Zitat von version2 im Beitrag #50Na da verzichte ich lieber, die NW scheinen nicht ohne zu sein.
Grundsätzlich richtig, vermutlich hast du Recht. Ich würde davon ausgehen, dass das Risikoprofil bei einem off-label Gebrauch zur Senolyse anders aussieht als bei der Behandlung von Diabetikern.
ZitatDie wachsende Zahl physiologischer Funktionen seneszenter Zellen stellt die Entwicklung von Senolytika und anderen Senotherapeutika, die auf diese Zellen abzielen, vor neue Herausforderungen. Vielleicht ist die Entfernung bestimmter Arten von seneszenten Zellen in einigen Geweben vorteilhaft, während die Entfernung anderer Arten von seneszenten Zellen oder zu vieler von ihnen schädlich ist. Wirksame Therapien müssen daher präzise dosiert und verabreicht werden, um pathologische seneszente Zellen zu beseitigen und gleichzeitig gesunde seneszente Zellen zu schonen.
Auf diesem Erkenntnisstand waren wir hier ja bereits vorher schon gekommen. Wir brauchen "seneszente" Zellen für Reparaturprozesse in den Geweben, aber anschließend müssten sie physiologisch wieder abgeräumt werden. Chronisch schwelende "Dauerbaustellen" erkennt man zum Beispiel an einer Erhöhung des hsCRP als Marker für das Inflam-Aging. Wenn die Entzündungsmediatoren nicht mehr nur temporär und lokal vorhanden sind sondern dauerhaft in den Systemkreislauf übertreten, läuft was schief...
Wurde zwar nur in einer speziellen Zellkultur mit einem einzigen Senolytikum gezeigt, aber meine Vermutung ist, dass das Ergebnis universell gültig sein könnte:
Hypothese: Die Senolyse ist abhängig vom Zellzyklus, es werden vorwiegend Zellen in der G2 Phase mit hoher IL-6 Ausschüttung erfasst.
Ausgehend von dieser Hypothese könnte man weiter spekulieren, dass:
-Die Effizienz der Senolyse verbessert werden kann, wenn man als Vorbereitung die seneszenten Zellen mit geeigneten Substanzen in den G2-Zyklus überführt -Il-6 im Serum ein Surrogatparameter für die senolytische Effektivität herangezogen werden könnte. -Evtl. mehrere Zyklen notwenig sind, um die seneszenten Zellen signifikant zu reduzieren.
Wie seht ihr das? Sollte vor der Einnahme von Senolytika Inflammation reduziert werden? Bauchgefühl und persönliche Erfahrung lassen mich zu einem Ja tendieren - sogar recht stark. Jedoch wäre zumindest theoretisch auch das Gegenteil denkbar, um Zellen die entzündet sind zu reduzieren, oder?
@version2 Mit dieser Frage hatte ich mich auch schon mal beschäftigt, habe meinen Foren-Beitrag mit den Referenzen dazu gerade auf die Schnelle nicht gefunden, meine mich aber zu erinnern, dass die Effizienz der Senolyse in einer proinflammatorischen Umgebung erhöht ist. Grob formuliert: Je mehr Entzündung, desto mehr Seneszente Zellen liegen vor, desto mehr Effekt hat die Senolyse. Nach abgeschlossener Senolyse sollte die lokale und systemische "Background-Inflammation" dann reduziert sein.
Noch ein interessantes Fundstück zu Thymosin Alpha 1 (TA1):
ZitatTA1 works directly as a senolytic agent that supports apoptosis; TA1 also upregulates glutathione, promotes and improves cellular redox, and initiates IL10 transcription, improving senomodulation. TA1 can take away the camouflage trick that senescent cells use to hide themselves.
Quelle: William A. Seeds MD - The Peptide Protocols Volume 1
Besonders elegant daran ist natürlich, dass TA1 ein körpereigenes Peptid ist. Hier hätte man eine natürlichere Variante als bei pflanzlichen oder gar synthetischen Senolytika, falls es sich als effektiv erweist.
Das Thema beschäftigt mich tatsächlich häufiger: Wir erwarten im Grunde einen feelgood-Ansatz der absolut keine Risiken birgt, aber größtmögliche Wirkung zeigen soll. Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass. Metaphysisch ergäbe es jedoch mehr Sinn, dass man sich dem Tod nähern muss, um ihn abzuwehren (siehe auch: Heldenreise). Die alten Kräutermeister und Hexen haben bekanntlich oft mit gefährlichen Pflanzen hantiert. Nicht wenige Pflanzenteile der TCM sind nach modernem Verständnis giftig bzw. haben eine (schwankende) Range, die bei Überschreitung gefährlich werden kann. Aus der Studie:
ZitatIn both models, oleandrin was the only compound showing a significant reduction in cellular content in senescent cultures at a concentration of 10 nM, while keeping the cellular density unchanged in non-senescent control cell cultures. This indicates that oleandrin has a more substantial senolytic effect than ouabain in replicative senescence and therapy-induced senescence in epithelial cancer cells (Fig. 4c and Supplementary Fig. 9b, d, e). Importantly, treatment of oncogene-induced and replicative senescent cells with 10 nM oleandrin induced an evident increase in caspase-3/7 activity when compared to control cells, as well as cells treated with oleandrin and periplocin, confirming that oleandrin induces apoptosis in senescent cells at lower concentrations than ouabain (...) Moreover, we saw that oleandrin does not affect the proliferative capacity and viability of normal cells at that nanomolar concentration, indicating promising senolytic potential.
Dass es kardiotoxisch ist, wie dort ebenfalls angegeben, würde natürlich extreme Vorsicht voraussetzen. Allerdings wurde es (bzw. die Pflanze) anscheinend schon in der traditionellen Medizin als Herztonikum genutzt, was ja auch hier nahelegt, dass es eine nutzbare therapeutische Breite geben könnte:
ZitatOleander has been used in traditional medicine for its presumed therapeutic purposes, such as for treating cardiac insufficiency.
Besonders beeindruckend fand ich Figure 5 aus der Supplementary information. Dort wirkt Oleandrin schon bei 10nM (Nanomol) ähnlich wie Navitoclax bei 1μM (Micromol), also bei einem Hunderdstel der Dosis.
Sollte man nun schnellstmöglich zum Oleandrin greifen? Wahrscheinlich nicht, aber eine intensivere Beschäftigung damit könnte interessante Erkenntnisse hervorbringen. In diesem Sinne: Bleibt gesund (und lebendig).