@Speedy @Prometheus @all: Kann jemand zu diesen Paper mal eine Einschätzung geben? Ich fürchte, ich kann dem nicht ganz folgen.
ZitatConfiguration transitions do not only provide a natural clock in aging humans, but also the thermodynamic arrow of time
Die Autoren gehen davon aus, dass es einerseits eine programmierte Alterung gibt, andererseits aber auch eine kontinuierliche Entropie-Zunahme. Während die Autoren denken, dass es machbar ist, die innere Altersuhr zurückzustellen, sehen sie trotzdem ein Limit der menschlichen Lebensspanne durch Entropie-Zunahme.
Kommentar Prometheus: Grundsätzlich würde ich sagen, dass diese beiden Faktoren tatsächlich die Hauptrolle bei der Alterung spielen! Ich tendiere allerdings dazu, nur die programmierte Alterung als eigentliche Alterung anzusehen. Die programmierte "innere" Altersuhr bestimmt unseren Phänotyp, also ob wir biologisch jung oder alt sind/wahrgenommen werden. Die Entropiezunahme gibt es aber auch, die würde ich allerdings "abgekoppelt" betrachten. Das betrifft Dinge wie die Anzahl der Narben auf der Haut, abgenutzte Kauflächen der Zähne etc, also Schäden die der Körper auch in jungen Jahren nicht selbst wieder vollständig reparieren kann. Limitiert auch diese unvollständige Regeneration unsere Lebensspanne? Derzeit lautet die Antwort sicherlich ja. Allerdings kein Grund für Fatalismus:
Wir haben schon öfters diskutiert, dass in unserer Keimbahn über Jahrmillionen keine Entropiezunahme stattfindet! Biologisch gesehen ist das Leben also gar nicht der Entropie unterworfen, es findet ein gegenläufiger Prozess statt - Thermodynamisch gesehen kann eine Zelle die innere Ordnung unter Energieverbrauch aufrechterhalten, in einem offenen thermodynamischen System bleibt die Entropie in der Zelle gering, während die Entopie außerhalb und somit im Gesamtsystem natürlich weiter zunimmt. Dieser Prozess nennt sich Negentropie und wir haben schon ausführlich darüber gesprochen, dass die Stärkung der Negentropie von entscheidender Bedeutung ist, wenn es um eine echte ultralange Lebensverlängerung geht.
Wir brauchen also 1) Rückprogrammierung der inneren Altersuhr 2) Negentropie-Enhancement
Technologisch sollte es durchaus möglich sein, z.B. eine vollständige Regeneration von Narbengewebe, verlorenen Gliedmaßen etc zu realisieren. Müsste man sich nur im Tierreich umschauen, da gibt es bereits entsprechende "Blaupausen". Möglicherweise gibt es aber auch jenseits der Biotechnologie Möglichkeiten für eine Negentropie-Stärkung.
die Rückprogrammierung der inneren Altersuhr wird nicht ausreichen, denn wir haben es mit lebenden Objekten zu tun. Mit Beginn der Differenzierung übernehmen die Mitochondrien das Kommando in den Zellen (Dr. Kremer) und verändern die Epigenetik (je nach Schäden bzw. äußeren Bedingungen). Die Zelle ist immer bestrebt, den Zustand der Homöostase zu erreichen und die Rückprogrammierung bleibt evtl. nicht stabil. Bei den langlebigen Zellen könnte man z.B. die Qualitätskontrolle der Mitochondrien verbessern (Mitophagie) und die "Stammzellnischen" bei vielen anderen Gewebearten reaktivieren (z.B. durch Nährstoffmangel: Erhöhung von NAMPT etc.).
Zitat von Roger im Beitrag #357die Rückprogrammierung bleibt evtl. nicht stabil.
Durchaus ein berechtigter Einwand!
Auf Einzelzell-Ebene denke ich, dass sich das Epigenom auf dem neuen jüngeren Niveau stabilisieren kann - ähnlich wie bei induzierten pluripotenten Stammzellen (iPS). Denkbar wäre allerdings, dass frisch reprogrammierte Zellen in einer "alten Umgebung" wieder Signale empfangen, die die Reprogrammierung zunichte machen könnten.
Wenn ich mich recht erinnere, hatte ich hier mal eine Studie gepostet, die zeigte, dass bei Stammzelltransplantationen das epigenetische Alter der gespendeten Zellen auch nach der Transplantation weiterhin dem Alter des Spenders entspricht - trotz älterem Empfänger. Das lässt hoffen!
Danke für den Hinweis bezüglich der Mitochondrien. Ich gehe fest davon aus, dass Mitochondrien an der Reprogrammierung entscheidend mitbeteiligt sind und diese höchtwahrscheinlich mit-initiieren müssen!
Zitat von Roger im Beitrag #357Mit Beginn der Differenzierung übernehmen die Mitochondrien das Kommando in den Zellen (Dr. Kremer) und verändern die Epigenetik (je nach Schäden bzw. äußeren Bedingungen).
Allerdings lassen sich auch die Mitochondrien verändern/transplantieren.
Zitat von Roger im Beitrag #357Bei den langlebigen Zellen könnte man z.B. die Qualitätskontrolle der Mitochondrien verbessern (Mitophagie) und die "Stammzellnischen" bei vielen anderen Gewebearten reaktivieren (z.B. durch Nährstoffmangel: Erhöhung von NAMPT etc.).
Das wäre kein Ausweg bei kurzlebigen Zellen.
Zitat von Prometheus im Beitrag #358Denkbar wäre allerdings, dass frisch reprogrammierte Zellen in einer "alten Umgebung" wieder Signale empfangen, die die Reprogrammierung zunichte machen könnten.
Das ist leider ein naheliegender Gedanke.
Zitat von PrometheusWenn ich mich recht erinnere, hatte ich hier mal eine Studie gepostet, die zeigte, dass bei Stammzelltransplantationen das epigenetische Alter der gespendeten Zellen auch nach der Transplantation weiterhin dem Alter des Spenders entspricht - trotz älterem Empfänger. Das lässt hoffen!
Damit stehe auf der "Wunschliste": 1. Ausbesserung von Genschäden 2. Epigenetische Verjüngung 3. Verbesserung der Mitochondrien
Kann eine Zelle, welche derart verbssert wurde, sich nicht locker gegen ein paar schon weniger funktionale in der Umgebung durchsetzen und ab da sagen wos langgeht?
Zitat Notably, intestine-specific loss of DAF-2 activates DAF-16 in and outside the intestine, causes almost no adverse effects on development and reproduction, and extends lifespan by 94%
Seneszente Zellen wirken entzündungsfördernd, sie aktivieren zum Beispiel dendritische Zellen und zytotoxische T-Zellen.
Wenn man die undifferenzierten Tumorstammzellen oder sich noch teilende Tumorzellen in seneszente Zellen überführt, sind sie für das Immunsystem besser angreifbar und aktivieren eine Anti-Tumor Immunabwehr.
Möglicherweise hilft auch eine "Impfung" mit seneszenten Tumorzellen, um das Immunsystem gegen die Tumorerkrankung zu aktivieren!
Zitat von Prometheus im Beitrag #367Möglicherweise hilft auch eine "Impfung" mit seneszenten Tumorzellen, um das Immunsystem gegen die Tumorerkrankung zu aktivieren!
Klingt vielversprechend. Und nebenbei würde man eventuell auch etwas über die Epigenetik des Alterns lernen.
Scheint mir fast so, dass die einmalige Reprogrammierung im frühen Lebensalter die Alterunsgeschwindigkeit reduziert, während die wiederholte Reprogrammierung im Erwachsenenalter die Alterungsgeschwindigkeit nicht beeinflusst, aber mit jeder Behandlung die Uhr etwas zurücksetzt?
Senescent Cells Also Help To Heal Damaged Tissues Not all senescent cells are harmful “zombies” that should be wiped out to prevent age-related disease, according to new research from UC San Francisco, which found that some of them are embedded in young, healthy tissues and promote normal repair from damage.
Scientists have now seen these cells in action in lung tissue, as well as other organs that serve as barriers in the body, such as the small intestine, colon and skin. When they used drugs called senolytics to kill these cells, injuries to lung tissues healed more slowly.
“Senescent cells can occupy niches with privileged positions as ‘sentinels’ that monitor tissue for injury and respond by stimulating nearby stem cells to grow and initiate repair,” said Tien Peng, MD, associate professor of pulmonary, critical care, allergy and sleep medicine, and senior author of the study.
Aging cells can both damage and heal
Peng said it was understandable that scientists at first viewed senescent cells as purely detrimental. As people age, senescent cells accumulate that have characteristics of old, worn-out cells, including the inability to make new cells. Instead of dying like normal aged cells, they to live on, spewing a cocktail of inflammatory compounds that form the senescence associated secretory phenotype (SASP). These factors are linked to Alzheimer’s disease, arthritis, and other age-related maladies including cancer. The catchy name “zombie cells” was coined for them.
Using senolytics that target and kill “zombie cells,” researchers made the exciting discovery that clearing senescent cells from animals thwarted or diminished age-related disease and extended the lifespan of the animals. Thereafter, a boom of activity ensued in research labs and pharmaceutical companies focused on discovering and refining more powerful versions of these drugs.
But killing off senescent cells has dangers, Peng said. For one thing, this current study showed that senescent cells also possess the ability to promote normal healing through activation of stem cell repair. “Our study suggests that senolytics could adversely affect normal repair, but they also have the potential to target diseases where senescent cells drive pathologic stem cell behavior,” said Peng... “The studies suggest that senolytics research should focus on recognizing and precisely targeting harmful senescent cells, perhaps at the earliest signs of disease, while leaving helpful ones intact,” she said. “These findings emphasize the need to develop better drugs and small molecules that will target specific subsets of senescent cells that are implicated in disease rather than in regeneration.”
Sowohl Immunsuppressiva als auch Senolytika scheinen nicht für robustes leben gut zu sein, eher einem überleben. Da darf halt nichts passieren schön in Watte packen. Gibt es schon jemanden der seine Kinder mit sowas behandelt? Der Staat ist ja für Experimente und ist somit ja abgesegnet.
Die Seneszenten Zellen haben ja durchaus eine wichtige Funktion, sollten aber nach Erfüllung ihrer Aufgabe vom Körper aber auch wieder aufgeräumt werden - Das passiert in jungen Jahren sehr gut, im Alter nicht mehr. Ich gehe nicht davon aus, dass eine intervallmäßig durchgeführte Senolyse auf kosten der körperlichen "Robustheit" geht.
Bei Immunmodulatoren gibt es in der Tat eine Art trade-off. Sie helfen sicherlich gegen altersassoziierte chronische Entzündungsreaktionen, aber z.B. auf Kosten der Infektabwehr.
Zitat von Illuminatus im Beitrag #371Gibt es schon jemanden der seine Kinder mit sowas behandelt?
Ich kenne niemanden, der Altersverzögerung bei Kindern als erstrebenswert betrachten würde.