Das Leben ist hart – aber genau deswegen menschlich. Ein simpler philosophischer Gedanke, der in der Krise helfen kann, meint der Philosoph Kieran Setiya.
Insofern sind es tatsächlich die Gedanken, die eine spätere Demenz begünstigen und auslösen können. In den zahlreichen Beiträgen hier wird ja viel darüber geschrieben, wie wichtig es ist eine positive Gedankenwelt anzustreben. Ich denke wichtig ist es, dass diese auf Tatsachen beruht und nicht auf Verdrängungen.
Zitat von version2 im Beitrag #572Man kann immer schön beobachten, dass die meisten Menschen bspw. die Musik mit der sie aufgewachsen sind bevorzugen
ZitatWhen it comes to the relationship between nostalgia and music, something researchers know for sure is that the music we listened to as teenagers will continue to be incredibly influential on us for the rest of our lives. And there are neurological explanations for this. Your brain develops during these years, and so it stands to reason that the music you listened to as a teenager becomes quite literally formative. In a 2008 study from the University of Leeds, memory researchers asserted that not all our memories are created equal: the ones we reserve from our formative teenage years, as well as those from our early twenties, are the ones we return to and cherish the most. They call this period the “reminiscence bump”, when human beings retain more memories than they will during any other life phases.
And that makes sense, right? The records you listen to while you’re figuring out your personality will tend to stick. And the pure circumstances of being a teenager mean you’ll be listening to more music than you ever will again—at parties, while doing your homework, while enduring your first ever heartbreak, while swapping playlists with your friends, and forming extremely embarrassing garage bands.
Tja, das ist blöd für alle Verjüngungs-Begeisterten. Andererseits ist das Erkennen eines Problems immer der erste Schritt zur Lösung. Man müsste überlegen, wie man das Hirn wieder jung und empfänglich macht. Außerdem braucht man wieder gute Erfahrungen aus denen gute Erinnerungen entstehen können. Die meisten nicht mehr jungen Leute haben in der Tendenz meiner Beobachtung nach schon entweder ein langweiliges Leben, Depressionen oder allgemeine Lustlosigkeit. Die, die das nicht haben, haben Familie oder gefestigte Kontakte. Also ist es schon schwer, überhaupt noch gute Leute zu finden, mit denen man was erleben kann. Vielleicht betrifft Freundschaften auch das gleiche Problem wie den Musikgeschmack: Wir mochten die früheren lieber, auch wenn sie nicht unbedingt besser waren. Ist Freundschaft mit Menschen die kein Interesse an Younging haben überhaupt realistisch, wenn man selbst geistig jung bleiben will? Sorgt ein "sozialer Zwang", wie damals in der Schule für bessere Kontakte, während man als freier Erwachsener Menschen aufgrund möglicher Probleme eher meidet und somit auf Kontakte verzichtet? Fragen über Fragen.
Zitat von version2 im Beitrag #628Tja, das ist blöd für alle Verjüngungs-Begeisterten. Andererseits ist das Erkennen eines Problems immer der erste Schritt zur Lösung. Man müsste überlegen, wie man das Hirn wieder jung und empfänglich macht.
Der Punkt ist: Unserem Gehirn fließt jede Sekunde eine gigantische Datenmenge zu. Exemplarisch vom Sehnerv:
ZitatDie Berechnungen ergaben, dass rund 100.000 Ganglienzellen in der Netzhaut eines Meerschweinchens etwa 875.000 Bits pro Sekunde übermitteln. Hochgerechnet auf die etwas größere Netzhaut eines Menschen sind dies etwa eine Million Bits pro Sekunde, oder 1 MBit/s - soviel wie durch eine voll ausgelastete Standard-DSL-Leitung fließen können.
Hinzu kommen noch all unsere anderen Sinne und die Propriorezeption! Eine derartige Informationsmenge kann schlicht und ergreifend nicht vollumfänglich abgespeichert werden. Ein gesundes Gehirn muss also die relevanten Informationen filtern können und die als irrelevant bewerteten Inhalte aktiv wieder löschen. Das sogenannte "Eidetische Gedächtnis" oft auch als fotographisches Gedächtnis bezeichnet, ist vermutlich eher eine Fehlfunktion, bei der das Löschen nicht gut funktioniert. Häufig bei Autisten anzutreffen, oder bei Kindern (noch nicht vollausgereiftes Gehirn):
Zitat Versuchen wir, uns visuelle Informationen einzuprägen, gibt es oft einen Haken: Schon nach wenigen Minuten verblasst das soeben gesehene Bild wieder. Demnach werden nur die wichtigsten Elemente gespeichert, die für das Grundverständnis relevant sind, und der Rest wird wieder gelöscht. Interessanterweise sind bei Kindern öfter Tendenzen eines eidetischen Gedächtnisses zu beobachten, beispielsweise bei Spielen wie Memory. Eine mögliche Erklärung dafür könnte sein, dass unser Gehirn erst mit der Zeit lernt, welche Informationen benötigt werden und dementsprechend stärker filtert.
Auf der anderen Seite aber - und jetzt wird es interessant - steht das "Episodische Gedächtnis", ein Teil des Langzeitgedächtnisses, das letztendlich unsere gesamte Biographie und unsere bewusste Vergangenheit, ja unsere Identität abspeichert. Welche der vielen Inhalte hier abgespeichert werden, bestimmen, wie wir uns selbst definieren und wahrnehmen. Wie zum Beispiel die Musik, die wir in der Jugend gerne gehört haben. Also unsere gesamte bewusste (und "semibewusste") Lebensgeschichte. Aber wie groß ist die Datenmenge, die hier abgespeichert werden kann? Diese Frage hat mich übrigens tatsächlich schon in meiner Jugend beschäftigt. "Verdrängen" oder "komprimieren" neuere Inhalte die älteren Inhalte mit der Zeit? Werden alte Inhalte mit ähnlichen, kürzlich erlebten Situationen überschrieben oder fusioniert?
ZitatAlso ist es schon schwer, überhaupt noch gute Leute zu finden, mit denen man was erleben kann.
Andere Thematik, aber ebenfalls extrem wichtig. Aus meiner Sicht wäre es ideal, sich für neue Kontakte generationsübergreifend auf die Suche zu begeben. In jeder neuen Lebensphase eröffnet sich ein Fenster für neue Kontakte. Wenn man neue Kontakte sucht, muss man da ansetzen, wo für die zukünftigen Kontakte gerade eine neue Lebensphase beginnt.
ZitatIst Freundschaft mit Menschen die kein Interesse an Younging haben überhaupt realistisch, wenn man selbst geistig jung bleiben will?
Ja, solange sie es unterstützen oder zumindest tolerieren. Nein, wenn sie es torpedieren.
Zitat von Prometheus im Beitrag #629Diese Frage hat mich übrigens tatsächlich schon in meiner Jugend beschäftigt. "Verdrängen" oder "komprimieren" neuere Inhalte die älteren Inhalte mit der Zeit? Werden alte Inhalte mit ähnlichen, kürzlich erlebten Situationen überschrieben oder fusioniert?
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4143898/ [b]Präklinische Nagetiermodelle fanden heraus, dass die EKT die Langzeitpotenzierung (LTP), einen Mechanismus für Lernen und Gedächtnis, durch ihre Erhöhung der kortikalen Erregbarkeit störte [123–125]. Zum Beispiel Hesse und Teyler [124] zeigte, dass niederfrequente elektrokonvulsive Schockreize vorübergehend teilweise oder vollständig LTP in den Hippocampusregionen CA1 und CA3 störten. Wichtig ist, dass sie auch zeigten, dass LTP mit zusätzlichen niederfrequenten elektrokonvulsiven Stoßreizen wiederhergestellt wurde.
Naja, werde das Shopping schon überleben, kein Grund gleich mit Kanonen auf Spatzen zu schießen. Bier löscht den Durst und die Langzeiterinnerung.
Zitat von Prometheus im Beitrag #629Auf der anderen Seite aber - und jetzt wird es interessant - steht das "Episodische Gedächtnis", ein Teil des Langzeitgedächtnisses, das letztendlich unsere gesamte Biographie und unsere bewusste Vergangenheit, ja unsere Identität abspeichert. Welche der vielen Inhalte hier abgespeichert werden, bestimmen, wie wir uns selbst definieren und wahrnehmen. Wie zum Beispiel die Musik, die wir in der Jugend gerne gehört haben. Also unsere gesamte bewusste (und "semibewusste") Lebensgeschichte. Aber wie groß ist die Datenmenge, die hier abgespeichert werden kann? Diese Frage hat mich übrigens tatsächlich schon in meiner Jugend beschäftigt. "Verdrängen" oder "komprimieren" neuere Inhalte die älteren Inhalte mit der Zeit? Werden alte Inhalte mit ähnlichen, kürzlich erlebten Situationen überschrieben oder fusioniert?
Ist es denn nicht so, dass neue Inhalte die alten überschreiben? Die wie ich finde weitaus interessantere Frage ist, warum die Inhalte aus der Jugend besonders stark/kontrastreich eingeprägt wurden und wieso das später nicht mehr passiert. Das Problem ist ja nicht, dass man sich nicht mehr an die neue Bekanntschaft oder den hippen, modernen Song aus dem Radio erinnern kann, sondern dass sie oftmals wie blasse Kopien von dem was man früher erlebt hat wirken.
Zitat von Prometheus im Beitrag #629In jeder neuen Lebensphase eröffnet sich ein Fenster für neue Kontakte. Wenn man neue Kontakte sucht, muss man da ansetzen, wo für die zukünftigen Kontakte gerade eine neue Lebensphase beginnt.
Ob es darauf ankommt? Fun fact: Die letzten Freunde lernte ich immer in gemeinsamen Unterkünften kennen. Man hat also mindestens einige Zeit zusammengelebt. Währenddessen kann ich öfters Menschen im öffentlichen Raum begegnen, mich regelmäßig mit ihnen unterhalten usw., ohne dass daraus eine Freundschaft entsteht. Es scheint also so zu sein, dass man sich sehr viel wahrscheinlicher mit einem WG-Mitbewohner anfreundet als mit jemandem, den man regelmäßig im Café oder Imbiss sieht. Verrückt ist auch, dass sich kaum Freundschaften mit Arbeitskollegen ergeben haben, obwohl man eigentlich schon viel miteinander zu tun hat. Da wollen wohl beide Seiten lieber Privates und Berufliches trennen.
ZitatIst Freundschaft mit Menschen die kein Interesse an Younging haben überhaupt realistisch, wenn man selbst geistig jung bleiben will?
Ja, solange sie es unterstützen oder zumindest tolerieren. Nein, wenn sie es torpedieren.
Naja, die meisten Menschen leben eher unbewusst. Jemand der kein Younging lebt wird sich schon eher depressiven Gedankengängen hingeben, als jemand der es tut. Einfach weil er nicht darauf achtet oder sein Alter als Ausrede findet ("Jetzt ist es auch zu spät", "Wenn ich noch 10 Jahre jünger wäre" usw.). Klar hat jeder diese Gedanken, aber wenn man bewusst dagegen arbeitet wiegen sie nicht so schwer.
ZitatIst es denn nicht so, dass neue Inhalte die alten überschreiben?
Jain. dann würde das episodische Gedächtnis gar nicht funktionieren.
Nehmen wir mal an, du hast gewisse tägliche Routinen - früher z.B. einen Schultag, oder jetzt einen Arbeitstag. Im Prinzip steht ja jeder Tag für sich. Wenn du z.B. ein Tagebuch führst und es erst 10 Jahre später wieder liest, kannst du dich meist immer noch vage an die Begebenheiten der einzelnen Tage erinnern. Andererseits "verschmelzen" die Tage auch irgendwie zu einer Art "prototypischem Schlultag" oder -Arbeitstag.
Zitat von version2 im Beitrag #631Das Problem ist ja nicht, dass man sich nicht mehr an die neue Bekanntschaft oder den hippen, modernen Song aus dem Radio erinnern kann, sondern dass sie oftmals wie blasse Kopien von dem was man früher erlebt hat wirken.
Ja. Möglicherweise ist das eine Form des sog. Primäreffekts - ein kognitiver Bias, bei dem Informationen, die zuerst präsentiert werden, besser erinnert werden als Informationen, die später folgen. Das geschieht, weil die anfänglichen Informationen leichter in das Langzeitgedächtnis überführt werden können, ohne durch nachfolgende Informationen gestört zu werden, die den Konsolidierungsprozess beeinträchtigen könnten.
Zitat? Fun fact: Die letzten Freunde lernte ich immer in gemeinsamen Unterkünften kennen. Man hat also mindestens einige Zeit zusammengelebt.
Interessante Beobachtung! Ja, ich denke da ist etwas dran. Eine gemeinsame Unterkunft ist ein "intimeres" Erlebnis als ein Treffen im öffentlichen Raum/bei der Arbeit. Wird die Begegnung von beiden Seiten überwiegend positiv erlebt, ist das ein wichtiger Baustein für eine engere Bekanntschaft/Freundschaft.
#628@version2 Ach, sehe ich weniger tragisch. Eventuell können wir das neurochemisch auch wieder verändern, wie beim "social reward learning".
Ich sehe eben auch das umgekehrte Problem, dass uns wertvolle Lebenserfahrungen verloren gehen und wir deshalb bestimmte Erkenntnisse unnötigerweise immer wieder machen.
Zitat von Prometheus im Beitrag #629Eine derartige Informationsmenge kann schlicht und ergreifend nicht vollumfänglich abgespeichert werden.
Gesetzt, das sei richtig: Wie erklären wir dann Fälle, in denen jemand z. B. einen Baseball auf den Kopf bekommt und danach das Wetter an verschiedenen Tagen, auch vor den Vorfall, erinnert?
Zitat von Prometheus im Beitrag #632Andererseits "verschmelzen" die Tage auch irgendwie zu einer Art "prototypischem Schlultag" oder -Arbeitstag.
Ja, das Gedächtnis scheint thematisch zu sein, nicht chronologisch. Verschiedene Ereignisse werden gleich sortiert und man wundert sich, dass sie nicht zum selben Tag abliefen. Eventuell ist die erinnerte Story mehr wie eine erzählende Geschichte als die realen Vorfälle.
Zitat von Prometheus im Beitrag #632Jain. dann würde das episodische Gedächtnis gar nicht funktionieren.
Nehmen wir mal an, du hast gewisse tägliche Routinen - früher z.B. einen Schultag, oder jetzt einen Arbeitstag. Im Prinzip steht ja jeder Tag für sich. Wenn du z.B. ein Tagebuch führst und es erst 10 Jahre später wieder liest, kannst du dich meist immer noch vage an die Begebenheiten der einzelnen Tage erinnern.
Keine Ahnung, da kein Tagebuch. Kannst du das oder denkst du nur, du kannst das? Das Gehirn ist ein Meister darin, sich falsche Erinnerungen auszudenken. Ich denke schon, dass wir uns mit 20 viel detaillierter an einzelne Schultage erinnern konnten als jetzt. Eben weil die neueren Erinnerungen viele der alten überschrieben haben.
Zitat von Prometheus im Beitrag #632Ja. Möglicherweise ist das eine Form des sog. Primäreffekts - ein kognitiver Bias, bei dem Informationen, die zuerst präsentiert werden, besser erinnert werden als Informationen, die später folgen. Das geschieht, weil die anfänglichen Informationen leichter in das Langzeitgedächtnis überführt werden können, ohne durch nachfolgende Informationen gestört zu werden, die den Konsolidierungsprozess beeinträchtigen könnten.
Interessante Theorie. Vielleicht stumpft man ja auch zum Selbstschutz immer mehr ab und deshalb fühlt sich später alles langweiliger an, weil man es gar nicht erst so sehr an sich ran lässt.
Zitat von Prometheus im Beitrag #632Interessante Beobachtung! Ja, ich denke da ist etwas dran. Eine gemeinsame Unterkunft ist ein "intimeres" Erlebnis als ein Treffen im öffentlichen Raum/bei der Arbeit. Wird die Begegnung von beiden Seiten überwiegend positiv erlebt, ist das ein wichtiger Baustein für eine engere Bekanntschaft/Freundschaft.
Ja, oder? Vielleicht sollte man doch lieber mal das Hostel mit Mehrbettzimmer nehmen, anstatt sich bequem im Einzelzimmer zu verkriechen? Oder wenigstens ein Zimmer im geteilten Airbnb. Mit zunehmendem Alter und Anspruch steht man sich da vielleicht oft selbst im Weg. Hier könnte man mal weiter überlegen, was man früher anders gemacht hat als heute, was vielleicht für mehr Kontakte gesorgt hat. Ein paar Sachen die mir ad hoc noch einfallen: Sich öfters mit Menschen aus dem Internet treffen (ist auch irgendwie aus der Mode gekommen): Hat einen gewissen Reiz, wenn man den Menschen schon kennt, ohne ihn in echt gesehen zu haben. Mitfahrgelegenheiten nehmen: Mit jemandem lange Auto fahren kann auch zu einem persönlicheren Kontakt führen. Studieren: Hier könnte es als älterer Student mit der Akzeptanz schwierig werden, hat dann auch evtl. einen gewissen Creep-Faktor. Damals war aber auch das soziale Vertrauen noch größer als heute. Der Pool für potentielle Freunde wird mit zunehmendem Alter auch einfach kleiner, weil Individuen aus der eigenen Altersgruppe aus verschiedenen Gründen entweder kein Interesse haben oder man selbst keins an ihnen (junge Menschen erscheinen allgemein interessierter/kontaktfreudiger). Zudem gibt es diese Balance aus Motivation und Wissen, welche bei Jüngeren eher viel/wenig ist und bei Älteren in der Tendenz Richtung wenig/viel geht. Das macht wie ich finde Freundschaften aus der eigenen Altersgruppe am ansprechendsten. Bei Jüngeren denke ich mir oft "Das ist doch völlig unrealistisch, was du vorhast" und Ältere wiederum kann man häufig für nichts mehr begeistern.
Zitat von Methusalem im Beitrag #633Ach, sehe ich weniger tragisch. Eventuell können wir das neurochemisch auch wieder verändern, wie beim "social reward learning".
Versuche ich ja schon seit Jahren, aber es klappt nicht wirklich. Ja, mit bestimmten Mittelchen oder auch Interventionen kannst du dich empfindsamer machen, aber das klingt halt wieder ab und geht zurück zu deiner altersgerechten Baseline.
Zitat von Methusalem im Beitrag #633Ich sehe eben auch das umgekehrte Problem, dass uns wertvolle Lebenserfahrungen verloren gehen und wir deshalb bestimmte Erkenntnisse unnötigerweise immer wieder machen.
Zitat von Methusalem im Beitrag #633Wie erklären wir dann Fälle, in denen jemand z. B. einen Baseball auf den Kopf bekommt und danach das Wetter an verschiedenen Tagen, auch vor den Vorfall, erinnert?
Das passt doch wunder bar ins Schema, dass ein gesundes Gehirn die relevanten Informationen filtern können und die als irrelevant bewerteten Inhalte aktiv wieder löschen muss. Die physikalische Verletzung beeinträchtigt das Filtern und Löschen von irrelevanten Informationen! Mich würde allerdings interessieren, welche direkten und indirekten "Nebenwirkungen" so eine beeinträchtigte Filterung/Löschung hat - Was macht das auf Dauer mit neuronalen Netzen, wenn sich immer mehr "Datenmüll sammelt"?
Zitat von version2 im Beitrag #634Das Gehirn ist ein Meister darin, sich falsche Erinnerungen auszudenken. Ich denke schon, dass wir uns mit 20 viel detaillierter an einzelne Schultage erinnern konnten als jetzt. Eben weil die neueren Erinnerungen viele der alten überschrieben haben.
Ja, absolut richtig! Die Erinnerungen werden allerdings nicht gleichrangig behandelt. Was gelegentlich abgerufen werden muss, verfestigt sich. Deine Lesefähigkeit hat sich seit dem Grundschulalter gehalten, du hast das Gelernte nicht vergessen. Aber erinnerst du dich noch daran, das Distributivgesetz in der Grundschule gelernt zu haben? Vielleicht, vielleicht aber auch nicht... Was du in deinem Alltag nicht mehr benötigst, wird als irrelevant eingeordnet und gelöscht.
Zitat von Methusalem im Beitrag #633Ich sehe eben auch das umgekehrte Problem, dass uns wertvolle Lebenserfahrungen verloren gehen und wir deshalb bestimmte Erkenntnisse unnötigerweise immer wieder machen.
Jain. Eben weil du eine Erfahrung als wertvoll bewertest, verhindert das eine Löschung. Zumindest, so lange das Gehirn funktioniert. Mag sein, dass das bei extremer Langlebigkeit von mehreren hundert bis tausend Jahren etwas schwieriger werden könnte, aber bis dahin stehen uns sicherlich ganz andere technische Hilfsmittel bereit.
Zitat von version2 im Beitrag #634Keine Ahnung, da kein Tagebuch.
Zugegeben, ich führe gerade auch keins, aber das Führen eines Tagebuchs ist das beste Training für unser episodisches Gedächtnis. Ich überlege ich aber gerade, wieder damit anzufangen. Da das episodische Gedächtnis für die Wahrnehmung unserer Persönlichkeit existentiell ist, macht es Sinn das zu trainieren. Es gibt aber auch modernere, bequemere Varianten das episodische Gedächtnis zu stärken - zum Beispiel wenn dir alte Fotos und Clips vom Handy wieder angezeigt werden.
Zitat von version2 im Beitrag #634Ja, oder? Vielleicht sollte man doch lieber mal das Hostel mit Mehrbettzimmer nehmen, anstatt sich bequem im Einzelzimmer zu verkriechen? Oder wenigstens ein Zimmer im geteilten Airbnb. Mit zunehmendem Alter und Anspruch steht man sich da vielleicht oft selbst im Weg. Hier könnte man mal weiter überlegen, was man früher anders gemacht hat als heute, was vielleicht für mehr Kontakte gesorgt hat. Ein paar Sachen die mir ad hoc noch einfallen: Sich öfters mit Menschen aus dem Internet treffen (ist auch irgendwie aus der Mode gekommen): Hat einen gewissen Reiz, wenn man den Menschen schon kennt, ohne ihn in echt gesehen zu haben. Mitfahrgelegenheiten nehmen: Mit jemandem lange Auto fahren kann auch zu einem persönlicheren Kontakt führen.
Zitat von Prometheus im Beitrag #635Aber erinnerst du dich noch daran, das Distributivgesetz in der Grundschule gelernt zu haben? Vielleicht, vielleicht aber auch nicht... Was du in deinem Alltag nicht mehr benötigst, wird als irrelevant eingeordnet und gelöscht.
Ja gut, und jetzt? Das "Problem" war ja, dass die früheren Erinnerungen irgendwie bessere Qualität haben, nicht dass ich zu viele oder zu wenig Erinnerungen habe. Vielleicht hat sich die Reizschwelle auch einfach erhöht. Andererseits habe ich in den letzten Jahren teils echt verrückte und aufregende Sachen gemacht und trotzdem berührt es mich retrospektiv viel weniger als irgendwelche trivialeren Erlebnisse in meiner Jugend. Es wäre ja auch blöd, wenn du 1000 Jahre alt wirst, sich aber alles langweilig anfühlt.
Zitat von Prometheus im Beitrag #635Zugegeben, ich führe gerade auch keins, aber das Führen eines Tagebuchs ist das beste Training für unser episodisches Gedächtnis. Ich überlege ich aber gerade, wieder damit anzufangen. Da das episodische Gedächtnis für die Wahrnehmung unserer Persönlichkeit existentiell ist, macht es Sinn das zu trainieren. Es gibt aber auch modernere, bequemere Varianten das episodische Gedächtnis zu stärken - zum Beispiel wenn dir alte Fotos und Clips vom Handy wieder angezeigt werden.
Warum Sie nach psychologischem Reichtum streben sollten
Ist es das Streben nach Glück oder nach Bedeutsamkeit, das Menschen erfüllt? Zwei Wissenschaftler haben eine dritte Dimension entdeckt, die sie als psychologischen Reichtum beschreiben. Auch dieser zählt zu einem guten Leben
Sicher zunehmend schwierig in einer Welt, die die Verdummung, Ideologisierung, Manipulation und Gleichschaltung der Massen immer weiter voran treibt und davon lebt und profitiert. Aber dennoch machbar. Verlangt natürlich enorm Eigeninitiative und dem Drang nach Selbsterkenntnis und freiem Denken, was den Menschen natürlich auch "ausgetrieben" werden soll.
Zitat von version2 im Beitrag #636Hast du denn Probleme damit?
Nein. Aber ich könnte mir vorstellen, dass das episodische Gedächtnis nicht für ultralange Lebenszeiten konzipiert ist, so ähnlich wie @Methusalem das in #633 skizziert hat.
Zitat von version2 im Beitrag #636Das "Problem" war ja, dass die früheren Erinnerungen irgendwie bessere Qualität haben, nicht dass ich zu viele oder zu wenig Erinnerungen habe.
Stimmt, das haben wir noch nicht weiter vertieft. Kann natürlich sein, dass das mit der Alterung zusammenhängt - muss aber nicht. Wenn du in der Pubertät durch alle emotionalen Höhen und Tiefen gehst, prägen sich die Inhalte des Erlebten automatisch tiefer ein. Vielleicht gilt im Umkehrschluss einfach, dass weniger Emotionen zu "Erinnerungen mit geringerer Qualität" führen?
Zitat von version2 im Beitrag #634Versuche ich ja schon seit Jahren, aber es klappt nicht wirklich. Ja, mit bestimmten Mittelchen oder auch Interventionen kannst du dich empfindsamer machen, aber das klingt halt wieder ab und geht zurück zu deiner altersgerechten Baseline.
Das bedeutet nur, dass keine langfristige Veränderung durchgeführt wird. Es ist ja keine AA-Maßnahme.
Zitat von version2 im Beitrag #634Das wäre nur bei Amnesie vorstellbar, denke ich.
Ich denke an den Tod. Wie viel Ärger und Leid wäre uns erspart geblieben, wenn die Erfahrungen aus dem alten Griechenland noch präsent gewesen wären? Wie viele Erfindungen sind uns abhanden gekommen, weil Newton schon verstorben ist?
Zitat von Methusalem im Beitrag #633Wie erklären wir dann Fälle, in denen jemand z. B. einen Baseball auf den Kopf bekommt und danach das Wetter an verschiedenen Tagen, auch vor den Vorfall, erinnert?
Das passt doch wunder bar ins Schema, dass ein gesundes Gehirn die relevanten Informationen filtern können und die als irrelevant bewerteten Inhalte aktiv wieder löschen muss. Die physikalische Verletzung beeinträchtigt das Filtern und Löschen von irrelevanten Informationen!
Er erinnert sich aber angeblich auch an die Tage vor der Verletzung.
Zitat von PrometheusZugegeben, ich führe gerade auch keins, aber das Führen eines Tagebuchs ist das beste Training für unser episodisches Gedächtnis. Ich überlege ich aber gerade, wieder damit anzufangen. Da das episodische Gedächtnis für die Wahrnehmung unserer Persönlichkeit existentiell ist, macht es Sinn das zu trainieren. Es gibt aber auch modernere, bequemere Varianten das episodische Gedächtnis zu stärken - zum Beispiel wenn dir alte Fotos und Clips vom Handy wieder angezeigt werden.
Aber das Gehirn ist, wie schon der alte Skinner schrieb, kein Muskel, das trainiert wird. Es ist ein lernendes Organ.
Zitat von Methusalem im Beitrag #639Aber das Gehirn ist, wie schon der alte Skinner schrieb, kein Muskel, das trainiert wird. Es ist ein lernendes Organ.
Stimmt! Und sowohl das Schreiben als auch das Lesen des Tagebuchs gehört zum Lernprozess. Ein Tagebuch ist das Vokabelheft für unser episodisches Gedächtnis.
Zitat von Methusalem im Beitrag #639Er erinnert sich aber angeblich auch an die Tage vor der Verletzung.
Gut möglich, das auch der Prozess des Vergessens einige Tage benötigt und noch nicht abgeschlossen war!
#640 @Prometheus Ich bezog mich auf den Fall von Orlando Serrell, vom dem die Wikipedia lapidar sagt: "Inzwischen hat Serrell damit begonnen, seine Kalenderfähigkeit auf die Zeit vor seinem Unfall auszuweiten."
In einer Fernsehdokumentation, ich meine des BBCs, wurde auch über "Inselbegabte" berichtet und dort war explizit darauf hingewiesen, dass sich diese Person (ich bin relativ sicher, dass es er war) auch an das Wetter vor seinen Unfall erinnerte. Müsste man jetzt natürlich mehr zu bekommen statt sensationelle Presseberichte und dergleichen. Sehe ich ein.
Patterns of brain activity associated with nostalgia: a social-cognitive neuroscience perspective
ZitatIn a functional magnetic resonance imaging (fMRI) study (Oba et al., 2015), participants were instructed to view passively nostalgic pictures that described objects or scenes experienced in childhood (e.g. a pencil case from childhood), as well as similar but non-nostalgic (i.e. control) pictures (e.g. a contemporary pencil case). After scanning, participants rated their memory, along with their emotional experience (i.e. personal significance and emotionality), that accompanied each picture during scanning. Nostalgic (compared to control) pictures elicited stronger activity in the hippocampus. Prior work had shown that hippocampal engagement during autobiographical memory retrieval is modulated by qualities such as vividness, emotionality and personal significance (Addis et al., 2004; Gilboa et al., 2004). Consistent with these findings, hippocampal activity was correlated with ratings of the emotional and personal significance of nostalgic objects (Oba et al., 2015). Nostalgizing, then, involves autobiographical memory that is more vivid, emotional and personally significant than non-nostalgic recollection. (...) In addition, Matsunaga et al.’s (2013) showed that nostalgia-induced vmPFC and precuneus/PCC activation was negatively associated with levels of peripheral proinflammatory cytokines measured from blood samples, such as the tumor necrosis factor-α and interferon-γ. Although these across-participant correlations need to be interpreted with caution due to the small sample size (N = 10), the researchers suggested that nostalgia might confer benefits on health and well-being via the inhibition of systemic inflammation.
Kommentar: Vielleicht ist generationenübergreifendes, nicht-familiäres Bonding deshalb so selten, weil sich beinahe jeder aufgrund der damit verknüpften persönlichen Emotionen viel mehr für die Kultur interessiert, mit der er aufgewachsen ist. Das andere ist dann halt etwas Fremdes, zu dem man keinen Bezug hat. Der mögliche Gesundheitsaspekt wirft die Frage auf, inwieweit das sich Erinnern ein Überlebensmechanismus sein könnte. Einerseits ist Nostalgie was Schönes, andererseits scheint sie wie eine betäubende Droge zu wirken, die einen in der Vergangenheit hält. Es ist immer schade, wenn Menschen sich nur noch für ihre Vergangenheit begeistern können und keine bedeutenden Zukunftspläne mehr schmieden. Nostalgie scheint mir aber auch noch nicht alle Unterschiede in der Wahrnehmung erklären zu können. Schließlich hörte sich zumindest für mich z.B. Musik damals tatsächlich besser an als heute, also auch in dem Moment, in dem ich sie gehört hatte schon. Genauso ist es mit anderen Medien, für die man viel empfindsamer war. Vielleicht funktioniert das junge Gehirn einfach in vielen Bereichen fundamental anders als das ältere?
Haben Zellen ein Bewusstsein? Kann eine starke Senolyse, welche den Tod vieler Zellen verursacht, dadurch so etwas wie Trauer auslösen? Beim letzten Versuch mit einem neuartigen Senolytikum hatte ich tatsächlich den Eindruck, dass viele Zellen dadurch auf eine Weise gekillt wurden, die ihnen missfiel und dass sie es mich wissen lassen wollten. In mir kamen Gefühle der Traurigkeit und Schuld auf und zudem - noch beängstigender - ein solches, als hätte ich einen Teil von mir "getötet". Das wirft eine Reihe interessanter Fragen für uns Unsterblichkeitsfanatiker auf: Haben alte Zellen auch sowas wie ein Recht auf Leben?* Sind gewisse unangenehme psychische Erfahrungen womöglich (derzeit) notwendiges Übel, wenn man seinen Körper so lange wie möglich leben lassen möchte? Bleiben wir wirklich wir, wenn wir uns so signifikant erneuern? Die Senolyse betrifft schließlich auch das Hirn.
* es ist nicht auszuschließen, dass die negativen Gefühle von betroffenen gesunden Zellen ausgelöst wurden, da das diskutierte Senolytikum wohl auch ca. 10% solcher betreffen kann. Andererseits kann man auch fragen, ob wirklich jede Zelle mit p53 (zu) alt ist?
Zitat von version2 im Beitrag #643Haben Zellen ein Bewusstsein? Kann eine starke Senolyse, welche den Tod vieler Zellen verursacht, dadurch so etwas wie Trauer auslösen? Beim letzten Versuch mit einem neuartigen Senolytikum hatte ich tatsächlich den Eindruck, dass viele Zellen dadurch auf eine Weise gekillt wurden, die ihnen missfiel und dass sie es mich wissen lassen wollten. In mir kamen Gefühle der Traurigkeit und Schuld auf und zudem - noch beängstigender - ein solches, als hätte ich einen Teil von mir "getötet". Das wirft eine Reihe interessanter Fragen für uns Unsterblichkeitsfanatiker auf: Haben alte Zellen auch sowas wie ein Recht auf Leben?* Sind gewisse unangenehme psychische Erfahrungen womöglich (derzeit) notwendiges Übel, wenn man seinen Körper so lange wie möglich leben lassen möchte? Bleiben wir wirklich wir, wenn wir uns so signifikant erneuern? Die Senolyse betrifft schließlich auch das Hirn.
* es ist nicht auszuschließen, dass die negativen Gefühle von betroffenen gesunden Zellen ausgelöst wurden, da das diskutierte Senolytikum wohl auch ca. 10% solcher betreffen kann. Andererseits kann man auch fragen, ob wirklich jede Zelle mit p53 (zu) alt ist?
Warum nur die gesunden Zellen? Auch die Krebszellen sind Teil Deines Körpers und haben womöglich ein Bewußtsein. Und vielleicht auch einen "Grund" oder Anlass, weshalb sie "bösartig" werden. Vielleicht auch nur als Warnung, denn welcher Organismus tötet seinen "Wirt"? Will die Krebszelle nicht auch "unendlich" oder zumindest so lange wie möglich leben, wie die gesunde Zelle auch?
Ich denke man muss für eine Erklärung gar nicht unbedingt auf die metaphysische Ebene wechseln. Wenn viele Zellen gleichzeitig in die Apoptose gehen, wird das über Botenstoffe (Interleukine, Exosomen etc) ohnehin als Signal in den Blutstrom gelangen und somit dem gesamten Organismus, also jeder Zelle im Körper signalisiert. Wenn im ZNS in der Folge weniger Serotonin ausgeschüttet wird, ist eine depressive Episode ein durchaus realistisches Szenario. Auf der anderen Seite muss man nicht zwingend davon ausgehen, dass die gekaufte Substanz auch wirklich genau das tut, was sie sollte (seneszente Zellen beseitigen), sondern dass auch Off-target-Effekte eintreten (z.B. gesunde Zellen mit geschädigt werden), was du ja bereits selbst vermutet hast.
Zitat von Tizian im Beitrag #645Warum nur die gesunden Zellen? Auch die Krebszellen sind Teil Deines Körpers und haben womöglich ein Bewußtsein. Und vielleicht auch einen "Grund" oder Anlass, weshalb sie "bösartig" werden. Vielleicht auch nur als Warnung, denn welcher Organismus tötet seinen "Wirt"? Will die Krebszelle nicht auch "unendlich" oder zumindest so lange wie möglich leben, wie die gesunde Zelle auch?
Das ist ein interessanter Gedanke, aber die "böse" Zelle würde in diesem Modell bei ihrem Ableben wohl nicht so ein schlechtes Gewissen auslösen, sondern eher Gefühle der Erleichterung.
Zitat von Prometheus im Beitrag #646Ich denke man muss für eine Erklärung gar nicht unbedingt auf die metaphysische Ebene wechseln.
Stimmt schon, aber es ist ja in Psychologie geposted.
Zitat von Prometheus im Beitrag #646Wenn viele Zellen gleichzeitig in die Apoptose gehen, wird das über Botenstoffe (Interleukine, Exosomen etc) ohnehin als Signal in den Blutstrom gelangen und somit dem gesamten Organismus, also jeder Zelle im Körper signalisiert. Wenn im ZNS in der Folge weniger Serotonin ausgeschüttet wird, ist eine depressive Episode ein durchaus realistisches Szenario.
Meinst du es liegt einzig an der Anzahl? Also bei Fisetin hatte ich nie solch eine Wahrnehmung, dass dort Zellen (unfreiwillig) sterben. Bei Fisetin habe ich aber auch nicht gespürt, dass es im Hirn wirkt. Hier schon, da wirkte es im ganzen Körper. Möglicherweise reichen schon die draufgegangenen Hirnzellen als Erklärung. Diese synthetische, maschinenartige Wirkungsweise ist schon ein interessanter Kontrast zu den organischen Pflanzenstoffen. Erzeugt mindestens Respekt.
Zitat von Prometheus im Beitrag #646Auf der anderen Seite muss man nicht zwingend davon ausgehen, dass die gekaufte Substanz auch wirklich genau das tut, was sie sollte (seneszente Zellen beseitigen), sondern dass auch Off-target-Effekte eintreten (z.B. gesunde Zellen mit geschädigt werden), was du ja bereits selbst vermutet hast.
Ja, sicher. Eigentlich war das Ziel, mal zum Nachdenken anzuregen, was uns ausmacht und wie das durch Verjüngungsmaßnahmen verändert werden könnte. Wenn du bspw. andere (neue) Mitos bekommst, könnten sich dadurch Aspekte deiner Gefühlswelt verändern? Wie wäre es bei einem Xenotransplantat, bspw. einem Schweineherz? Oder das Extremszenario: Brain in a vat. Bei Menschen, die Organtransplantate erhielten liest man öfters mal, dass sich Aspekte ihres Bewusstseins verändert haben.
Zitat von version2 im Beitrag #647Stimmt schon, aber es ist ja in Psychologie geposted.
Ja, einverstanden.
Zitat von version2 im Beitrag #647Eigentlich war das Ziel, mal zum Nachdenken anzuregen, was uns ausmacht und wie das durch Verjüngungsmaßnahmen verändert werden könnte.
Ich denke, "das was uns ausmacht", ist ohnehin ein ständig fließender Prozess.
Zitat von version2 im Beitrag #647Wenn du bspw. andere (neue) Mitos bekommst, könnten sich dadurch Aspekte deiner Gefühlswelt verändern?
Gute Frage. Intuitiv würde ich dabei allerdings erwarten, dass eine verbesserte Mitochondrien-Funktion sich in überschießender Energie und Euphorie (vielleicht sogar einer Manie?) äußern könnte.
Ich habe im Laufe der Zeit schon viele Dinge hinsichtlich Anti-Aging/Longevity ausprobiert, die ich aufgrund eines schlechten "Feelings" dann anschließend nicht mehr gemacht habe.
Zitat von Prometheus im Beitrag #648Ich denke, "das was uns ausmacht", ist ohnehin ein ständig fließender Prozess.
Naja, mit der aufkommenden Technologie kannst du den bisherigen Prozess, der immer auf deiner Vergangenheit aufbaute, evtl. künstlich verändern. Wenn du irgendwann ein teilerneuertes Hirn hast, sind deine Erinnerungen noch authentisch oder wurden sie evtl. interpoliert? Aus Erinnerungen geht natürlich auch ein Teil unseres Verhaltens hervor und sie formen somit unseren Charakter. Das wäre eigentlich was für Sciene-Fiction: Ein Mensch der durch Eingriffe und Modifikationen immer größere Teile seines Ichs abändert, bis nachher ein komplett anderes Individuum herauskommt, dessen Ziele und Werte sich signifikant von dem vorherigen unterscheiden.
Zitat von Prometheus im Beitrag #648Gute Frage. Intuitiv würde ich dabei allerdings erwarten, dass eine verbesserte Mitochondrien-Funktion sich in überschießender Energie und Euphorie (vielleicht sogar einer Manie?) äußern könnte.
Wenn das mal nicht zu kurz gedacht ist. Ich denke, dass auch die mtDNA Anteil daran haben wird, wer bzw. wie wir sind. Hier nur als Beispiel die Intelligenz:
Gute Frage. Intuitiv würde ich dabei allerdings erwarten, dass eine verbesserte Mitochondrien-Funktion sich in überschießender Energie und Euphorie (vielleicht sogar einer Manie?) äußern könnte.
Ich habe im Laufe der Zeit schon viele Dinge hinsichtlich Anti-Aging/Longevity ausprobiert, die ich aufgrund eines schlechten "Feelings" dann anschließend nicht mehr gemacht habe.
Ist die Feststellung im letzten Satz nicht schon allein erstaunlich? Auch in Anbetracht des Satzes davor? Zumal man davon ausgehen kann, daß Du sicher nichts gemacht hast, von dem man annehmen könnte, es würde schaden oder nicht gut tun. Eigentlich müßten doch Verbesserungen vom Körper generell eher positiv aufgenommen und auch signalisiert werden. Vielleicht auch positiv aufgenommen und ohne erkennbares oder gefühltes Signal. Aber schlechtes Feeling finde ich dann doch erstaunlich und interessant.
"Wehrt" sich der Körper vielleicht manchmal auch gegen Dinge die der Gesundheit/dem Longevity dienen und aus unserem Verständnis heraus gesund sind, gut tun und positiv sein müßten? Vielleicht um nicht aus einer Art Gleichgewicht zu kommen (Ying/Yang), in dem es eben auch Schwarz und nicht nur Weiß gibt und diese beiden eine Art Gleichklang bilden und man einfach nicht krank wird, so lange das Verhältnis stimmt, auch wenn man z. B. tagtäglich Krebszellen bildet und mit sich rumträgt, mit Viren und Bakterien in Kontakt kommt, mit großer Wahrscheinlichkeit jede Menge giftiger Schadstoffe in Blut oder Organen hat usw.?
Vielleicht ist daher Krankheit, selbst Krebs, nicht per se schlecht oder böse, sondern wirklich nur ein Zeichen für ein gestörtes Gleichgewicht, egal ob schlechtes Immunsystem oder andere Aspekte ein Grund dafür sein können? Bislang konnte ich pers. mit solchen Ansichten nichts anfangen und habe sie als esoterischen Humbug und Krankheit generell eher als körperliche Schwäche eingeordnet. Aber vielleicht sollte man doch etwas umdenken.
Ich weiß, alles eher psychologische Fragen und Gedanken, wenn auch durchaus ernsthaft in biochemischer Sicht gemeint. Aber wie version2 schon schrieb, das ist hier ja der Thread "Psychologie".