Zitat von Prometheus im Beitrag RE: News aus der ForschungHier eine technisch vergleichsweise simple Bestimmung des biologischen Alters: Schon die Messung von gerade einmal 3 CpG-Methylierungsstellen reicht aus, um das biologische Alter bestimmen zu können:
ZitatIt is also not yet clear how AR-DNAm changes, which seem to occur in a coordinated and reversible manner, are governed and if they are functionally relevant. AR-DNAm changes may impact on chromatin structure or non-coding RNAs even without having an immediate impact on gene expression. Our epigenetic aging signature provides a simple approach that can be used to track the aging process, which may be useful when further trying to detail the underlying molecular mechanisms.
Wenn man sich die Datenlage in Zusammenschau mit anderen Publikationen betrachtet, sind die CpG-Methylierungen kein statistischer Zufallsprozes, sondern erfolgen ziemlich zielgerichtet! Und sind potentiell reversibel...
EDIT: Ich vergaß zu erwähnen, dass die in dem Paper vortgestellte Altersmessung durchaus praktische Relevanz bekommt, wenn irgend jemand auf die Idee kommt, diesen Test kommerziell zu einem akzeptablen Preis-Leistungsverhältnis anzubieten. Damit könnte man dann z.B. die Wirkung vieler hier im Forum diskutierten Strategien direkt überprüfen...
Update 14.01.15:
Mittlerweile gibt es eine Firma mit Sitz in Aachen, die einen entsprechenden Service anbietet - allerdings vorerst nur für wissenschaftliche Belange, noch nicht für Privatpersonen:
Auf die folgende Arbeit habe ich zwar leider keinen Volltextzugriff, aber Josh Mitteldorf scheint die epigenetische Uhr ebenfalls als maßgeblich zu betrachten:
Die DNA-Methylierungen, die ein hohes biologisches Alter anzeigen, sind ein eigenständiger Risikofaktor, unabhängig von Rauchen und anderen ungesunden Lebensweisen:
DNA clock helps to get measure of people's lifespans
ZitatScientists have identified a biological clock that provides vital clues about how long a person is likely to live.
Researchers studied chemical changes to DNA that take place over a lifetime, and can help them predict an individual's age. By comparing individuals' actual ages with their predicted biological clock age, scientists saw a pattern emerging.
People whose biological age was greater than their true age were more likely to die sooner than those whose biological and actual ages were the same.
[...] Researchers found that the link between having a faster-running biological clock and early death held true even after accounting for other factors such as smoking, diabetes and cardiovascular disease.
The modification does not alter the DNA sequence, but plays an important role in biological processes and can influence how genes are turned off and on. Methylation changes can affect many genes and occur throughout a person's life.
Dr Riccardo Marioni, of the University of Edinburgh's Centre for Cognitive Ageing and Cognitive Epidemiology, said: "The same results in four studies indicated a link between the biological clock and deaths from all causes. At present, it is not clear what lifestyle or genetic factors influence a person's biological age. We have several follow-up projects planned to investigate this in detail."
The study's principal investigator, Professor Ian Deary, also from the University of Edinburgh's Centre for Cognitive Ageing and Cognitive Epidemiology, said: "This new research increases our understanding of longevity and healthy ageing. It is exciting as it has identified a novel indicator of ageing, which improves the prediction of lifespan over and above the contribution of factors such as smoking, diabetes, and cardiovascular disease."
Dringend erforderlich ist jetzt die Beweisführung, dass eine aktive Veränderung des Methylierungsmusters auch einen jüngeren biologischen Status zu Folge hat. Logisch wäre das zumindest!
"Eingriffe in genetische Faktoren und Umweltfaktoren konnten eindeutig beweisen, dass sich die Lebensspanne verlängern lässt. Wir gehen davon aus, dass diese Eingriffe ebenso wie die Studien, die eine Verjüngung demonstrieren konnten, hauptsächlich über Modifikationen des Epigenoms wirken. Dazu passt, dass genetische Interventionen, die direkt auf das Epigenom abzielen, die Lebensspanne verlängern können. Aus dem Blickwinkel der Epigenetik betrachtet, ermöglichen sich frische neue Einsichten in den Altersprozess."
Wenn man DNA-Methylierungen von jungem Blut mit altem Blut vergleicht, stellt man fest, dass
- alte Zellen ähnlich veränderte Muster aufweisen wie Krebszellen - es einige wenige zentrale Schalter gibt, die am meisten zum Alters-Phänotyp beitragen (REST und regulierende Faktoren des Histon Methyltransferase MLL Komplexes). - die Änderungen im Methylierungsmuster nicht mit der veränderten Zell-Zusammensetzung des Blutes zusammenhängen, sondern unabhängig auftreten.
An Integrative Multi-scale Analysis of the Dynamic DNA Methylation Landscape in Aging
Zitat[...]this work substantially supports the view that epigenetic drift may contribute to the age-associated increased risk of diseases like cancer and Alzheimers, by disrupting master regulators of genomewide gene activity.
P.S.: Ob man vielleicht eigene weiße Blutkörperchen schon einmal wegfrieren könnte, um in späteren Jahren das eigene, jüngere Epigenom auslesen zu können? (Macht aber nur Sinn, wenn ein Methylierungs-"Copypasten" medizintechnisch möglich wird...)
ZitatDNA methylation changes that are associated with age can be considered part of two related phenomena, epigenetic drift and the epigenetic clock. We have defined epigenetic drift as the global tendency toward median DNA methylation caused by stochastic and environmental individual-specific changes over the lifetime. The epigenetic clock, on the other hand, refers to specific sites in the genome that have been shown to undergo age-related change across individuals and, in some cases, across tissues. We hope that this clarification of terminology will improve our understanding of age-related DNA methylation changes as well as clarify the labeling of these distinct phenomena across researchers in the field.
ZitatFinally, it is important to consider the causative versus correlative role of DNA methylation with respect to its relationship with age. As yet, it is unknown what function, if any, DNA methylation changes with age have. An appealing hypothesis is that epigenetic drift is a marker of age, suggesting that increases in variability with age are a by-product of the aging process itself. The consistency of the epigenetic clock, however, points to a common age-related epigenetic mechanism across individuals. It is thus possible that these common changes are important contributors to the aging process, rather than a consequence, or they could possibly be beneficial adaptive changes occurring as a response to aging. Future work addressing this hypothesis is necessary before we can fully understand the role of DNA methylation changes that occur with age.
Wir haben hier im Forum ja schon häufig über die enge Verknüpfung von Epigenetik und Alterung gesprochen. Mit zunehmender Alterung beobachtet man unter anderem zwei Phänomene: Einerseits einen Methylierungsverlust über weite Bereiche des Genoms, andererseits aber auch vermehrte Methylierungen in einigen Regionen.
Viele Forscher gingen bislang davon aus, dass dies zufällig entstehende Schäden in der Zelle seien. Man weiß aber längst, dass zumindest einige der neu auftretenden Methylierungen sehr präzise das biologische Alter der Zelle wiederspiegeln. Da liegt natürlich die Vermutung nahe, dass diese Veränderungen nicht nur eine Konsequenz der Alterung sind sondern möglicherweise die Verursacher.
Warum ich immer wieder darauf zurückkomme? Epigenetische Muster sind beeinflussbar - durch dich! Die Epigenetik von Zwillingen ist zunächst einmal zu 100% identisch. Im Laufe des Lebens sinkt die Übereinstimmung dann auf 39% ab - bei unterschiedlichen Lifestyles.
Die Grafiken im vorigen Beitrag machen deutlich, dass allein schon die Beeinflussung der epigenetischen Alterungsgeschwindigkeit zu einer deutlich unterschiedlichen Lebenspanne führen könnte. Was erst, wenn man die Epigenetik vollständig auf den "Jung"-Zustand resetten würde? Epigenetische Veränderungen sind reversibel!
P.S.: Die Verlinkung im vorigen Beitrag habe ich editiert -jetzt ist sie korrekt!
Epigenetische Reprogrammierung von Fibroblasten eines 97jährigen: gibt man ausreichend Glycin in die Nährlösung wird in den Mitochondrien wieder auf "jung" umgeschaltet und so die mitochondriale Dysfunktion wieder aufgehoben.
Epigenetik ist sozusagen die Programmiersprache, die der Zelle ihr Alter vorgibt. Epigenetik ist daher der Schlüssel, mit dem man die Alterung knacken kann.
Der Clou: Epigenetische Veränderungen lassen sich grundsätzlich wieder rückgängig machen, daher ist auch eine echte biologische Verjüngung keine Utopie (ich weiß, ich wiederhole mich...)
Zunehmend sprechen auch Altersforscher von der epigenetischen Uhr. In der unten verlinkten Arbeit wurde untersucht, ob die Nachfahren von Hundertjährigen ein epigenetisch jüngeres Alter aufweisen als die Durchschnittsbevölkerung. Das Ergebnis überrascht nicht:
"It is a fact that gene expression changes with age, and a reasonable hypothesis that gene expression controls some aging phenotypes. There is reason to hope that restoring the body to a youthful state of gene expression will rejuvenate the repair and growth faculties, stimulating the body to repair years of accumulated damage. We have seen that a few powerful transcription factors are capable of reprogramming the epigenetic state of chromatin, and this suggests a promising path for aging research."
Ein aktuelles Review zur Epigenetik. Eine gezielte epigenetische Reprogrammierung ist dank CRISPR jetzt kein Hexenwerk mehr:
"Finally, it is worth stressing that epigenetic and genetic factors are interactive in regulating biological processes including aging and age-related diseases. Modulation of risk factors (genetic and epigenetic) related to aging and age-related disease is one effective strategy in improving human health and promoting longevity. In particular, the emergence of the CRISPR/Cas9 system in recent years, a RNA-guided genome editing technology, has led to a revolution in genetic engineering, which presents tremendous application value in disease therapy [83–86]. Moreover, emerging studies have revealed that this technology can also achieve epigenetic editing. For example, Hilton et al. [87] generated a new CRISPR/Cas9 system that could regulate the expression of target genes via catalyzing acetylation of histone H3 lysine 27 at their promoter or enhancer regions. Taken together, the improvement of the CRISPR system and invention of other new technologies will have great practical value in the future."
Hi, ich denke das diese CRISPR Technologie ein gutes Werkzeug ist um die Epigenetik zu erforschten. Vielleicht wird auch dieses "Programm" entschlüsselt. Vielleicht entdeckt man auch das die Epigenetik viel komplexer ist, als man sich nach jetztigem Wissen vorstellen kann. Vielleicht kann dieses CRISPR mir auch endlich sagen ob nach einer Zellteilung die DNA wieder gleich um die Histone gewickelt wird (alte Frage ). Ich denke die Lage der DNA hätte Auswirkungen auf ihre Funktionsweise. Wenn man denn irgendwann weiß, was zu verändern wäre, um länger zu Leben, wie sollte man diese Information/Informationen in all die verschiedenen Zellen schleusen? Ich denke halt jedes Gewebe braucht andere Infos. Aber vielleicht gibt's doch eine Info die alle Zellen verjüngt.
ZitatWenn man denn irgendwann weiß, was zu verändern wäre, um länger zu Leben, wie sollte man diese Information/Informationen in all die verschiedenen Zellen schleusen?
Genau das ist mit CRISPR-Systemen grundsätzlich möglich.
Mit CRISPR werden definitiv in den nächsten Jahren die ersten klinischen Therapieversuche starten (RE:News aus der Forschung).
Trotzdem ist Vorsicht geboten, man kann mit Sicherheit auch viel "verschlimmbessern". Man ist jetzt noch weit davon entfernt, die Auswirkungen von gezielten genetischen oder epigenetischen Eingriffen zu verstehen.
Daher denke ich, dass eine persönliche Datenbank für eigene "junge" Gewebeproben in den nächsten Jahrzehnten eine sehr wertvolle Investition ist:
"The body is programmed to die, and its suicide plan is laid out in the form of transcribing an unhealthy combination of genes. This idea flies in the face of traditional evolutionary theory. (How could natural selection prefer a genome that destroys itself and cuts off its own reproduction?) Nevertheless, the evidence for this hypothesis is robust. The genes that are turned on don’t protect the body—quite the opposite. Genes for inflammation are dialed up. Genes for the body’s defense against free radicals are dialed down. Cell turnover is dialed down. DNA repair is dialed down. The mechanisms of programmed cell death (apoptosis) are strengthened in healthy cells, at the same time that they are perversely weakened in cells that are a threat to the body, like infected cells and cancer cells."
[...]
"But the ultimate experiment will be to re-program gene expression in an old mouse and see if there is a rejuvenating effect."
[...]
"Here’s my proposed program: 1.Repeat Horvath’s (human) analysis for mice. [Damit meint er die Bestimmung des epigenetischen Alters, siehe z.B. Hier] In other words, identify several hundred places where methylation is different in young and old mice. 2.Determine which genes are associated with these regions. (Map needed for this should already be available.) 3.Look at the set of genes and identify transcription factors. These are likely to be “upstream”, in that they control other genes. 4.Start with old mice. Use CRISPR to change the methylation status in a handful of promoter regions that control transcription factors, making them match the methylation status of young mice. 5.Measure metabolic functions to see if the old mice are more healthy or less after these procedures. Look particularly for changes in inflammation, propensity for cancer, and especially life span.
If this experiment goes as I expect, we will be ready for rejuvenation experiments in humans."
ZitatTrotzdem ist Vorsicht geboten, man kann mit Sicherheit auch viel "verschlimmbessern". Man ist jetzt noch weit davon entfernt, die Auswirkungen von gezielten genetischen oder epigenetischen Eingriffen zu verstehen.
Mit C2C2, könnte man zuerst mla austesten, wie sich eine Manipulation auswirken würde!
CRISPR: Ein Tor zu neuen Anwendungen Forscher setzen die molekulare Schere auf RNA an Boston/Wien – Es vergeht ja kaum eine Woche ohne neue Studien über Anwendungsmöglichkeiten der Genschere CRISPR, die für Krankheiten verantwortliche Genstrukturen austauschen kann und daher als Hoffnung für zukünftige medizinische Anwendungen gilt. Bisher wurde CRISPR für Veränderungen der DNA eingesetzt. Der große Unterschied: Wird die RNA solcherart modifiziert, sind die Änderungen nicht bleibend. Bei DNA-Anwendungen wird ins Genom eingegriffen, das Ergebnis ist also irreversibel. RNA-Anwendungen lassen laut einem aktuellen Paper, das im Fachjournal "Science" erschien, auch leichtere Anpassungen zu. Die Arbeit kommt von einem Team um Feng Zhang vom Broad Institute der Harvard University und des MIT, der, wie berichtet, mit den Entdeckerinnen von CRISPR, der französischen Molekularbiologin Emmanuelle Charpentier und der US-amerikanischen Strukturbiologin Jennifer Doudna, in einen Patentstreit verwickelt ist. Die Wissenschafter haben das Enzym C2c2 als erstes CRISPR-System identifiziert, das nur die RNA angreift und entsprechend programmiert werden kann. Zhang wird mit überschwänglichen Worten zitiert: "C2c2 öffnet uns ein Tor zu neuen, mächtigen CRISPR-Werkzeugen. Es gibt hier enorme Möglichkeiten für die Anwendung." Was der Wissenschafter meint, liegt auf der Hand: Die CRISPR-Anwendung auf RNA könnte zu Medikamenten führen, die lebenslang eingenommen werden müssten, aber bei eventuellen Nebenwirkungen ohne weitreichende, bleibende Folgen für den Patienten auch jederzeit abgesetzt werden könnten. Die Pharmaindustrie wird sich diese Chance mit Sicherheit nicht entgehen lassen, sagen Beobachter. Technologisch scheint das Paper für die Grundlagenforschung sehr interessant zu sein, "da wir immer wieder nach Methoden suchen, bestimmte RNAs selektiv zu reinigen, um deren Komplexe zu analysieren. Dies kann mit einem mutierten C2c2-Protein gemacht werden", sagt Michael Jantsch, Leiter des Zentrums für Anatomie und Zellbiologie der Med-Uni Wien. - derstandard.at/2000038114988/CRISPR-Ein-Tor-zu-neuen-Anwendungen.