast alles schon relativ alte Ansätze und nur mal so genannt. Was davon brauchbar ist, darf und soll jeder selbst entscheiden ... good luck
Warten wir halt weiterhin auf das bahnbrechende Bannbrechende ... ;)
Hier ein grober Überblick über die Therorie des Negentropie-Imports in Lebewesen mit Focus auf freie Radikale. Die Autoren haben sich sogar zu praktischen "Schlussfolgerungen" für den Lifestyle hinreißen lassen (findet sich am Ende des Artikels):
Zitat von Prometheus im Beitrag #13Hier ein grober Überblick über die Therorie des Negentropie-Imports in Lebewesen mit Focus auf freie Radikale. Die Autoren haben sich sogar zu praktischen "Schlussfolgerungen" für den Lifestyle hinreißen lassen (findet sich am Ende des Artikels):
Sind allerdings auch sehr allgemein und ein wenig naiv formuliert. Das wird Prometheus mit den "kruden Thesen" wohl kaum gemeint haben
Ganz allgemein finde ich keineswegs, dass zwischen den Theorien einer programmierten Alterung und der entropiebedingten Alterung ein Wiederspruch besteht, auch wenn sich beide Lager im wissenschaftlichen Diskurs oft polarisiert gegenüber stehen. Im Gegenteil bin ich sogar der Meinung, dass beide Theorien ohne die jeweils andere keinen Sinn ergeben. Um das zu verstehen muss man sich nur eines klar machen: Für Sex bezahlen wir mit dem Tod!
Der Evolution bzw. dem "egoistischen Gen" (Dawkins) geht es nicht darum, wie genau der Arterhalt erreicht wird, sondern nur dass er erreicht wird und zwar auf die in der jeweiligen Umwelt effizienteste mögliche Weise. Da wir aber nun einmal Wirbeltiere sind, die sich geschlechtlich fortpflanzen, ist das sexuelle Reproduktionsvermögen dabei das A und O. Doch gerade hier, bei der Fruchtbarkeit bzw. der Funktion der Sexualorgane schlägt die Entropie besonders brutal zu, da die Stammzellen in diesen Organen "im Akkord" arbeiten. Unfruchtbarkeit und/oder Tumore der Sexualorgane sind die unausweichliche Folge. Genau das ist m.E. nun aber der Grund, warum sich ein epigenetisch ablaufendes Alterungsprogramm entwickelt hat, dass Alterungsprozesse systemisch steuert und aktiv beschleunigt. Hat die Fruchtbarkeit ihren jugendlichen Höhepunkt überschritten, tritt dieses Programm knallhart in Kraft um ein "sozialverträgliches Frühableben" zu garantieren, sprich Platz für die Jüngeren und Fruchtbareren zu machen. Wir als Menschen haben nun das Glück im Laufe der Evolution, vom Primaten an, ein komplexes, generationenübergreifendes Sozialgefüge entwickelt zu haben, das die Entwicklung und Tradierung von Kulturtechniken ermöglicht, welche uns wiederum den entscheidenden evolutionären Vorteil verschafft haben. Somit haben wir uns auch eine gewisse "Gnadenfrist" über das reproduktive Alter hinaus erworben, indem ein längeres Überleben von älteren und nicht mehr reproduktionsfähigen Individuen durch deren soziale und kulturelle Leistungen dem Arterhalt förderlich war. Das hat aber nur zu einer Verlangsamung des Programms und nicht etwa zu dessen Abschaltung geführt, sonst wäre es dein meisten von uns vergönnt, als Supercentenariens das Limit unserer Telomere auszuschöpfen - und die Anwendung von Telomerase-Aktivatoren würde uns bereits dem "ewigen" Leben nahe bringen.
Ergo: nur aus beiden Schuhen (Entropie und Epigenetik) wird ein Paar zum Laufen!
#15: Ich habe ein kleines Problem mit Aussagen wie: Der Evolution geht es darum .... oder damit, dass durch das Alterungsprogramm ein "sozialverträgliches Frühableben" erreicht werden soll. Irgendwie klingt das immer nach einem höheren Wesen, das bestimmte Ziele verfolgt. Eine Art von Kreationismus. Vielleicht ist es ja so, diese Lehre ist ja nicht ausgestorben.
Geht man aber davon aus, dass es keine übergeordnete Intelligenz gibt, dann ist Leben Ergebnis eines Zufallsprozesses. Wir sind nicht so wie wir sind, weil es jemand so gewollt hat, sondern weil es sich so ergeben hat. Wären wir nicht entstanden, auch kein Problem. Wir wüssten es nicht einmal, müssten nicht darüber nachdenken, warum es so oder so ist. Ich finde, die Erklärung für das epigenetische Alterungsprogramm, wenn es denn wirklich existiert, steht noch aus.
Ich gebe zu, vom Standpunkt einer Schöpfung erklärt sich manches leichter, aber man hat dann wieder andere Progleme. Fast schon eine philosophische Frage.
Zitat von Dr.Faust im Beitrag #16#15: Ich habe ein kleines Problem mit Aussagen wie: Der Evolution geht es darum .... oder damit, dass durch das Alterungsprogramm ein "sozialverträgliches Frühableben" erreicht werden soll. Irgendwie klingt das immer nach einem höheren Wesen, das bestimmte Ziele verfolgt. Eine Art von Kreationismus. Vielleicht ist es ja so, diese Lehre ist ja nicht ausgestorben.
Man sagt ja auch nur umgangssprachlich, dass die Evolution etwas will. Natürlich sind das ganz normale logische Prozesse die eben ganz einfach passieren, ohne dass da ein Plan dahinter steht.
Selektion, die die Evolution steuert, hat natürlich kein Ziel. Die Gruppe, die mehr Nachkommen hat, überlebt eben und ihre Gene und das Verhalten werden in der Zukunft immer häufiger.
@Dr.Faust: Ich verstehe das Problem, das du mit dieser Aussage hast nicht so ganz. Die Evolution als Prozess biologischer Artentwicklung im ökologischen Gesamtzusammenhang unterliegt nun einmal bestimmten inhärenten Gesetzmäßigkeiten, wie es chemische und physikalische Prozesse eben auch tun. Die etwas lapidare, der lockeren Lesbarkeit dienende Formulierung "der Evolution geht es darum" dient in dem gegebenen Kontext einfach der Beschreibung eben dieser Gesetzmäßigkeiten. Weder wird dadurch impliziert, dass diesen Gesetzmäßigkeiten eine "höhere" bzw. "göttliche" Intention zu Grunde liegt, noch das sie einem bestimmten Ziel zusteuert: das scheinst vielmehr du in diese Formulierung hinein interpretiert zu haben!
Ich stelle mir uns beide gerade am Bahnhof vor:
Timar: Der Zug kommt zu spät! Dr.Faust: Ich habe ein kleines Problem mit Aussagen wie: "Der Zug kommt zu spät". Der Zug ist schließlich ein rein mechanisches Gerät und verfolgt weder irgendwelche Ziele noch hat er einen Begriff von Zeit - er kann also überhaupt nicht "zu spät" kommen. Timar: Ah, das ist gut! Könntest du das bitte mal der deutschen Bahn sagen?
Ja natürlich habe ich eigentlich nichts anderes erwartet. Trotzdem muss man aufpassen, denn der Gedanke einer übergeordneten Fremdsteuerung ist ja durchaus verbreitet. Die letztendliche Entscheidung will ich allerdings auch nicht treffen ...
Das Beispiel mit dem Zug trifft es aber nicht. Der Zug ist zwar ein mechanisches Gerät, aber er wird in seinem Verhalten von einer Intelligenz gesteuert. Diese Intelligenz hat einen Bezug zur Zeit und hat auch ein ganz konkretes Ziel. So auch der Mensch. Er ist ein biochemisches Gerät mit eingebauter Intelligenz. Er versucht seine eigenen Entwicklung in die Hand zunehmen. Er unterliegt zwar immer noch physikalischen Gesetzen, aber kann sich diese nutzbar machen. Die Evolution im ursprünglichen Sinne findet immer weniger statt.
Intelligenz kann zwar die Physik nicht ändern, aber die bis dahin blind ablaufenden Zufallsprozesse ein wenig in ihrem Sinne beeinflussen. z.B. die Entropie senken (lokal). Intelligenz bringt jetzt Zielvorgaben in das System.
Ich möchte hier auch nicht als "Haarspalter" rüberkommen, aber die Sprache beeinflusst doch das Denken.
Zitat von Joker im Beitrag #9Negentropie tritt auf verschiedenen Wegen in den Körper ein und verlässt ihn wieder ebenfalls auf verschiedenen Wegen. Der Entropiezunahme geht ein Verlassen der Negentropie voraus. Somit ist nicht die Entropie das erste Ereignis, sondern der Verlust an Negentropie
Negentropie ist eine zwingende Voraussetzung für das Leben. Es ist daher sehr wichtig, zu verstehen warum Negentropie verloren geht.
Die übliche Sichtweise ist, dass die biologischen Prozesse in Zellen in geringem Maß fehlerhaft ablaufen. Das mag ja so sein, aber ist das wirklich der Hauptgrund für biologische Alterung?
Die Eizellen der Keimbahn leben von Generation zu Generation weiter - mit einem stabilen, hohen Maß an Negentropie. Offensichtlich wird ein "Verlassen der Negentropie" hier konsequent unterbunden.
Krebszellen hingegen haben ein gigantisches Maß an Schäden (= hohes Maß an Entropie). Wenn man sich die Erbsubstanz als ein Buch vorstellt, ist dieses Buch bei Krebszellen buchstäblich "geschreddert". Trotzdem erlangen Krebszellen potentielle Unsterblichkeit.
Sind in Krebszellen die Mechanismen zerstört, die sonst die programmartige Zellalterung steuern?
Ist eine stabile Negentropie vielleicht die "Default"-Einstellung zellulären Lebens? Wird dieser Zustand in adulten Individuen aktiv dereguliert, so dass ein Generationswechsel "ermöglicht" wird und die Evolution schneller abläuft?
Ich glaube der Zufall des Lebens ist im "All" angelegt. Eine Entwicklung hin zur Geistigkeit...bis sie wieder platzt :)
Keimzellen werden doch durch die Befruchtung zu neuen Keimzellen, eine neue Generation.
Krebszellen sterben nur in der Nährlösung nicht. Unsterblichkeit im Glashaus, die sind doch schon Tod.
All die vielen verschiedenen Zellen im Körper sollen an einem Strang ziehen, sollen sich unterordnen dem Mensch. Ist bestimmt schwer das alles zu koordinieren und gerecht zu versorgen.
Morgen geh ich Arbeiten und gebe Negentropie ab. Die fehlt mir dann für mich, da hat man nicht immer Bock zu :(
Ich denke aber, dass die Langlebigkeit in Zukunft enorm verlängert werden kann. Mit welchen Mitteln, da bin ich drauf gespannt. Vielleicht bin ich ja noch am Leben bis dahin.
Sind den die Erleuchteten Buddhas unsterblich? Was meint den der Dalai Lama, ist er reinkarniert? Die machen doch so einen Test in dem sie Sachen aus dem vorherigen Leben erkennen müssen. Das wäre doch eine Art Beweis oder auch nur eine Beeinflussung eines Kindes?
Zitat von jayjay im Beitrag #21 Sind den die Erleuchteten Buddhas unsterblich?
Wie meinst du das den? Etwa in dem Sinn, dass sie immer wieder geboren werden? Das Ziel des Buddhismus ist es eben gerade den Kreislauf aus Tod und Wiedergeburt zu entkommen.
ZitatWas meint den der Dalai Lama, ist er reinkarniert?
Er und seine Anhänger behaupten zumindest er sei wiedergeboren.
ZitatDie machen doch so einen Test in dem sie Sachen aus dem vorherigen Leben erkennen müssen. Das wäre doch eine Art Beweis oder auch nur eine Beeinflussung eines Kindes?
Oder es ist einfach Zufall?
Das ist ja eigentlich nicht Forumsthema, aber wenn dich das interessiert, kannst ja mal eine Recherche zu "Reinkarnationsforschung" starten oder zu "empirische Reinkarnationsforschung".
Der Forscher, der sich wohl am längsten damit beschäftigt hat hieß Ian Stevenson.
Zitat von Dr.Faust im Beitrag #16#15: Ich habe ein kleines Problem mit Aussagen wie: Der Evolution geht es darum .... oder damit, dass durch das Alterungsprogramm ein "sozialverträgliches Frühableben" erreicht werden soll. Irgendwie klingt das immer nach einem höheren Wesen, das bestimmte Ziele verfolgt. Eine Art von Kreationismus. Vielleicht ist es ja so, diese Lehre ist ja nicht ausgestorben.
Man sagt ja auch nur umgangssprachlich, dass die Evolution etwas will. Natürlich sind das ganz normale logische Prozesse die eben ganz einfach passieren, ohne dass da ein Plan dahinter steht.
Selektion, die die Evolution steuert, hat natürlich kein Ziel. Die Gruppe, die mehr Nachkommen hat, überlebt eben und ihre Gene und das Verhalten werden in der Zukunft immer häufiger.
Zum allfälligen Evolutionsthema möchte ich auch noch einen Kommentar dazugeben: Wir wissen es nicht, ob die Evolution an sich ein Ziel hat. Aber die menschliche Evolution könnte durchaus gesteuert sein.
Ich habe habe einmal eine interessante Sichtweise zur menschlichen Evolution gelesen. Der Autor hat behauptet, dass eigentlich die Pflanzen, welche chemisch tausendfach komplexer sind als tierische Zellen, vor Urzeiten die tierischen Zellen erschaffen haben und die tierische Evolution gefördert haben, damit diese CO2, also Pflanzennahrung, durch Atmung freisetzen. Tierische Zellen (und somit auch menschliche) sind "chemische Analphabeten" und beherrschen nur einen Bruchteil von 0,1 % der pflanzlichen Stoffwechselwege, trotzdem kommt sich der Mensch als das höchste Wesen vor, weil er das komplexeste Hirn hat. Aber steuern die Menschen wirklich alles? Wenn ich mir die menschliche Tätigkeit so ansehe, dann könnte der Mensch tatsächlich fremdgesteuert (durch die Pflanzen) sein, denn das CO2 aus Öl/Kohle/Atmung kommt allein den Pflanzen zugute und der Mensch erzeugt nun einmal am meisten davon! So gesehen wäre der menschliche Verstand nur entstanden, um CO2 zu erzeugen und Mineralien, Kohle und Öl aus der Erde abzubauen, denn ohne das menschliche Schaffen würde die Atmosphäre an CO2 immer mehr verarmen und sich als Kohle/Öl usw. im Erdboden absetzen. Unserer Haupttätigkeit ist also ok, es sollte immer so sein. Unser selbstzerstörendes Verhalten macht so auf einmal absolut Sinn, denn wir handeln ja zum Wohle der Pflanze, nicht zu unserem eigenen! Menschen und Tiere wären nach diesem Modell von den Pflanzen gesteuert (d.h. chemisch, durch die Nahrung).
Ob es so ist, kann ich nicht beurteilen, aber diese Sicht würde vieles erklären, z.B. warum wir Dinge tun, die uns selbst schaden (Polkappenschmelze, Erderwämung, Treibhauseffekt) und auch den Tieren schaden, den Pflanzen als einziger Lebensform aber sehr und in extremer Weise nützen (Pflanzen lieben den Treibhauseffekt). Interessant allemal! Menschen und Tiere als Roboter der Pflanzen.
So, jetzt sollte ich aber zurück zum Topic kehren.
Zitat von Dr.Faust im Beitrag #11Ich habe mit der Entropiebetrachtung, die ja als globale Zustandsbeschreibung durchaus angebracht ist, ein Problem. Wenn man die Ausführungen liest, entsteht der Eindruck, als sei Entropie eine Art Stoff, den man zu sich nehmen oder ausscheiden kann. Was wir importieren bzw. exportieren, sind Stoffe einer bestimmten Struktur, aus denen sich mehr oder weniger Energie gewinnen läßt. Man könnte diese Stoffe vielleicht nicht nur energetisch, sondern auch durch eine innewohnenden Entropie beschreiben. Trotzdem existiert aber Entropie m.E. als solche nicht, zumal sie ja auch quasi "von allein" zunimmt.
Was bedeutet "Verlassen der Negentropie"?
Fakt ist natürlich, dass man die Entropie in einem offenen System verkleinern kann, indem man die Entropie der Umwelt vergrößert. Das machen wir täglich durch die Sauberhaltung der Wohnung bei gleichzeitiger Vermüllung der Umwelt. Im Mülleimer befindet sich aber keine Entropie als solche, nur die Ordnung darin ist nicht sehr hoch.
Danke, ein sehr wichtiger Punkt, der eigentlich den Kern des Problems trifft!
In der Tat ist die Entropie kein Stoff, wie du richtig angemerkt hast. Daraus könnte man folgern, dass Negentropie ebenfalls kein Stoff sein kann, diese Schlussfolgerung ist aber nicht zwingend.
Ein Beispiel: Vergleich Armut und Geld. Armut ist kein Stoff, sondern sagen wir mal ein Mangel oder die Abwesenheit von Geld.
Ich ziehe eine Parallele zwischen Entropie mit Armut. Negentropie wäre dann das Gegenteil von Armut, also viel Geld zu haben. Geld ist aber sehr wohl etwas Stoffliches, sagen wir einmal Scheine und Münzen. Somit kann die Entropie etwas nicht stoffliches sein, die Negentropie aber sehr wohl etwas stoffliches oder an Stoff gebundenes.
Nehmen wir doch einmal an, Negentropie wäre stofflich gebunden, sei es eine Energie oder ein Teilchen, was ja quantenmechanisch dasselbe ist. Dies sollte nur mal ein Gedankenspiel sein, ohne die physikalische Richtigkeit zu prüfen.
Hierin könnte auch die kausale Erklärung des 2. Hauptsatzes der Thermodynamik liegen, der ja nur ein unbewiesener Erfahrungssatz ist:
Da sich der Raum permanent ausdehnt nimmt die Dichte der Negentropie-Teilchen / der Negentropie permanent ab, was zu einer Zunahme der Entropie führt! In einen Raum der sich zusammenzieht, würde die Entropie aber insgesamt abnehmen, da die Dichte der Negentropie ja zunimmt. Somit ist der 2. Hauptsatz der Thermodynamik zwar grundsätzlich falsch und kann nicht bewiesen werden, trifft aber dennoch auf unsere Situation zu, da sich unser Raum ausdehnt. In einem sich zusammenziehenden Universum würde der 2. Hauptsatz der Thermodynamik nicht zutreffen, jedoch trifft er aber wohl für unser sich ausdehnendes Universum zu. Der 2. Hauptsatz der Thermodynamik ist somit als Erfahrungssatz korrekt, denn unsere Zeit-Raum-Situation führt zu einer immer geringeren Negentropie-Dichte.
Ich postuliere also eine stoffgebundene Negentropie, was die ganze Sache sehr interessant macht.
Entropie ist aber nicht stoffgebunden, sondern nur die Konsequenz aus einem Mangel an Negentropie. Die Negentropie-Thematik betrifft nur lebende Wesen, da nur diese Negentropie sammeln können. Tote Dinge sind sowieso der Entropie unterworfen (wie der Name schon sagt), da sie eben keine Negentropie sammeln können.
Zitat Was bedeutet "Verlassen der Negentropie"?
Diese Frage wäre somit auch geklärt. Der Stoff oder die Energieform "Negentropie" verlässt den Körper, was zu einer niedrigen Negentropiedichte führt und nachfolgend Entropie und somit auch die Alterung erhöht.
Also - wenn meine Theorie zutrifft - dann muss es Maßnahmen geben, welche die Negentropiedichte in Organismen erhöhen und somit nachweisbar auch zu einer längeren Lebensdauer führen. Nun wäre es notwendig entsprechende Nachweise für diese Thematik zu suchen. Hier ist es etwas dürftig, das gebe ich zu! Um die Theorie zu untermauern bzw. zu widerlegen, müssen zuerst Thesen aufgrund von Erfahrungen aufgestellt werden, die anschließend praktisch bewiesen oder widerlegt werden.
Vorschläge von euch? Wie kann man die Negentropie im Körper halten? Ich habe bisher einige wenige Ideen, würde aber gerne zuerst von euch ein Brainstorming sehen, da ich euch nicht beeinflussen möchte.
Edit: Nachträgliche Ergänzung
ZitatDer Begriff negative Entropie wurde von Erwin Schrödinger in seinem Buch Was ist Leben geprägt bzw. von Boltzmann übernommen.[2] . Er definiert Leben als etwas, das negative Entropie aufnimmt und speichert. Das bedeutet, dass Leben etwas sei, das Entropie exportiert und seine eigene Entropie niedrig hält: Negentropie-Import ist Entropie-Export.
Dies ist bisher in meinen Augen die treffendste und kürzeste Definition von Leben: Leben sammelt und speichert Negentropie. Also bedeutet mehr Negentropie = mehr Leben!