Zitat von Prometheus im Beitrag #249Woraus genau bestand die Low-AGE Ernährung?
Wasserstoff zeigt signifikante Schutzwirkungen gegen AGE-induzierte EC-Schädigung, möglicherweise durch Verringerung der ROS-Erzeugung, Schutz des intrazellulären antioxidativen Enzymsystems und Erhöhung des Bcl-2/Bax-Verhältnisses. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/23563626/
Vielleicht zieh ich es durch zu jedem Thema Wie Olaf mit HDO
Neues aus "meiner" alten Universität (Elite-Uni - das muss man auch mal sagen dürfen):
Immunisierungs-Effekte sind vererbbar
ZitatEpigenetisches Erbe prägt auch das Immunsystem: Durch diese „schnelle Form“ der genetischen Anpassung kann erworbene Widerstandskraft nach einer Infektion an Nachkommen weitergegeben werden, geht aus einer Studie an Mäusen hervor. Nachdem sie eine Pilzinfektion überwunden hatten, vererbten Männchen demnach über epigenetische Modifikationen ihrer Spermien-DNA eine verbesserte Immunantwort an die Folgegenerationen. Vermutlich lassen sich die Ergebnisse auch auf den Menschen übertragen, sagen die Forscher.
Zitat von bul im Beitrag #256Nachdem sie eine Pilzinfektion überwunden hatten
Habe ich immer falsch gemacht! Ich hatte danach die Pilzinfektion
Scheint wohl zu funktionieren. Wenn wir nur noch weichgespülte Menschen generieren, sind wir halt nicht robust aber vielleicht langlebig bei steriler Umwelt?
Wer schon einmal eine Grippe hatte, weiß, wie sehr das Denkvermögen im akuten Stadium leidet. Doch das Gehirn könnte auch lange nach einer Infektion noch beeinträchtigt sein. Darauf deutet eine Studie mit Mäusen der Technischen Universität (TU) Braunschweig hin, die heute im Fachmagazin Journal of Neuroscience veröffentlicht wird.
News: "Unser Körper erneuert sich kontinuierlich durch die Aktivität von Stammzellen. Diese sorgen für einen Nachschub an neuen Zellen in sämtlichen Organsystemen. Stammzellen vermehren sich ständig, die Tochterzellen reifen und werden beispielsweise zu Blutzellen, Knochenzellen und Hautzellen. Allerdings sinkt im Laufe der Jahrzehnte die Anzahl an Stammzellen in unserem Körper und die Fähigkeit, sich zu erneuern, lässt nach[...]Das Immungedächtnis gegen Erreger, denen ältere Personen in der Jugend begegnet sind, kann durchaus auch im Alter erhalten bleiben. Es ist eher die Fähigkeit betroffen, neue Erreger und Antigene zu erkennen. Die Erkennung von neuen Erregern steht aber nicht im Wettbewerb mit dem Gedächtnis. [...] Das Problem ist eher, dass zu wenige neue naive Zellen entstehen und nicht, dass das bereits erworbene Immungedächtnis ihnen den Platz wegnimmt." Luka Cicin-Sain: „Die Immunreaktion wird träge im Alter“ v. 29.09.2021
Kommtar: Aus meiner subjektiven Sicht ist der nächste Schritt damit klar. Da es anscheinend bereits Möglichkeiten gibt, Stammzellen im Rückenmark zu verjüngen und man Stammzellen schon für medizinische Zwecke züchtet, dann wäre es doch nur logisch, einige Stammzellen zu nehmen, zu verjüngen und anschließend neu einzusetzen, oder? Ich frage mich echt, wieso da noch keiner drauf gekommen ist.
News: "Fabian Theis: 'In Zukunft wollen wir Zellreferenzen genauso einfach nutzen, wie wir es heute mit Genomreferenzen tun. Mit anderen Worten: Wenn man einen Kuchen backt, möchte man nicht erst ein Rezept erfinden, stattdessen schlägt man einfach in einem Kochbuch nach. Mit scArches formalisieren und vereinfachen wir diesen Nachschlageprozess.'" 30.08. Künstliche Intelligenz hilft bei der Erkennung einzelner kranker Zellen.
Kommentar: Das ist das Problem der modernen Welt, wir ersaufen praktisch in nicht mehr zu bewältigenden Informationsfluten. Das menschliche Gehirn kann wohl noch Muster erkennen, aber dieses dann auch noch zu Bewusstsein zu bringen, ist eine echte Herausforderung. Eine künstliche Intelligenz hat da, ganz Fachidiot, keine Probleme. Ich denke, dass ist eine positive Entwicklung. Hab ich erst jetzt mitbekommen: https://idw-online.de/de/news773561
Ubiquitin: Hier erfährt man genaueres, jedoch nicht in Bezug auf Alterung, aber es gibt Beziehungen zu bestimmten Krankheitsbildern: https://de.wikipedia.org/wiki/Ubiquitin
Kommentar Prometheus: Die Probanden waren nach der Senolyse fitter - das ist ein gutes Resultat, viel wichtiger als irgendwelche Biomarker im Blut! Allerdings hat sich die Lungenfunktion nicht verbessert - offenbar bleibt die Fibrose bestehen, auch wenn die seneszenten Zellen eliminiert sind?
Zitat von Prometheus im Beitrag #261offenbar bleibt die Fibrose bestehen, auch wenn die seneszenten Zellen eliminiert sind?
Wäre denn das biochemisch zu erwarten? In meiner Vorstellung sitzen die seneszenten Fällen irgendwo im Gewebe, so viele sollen das auch garnicht sein. Kollagenfasern könnte man extrazellular durch Kollagenasen abbauen, aber das kann auch schiefgehen?
Zitat von Dr.Faust im Beitrag #262Wäre denn das biochemisch zu erwarten? In meiner Vorstellung sitzen die seneszenten Fällen irgendwo im Gewebe, so viele sollen das auch garnicht sein. Kollagenfasern könnte man extrazellular durch Kollagenasen abbauen, aber das kann auch schiefgehen?
Die seneszenten Fibroblasten produzieren übermäßig Kollagen, daher die Fibrose. Wenn die sensezenten Zellen eliminiert werden, bleibt das Kollagen wohl erst einmal da. Allerdings ist der Körper nicht statisch, eigentlich könnte sich bei fehlender Produktion die Fibrose im Laufe der Zeit zurückbilden, da ja auch die Aktivität der Matrix-Metalloproteasen nicht ganz bei Null liegt. Man müsste die Lungenfunktion also nicht nur direkt nach der Senolyse messen, sondern auch mit größerem zeitlichen Abstand - wenn die Hypothese korrekt ist, müsste sich im Verlauf auch die Lungenfunktion bessern.
P.S.: Zur Fibrose hatten wir uns auch schon allgemein Gedanken gemacht: Fibrose
Multiresistente Erreger: Antibiotika mit eingebautem Lockstoff für Immunzellen Gegen multiresistente Keime sind Antibiotika häufig unterlegen. Nun sollen sie die Fähigkeit erhalten, das Immunsystem zum Erreger hinzulotsen. https://www.spektrum.de/news/multiresist...rmieren/1940989
Zitat von Prometheus im Beitrag #263Wenn die sensezenten Zellen eliminiert werden, bleibt das Kollagen wohl erst einmal da. Allerdings ist der Körper nicht statisch, eigentlich könnte sich bei fehlender Produktion die Fibrose im Laufe der Zeit zurückbilden, da ja auch die Aktivität der Matrix-Metalloproteasen nicht ganz bei Null liegt.
Aber dagegen spricht doch eigentlich, dass auch Narben die sich kleine Kinder zuziehen für den Rest ihres Lebens bestehen bleiben. Im grunde ist eine Narbe ja eine starke fibrotisierung bzw. eine Fibrose wird ja auch Vernarbung genannt.
Sollte es wirklich mal dazu kommen, dass man frische Organe heran züchten kann, werden sicherlich die Narben von den Operationen weiterhin ein großes Problem darstellen. Chirurgische Eingriffe Allgemein
Abgesehen davon, dass Narkosen für das Gehirn nicht gut sind... Narkose
Zitat von Dr.Faust im Beitrag #260Ubiquitin: Hier erfährt man genaueres, jedoch nicht in Bezug auf Alterung, aber es gibt Beziehungen zu bestimmten Krankheitsbildern: https://de.wikipedia.org/wiki/Ubiquitin
Danke. Muss ich allerdings auch erst verstehen.
Zitat von Prometheus im Beitrag #263Die seneszenten Fibroblasten produzieren übermäßig Kollagen, daher die Fibrose. Wenn die sensezenten Zellen eliminiert werden, bleibt das Kollagen wohl erst einmal da. Allerdings ist der Körper nicht statisch, eigentlich könnte sich bei fehlender Produktion die Fibrose im Laufe der Zeit zurückbilden, da ja auch die Aktivität der Matrix-Metalloproteasen nicht ganz bei Null liegt.
Ist das nicht das Zeug, dass wir auch unter der Haut haben und das mit dem Alter abnimmt, @Prometheus ?
"Es klingt nach Science-Fiction: Forscher haben Mikroalgen genutzt, um die Gehirnzellen eines Wirbeltiers mittels Photosynthese mit Sauerstoff zu versorgen. Die in den Blutkreislauf gespritzten Cyanobakterien und Grünalgen verteilten sich bis in die Hirngefäße von Froschlarven und begannen dort bei Beleuchtung, photosynthetisch Sauerstoff zu produzieren. Die Neuronen nahmen diesen auf und blieben dadurch aktiv. Diese künstliche Symbiose könnte ganz neue Möglichkeiten für die Medizin eröffnen." Mikroalgen als grüne Lunge für Gehirn und Gewebe (Datum: 15. Oktober 2021, von Podbregar)
Kommentar: Spannende Entwicklung. Vielleicht stehen wir hier vor einem Durchbruch in eine bisher ungeahnte Richtung, aber bis das irgendwie Umsetzbar wird, dauert es gut und gerne Jahrhunderte.
Für mich ein Zeichen des Wachstums. Es wird immer weiter wachsen, wir werden in den nächsten Jahren noch mehr solche Durchbrüche haben.
"Der Bonner Virologe Hendrik Streeck sieht Überschneidungen zwischen Kunst und Medizin. 'Es gibt viele Mediziner, die musikalisch sind und in einem Orchester spielen', sagte der 44-Jährige der Deutschen Presse-Agentur.[...]Der Direktor des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Bonn hat ein Buch über das menschliche Immunsystem geschrieben, das am Donnerstag (28. Oktober) erschien." Streeck: Bei Kunst und Medizin gibt es Überschneidungen (28. Oktober 2021)
Kommentar: Die Behauptung mag Symapthiepunkte einbringen, denn wer mag schon keine Kunst und wer liebt wirklich die "Gerätemedizin", die den Menschen nur als biochemischen Apparat betrachtet? Zumindest in der Wiedergabe auf "Zeit Online" ist die Aussage sehr dürftig. In der Kunst geht es ja auch um ein bisschen mehr als "Einfühlen". Ein talentierter Künstler braucht gewisse Fertigkeiten, die durch Talent und Übung erlangt werden.
Evolution Mensch übernahm zahlreiche Gene von Bakterien Menschen bekommen ihre Gene nicht nur von ihren Vorfahren. Eine Studie liefert jetzt Hinweise darauf, dass Homo sapiens im Verlauf der Evolution mehr als hundert Gene von Bakterien übernommen hat. Viele davon erfüllen wichtige Funktionen.
ZitatDer Mensch hat im Lauf der Evolution vermutlich weit mehr als 100 Gene von Mikroorganismen übernommen. Eine britische Studie deutet darauf hin, dass rund 150 Erbanlagen durch sogenannten horizontalen Gentransfer in das Genom des Menschen gelangten. Diese Form des Genaustauschs wird nicht von einer Generation zur nächsten weitergegeben, sondern zwischen verschiedenen Arten.
Horizontaler Gentransfer (HGT) ist für Mikroorganismen und wirbellose Tiere gut belegt. Unter Bakterien verbreiten sich auf diesem Weg etwa Resistenzen gegen Antibiotika. Wolbachia-Bakterien schleusen sogar ihr gesamtes Genom in die Fruchtfliege Drosophila ananassae - auch wenn sie später nur einige der Gene Funktionen übernehmen.
Bei Wirbeltieren sind solche Fälle bislang nur vereinzelt bekannt. Aufsehen erregte im Jahr 2001 eine Studie zum Humangenom, derzufolge 113 Gene von Bakterien auf Homo sapiens übergingen. Doch dieses Resultat war bislang umstritten.
Die meisten Gene stammen von Bakterien Die britischen Forscher griffen das Thema erneut auf - konnten nun aber auf weit umfangreichere Genom-Datenbanken zurückgreifen. Sie verglichen die Genome von zwölf Fruchtfliegenarten, vier verschiedenen Fadenwürmern und zehn Primatenspezies, darunter der Schimpanse und der moderne Mensch. Dabei verglichen sie deren Gene mit Erbanlagen von Mikroorganismen.
Beim Menschen fanden sie bis zu 145 solcher transferierten Gene. Viele davon haben wichtige Funktionen: Manche sind am Fettstoffwechsel beteiligt, andere an Immunreaktionen. Offenbar boten diese Anlagen den Empfängern Vorteile. Die meisten Gene stammen von Bakterien und anderen Kleinstlebewesen, sogenannten Protisten, manche auch von Pilzen. Auf die Mechanismen der Übertragung gehen die Forscher nicht ein. Möglicherweise könnten Viren dazu beigetragen haben.
Zitat"Dies ist die erste Studie, die zeigt, dass horizontaler Gentransfer bei Tieren und Menschen weit verbreitet ist und Dutzende oder Hunderte aktiver Gene entstehen lässt", wird Erstautor Alastair Crisp in einer Mitteilung der Universität zitiert. "Überraschenderweise ist der horizontale Gentransfer keineswegs selten, und es scheint, als habe er zur Evolution vieler, möglicherweise sogar aller Tiere beigetragen. Das heißt, dass wir unsere Vorstellung von Evolution überdenken müssen."
"Das ist eine spannende und plausible Studie", sagt Axel Meyer von der Universität Konstanz, der nicht an der Untersuchung beteiligt war. "Das Ergebnis ist sehr wichtig und wird sicher viel Aufmerksamkeit erregen. Aber es bleiben viele Fragen offen, etwa zum Mechanismus des Gentransfers."
Horizontaler Gentransfer: Stark durch Genspende Nicht nur durch Sex lässt sich das eigenen Genom auffrischen. Immer mehr Studien deuten darauf hin, dass viele Gene von Einzellern stammen, auch bei Menschen. https://www.spektrum.de/news/stark-durch-genspende/1379856
Molekularbiologie: Gene springen über Artgrenzen hinweg Beim »horizontalen Gentransfer« tauschen Individuen ihr Erbgut untereinander aus, ohne sich dabei fortzupflanzen. Das Phänomen ist von Mikroorganismen bekannt, doch immer mehr Studien belegen: Es tritt auch bei Wirbeltieren auf, und zwar überraschend oft. https://www.spektrum.de/magazin/gene-spr...-hinweg/1932022
Drug-like molecule points to novel strategies for cancer therapy Medical researchers have now developed a new drug-like molecule that can counteract the effects of mutated epigenetic regulators, which are known to drive certain types of cancer including lymphoma. A decade ago, genome sequencing revealed a big surprise: about 50 percent of human cancers are linked to mutations in what are known as epigenetic regulators, which control the activity of genes. A decade ago, genome sequencing revealed a big surprise: about 50 percent of human cancers are linked to mutations in what are known as epigenetic regulators, which control the activity of genes. https://www.sciencedaily.com/releases/20...11029103124.htm https://www.news-medical.net/news/202110...ve-cancers.aspx
Fastfood-Kost des Vaters wirkt auf den Nachwuchs Ernährung vor der Zeugung hinterlässt Spuren in den Spermien und beim Kind Versteckte Spätfolge: Isst der Vater eines Kindes vor der Zeugung viel Fastfood, kann das die spätere Gesundheit des Nachwuchses beinträchtigen. Das legen nun Studien mit Ratten nahe. Demnach verursacht die ungesunde Ernährungsweise Veränderungen am Erbgut der Spermien – und diese werden an das Kind weitergegeben. Das bedeutet: Schon lange vor Geburt eines Kindes prägen die Eltern dessen spätere Gesundheit – auch durch ihre Ernährung.
ZitatDie entscheidenden Weichen für die Gesundheit eines Menschen werden nicht erst ab seiner Geburt gestellt. Mehr und mehr zeigt sich, dass schon Einflüsse im Mutterleib eine wichtige Rolle spielen. So kann eine Belastung der Mutter mit Abgasen, Weichmachern und andern Umweltgiften beim Kind später Verhaltensauffälligkeiten, Übergewicht und Asthma fördern. Doch auch der Vater hat offenbar einen Anteil an dieser „fetalen Programmierung“, wie inzwischen erste Studien belegen.
Fastfood beim Vater – Stoffwechselstörungen beim Kind Dass sich sogar die Ernährung des Vaters vor der Zeugung auf die spätere Gesundheit des Nachwuchses auswirkt, haben nun Berthold Hocher von der Universität Potsdam und sein Team festgestellt. Für ihre Studie hatten sie Rattenmännchen mit einer fett-, zucker- und salzreichen Kost gefüttert – dem Äquivalent einer Fastfood-lastigen Ernährung bei einem Menschen. Nach Zeugung und Geburt des Nachwuchses untersuchten sie, ob dies in Stoffwechsel und Organen bei den Rattenjungen Spuren hinterlassen hatte.
Das Ergebnis: Der Nachwuchs der Fastfood-Väter war im Schnitt größer und schwerer als der der normal ernährten Rattenmännchen. Zudem wiesen die Rattenjungen Veränderungen der Leber und der Bauchspeicheldrüse auf, die auf einen veränderten Zucker- und Fettstoffwechsel hindeuteten, wie die Forscher berichten. Die weiblichen Jungtiere entwickelten später eine gestörte Glucosetoleranz – und damit eine Vorstufe des Diabetes.
Umweltgifte wirken noch bei den Urenkeln nach Forscher haben Ratten einmalig einem Gift ausgesetzt. Noch Generationen später zeigten sich Auswirkungen bei den Nachkommen. Besonders tückisch: Die Vererbung funktioniert nicht direkt über die Gene.
ZitatWaren Vorfahren einer Belastung durch einen Umweltschadstoff ausgesetzt, kann dies noch Generationen später die Stresstoleranz, den Stoffwechsel und das Verhalten der Nachkommen prägen. Das haben US-amerikanische Forscher bei Versuchen mit Ratten herausgefunden. Über ihre Ergebnisse berichten sie im Fachmagazin "Proceedings of the National Academy of Sciences".
Die Wissenschaftler hatten schwangere Weibchen einmalig einem giftigen Pilzbekämpfungsmittel ausgesetzt, dann aber diese Tiere und ihre Nachkommen in schadstofffreier Umgebung gehalten. Die Nachkommen dieser Ratten reagierten noch nach drei Generationen sensibler auf Stress und hatten ein höheres Körpergewicht als Ratten mit unbelasteten Vorfahren. Die Aktivität zahlreicher Gene im Gehirn sei bei diesen Ratten ebenfalls verändert gewesen, schreiben die Forscher.
Weitervererbt werden die Effekte des Umweltgifts nicht über Genveränderungen. Stattdessen beeinflusst das Fungizid Anlagerungen am Erbgut, die das Ablesen bestimmter Gene blockieren. Inwieweit auch solche sogenannten epigenetischen Veränderungen an Nachkommen vererbt werden können, war lange Zeit unklar.
Gene oder Erfahrung "Wir haben bisher nicht gewusst, dass die Umweltbelastung der Vorfahren auch das Stressverhalten quasi programmieren kann", sagt Studienleiter Michael Skinner von der University of Texas in Austin. Die neue Erkenntnis bedeute nichts weniger, als dass ein Kontakt der Urgroßmutter mit einem Umweltgift ausreiche, um unter Umständen noch die Gehirnentwicklung des Urenkels dauerhaft zu verändern. Das Prinzip gleiche damit einem "Zwei-Treffer"-Modell, sagen die Forscher: Der erste Treffer, der schon vor Generationen erfolgt sein könne, bestimmt, wie stark sich der zweite Treffer – der individuelle Stress – auswirke. "Wie gut jemand mit anderen Menschen umgehen kann und wie er auf Stress reagiert, kann daher genauso auf das epigenetische Erbe der Vorfahren zurückgehen wie auf die individuellen Erfahrungen in der Kindheit", sagt Skinner. Nach Ansicht der Forscher könnte diese Erkenntnis möglicherweise auch erklären, warum sich heute bestimmte psychische Störungen wie Autismus häufen und warum manche Menschen anfälliger für posttraumatische Stresserkrankungen sind als andere: "Wir sind nun die dritte Generation seit dem Beginn der chemischen Industrialisierung, seitdem sind die Menschen mit solchen chemischen Umweltgiften in Kontakt gekommen", meint David Crews, Erstautor der Studie von der University of Texas. Die Tierexperimente zeigten nun, welche Auswirkungen dies haben könne.
Pflanzenschutzmittel aus dem Weinanbau Für ihre Studie hatten die Forscher schwangere Rattenweibchen kurzzeitig dem Fungizid Vinclozolin ausgesetzt. Dieses Pflanzenschutzmittel wurde auch in Deutschland knapp 20 Jahre lang im Weinbau, Obstbau und bei Raps gegen Pilzkrankheiten der Pflanzen eingesetzt. Weil das Mittel den Hormonhaushalt beeinflusst, wurde es 2001 verboten.
Die Urenkel dieser Rattenweibchen wurden, gemeinsam mit gleichaltrigen Nachkommen nicht belasteter Weibchen, jeweils paarweise in Käfigen gehalten und verschiedenen Tests unterzogen. Die Forscher prüften unter anderem, wie ängstlich sich die Ratten unter Stress verhielten und wie stark sie an ihnen unbekannten Artgenossen interessiert waren.
Außerdem untersuchten sie den Hormonhaushalt der Tiere und die Aktivität zahlreicher Gene im Gehirn. Die Nachkommen der chemisch belasteten Weibchen unterschieden sich sowohl im Verhalten, als auch im Hormonhaushalt und der Genaktivität von den Kontrolltieren.