Zitat von Prometheus im Beitrag #102 Was wurden in der Studie gemacht?
Über einen Zeitraum von 8 Wochen sollten die Probanden folgendem Lifestyle-Protokoll folgen:
-Pflanzenbasierte, kohlenhydratarme Kost mit zusätzlich tierischen Proteinen (Leber, Ei) -Substituiert wurde Gemüse- und Fruchtpulver (zusätzliche Polyphenole)und Probiotika.
-Intermittierendes Fasten
-mind. 30 Minuten Sport/Tag mind 5x/Woche mit 80% -2x tgl. Atemübungen für 20min
Zunächst einmal: Das Protokoll ist extrem risikoarm und vergleichsweise einfach umzusetzen!
Mich persönlich wundert es jedoch, dass hier so eindrucksvolle Resultate erzielt wurden - Okay, die Anzahl der Probanden war gering. Bei einem so hochsignifikantem Unterschied bräuchte man allerdings auch keine hohe Probandenzahl - Trotzdem ist auch ein wenig Zweifel an den Daten angebracht, weil die Kontrollgruppe tendenziell schneller gealtert ist (das war zwar nicht signifikant, aber lässt die Probandengruppe trotzdem besser dastehen!)
Fragt sich:
-Wie haben sich die Probanden vorher ernährt und gelebt? -Wie lange hält der Effekt an, wenn man von dem Protokoll wieder abweicht? Altert man dann mit "normaler" Geschwindigkeit weiter oder verpufft der Effekt schnell und die Epigenetik holt den "Vorsprung" der chronologischen Alterung evtl. wieder auf?
Grundsätzlich halte ich den Effekt immerhin für plausibel: Die Kostform ist "genetisch korrekt", reich an Mikronährstoffen und Polyphenolen. Sport sorgt für eine jugendliche Epigenetik, durch das intermittierende Fasten wird Autophagie aktiviert und die Atemübungen sorgen für Stressabbau! Insgesamt sind alle Maßnahmen dazu geeignet, das Inflam-Aging zu unterdrücken und die im Alter auftretenden genomweiten Hypomethylierungen rückgängig zu machen.
Mir gefällt der gesamtheitliche Ansatz:
Im Zusammenspiel von Ernährung, Bewegung Atemübungen und gutem Schlaf lässt sich die epigenetische Alterung günstig beeinflussen und - zumindest in Teilen - definitiv auch rückgängig machen!
Wichtig: Das sind keine tierexperimentellen oder theoretischen Daten im Laborversuch, das sind die Daten einer prospektiven Studie am Menschen!
Ich poste es mal hier: Ist zwar Reklame für BodyFocus, aber der Artikel scheint mit doch ganz interessant: "DAS GRÖSSTE ENERGIE-GEHEIMNIS DER WELT GELÜFTET" Es geht um die aktivierende Wirkung von Polyphenolen bei gleichzeitiger Weglassung "schädlicher" Lebensmittel wie solche mit Lektinen und Solanin, Weizenmehl und Soja. https://www.energieinjedemalter.com/energiegeheimnis
Yamanaka Factors and Making Old Cells Young Aging is not a one-way process thanks to partial cellular reprogramming. https://www.lifespan.io/news/oskm/
Tempolimit für Zellen: Neue Hoffnung für die Stammzelltherapie Kranke durch gesunde Zellen ersetzen: Das ist eines der wichtigsten Ziele der regenerativen Medizin. Besonders viel Hoffnung setzen Forschende auf das Konzept der Zellumprogrammierung, bei dem sie einen bestimmten Zelltyp in einen anderen verwandeln. Forschende von Helmholtz Munich haben es geschafft, die Effizienz der Zellumprogrammierung deutlich zu verbessern. Der neue Ansatz birgt großes Potenzial für Zellersatztherapien.
ZitatBislang kennen wir noch nicht alle Eigenschaften von totipotenten Zellen. Nun haben Forschende bei Helmholtz Munich eine neue Entdeckung gemacht: „Wir haben herausgefunden, dass in totipotenten Zellen, die wir auch als die Mutterzellen der Stammzellen bezeichnen, die DNA-Replikation in einem anderen Tempo abläuft als in anderen, weiterentwickelten Zellen. Tatsächlich ist die Geschwindigkeit deutlicher langsamer als in allen anderen von uns untersuchten Zelltypen“, erklärt Tsunetoshi Nakatani, Erstautor der neuen Studie.
Die DNA-Replikation zählt zu den wichtigsten biologischen Prozessen unserer Zellen. Im Laufe unseres Lebens erzeugt eine Zelle während jeder ihrer Zellteilungen eine exakte Kopie ihrer DNA, so dass die entstehenden Tochterzellen das identische genetische Material tragen. So wird die korrekte Weitergabe unseres Erbguts ermöglicht.
Darüber hinaus entdeckten die Wissenschaftler:innen, dass die Geschwindigkeit der DNA-Replikation auch in künstlich erzeugten totipotent-ähnlichen Zellen aus dem Labor wesentlich geringer als bei anderen Zelltypen ist. „Nach dieser Beobachtung, stellten wir uns die Frage: Wenn es uns gelingt, die Geschwindigkeit der DNA-Replikation bewusst zu verlangsamen, können wir dann weiterentwickelte Zellen besser in totipotente Zellen umprogrammieren?“, so Nakatani.
Langsameres Tempo führt zu verbesserter Zellumprogrammierung Der Verdacht bestätigte sich: In einem groß angelegten Experiment stellten die Forschenden fest, dass eine Verlangsamung der DNA-Replikationsgeschwindigkeit (beispielsweise durch eine Begrenzung des Substrats, das die Zellen für die DNA-Synthese benötigen) die Effizienz der Zellumprogrammierung erhöht. Die Zellen konnten sich deutlich schneller in einen anderen Zelltyp umwandeln.
„Das sind faszinierende Ergebnisse“, sagt Studienleiterin Maria-Elena Torres-Padilla. „Wir haben in den letzten Jahren totipotente Zellen ausführlich studiert um herauszufinden, wie sie alle Zellen unseres Körpers erzeugen können. Dies ist eine unserer grundlegenden Forschungsstrategien im Bereich der regenerativen Medizin. Unser neues Konzept ist so simpel und dennoch so bahnbrechend – wir glauben, dass es der Stammzelltherapie zu großen Fortschritten verhelfen wird.“
Das Alter der Mäuse entspräche einem menschlichen Alter von ca. 77 Jahren. Die Mäuse waren vorher nicht genetisch verändert sondern das ist mit Hilfe von Injektion eines Vektors (AAV). Reprogrammiert wurde nur mit OSK.
Zitat Wir beobachteten eine Verlängerung der medianen Restlebensdauer um 109 % als Reaktion auf die OSK-Expression (Kontrollmäuse hatten eine verbleibende Lebenszeit von 8,86 Wochen gegenüber 18,5 Wochen bei TRE- OSK-Mäusen).
Das Experiment ist ziemlich offensichtlich ein großer Fortschritt in der praktischen Umsetzung! Und: Wenn man das bei Tieren ohne dramatische unerwünschte Wirkungen hinbekommt (Teratome hatten sich bei den Mäusen offenbar nicht gebildet) , wie will man so eine Therapie dem Menschen vorenthalten?
Auch in dem Preprint klingt der Ton der Autoren fast schon euphorisch:
ZitatDiese Beobachtungen, zusammen mit den jüngsten Fortschritten in der Vektorentwicklung und -optimierung, gewebespezifischen Promotoren und induzierbaren Systemen ( Domenger und Grimm, 2019 ; Li und Samulski, 2020 ), führen zu vorsichtigem Optimismus, dass eine partielle Verjüngungstherapie beim Menschen sicher durchgeführt werden kann. Zur Beurteilung der Sicherheit und Wirksamkeit von Teilverjüngungsstudien sind umsichtige und gründliche Überwachungsstudien an Großtieren erforderlich.
Zitat von Prometheus im Beitrag #110Das Experiment ist ziemlich offensichtlich ein großer Fortschritt in der praktischen Umsetzung! Und: Wenn man das bei Tieren ohne dramatische unerwünschte Wirkungen hinbekommt (Teratome hatten sich bei den Mäusen offenbar nicht gebildet) , wie will man so eine Therapie dem Menschen vorenthalten?
Jetzt dürfte es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis Menschen das nachahmen. So wie ich das verstehe wurden die OSK-Faktoren einfach in Viren verpackt, die sich via Gabe von Doxycyclin aktivieren lassen, oder? Das klingt nicht besonders kompliziert.
1) Es wurden keine gentechnisch gezüchteten Mäuse verwendet 2) Die Therapie wurde nicht an jungen Mäusen sondern an alten Mäusen durchgeführt 3) Die Faktoren lassen sich gezielt Doxyclin-gesteuert an - und wieder abschalten 4) Das Resultat ist sehr deutlich und eindrucksvoll 5) Das Prinzip lässt sich speziesübergreifend anwenden
Bei aller Euphorie: Man muss sich trotzdem genauer anschauen, welche Probleme mit einer derartigen Therapie langfristig auftreten können und was schief gehen könnte - nicht nur bei Mäusen....
Zitat von Prometheus im Beitrag #112Bei aller Euphorie: Man muss sich trotzdem genauer anschauen, welche Probleme mit einer derartigen Therapie langfristig auftreten können und was schief gehen könnte - nicht nur bei Mäusen....
Es wird genug Leute geben, die es einfach an sich ausprobieren dürften - dann wissen wir mehr. Schwer vorstellbar, dass sich dort keine Freiwilligen finden lassen.
Sind Freiwillige Menschenexperiment erlaubt? Oder nur wenn es staatlich angeordnet wird Wenn ich 77 Jahre werde, fände ich es schon interessant, wenn die Welt um und in mit passt. Wie viel Prozent der Zellen werden durch die Viren infiziert? Und warum muss es Doxycyclin sein? Andererseits schein es synergetisch zu wirken. Wer wohl auf so eine Idee kam OSK im Körper produzieren zu lassen
Es gibt gesetzliche Standards. Kein Forscher darf einfach so derartige Therapien durchführen, selbst dann nicht wenn es freiwillig geschieht und auch nicht wenn er sich der Proband die Substanz selber injizieren würde.
Notzulassumg? Es würde ja laut Studien die Alten länger leben lassen? Das kann doch niemand schlecht finden? Trotzdem Illegal, echt eine Verrückte Welt. ___________ Idee Würde man Selbstmord mit "Sippenhaft" bestrafen, könnte man doch die Rate senken. Wer will schon dass seine Angehörigen im Knast sitzen.
Ich denke ich melde mich freiwillig an die Front! Das ist doch legal.
Zitat von Prometheus im Beitrag #115Es gibt gesetzliche Standards. Kein Forscher darf einfach so derartige Therapien durchführen, selbst dann nicht wenn es freiwillig geschieht und auch nicht wenn er sich der Proband die Substanz selber injizieren würde.
Also in der medizinischen Ethik gibt es wohl die Unterscheidung zwischen einer Studie und einer experimentellen Therapie. Die ET ist sozusagen ein unerprobtes Verfahren, welches aber von den Ärzten als potenziell hoffungsbringend eingestuft wird und es wirklich keine andere Mittel und Wege mehr gibt.
Die Frage ist natürlich, ob ein Gericht die Argumentation durchgehen lassen würde.
Zitat von Prometheus im Beitrag #1123) Die Faktoren lassen sich gezielt Doxyclin-gesteuert an - und wieder abschalten
Da bin ich ein wenig beunruhigt bezüglich einer versehentlichen Einschaltung. Ich würde mich sicherer fühlen, wenn es "nur" RNA wäre, die sich nicht in die DNA schreiben will.
Zitat von Methusalem im Beitrag #117Die Frage ist natürlich, ob ein Gericht die Argumentation durchgehen lassen würde.
Deutschland ist doch mittlerweile völlig abgehängt was solche Innovationen anbelangt. Mein Gedankenspiel bezog sich auf andere Länder, wo sich die Leute weniger um derartiges scheren. Hier würde es vermutlich mindestens 10 Talkshows geben in denen von "Experten" darüber geschwafelt wird, ob das nun richtig oder falsch ist, während es in anderen Ländern schon dutzende Leute ausprobiert haben.
Zitat von Prometheus im Beitrag #1123) Die Faktoren lassen sich gezielt Doxyclin-gesteuert an - und wieder abschalten
Da bin ich ein wenig beunruhigt bezüglich einer versehentlichen Einschaltung. Ich würde mich sicherer fühlen, wenn es "nur" RNA wäre, die sich nicht in die DNA schreiben will.
Guter Punkt. Mir wäre die Peptidform noch lieber, falls machbar.
Zitat von version2 im Beitrag #118während es in anderen Ländern schon dutzende Leute ausprobiert haben.
Zustimmung.
Ich denke aber, die Ersten, die das testen werden, werden in dieser Beziehung "verzweifelt" sein. Dennoch erwarte ich mit Interesse, was da noch kommt.
Zitat von version2Guter Punkt. Mir wäre die Peptidform noch lieber, falls machbar.
Ich habe es ml überflogen: Naja, die Programmtheorie scheint mir insofern logisch zu sein als es innerhalb vo Zellen Mechanismen gibt, um Gen- und sonstige Schäden zu reparieren. Sonst gilt eben, was ich schon schrieb: Auch hier könnte moderne Technologie vielleicht ein Problemlöser sein.
Zitat von Prometheus im Beitrag #122So kritisch finde ich den Artikel gar nicht! Die angesprochenen Punkte sind berechtigt!
Falscher Mindset meiner Meinung nach. Man muss einfach viel mehr Versuche damit machen und gucken was passiert. Wenn Probleme auftreten, probieren diese zu beheben. Das ist viel schneller als ewig zu theoretisieren was schiefgehen könnte.
Die hatte ich schon wieder vergessen. Wenn das hier genannte Preprint stimmt und ich es richtig verstanden habe, wird ein epigenetischer Reset für Reverse Aging unbedingt erforderlich sein.
Interessant zu wissen also, wie sie es bei den Mäusen gemacht haben:
Zitatmice aged to 124 weeks were injected with the two viruses described above; each 1E12 vg/mouse (in 100 μl volume) via retro-orbital route. (...) Doxycycline induction was performed one week on/one week off for the duration of the study, by providing 2 mg/ml final concentration of doxycycline in drinking water.
- Einmalige Injektion zweier Viren - Jeder Virus wurde dann in der Dosis "1E12 vg/mouse (in 100 μl volume)" gegeben, also 10^12 (zehn hoch zwölf) vector genomes pro Maus - Dann wurde Doxycyclin für die Dauer der Studie abwechselnd eine Woche lang gegeben, dann wieder eine Woche nicht (on/off Zyklus). Was mit "by providing 2 mg/ml final concentration of doxycycline in drinking water" gemeint ist verstehe ich aber nicht genau
Was könnte das für den Menschen bedeuten?
Ob die Umrechnung von Maus-Dosen hier ähnlich funktioniert wie bei anderen Stoffen weiß ich nicht, da es sich um eine andere Einheit (vg) handelt. Beim Menschen scheint es auch Gefahren bei gewissen AAV-Vektor Dosierungen zu geben:
ZitatHigh-dose AAV gene therapy deaths
(...)the deaths of two patients receiving the higher dose (...). Both deaths were caused by progressive liver dysfunction followed by sepsis in patients who had pre-existing liver disease. (...)
Initial results were promising. Six patients who received a low dose (1 × 10^14 vector genomes (vg) per kilogram body weight), as well as one patient on the high dose (3 × 10^14 vg per kg), no longer needed ventilator support and could sit, stand or walk.
The high AT132 dose delivered in the phase 2 trial was the highest for any AAV-based gene therapy to date. None of the patients who received the lower doses had liver-related adverse events, despite underlying liver disease, suggesting that toxicity was related to the higher dose or the patients’ characteristics rather than to a systemic safety issue. In an editorial, gene therapy pioneer James Wilson and coauthor Terence R. Flotte noted that toxicity of AT132 mirrors that seen in a non-human primate model, in which AAV directly damaged liver cells.
Toxicities have also emerged with other high-dose (at least 2 × 10^14 vg per kg) AAV gene therapies, such as AveXis’s Zolgensma (onasemnogene abeparvovec) for spinal muscular atrophy, as well as Solid Biosciences’ SGT-001 and Pfizer’s PF-06939926, both in trials for Duchenne muscular dystrophy. In those studies, adverse events were not related to altered liver function; toxicity in Duchenne muscular dystrophy trials largely resulted from an immune response to AAV.