Lange Zeit glaubte man, mit der Theorie der freien Radikale das Phänomen der Alterung erklären zu können. Ohne Frage - Freie Radikale verursachen definitiv Schäden in den Zellen und im Gewebe und diese Schäden nehmen mit dem Alter zu.
Freie Radikale entstehen unvermeidbar bei der Energiegewinnung in den Mitochondrien. Allerdings sind freie Radikale auch in zahlreiche Signalwege unverzichtbar eingebunden, sind also nicht nur der "Bad guy" sondern haben auch wichtige Funktionen im Körper. Im jungen Organismus sorgt ein ausgefeiltes Schutz- und Reparatursystem für eine Balance.
Wenn die ersten grauen Haare erscheinen, kannst du aber davon ausgehen, dass sich die Schutzsysteme bereits zunehmend im "shut down"-Modus befinden. Jetzt kannst du berechtigerweise fragen, ob Antioxidantien - also Radikalfänger - sich nun positiv auf den Organismus auswirken. Dabei musst du dir aber im Klaren sein, dass die bestehenden ausgefeilten Schutzsysteme empfindlich gestört werden könnten, wenn man mit starken Antioxidantien auf Radikalfang geht. So kann man sich beispielsweise durch Antioxidantien seine sportlichen Trainingseffekte zunichte machen. (http://ajpendo.physiology.org/content/302/4/E476.short)
Solange die körpereigenen Schutz- und Reparatursysteme intakt sind, können isolierte Antioxidantien tatsächlich Schaden anrichten. Nur als Beispiel: Der Körper muss gelegentlich Zellen durch Apoptose entsorgen. Hochdosierte Antioxidantien können die Apoptose blocken! (http://jn.nutrition.org/content/134/11/3179S.full)
Im Grunde wäre es die beste Strategie, nicht nur die "Bad guys", sondern vor allem auch die Hintermänner zu fassen. Also den epigenetisch verursachten Redox-Shift zu verhindern (http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2826600/). Bis hier gezielte Ansätze möglich sind, werden allerdings noch ein paar Jahre ins Land ziehen.
Trotzdem haben wir auch jetzt schon die Möglichkeit, mit unterschiedlichen Strategien die durch freie Radiale entstandenen Schäden zu begrenzen! Dabei bietet sich folgende Reihenfolge an:
Erste Verteidigungslinie: Körpereigene Schutzsysteme reaktivieren! Dr. Schmitt-Homm schreibt z.B. auf S.115 in der aktuellen Auflage seines Buches ein wenig darüber.
Zweite Verteidigungslinie: Körpereigene Reparatursysteme reaktivieren! Stichwort: Autophagie-Verstärker
Dritte Verteidigungslinie: Entzündungshemmung. Gerade die überschießenden, insuffizienten Entzündungskaskaden (inflammaging!), die im Alter unweigerlich auftreten, sind für einen großen Teil der oxidativen Überlastung verantwortlich.
Vierte Verteidigungslinie: Bereits defekte Schutzsysteme mit Antioxidantien stabilisieren ("unterstützen"). Diese Verteidigungslinie wird im Buch von Dr. Schmitt-Homm ausführlich dargestellt.
Ein weiterer Aspekt: Substanzen können durchaus auch nur zufällig geringe antioxidative Eigenschaften haben, die Haupt-Anti-Aging-Wirkung kann aber auf ganz anderen Mechanismen beruhen. Es wäre beispielsweise völliger Unsinn in jungen Jahren (=intaktes Schutzsystem) auf Gemüse zu verzichten weil da ein paar Antioxidantien drin sind.
Bei hochdosierten, isolierten antioxidativen Nahrungsergänzungen ist es wichtig, das individuelle Nutzen/Risiko kritisch zu hinterfragen. Generell haben die meisten Menschen aber vermutlich weniger Antioxidantien im Körper, als sie zur Altersprävention gebrauchen könnten.
Dr. Schmitt-Homm schrieb mal im alten Forum zur Thematik, dass niemand sich Sorgen machen müsse, dass die körpereigenen Abwehrsysteme durch NEM zu weit herunterreguliert würden:
"Re: Vitaminpräparate bei Sportlern eher kontraproduktiv ?
Beitragvon RS am 04.08.2009, 16:08
Wieder einmal sorgt(e) eine undifferenziert interpretierte Studie in einem noch undifferenzierteren Artikel der Ärzteblatts für mehr Verwirrung und Fehlinformation als für Aufklärung. Überschrift und Zusammenfassung in dem von Ihnen genannten Bericht lauten:
Zitat Studie: Freie Radikale verlängern das Leben Einnahme von Antioxidanzien kontraproduktiv? 04.10.07 - Die freien Sauerstoffmoleküle sind bisher vor allem als Zellgifte bekannt und werden für das Altern der Zellen verantwortlich gemacht. Zudem stehen sie in Verdacht, Krankheiten wie Arteriosklerose, Krebs oder Alzheimer auszulösen. Alles falsch? Zitat Ende
1. Eine einzige Studie widerlegt viele tausend (!) bisher durchgeführte? Alles war falsch? Solche Formulierungen, auch wenn sie aus einem Fachblatt stammen, können nur als Bildzeitungsniveau bezeichnet werden. Und das wird dann deutschen Ärzten als wissenschaftlicher Artikel vorgesetzt (sic).
Freie Radikale und oxidativer Stress verkürzen nicht, sondern verlängern generell das Leben? Würde man genauso platt antworten, müsste man so argumentieren: Die größten Verursacher von Radikalbildung und oxidativem Stress sind erwiesenermaßen Zigarettenrauch, hochprozentige Getränke, Strahlung, Umweltgifte, ranzige Fette u.a.m. Heißt das also rauchen für die Gesundheit? Auf nach Tschernobyl?
Offensichtlich führt uns eine solche einfache und pauschalisierte Denkweise nicht weiter und schon gar nicht zum Verständnis der Zusammenhänge.
2. Beweist die Studie, auf die sich der Artikel bezieht, tatsächlich ganz eindeutig, dass Antioxidantien den Gesundheitseffekt von Sport unterdrücken? Als Sportler also keinesfalls Antioxidantien zuführen, will man nicht Trainingseffekte unterdrücken oder gar sein Leben verkürzen?
Zunächst einmal kommt der Großteil der zugeführten Antioxidantien bei Sportlern wie Nichtsportlern nach wie vor aus der Nahrung. Die höchsten und auch wirksamsten Konzentrationen (vergleichbar mit den Konzentrationen vieler Nahrungsergänzungsmittel) sind in vielen Gemüsen, Obst- und vor allem Beerensorten oder etwa in Grüntee enthalten. Wer vor Antioxidantien warnt, sollte und müsste nach dieser Denkweise alle Sportler auch vor dem Konsum von extrem antioxidantienhaltigen Nahrungsmitteln wie Blaubeeren, Grüntee oder Nüssen warnen. Umgekehrt sollten Sportler um so gesünder sein, je weniger antioxidantienreiche Lebensmittel sie konsumieren. Natürlich ist das Gegenteil der Fall.
Der geneigte Leser fragt sich natürlich auch, von welcher Form von Sport in der besagten Studie genau die Rede ist. Wie viele Sportler wurden dort eigentlich auf welche Parameter hin untersucht? Biomarker für Gesundheit gibt es ja sehr unterschiedliche. Waren es junge Sportler, Leistungssportler oder gar ältere Menschen? Im Hinblick auf oxidativen Stress und Radikale gelten für diese Gruppen schließlich völlig andere Aspekte.
Nun machen sich die wenigsten die Mühe, die Originalstudien wirklich einmal näher zu betrachten. Für diejenigen, die in diesem Fall genauer hingesehen hätten, wäre (wie so oft) erstaunliches offenbart worden. Denn die neue und alle bisherigen Erkenntnisse scheinbar auf den Kopf stellende Untersuchung war nichts anderes als eine Studie zum Stoffwechsel von winzigen und wenig sportbegeisterten Fadenwürmern:
Von Menschen oder gar Sportlern also keine Rede. Und die Erkenntnisse über die Würmer sind auch alles andere als neu und revolutionär. So wurde zunächst nur bekanntes bestätigt. Beispielsweise dass ein gewisses Maß an oxidativem Stress zum Leben gehört und sogar positiv sein kann. Nur was für Würmer ein gewisses Maß ist, sagt noch nichts über das Optimum beim Menschen aus.
Andere Abläufe funktionieren beim Menschen generell anders. Reduzierte Kohlenhydratzufuhr reduziert etwa beim Menschen eine Reihe von schädlichen oxidativen Prozessen. Bei den Würmern führte Kohlenhydratentzug dagegen zu einem Anstieg bestimmter oxidativer Stressreaktionen, der sich aber dennoch - dann wie beim Menschen die Reduktion selbiger - positiv auf die Lebensspanne auswirkte.
Die Zufuhr bestimmter Antioxidantien reduzierte bei den einfachen Würmern die Lebensspanne. Vor einer Übertragbarkeit auf komplexere Organismen wie dem Menschen muss aber sehr gewarnt werden. Eine einfache Übertragung würde nämlich auch bedeuten, dass die vielen Studien bei einfach funktionierenden Kleinstlebewesen, bei denen allein die Gabe einzelner weniger Antioxidantien das Leben verlängerte und Alterungsprozesse erheblich verlangsamte, ebenfalls so einfach auf den Menschen übertragbar wären. Beispiel einer solchen Studie bei Fruchtfliegen:
Doch dem ist nicht so. Komplexe Organismen (Säugetiere oder der Mensch) funktionieren eben auch differenzierter.
Ein weiterer Punkt: Der Faktor Langlebigkeit allein ist noch kein Garant für ideale Gesundheit. Oft wird die Langlebigkeit in Interventionsstudien mit negativen Faktoren wie eingeschränkte Körperentwicklung oder Fruchtbarkeit erkauft. Beispiel:
Wirklich interessant und sinnvoll wäre auch in diesem Zusammenhang eine Diskussion beispielsweise zu optimalen Zusammenstellungen und Formen von Antioxidantien, wie beim Vitamin E von Bedeutung, siehe dazu folgendes Thema in diesem Forum: http://forum.dgk.de/nahrungsergaenzungen...osis-t6252.html
Wenn wir schon über Würmer reden: Hier hat sich auch gezeigt, dass manche Formen etwa von Vitamin E die durchschnittliche Lebensspanne verlängerte, während andere Formen des gleichen Vitamins diese Wirkung nicht hatten:
Wie man an solchen Beispielen hoffentlich unschwer erkennt, eignen sich Daten aus Grundlagenforschungen nicht für vorschnelle Verallgemeinerungen.
3. Was kann man also nun zum Verhältnis von Antioxidantien und Sport sagen? A. Zunächst einmal sind Stressreize - egal ob oxidativer Art oder mechanischer Art in der Tat ein wichtiger Teil des erwünschten Effekts von Sport. Doch es gibt noch eine Vielzahl weiterer zentraler Effekte, die gar nichts mit der Frage der Radikalbildung oder ähnlichem zu tun haben. B. Der menschliche Organismus ist spätestens am mittlerem Lebensalter mehr oxidativem Stress ausgesetzt als das für die Erhaltung der Gesundheit optimal wäre. Eine möglichst hochwertige Ernährung gerade auch mit möglichst vielen Antioxidantien reduziert weder Trainingseffekte noch stellt sie einen negativen Gesundheitsfaktor dar. Im Gegenteil. C. Bestimmte Formen körperlicher Belastung können die natürliche Pufferkapazität und Radikalabwehr überbeanspruchen, so dass eine ergänzende Zufur von Schutzstoffen physiologisch absolut sinnvoll ist. Beispiele können sein: ungewohnte Beanspruchung, Sport in Höhenlagen, Belastungen im Alter, excessive Ausdauerformen, Sport bei Fettleibigkeit und ähnliches mehr.
Fazit: Man sollte sich nicht von einschlägigen Werbeaussagen aber auch nicht von "unabhängigen" Meldungen dieses Niveaus allzu vorschnell beeinflussen und verunsichern lassen."
Die wichtigste Maßnahme ist aber nach wie vor die Wiederherstellung der körpereigenen Radikal-Abwehr. Witzigerweise wirken die über die Ernährung aufgenommenen Antioxidantien gar nicht direkt als Radikalfänger. Abgesehen von Vitamin E wird der größte Effekt eigentlich über eine NRF-2 Aktivierung vermittelt - also eine Aktivierung der körpereigenen Oxidations-Schutzsysteme:
Zitat von Speedy im Beitrag #4Ich frage mich immer, ob eine Ergänzung mit Acetylcystein nun sinnvoll ist oder nicht. Habe eine zeitlang täglich eine 600mg Brausetablette genommen.
Gut, dass du Acetylcystein erwähnst! Einerseits bietet Acetylcystein eine gute Möglichkeit, einen Glutathion-Mangel zu beheben. Da dieser im Alter unweigerlich auftritt, müsste theoretisch eine Lebensverlängerung durch Acetylcystein erzielbar sein.
Andererseits gibt es bei Acetylcystein auch noch einen weiteren Aspekt: Cystein ist als schwefelhaltige Aminosäure sehr eng in den Methioninstoffwechsel eingebunden. Im Methioninrestriktions-Thread hatte ich bereits erwähnt, dass die Beschränkung beider Aminosäuren für die verlangsamte Alterung im Tierexperiment optimal sind.
Interessanterweise zeigten Tierstudien, dass sowohl eine Verlängerung der Lebensspanne durch Acetylcystein möglich ist, als auch eine Verkürzung - abhängig von der Stoffwechsellage. Wenn ein Glutathiondefizit vorliegt verlängert sich die Lebensspanne von Mäusen durch eine Cysteingabe. Ohne Glutathionmangel verkürzt sich die Lebenszeit.
Und Acetylcystein-Supplementierung beim Menschen? Meine These lautet: Eine Dauergabe ist in jungen Jahren tendentiell eher kontraproduktiv, kann aber im höheren Alter oder kurzfristig (z.B. im Rahmen von Infekten) durchaus sinnvoll sein.
ZitatWenn die ersten grauen Haare erscheinen, kannst du aber davon ausgehen, dass sich die Schutzsysteme bereits zunehmend im "shut down"-Modus befinden.
Kann man davon auch ausgehen, wenn die ersten grauen bereits mit 20 Jahren da waren?
Zitat Jetzt kannst du berechtigerweise fragen, ob Antioxidantien - also Radikalfänger - sich nun positiv auf den Organismus auswirken. Dabei musst du dir aber im Klaren sein, dass die bestehenden ausgefeilten Schutzsysteme empfindlich gestört werden könnten, wenn man mit starken Antioxidantien auf Radikalfang geht.
Gab es eigentlich schon untersuchungen dazu? Also, wenn zum beispiel jemand 4mg Astaxanthin über das Sommerhalbjahr einnimmt, um sich vor UV-Induzierter Hautschäden zu schützen oder 1 - 2 Tassen grünen Tee trinkt, den man lange ziehen lies und die Polyphenole mit Vitamin-C oder Zitronensäure Bioverfügbarer machte. Könnte es da wirklich sein, dass bei solchen Mengen bereits die eigenen Schutzsysteme durcheinander geraten? (Sonstiges Obst und Gemüse erwähne ich jetzt mal gar nicht)
Ich vermute mal, da müsste man schon schwerere Geschütze auffahren, oder? Also auf relativ Junge Menschen bezogen, die aber schon graue Haare haben. Hat man überhaupt genug Verständnis und die richtigen Messmethoden, um das zu untersuchen?
GIbt es den untersuchungen, wie stark sich das Schutzsystem in einem gewissen Zeitraum "abschaltet"?
Also von 20 auf 25 Jahre und dann von 25 auf 30 Jahre, wie viel Prozent man da in etwa einbüst, bei einer durchschnittlichen Rate der biologischen Alterung?
ZitatKann man davon auch ausgehen, wenn die ersten grauen bereits mit 20 Jahren da waren?
Zumindest kann man davon ausgehen, dass in so einem Fall die oxidative Belastung so hoch ist, dass die Schutzsysteme in den Melanozyten das nicht mehr kompensieren konnten. Denkbar wären auch andere Faktoren wie z.B. unterschwellige Entzündungsreaktionen, Schilddrüsenprobleme, eine genetisch bedingte geringere Toleranz im Melanozytenstoffewchsel gegenüber Wasserstoffperoxid (geringe Katalase-Aktivität?), etc
Nach meinen bisherigen Erkenntnissen ist eine ganzheitliche antientzündliche Strategie am effektivsten gegen graue Haare wirksam(Entzündungsreaktionen produzieren massenhaft ROS).
P.S.: Astaxanthin hat zwar antioxidative Eigenschaften, die biologische Hauptwirkung kommt aber wohl hauptsächlich durch NFKB-Inhibition und antinflammatorische Eigenschaften zustande.
Zitat GIbt es den untersuchungen, wie stark sich das Schutzsystem in einem gewissen Zeitraum "abschaltet"?
Also von 20 auf 25 Jahre und dann von 25 auf 30 Jahre, wie viel Prozent man da in etwa einbüst, bei einer durchschnittlichen Rate der biologischen Alterung?
die zellulären Schutzsysteme sind zur Aufrechterhaltung der Zellfunktionen sehr wichtig, daher denke ich nicht, dass z.B. die Messung von intrazellulärem Glutathion etc. in jungen Jahren schon eine starke Korrelation zur Alterung hat. Als grobe Analogie: Kann ein 23-jähriger Sportler eine höhere sportliche Maximalleistung erbringen als ein 28-jähriger? Es gibt zu viele andere Einflussvariablen, daher würde es mich verwundern, wenn bei einem einzigen Messparameter in so jungen Jahren schon ein starker Trend festzustellen wäre.
Antioxidative Schutzsysteme sind vor allem im Alter stark beeinträchtigt:
ZitatP.S.: Astaxanthin hat zwar antioxidative Eigenschaften, die biologische Hauptwirkung kommt aber wohl hauptsächlich durch NFKB-Inhibition und antinflammatorische Eigenschaften zustande.
JA, die NF-KB Hemmung wird wohl der Grund sein, dass so viele Menschen nach dem sie Astaxanthin einnehmen weniger Gelenksschmerzen usw haben.
Aber bei der Verhinderung von Sonnenbrand wird es wohl kaum eine Rolle spielen oder? Oder bei der verbesserung der Sehkraft (die ich auch bemerke, wenn ich Astaxanthin nehme).
Aber bei der Verhinderung von Sonnenbrand wird es wohl kaum eine Rolle spielen oder?
Seit ich Astaxanthin nehme, benutze ich keinerlei Sonnenschutz, obwohl ich am Badesee den ganzen Tag in der Sonne bin. Abends nehme ich dann noch eine Kapsel(4mg) und bin am nächsten Tag nicht ein bischen rot, sondern braun.
"... Ultimately, the most effective antioxidants may not turn out to be the best geroprotective drugs, but effective geroprotective interventions might well turn out to also have excellent, if probably indirect, antioxidant efficacy."
Erste Verteidigungslinie: Körpereigene Schutzsysteme reaktivieren! Dr. Schmitt-Homm schreibt z.B. auf S.115 in der aktuellen Auflage seines Buches ein wenig darüber.
Zweite Verteidigungslinie: Körpereigene Reparatursysteme reaktivieren! Stichwort: Autophagie-Verstärker
Dritte Verteidigungslinie: Entzündungshemmung. Gerade die überschießenden, insuffizienten Entzündungskaskaden (inflammaging!), die im Alter unweigerlich auftreten, sind für einen großen Teil der oxidativen Überlastung verantwortlich.
Vierte Verteidigungslinie: Bereits defekte Schutzsysteme mit Antioxidantien stabilisieren ("unterstützen").
Mich persönlich wundert es nicht, dass hoch dosierte Antioxidantien Zellschäden bewirken können.
Allerdings wirft das auch ein neues Licht auf die Bewertung von hochdosierten Antioxidantien zur Krebstherapie, nicht wahr? Die Proliferationshemmung und Seneszenz-Induktion müsste doch für Krebsstammzellen genauso gelten!
Antioxidationsmittel schützen nicht – wie bislang angenommen – vor Krebserkrankungen. Sie können sogar einen Tumor vergrößern, wenn der sich bereits in einem späten Stadium befindet und Metastasen gebildet hat. Diese neue Hypothese vertritt der Medizin-Nobelpreisträger und Entdecker der DNA-Struktur James „Jim“ Watson im Fachjournal „Open Biology“.
Nebenprodukt des Stoffwechsels
Bei den chemisch reaktionsfreudigen Teilchen handelt es sich um Moleküle, die unter anderem Sauerstoff enthalten. Sie entstehen in allen Zellen als Nebenprodukt des Stoffwechsels. Sauerstoffradikale sind für den gesunden Organismus schädlich, weil sie Proteine, Nukleinsäuren und Fettsäuren angreifen. Das beschleunigt Alterungsprozesse. Die meiste Zeit werden die Radikale deshalb von antioxidativen Substanzen des Körpers neutralisiert.
Sauerstoffradikale können allerdings auch nützlich sein. Sie werden gezielt vom Immunsystem erzeugt, weil sie ebenso schädigend auf Viren und Bakterien wirken. Vor allem aber sind sie am kontrollierten Zelltod beteiligt, wie Watson berichtet.
Nein, ich lebe ja auch noch und bis jetzt bin auch noch krebsfrei, das kann sich aber doch jederzeit ändern. Wie viele Menschen bekommen heutzutage Krebs, man schiebt es immer auf alles mögliche und es gibt ja sicherlich noch viele andere Faktoren. Allerdings muss man doch dafür sorgen, dass der Körper diesbezüglich gestärkt wird und Krebszellen eventuell selber bekämpfen kann und nicht die nützlichen Sauerstoffradikalen auch noch ausschalten, auf die man in so einer Situation angewiesen ist.
Interessant ist ja auch, dass Antioxidanten Krebszellen stärken und praktisch unheilbar machen können.
Also dieser Welt-Artikel ist ein ebenso gutes wie trauriges Beispiel dafür, wie sich in der Berichterstattung zwar hin und wieder die Vorzeichen verkehren (früher: Antioxidantien hui, jetzt: Antixidantien pfui) in Sachen Niveau bzw. was das billige Clickbait-Schema und den nicht existierenden Informationsgehalt dieser von fachlich inkompetenten Schreiberlingen schnell zusammengeschusterten Artikel betrifft, aber alles beim alten bleibt.
Erstens bleibt ein alter Hut ein alter Hut, auch wenn James Watson sich ihn aufzieht (der übrigens auch gerne lautstark die Meinung vertritt, Schwarze seinen weniger intelligent als Weiße, womit er sich erst kürzlich wieder einigen Ärger eingehandelt hat). Chemotherapie funktioniert mittels oxidativem Stress? Tatsächlich!? Wer hätte das gedacht! Genial, Dr. Watson!
Zweitens dann wieder einmal die unsinnige Pauschalbeurteilung von "Antioxidantien" - hunderte völlig verschiedene Verbindungen, die physiologisch aus die unterschiedlichsten Weisen wirken und nur anhand der zufälligen Eigenschaft bewertet werden, dass sie in irgendeiner Konzentration und Kontext, direkt oder indirekt, antoxidativ Wirken können.
Wohin das führt könnte nicht besser illustriert werden als durch das Titelbild des Artikels und die dazugehörige Unterschrift. Da werden jetzt bestimmt einige krebskranke Menschen, die das gelesen haben, aufhören Brokkoli und anderes Obst und Gemüse zu essen das "viele Antioxidantien enthält" - und sich damit einen Bärendienst erweisen. Ausgerechnet Brokkoli, dessen "Antoixidanz" Sulphoraphan auf Krebsstellen einen stark prooxidativen, zytotoxischen Effekt hat!
Genau deswegen regen solche verantwortungslos hingeschriebenen Artikel mich auf! Es hier schließlich nicht darum, wer es im Dschungel-Camp gerade mit weg treibt, oder irgendeinen anderen Boulevard-Müll, sondern darum, das Lesern - darunter auch schwer kranken Menschen - hier unter der Anmutung von Autorität (Des-)Informationen vermittelt werden, die sich unmittelbar auf ihre Gesundheit auswirken können.
#19 Sehr gut ausgedrückt! Genau so ist es. Ich hatte kürzlich ein Wort dafür übrig. Es hat mit oxidiertem Eisen zu tun. Aber wie auch immer, es wird so weitergehen. Der "Gesundheits"teil will gefüllt sein. Und sehr viele Zeitungsleser wollen es halt einfach und kurz. Selbst wenn es falsch ist.
@Tizian , ja, das sehe ich genau so! Wieso gleich der Broccoli als Foto über dem Artikel? Mir hat das auch übelst aufgestoßen. Da weiß ich schon wieder, wer hinter diesem Artikel steckt...jaja..ich weiß..ich Verschwörungstheoretikerin.-D.
Solche Artikel wie aus der Welt finde ich einfach nur unverantwortlich, schlecht recherchiert und zu stark vereinfachend. Im Grunde müsste man sich doch fragen: Wer nimmt mit welchem Ziel in welcher Form welche Antioxidantien in welcher Menge und Frequenz und in welcher Kombination? Und dann brauche ich idealerweise Studien an Zellkulturen oder mit Modelltieren, epidemiologische Studien und klinische Studien und die biochemischen bzw. Stoffwechselzusammenhänge. Und dann kann ich (weitere) Hypothesen formulieren und weitere Studien und Experimente machen, welche die formulierte Hypothese stützen oder falsifizieren. Und all das müsste dann im Grunde für alle bzw. zumindest viele "Antioxidantien" gemacht werden. Eine einzelne Studie gibt bestenfalls Hinweise.
Mal am Beispiel von Vitamin C teilweise durchdekliniert. Vitamin C hat zwei Gesichter: ein antioxidatives und bei sehr hohen Konzentrationen ein pro-oxidatives Gesicht. Dass Vitamin C prooxidativ wirkt, bekommt man allerdings durch orale Aufnahme kaum hin. Laut Deutscher ApothekerZeitung können Plasmaspiegel, die prooxidativ wirken, "nicht einmal durch orale Einnahme von 18 g Vitamin C/Tag erreicht werden". https://www.deutsche-apotheker-zeitung.d...-ascorbinsaeure - Genau aus diesem Grund wird bei der Krebstherapie Vitamin C ja auch intravenös verabreicht, teilweise mehrere 100g. Da bleibe ich, selbst wenn ich mir jeden Tag bis zum Durchfall Vitamin reinpfeife, deutlich drunter. Dazu kommt noch, wenn man von schädlichen Wirkungen von sog. "Mega-Dosen" spricht, dass der Plasmaspiegel von Vitamin C nicht proportional zur oralen Zufuhr ansteigt. Nehme ich zum Beispiel 1000mg zu mir, wird ein Wert von etwa 75 mikromol/l erreicht, bei Aufnahme von 2000mg werden nicht 150 mikromol/l erreicht, sondern nur etwa 85 mikromol/l. Bei 4000mg sind es dann etwa 100 mikromol/l. https://www.dgom.de/22-inhalte/naehrstoffe/170-vitamin-c Ich persönlich nehme durch meine Ernährung (so eine Mischung aus Low-Carb, Paläo und Clean-Eating mit einem hohen Obst- und vor allem Gemüseanteil von 1000-1500g) zwischen 500 und 1500mg Vitamin C zu mir. Wenn ich jetzt zusätzlich noch eine sog. Megadosis Vitamin C von 500 oder 1000mg zu mir nehme, steigt mein Plasmaspiegel nicht erheblich an. Trockennasenaffen, zu denen auch wir Menschen gehören, haben vor etlichen Millionen Jahren die Fähigkeit verloren, Vitamin C selber zu synthetisieren. Fast alle anderen Säugetiere (außer Trockennasenaffen, Meerschweinchen und bestimmte Fledermäuse) können Vitamin C selber herstellen. Ich gehe davon aus, dass die Urmenschen und ihre Vorläufer weitaus höhere Mengen an Vitamin C aufgenommen haben, weil a) Wildformen mit viel höherem Vitaminanteil gegessen wurden, b) es oft keine lange Lagerzeit mit Vitaminverlust gab und c) der Kalorienbedarf weitaus höher war (4000-6000kcal/d). Meine persönliche Konsequenz lautet dann, dass ich weiterhin vitamin-c-reiche Lebensmittel zu mir nehme und auch Vitamin C moderat ergänze. Zu den Konsequenzen gehört auch, dass ich mich durch solche Artikel von Laienmedien nicht ins Bockshorn jagen lasse und mich bemühe die Zufuhr von anderen NEM ebenfalls differenziert abzuwägen.
Zitat von Speedy im Beitrag AA-FutureZitat von Roger im Beitrag #4Hallo,für mich ist Sauerstoff ein wesentlicher Bestandteil einer erfolgreichen Therapie: z.B. Bewegungstraining (Dr. Strunz: Bewegung - Ernährung -Denken), IOT, Wasserstoffperoxid Infusionen, evtl. Ozontherapie. Sauerstoff ist u.a. ein "Signalmolekül" für den Stoffwechsel.Viele GrüßeRogerIn letzter Zeit gewinnt in vereinzelten Papers doch wieder die Free Radical Theorie als einer der Gründe des Alterns an Bedeutung. Dann wäre es eher kontraproduktiv.
Die freien Radikale waren im Grunde nie bedeutungslos! Im Gegenteil: Sie spielen ja eine entscheidende Rolle bei der Alterung weil sie Zellen und Gewebe schädigen. Außerdem stören sie die Intrazelluläre Kommunikation und schädigen auch massiv die Epigenetik:
Ich sehe es so, dass es enorm wichtig ist vor allem die Mitochondrien DNA vor freien Radikalen zu schützen. Anetholtrithion, Astaxanthin, MitoQ, SKQ1 etc.
Einige (eigentlich die meisten) Antioxidantien verkürzen die Lebensspanne von Rotifera. Es gibt allerdings einige aussichtsreiche Kombinationen, die sich in der Studie als vorteilhaft erwiesen haben, z.B.:
NAC + Carnosin ß-Caroten + Vitamin E
Die Autoren gehen davon aus, das die Lebensverlängerung nicht durch direkte antioxidative Effekte zu Stande kam, sondern entweder über die Steigerung der zellulären antioxidativen Kapazität oder durch die Aktivierung anderer Signalwege durch die Substanzen, wie z.B. SIRT-1.
Die Kombination von NAC + Carnosin war die einzige, die nicht nur die Lebensspanne verlängerte, sondern auch die Schwimmgeschwindigkeit steigerte!