Zitat von Prometheus im Beitrag #119Ein Hinweis vorab: Selbstverständlich ist nicht alles, was das Leben des Rundwurms C. elegans verlängert, auch gut für den Menschen.
In der folgenden Studie wurde nach Substanzen gefahndet, die sowohl das Leben von C.elegans verlängern als auch im Stoffwechsel von Säugetieren pharmakologisch aktiv sind. Dabei fanden sich z.B. Substanzklassen, die über Dopamin- und Serotoninrezeptoren wirken und die ROS-Resistenz verbessern können. Einige Sexualsteroide sind ebenfalls dabei. Was haltet ihr von der Liste? Einige der gelisteten Substanzen hätte ich ehrlich gesagt dort gar nicht erwartet.
A pharmacological network for lifespan extension in Caenorhabditis elegans
ZitatOne goal of aging research is to find drugs that delay the onset of age-associated disease. Studies in invertebrates, particularly Caenorhabditis elegans, have uncovered numerous genes involved in aging, many conserved in mammals. However, which of these encode proteins suitable for drug targeting is unknown. To investigate this question, we screened a library of compounds with known mammalian pharmacology for compounds that increase C. elegans lifespan. We identified 60 compounds that increase longevity in C. elegans, 33 of which also increased resistance to oxidative stress. Many of these compounds are drugs approved for human use. Enhanced resistance to oxidative stress was associated primarily with compounds that target receptors for biogenic amines, such as dopamine or serotonin. A pharmacological network constructed with these data reveal that lifespan extension and increased stress resistance cluster together in a few pharmacological classes, most involved in intercellular signaling. These studies identify compounds that can now be explored for beneficial effects on aging in mammals, as well as tools that can be used to further investigate the mechanisms underlying aging in C. elegans.
Danke! Eine Mianserin-vermittelte Lebensverlängerung wird der Studie zur Folge also durch Nervenzell-Signale vermittelt, die die zellulären antioxidantiven Schutzmechanismen aktivieren. Der Mechanismus ist plausibel.
Allerdings wurde in der Studie die gleiche Methodik wie in der Studie von Petraschek gewählt, also ein flüssiges Nährmedium das die Würmer bereits in eine Art Kalorienrestriktion versetzt. Wenn Mianserin überhaupt beim Menschen ähnliche Effekte haben sollte, dann wohl in Kombination mit Kalorienrestriktion (dadurch würde auch der unerwünschten Gewichtszunahme durch tetrazyklische Antidepressiva entgegengewirkt).
Also ich habe das überflogen. Ich kann nicht erkennen, worin der evolutionäre Vorteil liegen soll. Kannst Du mir da weiter helfen @Prometheus ?
Nun, die Autoren schreiben:
ZitatThis observation is in line with the theory of a trade-off between the energy invested in reproduction and somatic maintenance and also with the effect of the number of sons on longevity
Zitat von Prometheus im Beitrag #531 Nun, die Autoren schreiben:
ZitatThis observation is in line with the theory of a trade-off between the energy invested in reproduction and somatic maintenance and also with the effect of the number of sons on longevity
Sie gehen also davon aus, daß es eine genetische Disposition zur Verwendung der Energie für die Reproduktion anstatt für die Wartung des Körpers der Mutter gibt. Gibt es Belege für diese Theorie. Und wenn, warum nur bei Söhnen?
Sie gehen also davon aus, daß es eine genetische Disposition zur Verwendung der Energie für die Reproduktion anstatt für die Wartung des Körpers der Mutter gibt. Gibt es Belege für diese Theorie.
"Antagonistische Pleiotropie" ist ein etwas umständlicher Begriff, der bereits vor einem halben Jahrhundert geprägt wurde.
Ja, es gibt zahlreiche andere Belege für diese Theorie, zum Einstieg siehe z.B. den verlinkten Wikipedia-Eintrag.
Die Theorie hatte ich im Forum hier aber noch nicht ausführlich besprochen weil sie nur eine kleine Facette des Alterns abdeckt.
ZitatUnd wenn, warum nur bei Söhnen?
Gute Frage!
In der bisherigen Datenlage war durch die Geburt von Kindern eher mit Langlebigkeit zu rechnen, die Studie wirft darauf nun ein neues Licht. Kindliche Zellen gelangen über den Mutterkuchen in den Körper der Mutter und bleiben dort lebenslänglich, das ist schon länger bekannt. Die Studie erklärt die erhöhten Entzündungsmarker über eine chronische Entzündung gegen diese langfristig in der Mutter verbleibenden Kinds-Zellen.
Die Studie bespricht nicht, ob das evolutionär "Sinn" macht oder nicht.
Kürzlich hatte ich aber eine andere Studie gelesen: In Zeiten von Nahrungsüberfluss werden mehr Jungen auf die Welt geboren, in Zeiten von Nahrungsknappheit mehr Mädchen:
ZitatThese findings support the adaptive sex ratio adjustment hypothesis that mothers in good condition are more likely to give birth to sons, whereas mothers in poor condition are more likely to give birth to daughters
"Alterung ist ein Hauptrisikofaktor für Krebs, und Krebs ist einer der wichtigsten Todesursachen. Entzündungsalterung, d.h. der Zustand einer chronischen unterschwelligen Entzündungsreaktion ist ein tiefgreifende Eigenschaft der menschlichen Alterung. Chronische Entzündung steigert das Krebsrisiko und beeinflusst alle Krebsstadien, on anfänglichen Mutationen, epigenetischen Mechanismen, in der Förderung der Krebsentstehung und Krebsausbreitung. Die Entzündungsalterung ist daher ein Hauptkanditat, der Altern und Krebs verknüpft [...] Die mediterrane Diät moduliert viele Prozesse in der Krebsentstehung und den Enzündungsreaktionen. [...]"
Die Arbeitsgruppe um Paul Genever aus New York hat gezeigt, dass man durch Aktivierung von Autophagie tatsächlich eine Rückprogrammierung von gealternten menschlichen Zellen in Stammzellen herbeiführen kann!
Human cell dedifferentiation in mesenchymal condensates through controlled autophagy
ZitatBy attempting to mimic blastemal mesenchymal condensation using 3D culture systems, we have identified the intrinsic capacity of (aged) human cells to undergo efficient dedifferentiation to a primitive developmental stage from which they can redifferentiate to form organized tissues in vivo[...]
The mTOR inhibitor rapamycin significantly increases the efficiency of iPSC generation suggestive of a link between autophagy activation and dedifferentiation [...]
Atemtest belegt: Grüntee-Extrakt hemmt Verdauung von Kohlenhydraten Inhaltsstoffe der Teeblätter verringern die Freisetzung von Kohlendioxid nach dem Verzehr stärkehaltiger Nahrung
Influenza: Universal-Impfstoff in Sicht? Testvakzinen wirken im Tierversuch gegen mehrere Influenza-Subtypen Erster Schritt zu einem Impfstoff gegen alle Grippe-Varianten. Gleich zwei Forschergruppen haben eine neue Vakzine gegen Influenza entwickelt, die gegen Mutationen und saisonale Veränderungen des Virus unempfindlich sein könnte. Die Impfstoffe schützten Mäuse gegen einen fremden Influenza-Subtyp und wirkten zumindest in Teilen auch bei Frettchen und Affen, wie die Forscher in "Science" und "Nature Medicine" berichten.
Ob H5N1, H1N1 oder H7N9: Weltweit kursieren zahlreiche Varianten des Influenza-A-Virus – und es werden immer mehr. Denn das Grippevirus ist enorm wandelbar. Mutiert eines seiner beiden wichtigsten Oberflächenproteine, das Hämagglutinin (HA) oder die Neuraminidase, dann macht das bisher effektive Impfstoffe wirkungslos. Deshalb müssen zu jeder Grippesaison neue Impfstoffe oder Impfstoffkombinationen entwickelt werden – und selbst dann bieten sie nicht immer vollen Schutz.
Die Autoren der unten verlinkten Studie haben sich gefragt, warum einige Spezies so gut wie gar keine Alterung aufweisen (Stichwort: "neglectible senescence") und andere Spezies nicht. Kürzlich wurde bereits herausgefunden, dass Spezies ohne Alterung - wie z.B. Nacktmulle - ein sehr stabiles Gen-Netzwerk haben. Nicht weiter verwunderlich, oder?
In der Studie wurde jetzt herausgefunden, dass diese Gen-Netzwerke unter gewöhnlichen Umständen eine "eingebaute" Instabilität aufweisen - mit Todesfolge!
Allerdings gibt es auch eingebaute Reparaturmechanismen, die der Destabilisierung des Netzwerks entgegensteuern können.
Die Autoren haben in einem mathematischen Modell gezeigt, dass Alterung als zunehmende Gen-Regulierungsstörung beschrieben werden kann, die einen Verlust der Stressresistenz bewirkt und so zum Tod führt. In diesem Modell spielen sowohl Umweltfaktoren als auch eine programmierte Alterung eine Rolle.
Die epigenetische Fehlregulation trägt um einige Größenordnungen mehr zu dieser Netzwerkinstabilität bei als die Ansammlung von zufälligen Mutationen.
Die Netzwerkinstabilität tritt auch bei Spezies auf, die eigentlich mit guten Reparaturmechanismen ausgestattet sind, die Reparaturmechanismen verlieren dadurch an Effektivität. Ein weiterer wichtiger Aspekt: Die Lebensspanne wird durch das schwächste Glied des Gen-Netzwerks bestimmt.
Die Autoren sind der Auffassung, dass die Stabilisierung des Netzwerks eine vielversprechende Möglichkeit ist, Alterserkrankungen zu heilen - und vielleicht die Alterung selbst.
Aktuell wird z.B. an HDAC-Inhibitoren und Sirt1-Aktiviatoren geforscht.
Selbstverständlich muss man bis dahin nicht die Hände in den Schoß legen. Über Ernährung und Lifestyle hat man bereits hier und heute Möglichkeiten um Einfluss zu nehmen!
Neue Studie: In-vitro-Fertilisation ist neuer Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Krankheiten
Neuere Studien liefern Hinweise darauf, dass In-vitro-Fertilisation ein neuer wichtiger Risikofaktor für Herz-Kreislauf- und Stoffwechsel-Erkrankungen sein könnte. Das berichtete Dr. Emrush Rexhaj (Inselspital Bern) auf dem Kongress der Europäischen Kardiologischen Gesellschaft (ESC) in London. Eine kürzlich publizierte Studie über „Retortenbabies“ zeigte eine ausgeprägte generalisierte Funktionsstörung der Gefäße und eine deutlich erhöhte Gefäßwanddicke (Intima-Media Dicke, IMT) der Halsschlagader im Vergleich zu Kontrollkindern. Im Gegensatz dazu war die Gefäß-Funktion zum Beispiel der Eltern dieser IVF-Kinder und bei natürlich gezeugten Geschwistern der IVF-Kinder normal. Dr. Rexhaj: „Das erlaubt den Schluss, dass IVF per se die Funktionsstörung der Gefäße verursacht.“ Die Funktionsstörung der Gefäße zusammen mit der erhöhten IMT entsprach bereits dem ersten Stadium einer vorzeitigen Arteriosklerose.
Als erste Folge der arteriellen Funktionsstörung der Gefäße manifestiert sich bei IVF-Kindern bereits in jungen Jahren ein erhöhter Blutdruck im Vergleich zu Kontrollgruppen, sagt Dr. Rexhaj: „In unserer 5-Jahre Folge-Studie bestand bei IVF-Kindern die Funktionsstörung der Gefäße weiter, und 24h-Blutdruckmessungen zeigten signifikant erhöhte systolische und diastolische Blutdruckwerte. Diese Daten sprechen für eine wahrscheinliche Zunahme der Häufigkeit von arteriellem Bluthochdruck in der IVF-Population bereits in jungen Jahren.“
Diese "Zündschlüssel"-Gene starten das Leben Forscher kartieren Start-Gene der menschlichen Embryonalentwicklung Startsignal für wachsendes Leben: Zum ersten Mal haben Wissenschaftler kartiert, welche Gene in den allerersten Tagen eines menschlichen Embryos aktiv sind. Nur 32 Gene sind demnach am ersten Lebenstag nötig, um den Entwicklungsprozess zu starten. Die identifizierten Gene liefern wichtige Informationen über die menschliche Embryonalentwicklung und könnten auch bei neuen Stammzelltherapien helfen, schreiben die Forscher im Journal "Nature Communications".
ZitatDie Erkenntnisse sind auch für die Medizin interessant, führt Hovatta aus: "Wir haben neue Faktoren identifiziert, mit denen sich Zellen in sogenannte pluripotente Stammzellen umprogrammieren lassen könnten." Diese Zellen könnten in Therapien gegen verschiedene Nerven- oder Muskelkrankheiten oder möglicherweise auch gegen Unfruchtbarkeit helfen.
Ein völlig neues Potential wird gerade erst erschlossen: Wirkstoff-beladene Nanopartikel. Derartige Strategien könnten z.b. gegen überschießende Entzündungsreaktionen eingesetzt werden:
sicher ein herber Dämpfer für alle, die allzu große Hoffnungen in die mediz. Forschung der Pharmaindustrie setzen. Es ist eine Schande, was da abläuft und wie Kommerz über Weltgesundheit siegt.
Pharmafirmen forschen nur noch Rendite orientiert
Die Techniker Krankenkasse attackiert die Pharmakonzerne: Die Unternehmen forschen laut eines neuen Reports nicht da, wo es nötig wäre – sondern nur da, wo sie den höchsten Gewinn erzielen können.
das privatwirschaftliche Pharmafirmen profitorientiert arbeiten kann man ihnen nicht wirklich vorwerfen, oder?
Gerade bei der Gesetzgebung liegt aber in der Tat noch viel Potential für das Gesundheitsystem. Außerdem wir benötigen mehr Research &Development und außerhalb des privatwirtschaftlichen Sektors.
Wer kümmert sich konsequent um eine solide Studienlage bei pharmakologischen/pflanzlichen Präparaten ohne Patentschutz, Vitaminen und Spurenelementen? Wer filtert den dadurch entstehenden Bias aus den Leitlinien heraus?
Wie Bauernhöfe vor Asthma schützen Spezifisches Protein senkt Überreaktionen des Immunsystems ab Asthma-Schutz aus dem Stall: Forscher haben entdeckt, auf welchem Wege die "gesunde Landluft" Kinder vor Allergien schützt. Ein einzelnes Protein dämpft demnach die Reaktion des Immunsystems auf ein normales Maß ab. Funktioniert dieses Schutzprotein nicht, so kann auch das Aufwachsen auf dem Bauernhof die Allergien nicht mehr fernhalten. Diesen Mechanismus zu verstehen, könnte auch dabei helfen, einen Impfstoff gegen Asthma zu entwickeln, schreiben die Forscher im Magazin "Science".
"Kinder, die draußen spielen, werden nicht krank", sagt ein Sprichwort. Tatsächlich ist bekannt, dass Kinder, die viel Kontakt mit der Umwelt haben und etwa auf Bauernhöfen aufwachsen, viel seltener Allergien wie Heuschnupfen oder Asthma bekommen. Auch als Säugling auf einem Tierfell zu schlafen oder rohe Kuhmilch zu trinken kann das Risiko senken, dass das Immunsystem derartig überreagiert. Besonders der Staub aus Tierställen ruft offenbar diesen schützenden Effekt hervor. Der Mechanismus hinter der "gesunden Landluft" war jedoch bislang unbekannt.
ZitatEnzym A20 beruhigt die Schleimhäute Aber kann es auch das Immunsystem vorbereiten und so gegen allergische Überreaktionen trainieren? Weitere Tests mit Mäusen bestätigten dies: Behandelten die Forscher die Versuchstiere mit dem Endotoxin, so zeigten die Zellen der Schleimhäute in der Lunge nach einer Weile kaum noch Entzündungsreaktionen. Bei der Kontrollgruppe trat hingegen weiterhin Asthma auf, sobald die Tiere mit Hausstaub in Kontakt kamen.
Die Wissenschaftler fanden heraus, dass in den Schleimhäuten der mit dem Endotoxin behandelten Mäuse ein Enzym namens A20 besonders aktiv ist. Dass es gerade dieses Enzym ist, dass die Überreaktion des Immunsystems dämpft, zeigte ein weiterer Test: "Wenn wir das A20-Protein in den Schleimhäuten der Lunge deaktivieren, kann der Stallstaub die allergische oder asthmatische Reaktion nicht mehr senken", erklärt Hamida Hammad vom VIB.